Kapitel 8
Am nächsten Morgen, als ich mich fertig mache, ändere ich weder etwas an meiner Schminke, noch etwas an meiner Kleidung. Wir fahren nur nach der Schule zum Alexanderplatz. Vielleicht sogar einfach als Freunde.
Stattdessen packe ich keine Bücher in meine Tasche ein und frage Papa nach 10€. Ich möchte nicht, dass Andrew mir alles kauft, und mein eigenes Geld will ich auch nicht ausgeben.
Als ich die Klasse betrete - heute mal rechtzeitig -, umarme ich einige Leute zur Begrüßung und sage Hallo unserem besten Lehrer. Der Geschichtslehrer ist jung, gechillt und versteht, was Spaß ist. Er sagt nichts, wenn man mal zu spät kommt, und ich hätte eigentlich länger schlafen können. Aber Geschichte mit ihm macht Spaß.
Ich setze mich an meinen Platz am Fenster, neben Emily und sie grinst mich an.
“Naaaa?“
Ich sehe sie genervt an. “Was schon wieder?“
“Bereit für das Date?“
“Halt die Klappe.“, lache ich. “Ich hab mir grad erst eingeredet, dass wir nur als Freunde ausgehen.“
Sie holt ihre Sachen aus der Tasche.
“Ja, und dann küsst ihr euch als Freunde und habt vielleicht Sex als Freunde. Dann heiratet ihr als Freunde und bekommt auch rein aus Freundschaft ein paar Kinder.“, redet sie dabei, verärgert und amüsiert zugleich.
Ich stocke und sehe sie an. “Was quatscht du?!“, Ich senke meine Stimme, damit sie allein meine Worte mitbekommt. “Es ist nur eine Wette. Nach der Klassenfahrt werde ich Schluss mit Andrew machen.“
Em sieht mich eine Weile an und nickt dann. “Kapiert.“
Ich werde mich nicht in Andrew verlieben, das geht einfach nicht. Ich kann einfach nicht lieben. Vielleicht bin ich auch nur zu jung.
Als ich aus dem Kunstraum trete, lehnt Andrew bereits an der Wand. Es hat noch nicht geklingelt - hat er etwa die Stunde geschwänzt?
“Hey.“, lächle ich ihn an.
“Hey.“, grinst er zurück.
Ich habe ihn heute schon in den Hofpausen gesehen und an seinem Aussehen hat sich nichts verändert. Genauso wie ich hat er unser “Date“ nicht wirklich ernst genommen. Aber ist auch klar, dass er mir gegenüber misstrauisch ist, ich bin schließlich zwei Monate lang vor ihm weggelaufen.
Wir gehen nebeneinander den Gang entlang. Ich bemerke einige zweideutige Blicke meiner Klassenfreunde. Vor allem Jungs. Denkt ruhig, dass zwischen uns was läuft, mir egal.
“Und, wie war so dein Tag?“, fragt Andrew.
“Chaotisch. Ein Mädchen hat in ihrer LEK ne 5 bekommen und hat die ganze Zeit deswegen geheult. Da ich sie eigentlich ganz gut leiden kann, war ich dann bei ihr, obwohl sie mich so ziemlich gestresst hat. Hätte sie doch lernen sollen - selber schuld.“ Ich seufze. “Sorry, das regt mich nur auf.“
“Dass du von lernen sprichst.“, lacht der Engländer. “Ich hab von deinen perfekten Noten gehört, Lisa.“
Es waren ja nur drei Fünfen und zwei Sechsen in Französisch. Ich hasse diese Sprache. Warum muss man überhaupt noch eine Sprache außer Englisch lernen?
Ich grinse. “Ich war davor auf einer Sekundarschule - ich darf. Und wie war dein Tag?“
“Wir haben zwei Arbeiten zurück gekriegt. Hab beide Male ne Eins.“ Nun grinst er.
Ich verdrehe aus gespielter Genervtheit die Augen. “Angeberischer Streber.“
Er zuckt die Schultern. “Jetzt wissen wir zumindest unseren Stand.“
“Nötigste Information ever.“, schnaube ich amüsiert.
Wir steigen die Treppe runter und einige kleine Jungs laufen an uns vorbei laut schreiend hoch.
“Wenn ihr noch lauter seid, hört man euch auf dem Mond!“, rufe ich ihnen hinterher.
Andrew lacht darüber, wie ich mich aufrege, und ich muss ihm einmal auf den Arm schlagen.
“Jetzt werd ich dich aber ganz bestimmt Drew nennen.“, künde ich verdutzt an.
Außerdem, wenn er schon meinen Namen kürzt, dann darf ich es auch. Analisa-Regel Nr.1.
“Mach doch.“, entgegnet er gleichgültig.
Schade, ich habe auf Einspruch gezählt. Na egal, besser für mich.
“Du warst also auf einer Sekundarschule.“, erinnert sich Andrew. “Warum hast du hierher gewechselt?“
Wir gehen langsam durch die Straßen zur U-Bahn. Theoretisch hätten wir auch mit dem Bus fahren können, aber erstens ist er wohl schon weggefahren, da niemand an der Haltestelle steht, und zweitens ist es heute sonnig - aber nicht mehr so warm -. Ich erzähle Drew die Kurzfassung von meinem Umzug und frage ihn nach seinem.
Er seufzt. “Meine Eltern haben sich schon immer gestritten und diesen Sommer kam es dann 'endlich' zum Gericht und sie haben sich getrennt. Leo und ich durften entscheiden, bei wem wir bleiben wollen, also blieben wir bei unserer Mom, die nach Berlin umzog.“
Deshalb sah er nicht unbedingt glücklich aus in der ersten Woche. Wenn meine Eltern sich scheiden würden, würde ich sie umbringen.
“Oh... Das tut mir leid für dich.“, meine ich mit echtem Mitleid.
Andrew winkt ab. “Wie gesagt, es ging schon seit Jahren bergab.“ Er lächelt. “Huch, es tut ja gut, jemandem alles zu erzählen.“
Ich lache leicht. “Das freut mich. Hast du dir schon ausgedacht, was wir beim Alex machen?“
Er zuckt die Schultern. “Nein? Ich schätze, du hast nichts gegen Pizza und Cola?“
“Dagegen kann man nichts haben.“, lächle ich.
Also fahren wir in einer überfüllten Bahn zum Alexanderplatz.
“Sieh mal den Typen an.“, raunt mir Andrew zu und deutet mit einem Nicken hinter mich. “Der hat ja ne Bürste auf dem Kopf.“
Ich lache über diese Bemerkung und sage: “Und du ja nicht!“
“Die Mädchen können ihre Haare als Waschlappen benutzen, also sei leise.“, entgegnet er grinsend.
Die ganze Fahrt lang lachen wir Leute um uns herum aus und suchen uns dann beim Alex eine kleine Pizzeria.
“Ich werde den ersten Tag in unserer Schule nie vergessen können.“, schmunzelt Drew.
“Die Schülerzeitung wohl auch nicht.“, kichere ich. “Wir müssen uns jetzt am liebsten absprechen, weil ich so einige Jungspullis und -Shirts hab.“
“Alles klar. Wie kam es überhaupt dazu, dass man das bemerkt hat?“, fragt Andrew.
“Ich saß mit Emily in der Cafe“, fange ich zögerlich an und sehe ihn entschuldigend an. “und hab wohl geträumt... Und du warst am Tisch vor uns... Und Em erkannte halt unsere Pullis. Ehm ja.“
Drew lacht. “Verrückter geht's nicht.“
Ich trinke einen Schluck von meiner Cola und schüttle den Kopf.
“Glaub mir, verrückter geht's. Das Mädchen ist völlig durchgeknallt.“
Ein Kellner kommt an unseren Tisch und bringt uns unsere Pizzen - für mich eine Margarita, für Andrew mit Salami. Wir bedanken uns und fangen an zu essen.
Drew lacht auf einmal leise und ich sehe ihn fragend an. Lachflash?
“Ich hab nur ein wenig überlegt.“, erklärt er. “Wir kannten uns nicht mal, waren aber bereits ein Paar. Also ich find's lustig.“
“Also ich find's peinlich.“, entgegne ich kopfschüttelnd.
Wenn es da meine Absicht gewesen wäre, eine Beziehung zu starten, dann könnten die Schule und die Schülerzeitung von mir aus davon sprechen. So aber ist es mir ernsthaft peinlich.
Andrew verzieht ungläubig das Gesicht. “Du willst nur nicht zugeben, dass dir so was wirklich Spaß macht.“
“Ja und du kannst keine richtige Beziehung führen.“, kontere ich.
“Wetten?!“, erwidert er und hält die rechte Hand über den Tisch.
Noch eine Wette und wieder aus demselben Grund? Nein, danke, ich verzichte!
Ich winke seine Hand ab. “Nee, bei dieser Wette mach ich nicht mit. Iss deine Pizza.“
“Gleich wirst DU sie essen.“, meint er und nimmt ein Stück. “Mund auf.“
Lachend drücke ich gegen seine Hand, bis Andrew mit Absicht nachgibt und unbeabsichtigt die Pizza ins Gesicht bekommt, wodurch wir uns beide einfach nur totlachen.
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Sorry, dass einige Tage nichts mehr kam. Ich hab mich selbst in eine Falle gebracht und kam einfach nicht voran mit dem Kapi.
Gefällt euch die - ich sag jetzt mal - gechillte Beziehung zwischen Analisa und Andrew?
Verbesserungsvorschläge?
Ly, Once
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