Kapitel 9
Noch immer verharrten wir in der Türschwelle und wussten nicht, was wir sagen sollten.
Doch mit jeder Minute die verging, wuchs der Hass auf meinen Vater. Ihn hatte es nie interessiert, mit wem ich glücklich war.
Er hatte Jinx zwar nicht angegriffen, aber er hatte ihn beleidigt. Alleine das war ausreichend, dass ich vor Wut kochte. Wäre er noch hier, hätte ich ihm längst eine gescheuert.
Vor ein paar Monaten hatten Jinx und ich angefangen Kampfsport zu trainieren.
Ich spürte, wie Jinx neben mich trat und mich zu sich heranzog.
Eine Weile blickten wir uns einfach nur in die Augen. Jinx fuhr sich übers Haar. „Das war... ganz schön heftig“, brachte er schließlich hervor.
Ich konnte nur nicken. Doch dann sammelte ich mich: „Es ist mir egal, was mein Vater über mich denkt, aber...“
Jinx unterbrach mich: „Lüg mich nicht an Yavani, du hast es mir versprochen!“
Ich seufzte kurz. Er hatte ja Recht und ich wollte mein Versprechen nicht brechen.
„Gut, es tut mir schon weh, was er gesagt hat. Es hat mich verletzt. Aber noch mehr Angst hätte ich, wenn er dich angegriffen hätte. Du weißt, ich will dich nicht verlieren. Niemals! Ich liebe dich. Egal was mein Vater über dich erzählt, es stimmt nicht!“
Jinx' Gesichtsausdruck wurde weich. Obwohl es eigentlich schon fast unmöglich war, rückte er noch näher an mich heran. „Ich bin so froh, dass du nicht wie dein Vater bist“, flüsterte er.
„Niemals wird er uns auseinander bringen. Sollte dein Vater jemals wieder hier auftauchen, wird er sein blaues Wunder erleben, denn niemand darf meinen Yavani einfach so anschreien, beleidigen oder verstoßen.“
Verzweifelt küssten wir uns. Es war einfach schrecklich. Fast wäre ein Albtraum wahrgeworden.
Dann wandte ich mich an die Butler. „Sollte er jemals wieder hier auftauchen, lasst ihn unter keinen Umständen hier rein! Verdoppelt die Anzahl der Wachen um die Villa!“, befahl ich.
Jinx blickte mich an. „Es ist spät und wir haben einige erlebnisreiche Situationen hinter uns. Wir sollten schlafen gehen.“
Zustimmend nickte ich und Hand in Hand gingen wir nach oben. Jeder von uns hatte ein eigenes Zimmer, aber wir hatten auch ein gemeinsames Schlafzimmer.
Wir ließen uns aufs Bett fallen. Wir küssten uns innig und ich wünschte wir wären unter Wasser.
Eng aneinander gekuschelt schliefen wir ein. Kurz bevor ich meine Augen zumachte, dachte ich noch kurz über etwas nach, das mir durch den Kopf schoss.
Es war ein schönes Gefühl, am nächsten Morgen neben Jinx aufzuwachen. Er war noch am Schlafen.
Ich rückte näher an ihn heran und beobachtete ihn. Er sah so schön aus, wenn er schlief.
Da schlug er die Augen auf und lächelte mich an. „Guten Morgen Yavani. Hast du mich etwa beim Schlafen beobachtet?“
„Guten Morgen Liebster. Ja. Du glaubst gar nicht, wie schön du bist, wenn du schläfst.“
Ich kam nicht drumherum zu grinsen.
Gespielt beleidigt antwortete er: „Ach, nur wenn ich schlafe?“
Lachend kam ich ihm noch ein Stück näher: „Nein. Natürlich nicht nur dann. Sondern immer.“
Er kam mir zuvor und legte seine Lippen auf meine. Ich seufzte und streichelte seinen Rücken.
Dann löste ich mich von ihm. Interessiert beobachtete er mich. Kurz sammelte ich mich: „Also, ich möchte etwas mit dir besprechen.“
„Ich bin ganz Ohr.“
„Ich möchte im Gesundungshaus in Faramont praktizieren und zusätzlich eine Praxis in Rekjavík eröffnen.“
„Du willst als Arzt arbeiten?“, fragte Jinx ungläubig.
„Ja, ich bin nicht umsonst ein halber Roix. Außerdem ist es ein gutes Alibi, wenn ich eine Tätigkeit ausübe.“
Jinx dachte kurz nach. Doch dann nickte er. „Gut.“
„Du bist einverstanden?“, fragte ich verblüfft.
Grinsend blickte Jinx mich an. „Naja, zuerst einmal weiß ich, dass es sinnlos ist, dir etwas auszureden, wenn du es dir erstmal in den Kopf gesetzt hast. Außerdem weißt du, dass ich dich immer unterstützen werde. In allem. Egal was es ist.“
„Ich liebe dich so sehr. Ich bin so froh, dass ich dich habe.“
„Ich liebe dich auch Yavani. Und niemand wird je etwas daran ändern können.“
Wir küssten uns erneut, bevor Jinx vorschlug: „Lass uns schwimmen gehen. Und diesmal passen wir beide auf.“
Händchenhaltend liefen wir zum Strand und in Unterwäsche ins Meer.
Es war unglaublich schön. Wir machten ein Wettschwimmen, welches allerdings nur fünf Minuten dauerte. „Gleich schnell“, keuchte ich.
Jinx lachte. „Wie kannst du außer Atem sein, wenn du von deiner Robbe gezogen wurdest?“
„Ich weiß es nicht.“ Ich zog ihn näher zu mir heran und wir versanken in einem innigen Kuss.
Um uns herum begann das Wasser zu brodeln. Blasen bildeten sich. Wir erschufen einen Bussitunnel. Immer schneller begannen wir uns zu drehen, bis wir schließlich aus dem Wasser katapultiert wurden und wenige Sekunden später wieder hineinfielen.
Glücklich wandte ich mich zu Jinx um.
Doch ich erschrak und mein Lächeln verschwand.
Jinx war mit voller Wucht auf einem Felsen gelandet. Besonders stark verletzt war er nicht, aber er blutete.
Besorgt schwamm ich zu ihm. „Yavani, du blutest“, sagte ich sanft.
Er presste die Lippen zusammen und versuchte einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. Tapfer sagte er: „Es ist nicht so schlimm.“
Ich begann zu flüstern: „Du musst nicht so tapfer sein. Du weißt, du kannst mir sagen, wenn es dir schlecht geht. Wir haben uns ein Versprechen gegeben.“
Er starrte mich an, bevor er wimmerte.
Behutsam zog ich ihn näher zu mir und zog ihn an Land.
Dort nahm ich ihn im Brautstyle hoch und trug ihn zur Villa. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir ins Labor, wo ich ihn auf einer Liege ablegte.
„Hast du Kopfschmerzen?“ „Ja und mir ist schlecht.“ Plötzlich sprang er auf und rannte zur Toilette. Ich lief ihm hinterher. Er übergab sich, während ich beruhigend seinen Rücken streichelte.
Fünf Minuten später brachte ich ihn zurück ins Labor. „Hier, das hilft gegen die Kopfschmerzen“, ich gab ihm eine Tablette und ein Glas Wasser. Er schluckte die Tablette und trank das Wasser aus.
Ich scannte ihn mit meinem Innensichtblick von oben bis unten. Keine seiner Verletzungen war besonders tief, weswegen ich erleichtert aufatmete.
Vorsichtig säuberte und desinfizierte ich die Wunden, bevor ich noch eine Heilsalbe drauf strich.
„Du solltest dich ausruhen.“
„Aber...“, protestierte er.
„Keine Wiederrede. Das ist eine ärztliche Verordnung.“
„Jawohl Herr Doktor.“
Wir lächelten uns an, bevor ich ihn ins Bett trug.
Ich legte noch einen kalten Lappen auf seine Stirn und gab ihm einen Kuss.
„Kannst du noch kurz hierbleiben?“, fragte er leise.
Ich konnte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Also legte ich mich zu ihm, streichelte seine Hand und platzierte einen Kuss darauf.
Nach einer Weile war Jinx eingeschlafen.
Leise kletterte ich aus dem Bett und verließ das Zimmer. Ich schloss die Tür und fuhr wieder hinunter ins Labor, wo ich weiter an meinem Virus forschen wollte. Außerdem wollte ich eine Immobilie für meine Praxis suchen.
„Vielleicht entwickle ich auch noch etwas gegen die Magischen“, dachte ich, als ich ein paar Proben unter dem Mikroskop betrachtete.
„Irgendwann werde ich das vielleicht tun.“
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