Kapitel 5
Es dauert eine ganze Dreiviertelstunde, bis wir bei Ludwig ankommen. Felix steht dreimal dem Versuch nahe, uns einfach aus dem Auto zu schmeißen.
“Ich habe dich nicht DAFÜR bezahlt.“, wirft Emily lachend ein.
“Du hast mich gar nicht bezahlt!“, entgegnet ihr Cousin dann genervt.
Die beiden erinnern mich an meine Brüder und mich. Und genau das mach so ziemlichen Spaß, ihnen zuzuhören.
Ludwigs Haus - Oh nein, Haus wäre eine Untertreibung. Ludwigs Villa ist zwar zweistöckig, aber fast doppelt so groß wie mein Haus. Hallo? Ist das überhaupt normal?! Von dem Garten sieht man nur wenig, doch die Musik und das Gemurmel - ja eigentlich Geschrei der Leute ist unüberhörbar.
“Wie oft kommt die Polizei her?“, frage ich, während wir uns der Tür nähern.
“Mittlerweile nicht mehr so oft.“, lacht Em.
“Rate mal, wer das letzte Mal vom Revier abgeholt werden musste.“, sagt Felix.
“Halt den Mund!“ Emily schlägt ihren Cousin in die Rippen. “Du bist einfach neidisch, weil dich deine Eltern mit zu ihren Freunden gezwungen haben.“
“Kein Zickenkrieg hier, ja!“, greife ich ein.
Felix greift nach der Klinke und öffnet die Tür.
“Nach euch.“, sagt er und lässt mich in das stickige Haus eintreten. “Oder auch nicht.“, fügt er dann lachend hinzu und überholt Emily.
“Ich werd dir das Gleiche beim Eintreten in den Himmel sagen.“, erwidert diese. “Und dann die Tür vor deiner Nase zuknallen.“
“Merk ich mir!“, ruft der Junge und taucht in der Menge unter, die ihn schon von da und dort begrüßt.
Emily schnaubt, schnappt sich mein Handgelenk und zieht mich eilig hinaus in den Garten. Dabei erklingen unsere Namen so ziemlich oft. Meine Güte, eine Woche und die ganze Schule kennt mich schon. Danke, Emily!
Draußen an der Veranda finden wir Ludwig, Elias und noch weitere Jungs, die ich durch meinen Bruder kennengelernt hab. Sie lehnen an dem Haus und dem Geländer, prosten sich die Bierflaschen zu und lachen über etwas. Ludwig bemerkt uns als erster, doch ich lege den Zeigefinger an die Lippen und er tut so, als wären wir nicht da. Em stellt sich an die Seite und guckt zu, wie ich von hinten an Elias trete und einen Arm um seine Schultern lege.
“Na, ein bisschen Gesellschaft nötig?“, frage ich in dem charmantesten Ton.
“Vielleicht...“, antwortet er grinsend.
Er dreht den Kopf zu mir um und da kommt der Moment, wo er mich endlich erkennt.
“Lisa!“, stößt er aus und schubst mich von sich weg.
Seine Freunde, Emily und ich verfallen ins Gelächter.
“Woher, verdammt nochmal, weißt du von der Party?“
“Em weiß alles.“, grinse ich zufrieden.
“Wo finden wir Alk?“, fragt diese in der gleichen Sekunde, was noch mehr Lachen verursacht.
Ludwig zeigt einfach nach vorne und schon werde ich weitergezogen. Wir kriegen von irgendeinem Typen je eine Flasche in die Hand gedrückt und der erste Alkohol breitet sich bereits in meinem Körper aus.
Emily stupst mich mit der Hüfte an und grinst. “Sieh mal, wer da kommt.“
Ich blicke zum Haus und sehe, wie Andrew gerade die Veranda betritt.
Ich verdrehe die Augen.
“Du hast es gewusst, wahr?“
“Und du ja nicht!“, lacht sie.
“Warum willst du mich ausgerechnet mit ihm verkuppeln?“, frage ich.
Sie zuckt lächelnd die Achseln. “Weil es grad so schön passt. Und jetzt verzeih, du hast deine Unterhaltung, ich geh mir meine eigene suchen.“
“Emily -!“, will ich ihr zurufen, aber sie ist schon über alle Berge.
So ein Scheiß...
Andrew erkennt mich und lacht. Er geht gezielt auf mich zu und verschränkt dann die Arme, sobald er vor mir stehen bleibt.
“Wieder du.“, meint er, ohne auch nur den kleinsten Akzent.
“Wieder du.“, seufze ich leise.
“Weißt du, dass ich wegen dir in der ganzen Schule bekannt bin?“
“Denkst du, MIR gefällt die ganze Aufmerksamkeit?“
Wir müssen schreien, um uns gegenseitig überhaupt zu hören, ohne den Abstand verringern zu müssen.
“Ja, glaube ich.“, lacht er.
“Dann verdienst du die Aufmerksamkeit auch.“, entgegne ich.
Ich drücke ihm beim Vorbeigehen meine leere Bierflasche zu und quetsche mich durch die Menge zur Veranda durch.
Denk nicht mal dran, Em, den Gefallen tu ich dir nicht.
“Oh, Analisa ist zurück.“, meint einer von Elias' Freunden.
Er nimmt eine offene Flasche vom Geländer und reicht sie mir.
“Mir gefällt der Typi auch nicht so.“, meint mein Bruder, ohne dass ich den Grund für mein Entfliehen nennen muss.
Beobachtet hat er mich also. War klar, Beschützerinstinkte.
“Em will mich mit ihm verkuppeln.“, erzähle ich und setze die Flasche an den Mund.
Die Jungsrunde lacht.
“Was denn?“, frage ich.
“Mit der eigenen Liebe hat Em kein Glück.“, erklärt Ludwig. “Doch für andere Paare hat sie ein scharfes Auge. Welche Leute auch immer sie verkuppelt, die kommen am Ende immer zusammen. Merk's dir, Lisa.“
Elias schubst ihn an und beiden fallen beinahe ihre Flaschen aus den Händen.
“Alter!“, ruft der Blonde aufgeregt.
“Laber keinen Unsinn, du besoffenes Etwas.“, entgegnet mein Bruder.
“Das ist mein Ernst, du kannst die ganze Schule fragen.“
“Ja, ja.“ brummt mein Bruder nur und wendet sich mir zu. “Guck mal, ich seh deine Freundin da hinten am Pool. Geh sie nerven.“
Auch unter Protestrufen dreht er mich um und schiebt mich von der Veranda runter.
“Ja danke auch.“, murmle ich, als ich mich wieder durch die Menge drängeln muss.
“Hey, Lisa!“, ruft mir jemand hinterher.
Jemand...
Ich drehe mich genervt nach rechts und begegne grünen Augen.
“Was willst du denn wieder, Andrew?“
“Tanzlaune?“, fragt er mit charmantem Lächeln.
Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. Ich trete an ihn heran und lege elegant die Hand auf seine Schulter. Sein Blick folgt der Bewegung, bleibt jedoch an meinen Augen hängen. Gut so.
“Nicht mit dir.“, lächle ich zurück und gehe weiter.
2:0 für mich. Keine Chance, Andrew, wir kennen uns nicht mal richtig.
Ich laufe auf den Pool zu, in dessen Nähe tatsächlich Emily in ihrem roten Kleid steht und mit einigen Mädels quatscht. So so, und ich muss in der Jungsgesellschaft verrecken.
“Du gibst dem armen Andrew ja nicht mal eine Chance, sich an dich ranzumachen.“, meint sie, sobald sie mich bemerkt.
“Er ist nicht von den Dummen.“, sagt eine schlanke Schwarze.
“Wenn er mich zumindest eines Blickes würdigen würde...“, seufzt die Zweite, deren schulterlanges Haar blau gefärbt und die kleiner als ich ist.
Ich habe die beiden schon oftmals in der Schule gesehen und schätze, dass sie die alten Freundinnen von Em aus der Elften sind.
“Wollen wir tauschen? Ist für mich zu viel Aufmerksamkeit.“, lache ich.
“Ich bin Nelly.“, stellt sich die Blauhaarige vor.
“Changie.“, lächelt die Schwarze.
“Lisa.“
Wir vier prosten auf unsere Bekanntmachung.
Sobald ungefähr die Hälfte der Gäste geht, und das passiert nach elf, wird Poolzeit angesagt. Ludwig schaltet die Lichter im Pool an und kündet ein Kleidung-Verbot an. Das bedeutet so viel wie: wer sich nicht auszieht, ist entlassen. Natürlich bleibt Andrew. Und natürlich hat mich Emily nicht vorgewarnt, ein Bikini anzuziehen. Aber! Ich war schlauer, he he. Elias war zu Hause in seiner Badeshorts rumgelatscht, nachdem er meinte, Ludwig und er würden an den See fahren. Ja klar, mein Bruder und See. Wenn ich nicht lache!
Jedenfalls war ich so gut wie gewarnt und habe mich selbst um die passende “Unterwäsche“ gesorgt. Aber ich brauch dringend einen neuen Bikini, sonst droht Gefahr!
Als ich sorgenlos mein Kleid ausziehe, ist Em sichtbar enttäuscht.
“Na, überrascht?“, frage ich lachend.
“Ja.“, gibt sie zu.
Sie nimmt mir die halbvolle Flasche aus der Hand, deren Inhalt ich eigentlich auszutrinken vorhabe, und ein breites Grinsen strahlt mir entgegen.
Ich sehe sie misstrauisch an. “Was hast du vor?“
Sie stellt die Flasche auf dem Gras ab und kommt auf mich zu. Boah, ihr Bauch ist flacher als mein. Ich muss mehr Sport treiben.
Dann fasst sie mich an den Schultern.
“Denk daran: ich hab dich lieb.“, meint sie mit einem theatralisch ernsten Ton.
Ein Stoß und schon fliege ich mit dem Rücken voran auf das Wasser zu. Im letzten Moment schnappe ich Emilys Handgelenk und zusammen tauchen wir unter. Mit schallendem Gelächter kommen wir wieder an die Oberfläche.
“Arschbombe!!!“, brüllt Elias.
Er läuft auf den Pool zu und mindestens ein dutzend Jungs - unterdessen Ludwig, Felix und selbstverständlich auch Andrew - folgen ihm von allen Seiten.
Em und ich ziehen die Köpfe ein und krallen uns ans Beckenrand fest, Leute auf dem Rasen treten eilig zurück und eine riesige Welle erhebt sich, als alle im Wasser landen.
“Ich bring dich um!“, schreie ich meinen Bruder lachend an.
“Ach wirklich?“, entgegnet er hochnäsig und grinst mich an.
Mit einem schiefen Lächeln zucke ich die Augenbrauen.
“Alle her hören!“, rufe ich. “Wer als erster meinen Bruder umbringt, kriegt 20€!!“
“One minute!“, erwidert jemand lachend und einige Leute stürzen sich auf Elias.
Manchmal ist es auch hilfreich, wenn dich die ganze Schule kennt, hahah.
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Ich hoffe, euch hat's Spaß gemacht. Ich hatte jedenfalls meinen beim Schreiben.
Es ist fünfzehn vor eins, ich muss morgen um sechs aufstehen und zur wieder zur Schule gehen *heul heul*
Und erste Doppelstunde ist Französisch! Rettet mich!
Morgen kommt wahrscheinlich noch kein neues Kapitel, aber mal gucken... Vielleicht werd ich mich doch zu sehr langweilen. Nachts.
Träumt gut,
Eure Once
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