Epilog

Die Klassenfahrt war super. Die Nordsee ist sehr schön, aber leider war es ein wenig kühl. Und es gab oft einen plötzlichen Regen. Gestern Abend haben wir dann noch eine Disco gehabt und sind erst nach Mitternacht schlafen gegangen. Der Lehrer hat unsere Musik so abgefeiert - das hätte man sehen müssen!
Heute Morgen hatten wir noch die letzte Runde um unsere Jugendherberge gemacht und sind um zwölf losgefahren.
"Heeeey Makarena!", rufen wir und machen eine Hüftbewegung auf unseren Sitzen.
Ich muss lachen. Eine der sinnlosesten Sachen, die man machen kann, ist, im Sitzen zu tanzen. Und trotzdem macht es Spaß. Die Mädchen waren der Meinung, wir sollten uns mit etwas beschäftigen, also hat eine angefangen zu singen. Und sobald uns Makarena in den Sinn gekommen ist, konnte der ganze Bus nicht mehr still sitzen.
"Ey, wir sind ja schon in Berlin!", bemerkt jemand von vorne.
Emily und ich blicken aus dem Fenster.
"Endlich!", sagt sie erleichtert.
"Fährst du dann gleich nach Hause?", frage ich.
Sie blickt mich listig an. "Willst du noch feiern? Meine Eltern sind für die Arbeit unterwegs. Wir könnten eine Party machen."
Ich spiele ein nachdenkliches Gesicht vor. "Hm... Keine so schlechte Idee."
Sie grinst. "Leutee!! Nachher wird bei mir gefeiert!!!"
Die Klasse fängt an zu klatschen. Partys sind halt immer willkommen.
Im Fenster wird unsere Schule sichtbar und man hört von da und da das Geräusch, dass sich einer abschnallt. Der Lehrer verlangt, dass wir auf unseren Plätzen bleiben und nicht aufstehen.
Schließlich hält der Bus an und es herrscht Tumult, weil jeder raus möchte. Bis Emily und ich aus dem Bus ausgesteigen können, vergehen bestimmt mindestens fünf Minuten.
Ich atme tief die frische Luft ein. Endlich.
Em stößt mich mit dem Ellbogen an. "Hey, guck mal, wer da wartet."
Ich folge ihrem Blick nach links und bemerke Drew, der mit verschränkten Armen da steht und grinst. Ich lasse meine Tasche fallen, laufe auf ihn zu und springe ihm um den Hals.
"Hey, meine Schöne.", wispert er und reibt seine Nase an meiner.
"Ich hab dich vermisst.", erwidere ich und starte den Kuss.
Er erwidert ihn offenbar allzu gern und eine Weile sind wir zu beschäftigt, um auf die Blicke, die auf uns haften, zu achten. Dann nimmt Drew meine Hand und wir gehen zurück zu Emily, die mittlerweile mit zwei Koffern auf uns wartet und breit lächelt. Die beiden umarmen sich zur Begrüßung.
"Ich feier heute.", wiederholt Em zufrieden.
"Oh. Gut. Dann sehen wir uns später."
Drew schnappt sich meinen Koffer und geht in Richtung der U-Bahn.
"Eh...", stößt Emily eingeschnappt raus. "Ich dachte..."
Mit einem entschuldigenden Lächeln umarme ich sie. "Sorry. Hab dich lieb."
Ich beeile mich, Andrew zu folgen.
"Ich dich nicht!", ruft mir die Blonde hinterher, weshalb ich lache.
Dann hacke ich mich an der freien Seite bei Andrew unter.
"Wohin geht's?", fragt er. "Zu mir oder zu dir? Bei mir ist dieses Wochende frei."
Bei den letzten Worten spricht er immer langsamer.
"Nein, Drew.", grinse ich, da ich die Anspielung versteh, und schüttele den Kopf. "Erstmal zu mir."
Er blickt mich listig an. "Erstmal?"
Ich gebe ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Ja, erstmal."

Aus zehn Meter Entfernung kann ich hören, dass das laute Geschrei aus unserem Garten kommt.
"Ist Leo bei uns?", wundere ich mich.
"Ich sag doch, die Wohnung ist fürs Wochenende frei.", meint Drew und lächelt.
Vor dem Tor greife ich durch das Gitter nach der Klinke und öffne die Tür.
"Stell das Koffer einfach vor der Tür ab.", bitte ich Drew.
Ich gehe schon mal um das Haus, während er meinen Koffer die Treppe hochträgt. Mir bietet sich eine sehr schöne Sicht. Meine Mutter entspannt sich auf einer Liege im Schatten, mein Vater sitzt neben ihr und liest ausnahmsweise mal ein wirkliches Buch. Mein kleiner Bruder und Andrews Schwester laufen durch den Garten drei kleinen Hasen hinterher. Seit wann haben wir Hasen?!
"Schnapp ihn!", ruft Theo aus. "Schnapp ihn doch!"
"Ich versuch's ja!", fährt Leo ihn an. "Der ist zu schnell!"
Mein Bruder mustert schnell das Gras. "Leo, wo ist der Dritte???"
Ein grauer Hase hüpft genau an seinen Füßen vorbei, weshalb er sich plötzlich zu Boden wirft und die Hände nach dem Tierchen ausstreckt. Ich muss sagen, Theo ist gut - den einen Hasen schnappt er. Leo ist da nicht so erfolgreich. Ihre fluffige Beute ist schneller als sie. Eine buschige weiße Kugel läuft geradewegs auf mich zu. Ich gehe in die Hocke und schnappe sie.
"Sucht ihr vielleicht den?", rufe ich.
Sofort gelten alle Blicke mir.
"Lisa ist zurück!", stößt Theo freudig aus. "Weißt du, wie schön es ohne dich war?" Er lacht.
Es legt sich ein Arm um meine Schultern und ich weiß, dass Drew mich endlich eingeholt hat.
"Sehe ich.", meine ich und nehme den Hasen wie ein kleines Kind in die Arme, doch es will einfach nicht wirklich still sitzen.
"Ihr hattet Hasen?", wundert sich Drew. "Warum wusste ich nichts davon?"
Ich drehe den Kopf zu ihm und schnaube. "Sag mir lieber, warum ICH es nicht wusste." Ich schaue wieder zu meinem Bruder, der jetzt aufsteht und auf mich zukommt. "Seit wann haben wir bitte die Hasen?"
"Seit Donnerstag.", antwortet Theo und hebt glücklich saß Kinn an.
Er hat unsere Eltern wohl doch noch zu Haustieren überredet. Zuvor hatten wir nie welche, weil meine Brüder und ich uns angeblich nicht um sie kümmern würden. Gut gemacht, Theo!
"Die sind voll süß, oder?", fügt Leo hinzu und läuft auf uns zu.
Ich umarme beide, muss das Tierchen dafür aber loslassen.
"Ja, das sind sie.", stimme ich schließlich zu.
Der Hase in den Armen meines Bruders entreißt sich ihm und hüpft zu den anderen beiden davon.
"Der weiße ist übrigens dein.", lässt mich Theo wissen. "Der dunkelgraue gehört Elias."
Ich nicke. Der weiße Hase gefällt mir auch am meisten. Wer auch immer die Wahl getroffen hat, er kennt meinen Geschmack gut. Apropos ja, wer hat die Hasen ausgesucht?
"Wer hat sie ausgesucht?", stelle ich die mich interessierende Frage und schaue alle nacheinander an. Andrew grinst.
Ich schubse ihn an und trete zur Seite, um die Hände in die Hüfte zu stemmen. "Hmmm, wir hatten Hasen?"
Er hebt beschwichtigend die Hände und macht einen Schritt zurück. Leo stellt sich vor ihn und obwohl ich annehme, dass sie ihn beschützen will, schaut sie mich mit großen Augen an und sagt das, was mich zum Lachen bringt.
"Darf ich ihn für dich schlagen?"
"Hallo?!", stößt Drew aus und legt ihr die Hände auf die Schultern. Dann schüttelt er sie grinsend. "Der große Bruder wird nicht geschlagen!"
Leo zieht die Schultern an und lacht.
"Wie war die Klassenfahrt?", unterbricht uns meine Mutter und hebt kurz den Kopf.
"Super!", sage ich. "Wir gehen mit Drew aber gleich zu Emilys Party. Wir sehen uns am Sonntag."
"Aber heute ist Freitag!", entgegnet Mama überrascht.
Drew legt wieder den Arm um meine Taille, dreht sich mit mir um und drängt mich in Richtung der Hintertür.
"Bis übermorgen!", rufe ich über die Schulter und wir treten ins Haus ein.
In der nächsten halben Stunde dusche ich, ziehe mich um, Drew holt meinen Koffer, ich erzähle ihm noch einiges über die Fahrt und wir überlegen, was wir nächste Woche unternehmen können. Dann schnappe ich mir eine kleine Tasche und wir machen uns auf den Weg zu Em.
Dort spielt schon laute Musik und man kann so einige Stimme hören. Vor allem Emilys, wie sie Leute herumkommandiert.
"Wollen wir vielleicht noch einige Runden um den Block spazieren?", schlägt Drew grinsend vor.
Ich lache. "Gute Idee."
Also laufen wir noch durch die Straßen, quatschen, lachen.
Nach anderthalb Stunden stehen wir wieder vor Emilys Haus, wobei die Musik nun jedoch von all den Stimmen übertönt wird. Gleich am Eingang treffen wir auf Em, die sich freudig bei mir einhackt und uns durch das Haus in den Garten führt.
"Was ist denn?!", fragt Drew.
Emily dreht sich zu uns um und grinst. "Elias ist da. Nicht allein. Guckt mal zur Schaukel."
Alle drei blicken wir in die rechte Ecke. Und tatsächlich. Auf der Schaukel sitzt mein großer Bruder, den Arm um die Schultern einer hübschen Brünette gelegt, und lächelt. In der Schule habe ich sie noch nie gesehen, also muss sie von Außerhalb sein.
"Uhhh.", schmunzele ich. "Mein Bruder hat auch mal ne Freundin. Schick, schick. Ich werd ihn später wegen ihr ausfragen."
Ich bemerke Dennis, der mit vier Flaschen Bier auf uns zukommt. Dann drückt er jedem von uns eine in die Hand.
"Auf eure Rückkehr.", lächelt er.
"Auf uns alle.", füge ich hinzu.
Wir stoßen an und trinken. Denn legt Drew den Arm um mich und küsst mich fest.
"Ich liebe dich, meine Schöne.", wispert er und ich kann seine Worte trotz allem Lärm hören, sodass mir sogar ein angenehmer Schauder über den Rücken läuft.
"Ich liebe dich, Süßer.", erwidere ich und küsse ihn erneut - ich könnte es eine Ewigkeit lang tun, und es wäre nicht genug.
Ich liebe Drew wirklich. Ich liebe ihn mehr als alles andere. Ich hätte nie gedacht, dass es je gehen würde, doch es ist die Wahrheit. Ich werde unsere Wette mit Emily nie mehr bereuen.

ENDE

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Es ist 40 Minuten nach Mitternacht und damit bereits der 2. Mai. Vor genau drei Monaten habe ich diese Story angefangen und heute ist sie zu Ende. Es war eine angenehme Erfahrung für mich, die Geschichte zu schreiben - vor allem, weil ich noch nie reine Liebesgeschichten geschrieben hatte. Meiner Meinung nach ist sie mir ziemlich gelungen, obwohl ich zugeben muss, dass es auch einige unlogische Sachen gibt. Aber egal: learning by doing!
Ich danke euch, dass ihr meine Story gelesen habt, und hoffe, sie hat euch gefallen. Ich habe versucht, das Leben der Charaktere - und auch sie selbst - so echt wie möglich und ihr Handeln nachvollziehbar zu machen.
Es ist wirklich traurig, dass das alles jetzt enden muss, weil Lisa, Drew, Em und alle anderen in meinem Inneren weiterleben und mir immer wieder einfallen wird, wie es weitergehen könnte. Ich will ihre "Leben" einfach nicht beenden, aber na ja. Ein Autor muss das halt auf sich nehmen.

Wie gesagt, ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.

Schaut nochmal vorbei
Eure Once

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