Kapitel 18

Es ist Samstag, ein Uhr und ich bin depri. Dadurch, dass Emily wusste, dass Elias heute Geburtstag hat, wurde ich heute ausnahmsweise nicht von ihr aufgeweckt und konnte ausschlafen. Was aber nichts an meiner Laune ändert. Mein Bruder hätte heute eine Riesenparty veranstaltet. Er hat schon vor einem halben Jahr mit dem Planen angefangen, wobei immer mehr Leute auf die Einladungsliste hinzu kamen. Und jetzt ist er nicht mal bei Bewusstsein... So fies kann das Schicksal sein. Ich finde es einfach unfair. Und das Schlimmste ist: Der Fahrer, der in uns reingeknallt war, lebt und ist sogar bei sich. Soweit mir bekannt ist, kam er bereits nach zwei Wochen aus dem Krankenhaus.
Mein Handy klingelt. Eigentlich will ich gar nicht abnehmen. Doch da es Andrew ist, halte ich es mir mürrisch ans Ohr.
“Hey.“, murmle ich, lasse meinen Blick von dem Laptop los und falle auf mein Bett.
“Ich hab zwar schon von Emily gehört, dass du heute eine Scheißlaune haben wirst, aber ich hab trotzdem etwas anderes erwartet.“, meldet er sich unglücklich.
Ich seufze nur. Was kann ich schon dafür!
“Soll ich kommen?“ , fragt Drew dann.
“Lieber nicht.“, antworte ich. “Dann werden mich irgendwelche deine Worte grundlos stressen und wir werden uns streiten. Wäre das Unnötigste überhaupt.“
“Sehr optimistisch.“, erwidert er.
Ich weiß, dass es als Scherz gedacht ist, und trotzdem will ich ihn am liebsten anbrüllen.
“Du machst es grad nicht besser, Drew.“, warne ich ihn mit einer desinteressierten Stimme.
Er seufzt schwer. “Tut mir leid. Wir könnten ja zu Elias fahren und für ihn ein wenig feiern. Beziehungsweise einfach bei ihm sitzen, weißt du.“
Ich schließe die Augen. “Schlechte Idee. Was ich jetzt am wenigsten will, ist heulen. Und vor allem vor dir heulen. Noch irgendwelche aufmunternden Worte?“
Er schweigt und ich höre allein sein Atmen.
“Dein Bruder wird zu sich kommen, Lisa.“, sagt Andrew schließlich. “Ich liebe dich.“
“Danke.“ Ich seufze zitternd. “Ich dich auch.“
Er schaltet ab und ich schmeiße mein Handy neben mich in die Kissen. Als ich die Augen wieder öffne, spüre ich, wie mir Tränen über die Wangen laufen. Hätte Elias keine Chance, wären die Geräte schon längst ausgeschaltet. Und dann wäre er... tot.
Und Drew - er zeigt so viel Verständnis! Warum wird er nicht mal sauer? Warum ist er so liebevoll? Warum sagt er mir so direkt, dass er mich liebt? Was hält mich davon ab, die Wette abzubrechen und einfach weiterzumachen?
Zum Mittagessen bleibe ich in meinem Zimmer. Ich schalte mein Handy aus, um weder angerufen noch angeschrieben zu werden, und schaue eine Serie, obwohl ich das Geschehen darin gar nicht mitverfolge. Ich ziehe sogar meine Vorhänge zu! Scheiß Regen, scheiß Leute, scheiß Bett, scheiß Tag.
Plötzlich fliegt die Tür auf und Theo stürmt schweratmend herein. Erschrocken richte ich mich auf und sehe ihn an.
“Lisa!“, stößt er hervor. “Elias ist aufgewacht!!“
Ich springe vom Bett und eile ihm hinterher die Treppe runter. Draußen startet unser Vater bereits den Motor. Wir ziehen uns mit unserer Mutter noch die Schuhe an und die Jacken über, dann laufen wir zum Auto.
“Hat der Arzt angerufen?“, frage ich, obwohl das ziemlich dumm ist.
Wer hätte sonst schon anrufen können?
“Ja.“, sagt Mama nickend und ich sehe Freudentränen in ihren Augen. “Elias hat keinen Schaden davongetragen. Gott sei Dank!“
Ich will die fröhliche Nachricht Drew und Em in unsere Gruppe schreiben, doch als ich in meine Tasche greife, ist kein Handy da. Und überhaupt, ich hab meine Hauskleidung an. Okay, Leggins und übergroße T-Shirts sind jetzt zwar in, aber mir ist das nicht weniger peinlich. Doch Hauptsache Elias ist bei Bewusstsein. Oh mein Gott...! Ich wäre jetzt am liebsten aus dem Auto gesprungen und selbst zu ihm gerannt.
Im Krankenhaus sprinten Theo und ich die Stufen hoch ins dritte Stockwerk und dann den langen Flur entlang bis zu Elias' Zimmer. Schwungvoll öffne ich die Tür. Halbsitzend liegt Elias auf seinem Bett und schaut verwirrt den Ärzten zu, die um ihn herumschwirren. Schweratmend laufe ich auf ihn zu, ignoriere die Leute und schließe meinen großen Bruder in eine feste Umarmung. Er legt die Arme um mich und seufzt.
“Happy Birthday.“, flüstere ich atemlos.
Ich merke, wie Theo von der anderen Seite zu uns kommt und sich der Umarmung anschließt. Sobald wir beide endlich zur Seite treten, umschlingt unsere Mutter Elias mit ihren Armen und flüstert ihm etwas zu. Er nickt nur mit gesenktem Blick. Nachdem ihn schließlich auch unser Vater umarmt hat, reden unsere Eltern mit einem Arzt. Offensichtlich erklärt er ihnen, wie es jetzt weitergeht.
“Und ist wirklich ein Monat vergangen?“, fragt Elias Theo und mich unsicher.
“Sogar mehr.“, antwortet Theo.
“Das Einzige, woran ich das merke, sind meine schweren Beine und Arme.“, lächelt mein großer Bruder aufmunternd und hebt ganz langsam einen Arm, um ihn dann wieder zu senken.
“Komm, er war gebrochen.“, entgegne ich.
Überrascht sieht er mich an. “Oh. Was war überhaupt passiert?“
“Ein anderes Auto ist in uns reingerast. Mehr weiß ich auch nicht.“, erzähle ich und zucke mit den Schultern.
Theo schnaubt leicht. “Der Fahrer war stärker besoffen als ihr. Ist eingeschlafen, wenn ich das richtig gehört hatte.“
Elias hebt entsetzt die Augenbrauen.
Ich blicke meinen kleinen Bruder jedoch düster an. “Das hast du mir aber nicht erzählt.“
Dieser zuckt stumm mit den Schultern. Keine Antwort - toll.
Elias legt mir eine Hand auf die Schulter und ich wende mich ihm zu. Er lächelt.
“Das nächste Mal werd ich dich nicht fahren.“
“Als ob dir Mama überhaupt jemals wieder fahren erlauben wird.“, grinse ich.
“Und Papa wird dir sein Auto auch nicht geben.“, fügt Theo breit lächelnd hinzu.
Elias lacht. “Danke. Ach, Geschwister muntern einen so richtig auf!“
Der Arzt, der mit unseren Eltern gesprochen hat, tretet zu uns. Er erzählt meinem großen Bruder, was ihn erwartet, und bittet uns andere im Flur zu warten. Nein, eigentlich sagt er, dass wir nach Hause fahren sollen, weil die Behandlung jetzt eine ganze Weile dauern wird. Meine Eltern, Theo und ich verabschieden uns für heute von Elias und versprechen, morgen wiederzukommen. Lächelnd nickt er uns zu und wir verlassen das Krankenhaus.
Ich muss sagen, dass es ein echtes Wunder ist, dass er ausgerechnet heute zu sich gekommen ist. Ich hab nämlich schon zu hoffen aufgegeben.
Zu Hause angekommen, rufe ich voller Freude Andrew an. Er ist ziemlich überrascht, doch die Nachricht erfreut ihn. Wir entscheiden uns, morgen zusammen zu Elias zu fahren. Aber sobald Emily von meinem Bruder erfährt, hat sie andere Pläne. Die Drews und meinen natürlich widersprechen. Die Blonde entscheidet, ihn morgen mit uns beiden, Ludwig und noch so einem Mädchen aus der 12. zu besuchen. Wenn mich doch jemand nach der Meinung gefragt hätte! Aber Em ist Em... Solange ich ihr nicht direkt widerspreche, wird sie ihre Ideen in die Tat umsetzen. Und ich kann ihr hier nicht widersprechen! Dann wird es in der Schule wieder diese komischen Blicke geben und diese nervigen Uhhhs. Wie das aufregt! Warum sucht sie sich nicht selbst einen Freund? Wenn sie, nach Ludwigs Worten, doch so gut andere verkuppelt!

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Ich, schlaue, hätte bereits gestern dieses Kapitel hochladen können. Ich dachte, ich könnte noch was dazu schreiben, aber nee.

Und, gefällt euch die Überraschung? Also ich bin froh, dass mit Elias wieder alles in Ordnung ist ^^

Bis später,
Once

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