Kapitel 21

Den ganzen März bereiten Emily und ich uns auf unseren MSA Vortrag vor und lernen für die Klausuren. Das bedeutet: keine Partys, kaum Treffen mit Andrew - obwohl er uns manchmal doch hilft - und keine heißgeliebten Serien. Gut, ohne Serien kann ich überleben. Ohne Andrew mittlerweile nicht mehr. Er macht mit seinen Scherzen - und insgesamt mit seiner Art - voll die gute Laune, auch wenn man schlecht drauf ist. Außerdem verarschen wir uns gegenseitig so schön. Und ich könnte den Geruch seines Shampoos und des Eau de Cologne einfach ewig einatmen, so gut riecht das.
Heute ist es aber nicht der Fall, dass Drew mit uns bei mir sitzt. Schade...
Ich seufze.
“Was ist?“, fragt Em mich und speichert die PowerPoint.
“Nichts.“, meine ich. “Ich hab einfach keinen Bock mehr. Es ist so langweilig.“
“Warum ist Andrew denn nicht hier?“
Ich nehme mein Handy in die Hand und schalte es an, um nur darin beteuert zu werden, dass ich keine neuen Nachrichten bekommen habe.
“Changie hat ihn gebeten, ihr ein wenig in Mathe nachzuhelfen.“
Emily schließt meinen Laptop und stellt ihn auf den Tisch, damit er auf dem Bett nicht stört. Dann legen wir uns beide hin. Meine Knie tun weh, weil ich so lange auf gebeugten Beinen saß.
“Und du machst dir gar keine Sorgen?“, will Em listig wissen.
Ich sehe sie verwirrt an und schnaube. “Warum sollte ich?“
Sie verdreht die Augen. “Vielleicht weil Changie Schluss mit ihrem Freund gemacht hat?“
Ich richte mich auf und schütze genervt die Lippen. Worauf will sie hinaus??
“Das weiß ich! Und jetzt?“
Emily stöhnt auf. “Sie hat doch von Anfang an angedeutet, dass Drew ihr gefällt. 'Hübsch, schlau... Echt schade, dass ich schon eine Beziehung habe.' Erinnerst du dich jetzt daran?“
Echt?! Das hatte die Dunkelhäutige gesagt? Da will wohl jemand eine geklatscht kriegen...
Trotzig werfe ich meine Haare zurück.
“Pff, soll sie doch.“ Ich täusche Desinteresse vor. “Drew ist mit mir zusammen. Ich glaub kaum, dass er von den Boyyyz ist, die von einer zur anderen laufen. Außerdem ging er von Anfang an mir hinterher. Wenn er sie gewollt hätte, wäre sicherlich sie sein Ziel gewesen - schließlich haben sie beide Englisch als Leistungskurs.“
So ist das doch, oder? Andrew wird mich doch nicht einfach so verlassen, nachdem er mir schon so oft gesagt hat, dass er mich liebt? Okay, meinen ersten Freund hat das zwar kein bisschen gestört, aber erstens war er da erst 13 und zweitens war es mir sogar irgendwie egal.
“Jetzt bin ich verwirrt.“, lacht Em. “Du sagst, du liebst Andrew nicht, willst ihn aber auch mit keiner anderen teilen und benimmst dich so, als gäbe es nichts Wundervolleres als ihn.“
Ehh.... Ich sollte vielleicht mal besser auf meine Worte und mein Verhalten achten...
In der Versuchung, alles nicht noch schlimmer zu machen, zucke ich einfach mit den Schultern und spreche das Erste aus, was mir in den Sinn kommt.
“Dann bin ich wohl eine ziemlich gute Schauspielerin.“
Em zuckt mit den Augenbrauen und lächelt mich schief an. “Aha.“
War es nicht glaubwürdig genug?
Ich haue sie auf den Oberarm. “Glotz nicht so!“
Lachend dreht sie sich auf die Seite, um meinen weiteren Schlägen auszuweichen. Dabei kommt sie dem Bettrand so nahe, dass sie nach meinem Bein greifen muss, doch ihr Gewicht bringt mich zum Rutschen und zusammen fallen wir unter lautem Gelächter vom Bett.
“Wenn ich morgen einen riesigen blauen Fleck an der Hüfte habe, bist du tot!“, warne ich sie beim Aufrichten.
“Das Gleiche gilt auch für dich.“, erwidert sie.
“Und so sind beide gestorben...“, ertönt plötzlich Theos Stimme hinter meinem Rücken.
Sowohl ich als auch Emily drehen uns um und sehen ihn unzufrieden an. Dann wechseln wir kurz die Blicke.
“Wieso beide?“, frage ich.
“Wenn schon, dann drei.“, beendet Em.
Theo macht ein verwirrtes “Hä?“ und weicht einen Schritt zurück. “Ich hätte jetzt lieber was anderes gesagt, aber so fett seid ihr nicht, dass man eine von euch für zwei Personen zählen kann.“
Ohne zurückzublicken, greife ich mit der Hand nach einem Kissen und trete langsam vor.
“Das ist aber schön, dass du so denkst.“, meine ich übertrieben freundlich.
“Finde ich auch.“, stimmt mir Em zu und schnappt sich das zweite Kissen.
Theo weicht noch weiter zurück. Und bevor er die Tür zuzuknallen schafft, schmeißen wir die Kissen nach ihm.
“Hundert Punkte!“, ruft Emily.
Wir geben uns einen Check und rutschen schnell auseinander, damit uns die zwei Kissen, die mein Bruder nun nach uns wirft, nicht treffen. Dann schließt Theo eilig die Tür hinter sich.
“Wie frech dieser Winzling ist...!“, meckere ich beim Aufheben der Kissen.
Emily lächelt mich zufrieden an. “Vorteil, Einzelkind zu sein.“

Am Abend schlägt Andrew mir vor, für paar Stunden vorbeizukommen, und ich stimme dem freudig zu.
Zur Begrüßung gebe ich ihm einen flüchtigen Kuss und fahre mit der Hand über seine Haare. Er ärgert sich immer so sehr, wenn man seine Haare verwuschelt, also mache ich es so oft es geht.
“Dir muss man auch einen Kuchen ins Gesicht werfen.“, lacht er.
Zusammen steigen wir die Treppe hoch.
“Essenverschwendung.“, zucke ich mit den Schultern. “Lieber ess ich diesen Kuchen auf.“
“Du und einen ganzen Kuchen aufessen?“, wundert sich Drew. “Das wird ja lustig. Erinner mich mal daran, bei der nächsten Party einen Kuchen mitzubringen, Lisa.“
“Pha!“, lache ich, werde dann aber ernster. “Wie war die Nachhilfe?“
In meinem Zimmer schmeißt sich Andrew auf mein Bett und legt den Kopf auf seine verschränkten Arme. Er fühlt sich ja wie zu Hause.
Ich lege mich zu ihm hin und mustere ihn prüfend. Ist es wirklich so, dass er sich nur für mich interessiert?
“Changie ist echt eine Komische.“, seufzt er mürrisch. “Erstmal sagt sie, sie verstehe 0,nichts, dann stellt sie sich so richtig dumm und danach kann sie plötzlich alles. Ich hab mich den ganzen Tag lang nur aufgeregt. Können Menschen wirklich so blöd sein?“
“Offenbar.“, erwidere ich ruhig.
Insgeheim koche ich aber. Erstmal dumm stellen und dann Profi sein? Klingt aber nach einer schlechten Lüge.
“Was hat sie denn gemacht? Ich glaub nicht, dass Changie besonders aufdringlich ist.“
Drew dreht seinen Kopf zu mir um und seine Augen glitzern verblüfft.
“Was ist?“, frage ich verständnislos nach.
“Bist du etwa eifersüchtig?“, grinst er.
Warum soll ich eifersüchtig sein? Ich liebe ihn doch nicht mal. Glaube ich zumindest. Außerdem hat er Changie ja nur Nachhilfe gegeben.
“Warum sollte ich? Dich will doch keiner außer mir haben.“, entgegne ich scherzend.
Drew lacht. “Wie nett!“
Ich drehe mich lächelnd auf den Bauch und stütze mich mit den Unterarmen vom Bett ab.
“Du kennst mich doch.“, sage ich dann und gebe ihm einen Kuss auf die weichen Lippen.

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