Kapitel 16
Die erste Ferienwoche verläuft ziemlich chaotisch. Da Emily wieder gesund ist, schleppt sie mich zum Shoppen mit und zu Treffen mit Andrew und Dennis. Das Problem dabei ist, dass sie somit die Verabredungen zwischen Drew und mir durchkreuzt.
Heute ist der 31. Da Andrews Mutter und Schwester heute Abend zu mir nach Hause kommen werden, haben wir uns entschieden, als eine kleine Gang bei ihm zu feiern. Soweit es mir bekannt ist, hat er Em und Den um zehn eingeladen. Ich habe ihm versprochen, um neun zu kommen, um ihm ein wenig zu helfen. Ich bin halt eine gute und hilfsbereite Freundin.
"Mamaaa!", rufe ich.
Ich höre Schritte an der Treppe, dann betritt meine Mutter mit verschränkten Armen mein Zimmer.
"Schrei nicht durch das ganze Haus!", meint sie unzufrieden. "Was ist?"
Ich schließe die Schranktür und sehe sie mit einem süßen Lächeln an.
"Fährst du mich gleich zu Andrew?"
"Er kommt doch sowieso gleich her.", erwidert sie verständnislos.
"Nein.", widerspreche ich. "Helena und Leo kommen her. Drew bleibt zu Hause und wir machen unsere eigene Party."
Unverwandt begegnet sie meinem Blick.
"Wenn ihr bei ihm feiert, um... allein zu sein -"
"Mama!!!", unterbreche ich sie. "Ich habe nicht vor, mit Drew Sex zu haben! Außerdem feiern wir nicht zu zweit, sondern zu viert. Emily und Andrews Freund Dennis werden auch da sein."
Ich sehe die Erleichterung meiner Mutter an und bin ehrlich gesagt recht verärgert. Dass sie überhaupt so von mir denken kann...!
"Na dann bin ich beruhigt.", sagt sie. "Bin in fünf Minuten unten. Und du fährst morgen bei Elias vorbei."
Ich nicke. “Schon klar.“
Meine Mama verlässt das Zimmer und ich packe noch einige Sachen in meine Tasche ein, um dann aus dem Zimmer und die Treppe nach unten zu laufen.
Die Fahrt dauert vierzig Minuten. Normalerweise macht es mir nicht mal was aus, einen mehrstündigen Weg zu haben. Aber...
"Und ihr seid da wirklich zu viert?", fragt meine Mutter.
"Ja...", antworte ich ihr unzufrieden. "Willst du Em anrufen?"
Mama schüttelt den Kopf. "Deine Emily kann auch für dich lügen, also erspare ich mir das Gespräch und vertraue dir einfach."
"Ja danke auch.", schnaube ich.
Hätte ich von Anfang an gewusst, dass meine Mutter mich in dieser auf einmal höllisch langen Zeit mit ihren Fragen durchbohren wird, ich wäre mit der Bahn gefahren.
"Warum machst du dir auf einmal solche Sorgen?", will ich wissen. "Ich hatte bereits mehrere Freunde."
"Pff... Deine 'Freunde' waren die reinsten..." Sie verstummt und fängt noch mal an. "In deine früheren Freunde warst du ganz sicher nicht verliebt. Hier sehe ich aber dein Interesse."
"Ich-", will ich widersprechen, lasse es aber sein.
Wem, wem, aber meiner Mutter werde ich keinesfalls von der Wette erzählen. Also stimme ich ihr einfach zu. "Vielleicht. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich gleich mit ihm schlafe! Drew drängt mich nicht. Und überhaupt, es ist meine Beziehung. Du hältst dich doch sonst auch immer raus."
"Lisa" Meine Mama seufzt. "Ich will nur, dass du glücklich bist. Diese ständige Angeblich-Liebe nervt dich doch auch langsam."
Nachdenklich nicke ich."Ja."
Ist diese Wett-Beziehung denn nicht das Gleiche? Wenn Em nicht wäre, würde ich Andrew aus dem Weg gehen. Was hab ich da eigentlich angerichtet?
Ich lehne mich an das Fenster und schaue meine Mutter an. "Andrew magst du also?"
Sie lacht. "Er hat dich zum Basteln gebracht - was fragst du dann noch?"
Automatisch fasse ich nach dem Vogel an meinem Hals und lächle. Ich wollte ihm doch nur nichts schuldig bleiben.
“Was sagt man über Elias?“, wechsle ich mürrisch das Thema.
Meine Mutter seufzt schwer. “Keine Veränderung. Wenn es so weitergeht, werden seine Knochen schneller zusammen wachsen als er zu sich kommen. So hat sich zumindest der Arzt ausgedrückt, als ich ihn angesprochen hatte. Wir müssen geduldig sein. Mir ist alles lieber, als wenn er einfach...“
Sie verstummt und schüttelt den Kopf.
Ich kann sie verstehen. Ich will auch nicht darüber nachdenken, dass mein Bruder sterben konnte. Es ist einfach so anders, seitdem er nicht mehr zu Hause ist...
Andrew wohnt mit seiner Familie in einer Drei-Zimmer-Wohnung im vierten Stockwerk. Sie ist ganz gemütlich eingerichtet und ist VIEL ordentlicher als mein Haus. Bevor ich hier zum ersten Mal auftauchte, dachte ich, Drew sei ein richtiger Chaot. Wie gesagt, ich hatte schon drei Freunde und ihre Zimmer sahen schlimmer aus als mein. Bei Andrew ist jedoch alles aufgeräumt und steht auf seinem festen Platz. Der Tisch ist freigeräumt, die Klamotten liegen im Schrank, die Schulsachen im Regal. Zu den Tierzeichnungen an der Wand über dem Tisch sind in letzter Zeit einige von mir hinzugekommen.
"Bin gleich da!", ruft Drew und ich höre, wie das Wasser im Bad ausgestellt wird.
Ich beeile mich, sein Zimmer zu verlassen, und stoße dabei dummerweise mit ihm zusammen. Diese nassen Haare, muskulösen Arme, der Sixpack und die durchtrainierten Beine... Sexy mexy.
"Du starrst ein bisschen zu lange.", lacht Andrew.
Ich spüre die Röte in meinem Gesicht und haue ihm einmal gegen die Brust.
"Klappe! Ich wollte dir gerade das Zimmer freimachen, damit du dich umziehen kannst." Ich schaue kurz auf das Badetuch um seine Hüfte und verbessere mich. "Oder besser: anziehen."
"Wie nett von dir.", grinst er.
Ich mache ein ironisches Gesicht und gehe um ihn herum. "Zieh dich an, du Hässlichkeit."
Drew dreht sich um und verschränkt trotzig die Arme.
"Jetzt werd ich mich noch weniger beeilen. Vielleicht bekommst du ja Augenkrebs."
Ich weite die Augen. “Danke?! Aber nur damit du es weißt. In einer Stunde kommen Dennis und Em und wie ich sehe, steht noch nichts auf dem Tisch.“
“Sie kommen nicht.“, entgegnet Andrew.
Ich stocke. “Was?“
“Em und Den kommen nicht.“ Er zuckt mit den Schultern. “Warum sollen sie überhaupt kommen, wenn keiner sie eingeladen hat.“
Er hat sie nicht eingeladen? Aber Emily hat doch gesagt-
“Spaß.“, lacht Drew. “Hättest du dich jetzt gesehen!“
“Du Opfer!“, rufe ich und schmeiße Müll aus meiner Pullitasche nach ihm.
Lachend dreht er sich wieder um, tritt durch die Tür und schließt sie hinter sich zu.
Während sich dieser Lahmarsch fertigmacht, hole ich Gläser, Süßes und Chips aus der Küche. Dann gibt es im Kühlschrank noch ein wenig Essen für uns, das Andrews Mutter vorbereitet hat.
“Wo ist der Alk?“, frage ich, sobald Drew im Wohnzimmer auftaucht.
“Im Keller.“, antwortet dieser. “Ich geh gleich runter und hole ihn.“
Ich folge ihm in den Flur. “Ich komm mit. Hier gibt's sowieso nichts mehr zu tun.“
“Da sind sehr viele Spinnen.“, warnt mich Drew, als wir die Treppe hinabgestiegen.
Ich zucke mit den Schultern. “Ich hab keine Angst vor Spinnen.“
Er blickt zu mir zurück und grinst. “Okay, gut. Dann hast du auch sicherlich nichts dagegen, wenn ich dir eine auf den Kopf setze.“
Angeekelt gebe ich ihm einen Stoß in den Rücken. “Bäh! Wenn du das wagst, schließe ich dich im Keller ein.“
“Dann verhungere ich. Nach fünfzehn Jahren wird man mich finden und dich verhaften. Und ich werde dich als Geist besuchen!“
“Dann hab ich dich ja ständig am Hals!“, stelle ich fest und lache.
“Eben.“, erwidert Drew. “Dann wirst du verrückt, dein Ehemann verlässt- Halt. Nein, du wirst keinen Ehemann haben.“
“Warum das?“, wundere ich mich.
“Weil ich alle möglichen Konkurrenten bereits umgebracht hab. Du hast nur mich. Und wenn du mich im Keller einsperrst, wirst du als eine Omi mit tausend Katzen enden.“
“Ohaa!“, stoße ich aus.
Andrew als mein Ehemann... Warum kann ich mir das gut vorstellen? Wenn ich mich in ihn verliebe... Nein, ich kann es nicht. Echte Liebe gibt es nicht. Und wenn doch, dann nicht für mich. So ein Schwachsinn!
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So, dieses Kapitel war eigentlich voll überflüssig, aber na ja. Ich werde ab jetzt nicht mehr jeden zweiten Tag ein Kapitel hochladen, weil mir einfach die Zeit dafür fehlt. Wie gesagt, das MSA steht mir bevor.
Ach, ich will euch übrigens danken! Ihr lest die Story so fleißig.
Eure Once
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