Die Lichtung einer anderen Welt
Der Wind pfiff durch das kleine Dorf, die Blätter raschelten, eine Tür quietschte und öffnete sich langsam. Nackte Füße trafen auf den harten Asphalt und mit schnellen Schritten entfernte sich eine Person. Hastig trugen ihre Füße sie aus dem winzigen Dorf hinaus, über das Feld und vor den Waldrand. Kurz blieb sie stehen, ließ ihren Blick über die Landschaft schweifen und schaute nach oben, hinauf zum Mond, der hoch am Himmel stand. Der Wind pfiff immer noch un die Äste der Bäume knarzten. Ohne weiter zu zögern rannte sie los und wurde vom Wald verschlungen. Unter ihren nackten Füßenspürte sie die Erde, das Moos und die Wurzeln. Für einen Moment blieb sie erneut stehen und schloss ihre Augen. Sie spürte ihren Herzschlag, ruhig und gleichmäßig, obwohl sie vor wenigen Augenblicken noch gerannt war. Sie spürte, wie der Wind ihr Haar zerzauste und ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Doch dann rannte sie wieder los, ihre Fingerspitzen streiften die Blätter der Bäume und ihre füße trugen sie so geschwind wie noch nie. In ihrem Inneren breitete sich Frieden aus, als sie die kleine Leichtung sah, welche von den hellen Sternen und dem Mondschein erleuchtet wurde. Mitten auf der Lichtung fiel sie auf den Boden und schloss die Augen. Das Rauschen des WIndes verstummte. Das Ächzen der Äste verschwand aus ihrem Gehör. Sie schweifte mit den Gedanken ab. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihre zornige Tante, wie sie tobte und schrie. Schnell ließ sie diesen Gedanken weiterziehen, ließ ihn verblassen. Da erschien ein neues Bild in ihrem Kopf. Dieselbe Lichtung, derselbe Wald, nur eine andere Person, die dort lag und mit leuchtend blauen Augen den Sternenhimmel betrachtete. Sie erkannte die Person, diese Augen, dieses Haar, die lange Narbe an der Wange, die die Waffe einer anderen Welt auf dem vertrauten Gesicht hinterlassen hatte. Immer fester, immer stärker klammerte sie sich an den Gedanken, ließ ihn unter keinen Umständen weiterziehen. Jetzt musste sie nur noch daran glauben. Fest daran glauben. das Bild begann sich zu bewegen. Der Junge erhob sich und kam langsam auf sie zu. Er lächelte ihr zuund streckte seine Hand nach ihrer aus. Und aufeinmal spürte sie dieses vertraute Gefühl. Ihre Hand in seiner. Das Bild verschwamm, doch das Gefühl auf der Hand blieb. Langsam öffnete sie die Augen - und ihre Augen trafen seinen Blick. Ihre Hand in seiner. Er lächelte sie an, die mysteriösen blauen Augen funkelten im Mondlicht. Sie erhob sich und lächelte zurück. "Caitriona", er sprsch ihren Namen wie etwas ganz besonderes aus, "du bist wieder da". Sie nickte nur, dann fiel sie ihm in die Arme. Ihre Hand in seiner. Der Wind wehte wieder und zerzauste die Haare der zwei.
Dieselbe Lichtung, derselbe Wald. Dieselben Menschen. Aber zwei unterschiedliche Welten.
Ende
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