Kapitel 26

Es sind fünf Minuten vor Mitternacht und meine Eltern sind immer noch nicht zurück! Wäre ich vor drei Monaten nicht in einen Unfall geraten, wäre meine Sorge jetzt deutlich kleiner.
Ich schnappe mir mein Handy vom Tisch und gehe auf Whatsapp. Komisch... Es schreibt nicht mal einer. Nicht mal meine Stuttgart-Freunde. Ich hatte sie am Tag übrigens angerufen. Alle sie meinten, dass morgen eine Theateraufführung sei. Ich war früher auch im Theater.
Ems Idee hat also doch ihre Macken. Na ja, dann eben nicht.
Mein Handy summt und ich blicke eilig auf das Display. Eine Nachricht von Theo, der sagt, sie würden bald ankommen.
Oh mein Gott, konnte er es nicht früher schreiben?!
Um Punkt zwölf klingelt es unten an der Tür. Happy Birthday, Analisa.
Ich stehe vom Bett auf und verlasse mein Zimmer. Die Musik hinter Elias's Tür ist nicht mehr zu hören, also hat er sich wahrscheinlich Kopfhörer übergezogen.
Ich laufe die Treppe nach unten und greife bereits nach der Klinke, als mir eine Sache auffällt. Meine Eltern haben auch Schlüssel. Punkt eins. Punkt zwei: Wenn sie einkaufen gehen, benutzen sie die hintere Tür, die gleich zur Küche führt.
Es klingelt erneut. Na, was soll's. Wer kann es denn noch sein, außer meinen Eltern und Theo?
Ich drücke die Klinke nach unten und öffne die Tür. Meine Überraschung kann man sich gar nicht vorstellen!
Mit einem lauten “HAPPY BIRTHDAY!!!“ Schrei platzen an die Dutzend Leute ins Haus und ein Konfettiregen fällt auf mich herab. Doch das ist nicht alles! Diese Dutzend Leute sind alles meine Freunde aus Stuttgart. Außerdem tauchen genauso viele - mitunter Elias - auf der Treppe auf und noch mehr aus dem Wohnzimmer, das nun mit Discolichtern erleuchtet ist und aus dem laute Musik dröhnt.
“Oh Gott...!“, stoße ich aus und bedecke den Mund mit den Händen, wobei sich mir beinahe Freudestränen aus den Augen stehlen. “Oh Gott! Danke!!!“
Ich werde von eine ganzen Haufen Leute umarmt und kann immer noch nicht fassen, wie das alles zustande kommt.
Mein Bruder legt den Arm um meine Schultern und grinst in die Runde. “Ich glaub, wir müssen meiner Schwesti erklären, was los ist.“
“Wird gleich gemacht.“, ruft Emilys Stimme irgendwo aus der Küche.
Ich sehe, wie sie und Drew in das Wohnzimmer treten und eine Kiste mit was auch immer abstellen. Dann kommen sie auf und zu.
“Und jetzt in wird gefeiert.“, kommandiert Elias fröhlich. “Alle ins Wohnzimmer!“ Dann umarmt er mich. “Sweet sixteen, Lisa.“
“Danke.“, lächle ich.
Er schließt sich der feiernden Menge an. In dieser Zeit umarme ich Em, die mich endlich erreicht, und bedanke mich nochmal für den Glückwunsch.
“Happy Birthday.“, meint Drew breit lächelnd, sobald sie zur Seite tritt.
Ich verschränke die Hände hinter seinem Hals und gebe ihm einen Kuss zum Dank.
“Hey, hey, reicht.“, lacht Emily nach kurzer Zeit, weshalb wir uns mit Andrew grinsend trennen. “Und jetzt hol dir Hilfe und schlepp die letzten Sachen in die Küche.“, verlangt sie drängend von Drew. “Wir gehen uns schick machen und kommen runter.“
Dieser stellt die rechte Hand seitlich an die Stirn und tut diese typische Soldat-Gerste. “Wird gemacht, Käpt'n.“
Während ich ihm lachend hinterher schaue, hackt sich Em bei mir unter und führt mich die Treppe hoch in mein Zimmer.
“Wessen Idee war es?“, frage ich.
“Drews. Na ja, halbwegs.“, antwortet die Blonde und öffnet breit meine Schranktüren, um offenbar ein Kleid herauszusuchen.
Und dann behauptet er, man könne nichts von mir verheimlichen!
“Komm, ich will mehr erfahren.“, gebe ich nicht nach und hole in dieser Zeit meine Schminksachen aus der Kommode.
Emily lacht. “Also es war Drews Idee mit der Party um Punkt Mitternacht. Ich hatte vorgeschlagen, deine alten Freunde einzuladen. Weißt du noch am Mittwoch, wo ich nach deinem Handy gefragt hab?“
Ah, da war ja was. Das nächste Mal soll ich ihr vielleicht nicht glauben, wenn sie sagt, sie habe ihr Handy vergessen. Andererseits hat sie ja meine Freunde hierher gezwungen.
“Ja, daran erinnere ich mich noch.“, lache ich zurück. “Wo sind meine Eltern und Theo? Und wie habt ihr euch hier reingeschlichen? Ja ok, Elias hat euch aufgemacht - aber dass ihr keinen Krach gemacht habt...“
“Ha!“, macht Em. “Pff... Erstens: denkst du, warum hat dich Drew so lange aufgehalten? Damit wir in deiner Abwesenheit alles vorbereiten mit deinen Brüdern, deinen Eltern und Dennis. Es hat ne Menge Anstrengung gekostet. Vor allem deine Eltern zu überreden. Zweitens: Eigentlich stand alles schon da, als du angekommen bist. Aber du guckst ja nie in die Küche! Und drittens: Wenn du Kopfhörer anhast, bist du wie taub, Mädchen. Ich hab sogar kurz in dein Zimmer geguckt!“
Oha... Wäre sie ein Mörder, wäre ich schon längst tot! Aber dass alles schon vorbereitet war... Em kennt mich besser, als ich gedacht hab.
“Ah, und deine Eltern sind mit Theo bei Drew zu Hause.“, fügt sie hinzu. “Er hat ihnen sogar sein Zimmer zur Verfügung gestellt. Aber sie meinten, wir müssen danach aufräumen.“
“Mein Gott...“, seufze ich, bevor ich ein enges schwarzes Kleid überziehe, das Em mir ausgesucht hat. “Ihr habt echt die verrücktesten Ideen.“
“Da hast du aber noch nicht mein Geschenk gesehen.“, erwidert sie lächelnd.
Ich lache. “Jetzt bekomm ich Angst.“
“Richtig so.“, nickt Emily und greift nach meinem Handgelenk. “Und jetzt runter mit uns. Du musst noch mit deinen Gästen reden.“
Gut gelaunt lasse ich mich von ihr die Treppe runterziehen. Im Wohnzimmer drückt mich meine frühere beste Freundin Maleena noch einmal stark an sich und reicht mir eine Bierflasche.
“Heute darfst du offiziell Alk trinken.“, lacht sie.
“Du aber nicht.“, lache ich mit und nehme ihr ihre Flasche schnell ab.
“Klarrr!“, erwidert sie grinsend und holt sich das Bier zurück. “Ist ja nicht so, dass du dank mir zu trinken angefangen hast.“
“DANK dir! O-ho-ho!“
Ich war 12, als ich DANK Maleena das erste Mal Bier probiert habe. Ich fand es zwar eklig, doch je mehr man trinkt, desto mehr gewöhnt man sich halt daran.
“Und jetzt zeig mir deinen Freund, kleine Loserin.“, verlangt Leena.
Es sieht so aus, als würden wirklich alle wissen, dass ich jetzt einen Freund habe. Mich sprechen nämlich fast alle alte Freunde darauf an. Mir persönlich ist es peinlich, Drew lacht jedoch nur darüber. Ich hasse zu viel Aufmerksamkeit, doch mit diesem Problem bin ich wohl in dem falschen Freundeskreis gelandet. Wie sie sich noch beschwert!, hätte Theo bestimmt gerufen, hätte er meine Gedanken gehört. Aber wenn man von diesem kleinen Problem absieht, mag ich meine neuen Freunde. Der Umzug hat auch seine Vorteile.

______________________________________

So eine Überraschung hätte ich auch gern zu meinem 18. ...
Aber echt nicht in meiner Wohnung! XD Hätte mich dann kein bisschen entspannen können.

Once

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top