Kapitel 27
Die erste Hälfte Sonntags verbringe ich damit, mit meinen Stuttgarter Freunden durch Berlin zu laufen. Wenn sie schon hier sind, kann ich ihnen ja auch die Stadt zeigen. Ich hatte sowohl Emily als auch Drew vorgeschlagen mitzukommen, doch die hatten abgelehnt. Angeblich würden sie stören. Wenn man bereits zehn Leute um den Hals hat, könnte man dem sogar zustimmen. Aber zwei Freunde mehr - zwei weniger: Was ändert das schon?
Um vier bringe ich meine Freunde zum Zoo, wo wir noch eine Weile auf ihren Bus warten. Als dann der Abschied kommt, bin ich völlig aufgelöst und nicht bereit, sie fahren zu lassen. Ich nehme mir sogar vor, mir in den Sommerferien Em und Drew zu schnappen und selbst nach Stuttgart zu fahren.
Als ich dann nach Hause komme, sind meine Eltern und Brüder bereits am Essen. Sie fragen mich danach aus, wie die Party war und wie die Vereinigung von meinen alten und meinen neuen Freunden verlaufen ist. Ziemlich erfolgreich., denke ich mir nur, muss ihnen aber viel mehr erzählen. Den Teil mit den Tänzen auf dem Dach um drei Uhr in der Nacht lasse ich weg. Nur Elias grinst mich vielsagend an. Ja, er hat daran teilgenommen. Aber er war auch ziemlich betrunken, also kein Wunder. Wenn er genug trinkt, ist nichts mehr von dem zurückhaltenden Kerl, der er sonst ist, zu sehen. Das erste Mal hatte es mich überrascht - inzwischen aber nicht mehr. Wobei ich früher jedoch nicht auf so viele Partys eingeladen wurde...
In der ganzen Aufregung vergesse ich selbstverständlich, dass ich mit Emily über die Wette sprechen wollte, obwohl eigentlich noch genug Zeit dafür wäre. Dafür bekomme ich die gestern gemachten Fotos und Videos und schicke selbst welche ab. Sie sorgen ebenfalls für Ablenkung von meinem Vorhaben. Spät in der Nacht lege ich mich schließlich völlig ausgelaugt und übermüdet ins Bett. Gute Nacht.
Der nächste Morgen fängt um acht mit meinem heißgeliebten Klingelton an. Wobei ich sagen muss, dass es eine kleine Veränderung gibt. Anstatt allein Emilys Stimme, singt jetzt auch noch Maleenas Stimme dieses blöde "Wake up in the early morning. Wake up." ich überlege mir, Em zu töten, bevor ich den Anruf annehme.
"Beinahe hab ich Ohrenkrebs bekommen.", melde ich mich schlaftrunken.
"Immer gern.", lacht Emily. "War eine gute Idee, Leena hinzuzufügen, nicht?"
"Machst du Witze? Ihr singt wie zwei alte Hühner."
Ich schalte Ems Lachen auf laut, da ich keine Lust verspüre, das Handy mit der Hand ans Ohr zu drücken.
"Ich sehe, du magst Leena, was?", bemerke ich dann.
"Jaa, ziemlich. Wir sind jetzt auf uns gegenseitig eifersüchtig, weißt du."
Obwohl sie es scherzend sagt, höre ich trotzdem heraus, dass es die Wahrheit ist.
"Warum denn das?", will ich deshalb wissen.
"Ich - weil du früher mit ihr abgehangen hast, sie - weil du jetzt mit mir abhängst. Logisch, oder?"
"So ziemlich.", nicke ich. "Hey, Em, kommst du heute vorbei?"
"Klar.", antwortet sie verwirrt. "Was gibt's? Warum so ernst?"
"Komm einfach zu mir, dann sag ich's dir."
"Gut, dann gehe ich los. Bis dann."
"Bis gleich.", erwidere ich tonlos.
Und wenn meine Gefühle wirklich nur wegen der Wette da sind? Was ist, wenn ich Drew eigentlich gar nicht liebe, sondern es mir nur einbilde? Und wenn er bereits von der Wette weiß und mir alles nur vorspielt? Oh Mann! Ich muss Emily genau abfragen! Was ist, wenn er ihretwegen mir hinterhergelaufen ist? Nein, es ist fies, so etwas zu denken.
Ich stehe vom Bett auf und gehe Duschen, um dann zum Frühstück hinabzusteigen.
Als es an der Tür klingelt, beeile ich mich aus meinem Zimmer die Treppe runter und dann in den Flur, wo meine Mutter bereits die Tür geöffnet und Emily hereingelassen hat. Lächelnd umarmen wir uns und steigen die Holztreppe wieder hoch. Dann landet Em weich auf meinem Bett, setzt sich in den Schneidersitz und sieht mich interessiert an.
Ich nehme ihr gegenüber Platz und senke leicht den Blick.
"Ich möchte die Wette beenden, Em.", sage ich und blicke in ihre grau-braunen Augen.
Eine Weile schweigt sie, bevor sie sich zurücklehnt und eine nachdenkliche Miene verzieht.
"Soo... Was ist jetzt los, Lisa? Es läuft doch alles ganz gut, oder etwa nicht? Findest du es wirklich SO schlimm?"
"Nein, nein, nein!", unterbreche ich sie schnell und lächle. "Nicht so voreilig!"
Jetzt wird meine Freundin noch verwirrter. "Jetzt versteh ich überhaupt nichts. Erklärung??"
Ich lächle noch breiter. Plötzlich ist es für mich ganz einfach, die Wette abzubrechen. Plötzlich ist alles, was möglicherweise sein könnte, unwichtig.
"Em, ich... liebe Drew." Ich kann mir ein nervöses Lachen nicht verkneifen. "Glaube ich zumindest. Ich brauche die Wette nicht mehr. Ich will von selbst zusammen mit ihm sein und nicht ständig an diese beschissene Wette denken müssen."
Ich lächeln stiehlt sich auf Emilys Lippen und wird immer breiter.
"Hab ich das richtig gehört? War es gerade dein wirklicher Ernst? Hast du da echt zugegeben, dass du Drew liebst??"
Sie fasst grinsend nach meinen Schultern und ich muss nur noch stärker lachen. "Ja, Emily, ja! Ich hab's zugegeben."
Sie schließt sich mir an. "Oh mein Gott! Ein Wunder ist geschehen!"
Sie verstärkt den Druck auf meine Schultern, sodass ich aus dem Gleichgewicht gerate und mit dem Rücken aufs Bett falle.
"Hör auf.", rufe ich. "Es war nichts Weltbewegendes."
"Und ob.", widerspricht Emily. "Wer hat dich denn zu diesem Eingeständnis gebracht? Halt, warte. Elias, nicht wahr?"
Ich rappele mich wieder hoch und nicke.
"ELIAS!", brüllt Em. "Ich hab doch gesagt, dass sie auf dich hören wird!!!"
Wie bitte? Hat sie jetzt auch mit meinem Bruder gewettet?! Wettet sie etwa mit jedem, um ihren Willen zu bekommen?!! Üff...
"Klappe!", schreit mein Bruder aus seinem Zimmer zurück.
Dadurch, dass uns nur eine einzige Wand trennt, ist seine Stimme zwar gedämpft, aber immer noch deutlich zu verstehen.
"Ich glaube, er will den Preis nicht bezahlen.", grinse ich.
"Pha!", schnaubt Emily. "Früher oder später krieg ich, was ich will. Aber zurück zu dir. Jetzt kannst du mir ja alles erzählen. Wie du Drew wirklich findest, was dir am meisten an ihm gefällt... Schwärm los, Lisa!"
Ihr Gedränge macht die Situation noch komischer und ich muss wieder lachen.
"Er ist der Beste, Em.", fange ich an.
Ja, Schwärmerei ist genau das, was ich am liebsten mit Freundinnen mache. Und nun kommt auch unsere Zeit! Die Ferien werden wohl schöner sein, als ich gedacht habe.
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Hach, so schnell ein neues Kapi. Na ja, zumindest im Gegensatz zu den letzten. Und, wird es interessanter? Ich meine, Lisa hat jetzt die Wette beendet, aber die Story endet ja noch nicht. Vielleicht ist das Folgende voraussehbar, aber ist es nicht bei jeder Lovestory so?
Egal, scheißt drauf, ich hoffe einfach, ihr habt Spaß beim Lesen.
Ich wollte hier noch irgendwas schreiben, aber es ist mir entfallen XD
Eure Once, die sich grad den Kopf zerbricht, weil sie nicht weiß, womit sie die Lücke zwischen jetzigem Geschehen und dem Ende füllen soll.
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