36Vertrauen

Nach dem Frühstück stand Christian frisch gewaschen und rasiert, die Haare gekämmt und sorgfältig gescheitelt, die Fingernägel geschnitten und gesäubert, vor dem Haus und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, während er auf Justine Carpenter wartete. Von Joe hatte er sich ein sauberes weißes Hemd geliehen, doch die einzige, die eine Hose für ihn gehabt hätte, die nicht zu kurz wäre war Alice, also hatte er mit zitternden Fingern bei ihr geklopft und sich innerlich schon auf eine barsche Abfuhr eingestellt.

Zu seiner Überraschung hatte sie dann doch eine ihrer heißgeliebten Hosen herausgerückt, aber darauf bestanden, sie baldmöglichst gewaschen zurückzubekommen.

Als Justine den zappelnden, angespannten, jungen Mann erblickte, musste sie schmunzeln:

„Na gut, mein Junge, ich will dich nicht länger auf die Folter spannen." erklärte sie: „Ich habe kürzlich den Schneider hier im Ort kennengelernt. Wir haben uns recht gut verstanden und vielleicht würde er dir, mir zu Gefallen eine Arbeit geben. Er ist nicht mehr ganz jung. Möglicherweise denkt er ja darüber nach, seine Künste an die nächste Generation weiterzugeben. Was sagst du?"

„Ich kenne den Mann vom Sehen." erwiderte Christian nachdenklich: „Als ich klein war, haben meine Eltern mich vor ihm gewarnt und gesagt, ich solle ihm aus dem Weg gehen und mich nicht allein von ihm erwischen lassen!" Es begann in Christians Gesicht zu arbeiten und dann verwandelte sich seine Miene in ein Lächeln: „Ich glaube, jetzt verstehe ich, wovor sie Angst hatten!"

Justine lachte:

„Ich schätze, für derlei Befürchtungen seitens deiner Eltern ist es nun wohl ohnehin zu spät, wie?"

„Definitiv!" erwiderte der Junge grinsend.

Die beiden machten sich auf den Weg:

„Ich weiß nicht, ob ich für diese Art der Arbeit geschaffen bin, aber ich versprechen, dass ich mein Bestes geben werde, wenn sie sich schon für mich einsetzen, Madame Carpenter!" versicherte Christian ernsthaft:

„Es freut mich, das zu hören!" entgegnete Justine.

Als sie bei der Schneiderei angekommen waren, erklärte sie:

„Ich denke, es wird am Besten sein, wenn du mich erst einmal allein mit Alexander sprechen lässt, mein Junge. Warte hier! Ich hole dich dann dazu, in Ordnung?"

Christian nickte und nahm auf den Stufen vor dem Laden Platz.

Der Schneider blickte überrascht von seiner Näharbeit auf und lächelte, als er Justine in sein Geschäft kommen sah. Er erhob sich und begrüßte sie mit Wangenküssen links und rechts:

„Ich hatte nicht erwartet, dich so bald wiederzusehen, meine Liebe. Hat deiner Füchsin ihr Kleid etwa nicht gefallen? Oder passt es ihr nicht?" erkundigte er sich.

Justine lächelte:

„Nein, das ist es nicht. Das Kleid ist vollkommen und Kathryn liebt es! Ich bin heute hier, weil ich einen Gefallen von dir erbitten möchte."

Alexander blickte sie erstaunt an:

„Was könnte ich denn wohl für dich tun?" wollte er wissen.

„Vor der Tür sitzt ein junger Mann, der dringend eine Arbeit und eine Perspektive für sein Leben benötigt." begann Justine: „Er hat in der Vergangenheit einiges durchgemacht. Seine Eltern haben ihn aus dem Haus geworfen und er war eine Weile auf sich allein gestellt. Er hat Dinge erlebt und tun müssen, die ihm nicht gut getan haben. Die Frauen im roten Haus haben ihm ein Zuhause gegeben, aber sie können ihn natürlich nicht versorgen. Er braucht Arbeit, sollte einen Beruf erlernen. Hierbei habe ich an dich gedacht!"

Alexander blickte Justine stirnrunzelnd an:

„Warum haben seine Eltern den Burschen denn hinausgeworfen? Ich habe nämlich wirklich kein Interesse daran, mich mit einem unerzogenen Bengel zu belasten. Für so etwas bin ich zu alt!"

Justine lächelte:

„Nein, es ist nichts in der Art. Er ist wirklich sehr höflich und scheint im Grunde ein anständiger Kerl zu sein. Seine Eltern waren mit seinem Lebenswandel nicht einverstanden, wenn du verstehst was ich meine. Ich dachte, gerade du könntest seine Situation vielleicht nachvollziehen?"

Ein Ausdruck des Begreifens tauchte auf Alexanders Gesicht auf:

„Ach, so ist das!" erwiderte er.

Dann schüttelte er den Kopf und fuhr nach einer Weile stirnrunzelnd fort: „Aber dennoch weiß ich wirklich nicht, ob dass das Richtige für mich ist und ob ich derlei Unruhe in meinem Leben brauchen kann."

Justine nahm Alexanders Hand in ihre beiden und blickte ihn voller Zärtlichkeit an, als sie erwiderte:

„Mir ist aufgefallen, wie allein du bist, mein Lieber. Es gibt niemanden, der dein Leben teilt und die Leute von Millers Landing meiden dich, solange sie nicht beruflich mit dir zu tun haben. Das finde ich sehr traurig, denn du bist ein wirklich liebenswerter Mann! Dies muss nicht allein ein Gefallen sein, den du einem anderen Menschen tust. Auch für dich kann es bereichernd sein, einen jungen Menschen in dein Leben zu lassen. Du kannst dein Wissen weitergeben, hast einen Gesprächspartner und jemanden der ein wenig Lebendigkeit in deinen Alltag bringen wird. Es wird jemanden geben, der dein Geschäft weiterführen könnte, wenn du irgendwann zu alt dafür sein wirst. Niemand verlangt, dass du den Jungen unbesehen einstellen sollst. Lerne ihn kennen und stelle ihn vielleicht zunächst auf Probe ein. Er hat keine großen Erwartungen und wird dankbar für eine Chance sein. Was denkst du?"

Alexander zuckte mit den Schultern:

„Stell' mir den Knaben doch einmal vor, damit ich weiß worüber wir überhaupt sprechen!" erwiderte er zurückhaltend.

Justine lächelte. Dann holte sie Christian dazu.

Der Junge stand mit hochgezogenen Schultern im Laden und blickte den fremden Mann unsicher mit gesenktem Kopf an:

„Hallo mein Junge!" begrüßte ihn der Schneider freundlich: „Mein Name ist Alexander Czerna. Wie heißt du?"

Christian streckte ihm seine Hand hin und erwiderte:

„Ich heiße Christian Petersen, Sir."

„Und du möchtest eine Schneiderlehre machen?" erkundigte sich Alexander.

Christian zuckte mit den Schultern:

„Ich möchte arbeiten! Ich bin fleißig und werde mir Mühe geben. Wenn ich ehrlich bin, habe ich bisher nicht darüber nachgedacht, Schneider zu werden. Ich muss zugeben, dass ich noch nie in meinem Leben etwas genäht habe. Es war die Idee von Madame Carpenter, dass ich mich bei ihnen vorstellen soll, doch mir gefällt der Gedanke! Ich kann ihnen nicht versprechen, dass ich ihren Erwartungen gerecht werde. Wenn sie denken, dass ich ungeeignet bin, werde ich mich nach etwas anderem umsehen. Aber ich würde mich freuen, wenn sie es mich versuchen lassen würden!"

Der Schneider blickte den Jungen nachdenklich an. Schließlich sagte er:

„In Ordnung! Du kannst ab morgen früh um neun Uhr anfangen! Ich werde sehen, wie wir zurechtkommen. Sei dir bewusst, dass ich nicht lange zögern werde, das Ausbildungsverhältnis zu beenden, wenn ich feststellen sollte, dass die Arbeit dir nicht liegt! Und ich werde dir am Anfang nicht viel bezahlen können, denn ich gehe davon aus, dass ich zunächst viel Arbeit in dich investieren muss, ehe du meinem Geschäft von irgendeinem wirtschaftlichen Nutzen sein kannst."

Christian nickte und nun traute er sich ein wenig zu Lächeln:

„Ich verstehe! Ich danke ihnen, Sir! Wir sehen uns morgen!"

Er hielt Alexander wiederum die Hand hin und schüttelte diese:

„Geh' ruhig schon vor, mein Junge!" sagte Justine: „Ich will noch ein wenig mit Alexander allein sprechen!"

Christian nickte und verließ den Laden mit klopfendem Herzen.

„Und? Was meinst du?" wollte Justine von Alexander wissen, als sie wieder unter sich waren:

„Ein attraktiver Bursche!" sagte Alexander anerkennend: „Aber wie ein Schneider sieht er nicht gerade aus? Groß, vor Kraft strotzend und mit riesigen breiten Händen. So einen würde man eher auf einer Baustelle, drüben in der Mine, oder in der Landwirtschaft vermuten, oder nicht?"

„Sei nicht so voreingenommen!" entgegnete Justine lächelnd."

„Ich werde mich bemühen!" erwiderte Alexander. Und schmunzelnd erkundigte er sich: „Hat der Junge denn schon einen besonderen Freund?"

Justine nickte:

„Das darf natürlich niemand erfahren, aber der Junge des Reverends und er sind einander sehr zugetan, wie es scheint!"

Alexander schüttelte schmunzelnd den Kopf:

„Ich wette, es würde seine Mutter Gretchen, diese verdammte Hexe ins Grab bringen, wenn sie davon wüsste! Ich wäre zu gern dabei, wenn sie es erfährt. Diese Frau macht mir seit jeher schon das Leben schwer."

„Ich habe sie nie kennengelernt, aber Kathryn hat mir so einiges über sie erzählt, was mir einen Eindruck vermittelt hat. Keine Sorge, du bist nicht der einzige, dem Ms. Schultz das Leben schwer macht!"

„Das kann ich mir vorstellen!" gab der Schneider zurück.

Justine verabschiedete sich von Alexander und bedankte sich noch einmal bei ihm. Sie war überaus zufrieden mit dem Ausgang des Gesprächs.

Der Sheriff hockte unruhig an seinem Schreibtisch. Das untypische Verhalten seiner Frau in letzten Zeit ließ ihn einfach nicht los. Dies fing mittlerweile an, sich auf seine Konzentration und seine Arbeitsfähigkeit auszuwirken. Nachts schlief er mittlerweile gar nicht mehr durch. Er war besessen von der Idee, Lydia könnte ihn im Schlaf überraschen und ihm etwas antun. Zwar hatte sie sich ihm gegenüber bislang noch nicht gewalttätig gezeigt, bis auf den eigenartigen sexuellen Angriff vor einiger Zeit, doch sie war eindeutig nicht mehr sie selbst und Snyder wusste nicht, womit er rechnen musste. Schließlich hielt ihn nichts mehr an seinem Arbeitsplatz. Er überließ seinem Deputy das Department, um unauffällig zuhause nach dem Rechten zu sehen.

Stirnrunzelnd blickte James dem Sheriff hinterher. Immer häufiger verhielt er sich in letzter Zeit eigenartig, wirkte nervös, müde und abwesend, tauchte gar nicht erst zur Arbeit auf, oder ging früher, so wie heute. Nicht dass James tatsächlich so etwas wie eine persönliche Besorgnis gegenüber seinem Vorgesetzten empfand, denn im Grunde konnte er den verbitterten, manchmal recht bösartigen alten Kerl nicht sehr gut leiden. Er fragte sich jedoch, ob beruflich noch voll auf ihn zu zählen sei und ob er nicht früher oder später Fehler machte, die auch ihn betrafen, oder das Wohl der Menschen dieser Stadt gefährdete, für deren Schutz sie beide verantwortlich waren.

James nahm sich vor, die Lage genauestens im Auge zu behalten.

Als Snyder zuhause heimlich durch die Fenster spähte, stellte er fest, dass Lydia nicht da war.

Das war wirklich seltsam?

Wo steckte sie wohl mitten am Tag?

Snyder ging hinüber zum Gemischtwarenladen, doch durch das Schaufenster konnte er nur die beiden Jungen sehen, die dort arbeiteten; den Pastorensohn und den anderen, diesen Freund von Jimmy.

Die beiden hockten dicht beieinander, hatten offenbar nichts zu tun und tratschten miteinander wie alte Weiber. Snyder gefiel nicht, wie vertraut die zwei Knaben miteinander wirkten. Kurz dachte er darüber nach, einzutreten und sie ein wenig zu scheuchen, um dem Treiben ein Ende zu bereiten, doch hatte er im Augenblick Wichtigeres zu tun. Er musste Lydia finden!

Er suchte sie in den anderen Geschäften von Millers Landing und sogar beim Friseur, obwohl sie dort eigentlich niemals hinging, doch die Suche blieb erfolglos.

Als gerade niemand im Geschäft war, fragte Noah Joe unvermittelt:

„Was denkst du eigentlich über Christian?"

Joe legte grinsend den Kopf schief:

„Warum fragst du?"

Noah zuckte mit den Schultern und erwiderte:

„Ich möchte nur wissen, ob du glaubst, dass er in Ordnung ist, nachdem du ihn nun ein wenig kennengelernt hast? Denkst du, ich kann ihm vertrauen?"

„Hmm..." machte Joe: „...er ist sicher nicht das Ungeheuer, welches du in ihm vermutet hast, als er wieder hier aufgetaucht ist. Er ist freundlich, benimmt sich drüben im Haus gut und ganz offensichtlich ist er total vernarrt in dich!"

Noah errötete, als er antwortete:

„Ja, scheint so, nicht? Aber es geht nun alles so schnell. Erst hatte ich Angst vor Christian und nun sind wir einander plötzlich so nah. Ich habe ihn auch sehr gern und nun überlege ich ob..." Noah zögerte weiterzusprechen und so hakte Joe nach:

„Ob du...was?"

Joe war für Noah in den letzten Monaten immer mehr zu so etwas wie einem großen Bruder geworden und mit wem konnte er sonst über diese Dinge reden? Da blieb eigentlich nur Alice übrig, aber irgendwie fühlte sich das merkwürdig an, weil sie ein Mädchen war.

Schließlich rang sich Noah dazu durch, weiterzusprechen:

„Ich überlege, ob ich bereit für den nächsten Schritt bin, wenn du verstehst."

„Häh?" machte Joe zunächst dümmlich, doch als er Noahs verzweifelte Miene sah dämmerte es ihm und er lachte: „Sprichst du davon, mit Christian zu schlafen? Ich war mir sicher, das hättet ihr längst getan?"

Noah wurde immer kleiner, sein blasses Gesicht färbte sich dunkelrot und er schüttelte unglücklich den Kopf.

Joe schmunzelte gutmütig, legte freundschaftlich einen Arm um den Jungen und erklärte:

„Ich finde es schön, dass du damit gewartet hast. Irgendwie romantisch" grinsend fügte er hinzu:

„Mir selbst ist das bislang nie gelungen, wenn ich verliebt war. Wie steht Christian denn dazu?"

Noah gelang es nicht, Joe anzuschauen und fixierte stattdessen den Boden:

„Er respektiert meinen Wunsch zu warten, aber ich schätze, wenn es nach ihm ginge, hätten wir es

längst getan. Für ihn ist es schließlich nicht das erste Mal!"

Plötzlich kam Noah ein erschreckender Gedanke:

„Denkst du, er verliert das Interesse, wenn ich zu lange warte?"

Joe schüttelte energisch mit dem Kopf:

„Das glaube ich nicht, so wie er sich ins Zeug legt, aber selbst wenn es so wäre, solltest du deine Entscheidung davon nicht abhängig machen!"

Der Sheriff kehrte nachhause zurück, um zu sehen, ob seine Frau mittlerweile wieder da war und tatsächlich, da saß sie am Esstisch und hatte wieder diesen Zettel vor sich liegen, welchen sie neulich geschrieben hatte.

Snyder öffnete rasch die Haustür, doch er kam zu spät: Lydia blickte ihn erschrocken an, doch das Blatt Papier hatte sie bereits verschwinden lassen:

„Was machst du denn so früh hier?" fragte sie: „Das Abendessen ist noch längst nicht fertig!"

Sie klang beinah vorwurfsvoll.

Als müsste er sich rechtfertigen, wenn er sein eigenes Haus betrat:

„Ich dachte, ich sehe hier mal nach dem Rechten. Ich war vorhin schon einmal hier, doch das Haus war leer! Wo warst du?" fragte er ärgerlich.

„Ich war einkaufen!" behauptete sie.

Eine offensichtliche Lüge!

Selbst wenn sie im Stadtzentrum irgendwie ungesehen an ihm vorbeigelaufen wäre, wo waren dann die Einkäufe?

Snyder betrachtete seine Frau misstrauisch, doch er sagte nichts.

Ihn fröstelte.

Nach dem Abendessen lagen Noah und Christian nebeneinander auf dem Bett. Noah hatte seinen Kopf auf die Brust seines Freundes gebettet und lauschte dem beruhigenden, gleichmäßigen Herzschlag. Es gab einige wichtige Dinge, die er mit ihm besprechen wollte und bereitete sich mental darauf vor. Schließlich gab er sich selbst einen Ruck und begann:

„Wenn du damals nicht mich, sondern einen anderen Junge im Schuppen der Schule erwischt hättest, würdest du dann jetzt eigentlich bei ihm liegen, anstatt bei mir?" fragte er unvermittelt.

Überrascht hob Christian den Kopf, blickte auf seinen Freund hinab und fragte:

„Wie bitte? Wie kommst du denn auf so etwas?"

„Na ja, die Art und Weise wie das mit uns angefangen hat war doch mehr oder weniger Zufall, oder etwa nicht?" antwortete Noah schulterzuckend.

Christian schüttelte amüsiert den Kopf:

„Das glaubst du also? Dass ich derart wahllos an die Sache herangegangen bin? So war es aber nicht. Ganz und gar nicht! In Wirklichkeit hatte ich damals schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, dich allein anzutreffen. Ich wusste, dass du an jenem Tag in den Schuppen kommen würdest und habe dort auf dich gewartet."

„Ehrlich?" fragte Noah zweifelnd: „Aber wie solltest du denn überhaupt ahnen, dass ich mitmachen würde. Woher wusstest du, dass ich SO bin?"

Christian erwiderte kichernd:

„Ob du mitmachen würdest wusste ich natürlich nicht, aber ich habe damals ja auch nicht gerade um Erlaubnis gebeten. Ich habe es einfach versucht und hatte Glück, dass du mich nicht abgewiesen hast! Du hast keine Ahnung, wie viel Angst ich in diesem Moment davor gehabt habe, oder auch davor, dass du weglaufen und Hilfe rufen würdest und mein Geheimnis dann gelüftet wäre. Doch daran, dass du so bist wie ich hatte ich aber ehrlich gesagt nie einen Zweifel. Das war für mich offensichtlich!"

Noah machte ein langes Gesicht:

„Wirklich? Ich will aber nicht, dass man es merkt!" klagte er: „Woran merkt man es denn? Und wie kann ich das verhindern?"

Christian küsste Noah und erklärte beschwichtigend:

„Vielleicht ist es ja gar nicht für jeden gleich offensichtlich, sondern nur für mich. Irgendwie müssen Jungs wie wir einander doch erkennen. Sonst würden wir uns doch nicht finden!"

„Aber du beantwortest mir meine Frage nicht!" beharrte Noah unzufrieden: „Woran merkt man es?"

Christian blickte ihn ein wenig hilflos an und stotterte schließlich:

„Nun ja, du bist irgendwie ein wenig...anders als viele andere Jungen." Noah schaute zugleich fragend und unglücklich zu ihm hoch und Christian fuhr fort: „Du bist einfach sanfter, ruhiger, irgendwie weicher...verstehst du?"

Noah nickte unglücklich:

„Ich weiß!" erklärte er tonlos und wendete seinem Freund den Rücken zu.

Dieser rückte nah an ihn heran, legte einen Arm um ihn und flüsterte:

„Das ist aber doch kein Grund traurig zu sein. Es ist nichts Schlechtes, so zu sein. Im Gegenteil, ich finde es toll! Es gefällt mir!"

Noah seufzte und griff nach der Hand, die ihn umfasste:

„Aber es bedeutet auch, dass ich immer ein leichtes Ziel für jene Leute sein werde die uns hassen! Sie können mich leichter erkennen und ich kann mich schlechter gegen sie zur Wehr setzen, weil ich schwach bin, richtig?" gab er zurück.

„Du musst keine Angst haben!" versprach Christian aufrichtig: „Ich bin stark und ich werde nicht zulassen, dass irgendwer dir etwas antut!"

Und wie zur Bestätigung zog er ihn noch enger in die Umarmung.

Noah lächelte ein wenig über Christians Worte, doch dann wurde er wieder ernst:

„Denkst du manchmal auch, diese Leute, die das ablehnen, was wir sind könnten damit recht haben? Glaubst du, mit uns stimmt vielleicht etwas nicht?"

Christian drehte Noah zu sich herum und blickte ihn fragend an:

„Was ist denn auf einmal mit dir los?" wollte er wissen: „Warum machst du dir so merkwürdige Gedanken?"

Noah zuckte mit den Schultern:

„Das habe ich eigentlich immer schon getan. Also zumindest seit ich wusste, wie ich bin. Früher habe ich immer gehofft, dass diese Gefühle vorbei gehen werden, doch das sind sie nicht. Meine Eltern haben mir von klein auf beigebracht, dass Gott alles sieht und alle meine Gedanken kennt. Und das bedeutet, er ist jetzt auch hier in diesem Zimmer und sieht mir zu, wie ich bei einem anderen Jungen liege. Dann weiß er, was ich getan habe und was ich vielleicht noch tun möchte!" Er seufzte und fuhr fort: „ Ich habe Angst davor, dafür in die Hölle zu kommen."

Christian runzelte die Stirn:

„Wie ich schon gesagt habe, bevor die Katze aus dem Sack war, hatte ich wahnsinnige Angst davor was geschieht, wenn die Leute und besonders meine Eltern es herausfinden würden. Ich dachte, mein Leben wäre dann vorbei, aber ich habe mich geirrt. In gewisser Weise ist es sogar so, als würde es jetzt erst anfangen." Er machte eine nachdenkliche Pause, ehe er fortfuhr: „Ich kenne böse Gedanken und ich habe böse Dinge getan. Ich weiß, wie sich das anfühlt! Aber wenn ich bei dir bin, fühlt sich das nicht böse an. Im Gegenteil, es scheint mir dann so, als würde ich endlich etwas richtig machen!" Christian grinste schüchtern und es machte ein schabendes Geräusch, als er sich verlegen am Kinn kratzte: „Das klingt ganz schön albern, oder? Aber irgendwie habe ich das Gefühl, du färbst auf mich ab und ich werde ein besserer Mensch durch dich! Und was kann daran böse sein?"

Noah schluckte. Dann zog er Christian zu sich heran, küsste ihn sanft und bedankte sich.

Der Wunsch zu bleiben war in diesem Moment größer als je zuvor, also erklärte er rasch:

„Leider muss ich jetzt nachhause. Es wird bald dunkel!"

Dann brach er auf, ehe er dazu nicht mehr den Willen aufbrächte.

Lydia lag mit offenen Augen allein in ihrem dunklen Schlafzimmer. Hubert hatte sich wieder einmal im Wohnzimmer niedergelassen, weil er es offenbar nicht mehr neben ihr im Bett aushielt?

Eigentlich war Lydia heute Mittag fest entschlossen gewesen, Justine Carpenter aufzusuchen. Sie war bis zur Stadtgrenze gekommen und hatte die beiden hellrot gestrichenen Häuser bereits in der Ferne ausmachen können, doch dann hatte sie der Mut verlassen. Eine Frau wie sie, die Gemahlin des Sheriffs wollte dem Bordell der Stadt einen Besuch abstatten?

Es wäre nicht auszudenken, welches Gerede es gäbe, wenn sie dabei von den falschen Leuten gesehen würde.

Aber sie musste Madame Carpenter sehen!

Sie wollte ihr die Liste zeigen, wollte mit ihr darüber sprechen und ihre Meinung hören. Sie hatte nämlich deren Vorschlag umgesetzt und sich einige Dinge überlegt, welche sie tun könnte, um ihrem Leben wieder Bedeutung zu geben. Sicherlich war sie nicht mehr jung, aber sie war schließlich noch am Leben; hatte noch etwas zu geben, einen Beitrag zu leisten, oder etwa nicht?

Wenn sie weitermachte, wie bisher, würde sie mit Sicherheit den Verstand verlieren. Justine Carpenters Worte waren wie ein Weckruf nach einem langen Schlaf gewesen und nun brauchte sie ein wenig Hilfe von ihr. Doch wie konnte sie sie nur erreichen, solange sie in diesem Haus war?

Das rote Haus.

In der Vergangenheit hatte Lydia, wie wohl die meisten Leute in Millers Landing, stets mit Widerwillen und Unbehagen an die Dinge gedacht, die sich dort wohl abspielen mochten. Doch nun, da sie ganz allein und unbeobachtet in ihrem Bett lag, schloss sie einen Moment die Augen und stellte sich vor, was diese Wände dort wohl schon alles gesehen hatten und ein wohliger Schauer überlief sie.

In der Nacht hatte Christian nicht gut schlafen können, denn er war einfach zu aufgeregt gewesen. Viel zu früh war er aufgestanden, hatte für alle Frühstück gemacht und nun stand er überpünktlich vor der Tür der Schneiderei, wo er von Alexander Czerna mit einem Grinsen begrüßt wurde:

„Na, mein Junge? Kannst du es gar nicht erwarten, anzufangen?"

Christian nickte eifrig.

Alexander ließ ihn ein und sagte:

„Dann lass uns mal sehen, was wir für dich zu tun haben."

Zunächst lernte Christian etwas über die Arbeitsgeräte, die unterschiedlichen Garne und Stoffe. Dann zeigte der Schneider dem Jungen verschiedene Stichformen und stellte zufrieden fest, dass dieser sich unerwartet geschickt anstellte. Am Ende dieses ersten Arbeitstages war Christian sogar schon in der Lage, einfache Arbeiten auszuführen.

Nachdem Alexander zunächst befürchtet hatte, dieser fremde Junge würde zu einer Belastung für ihn werden und seinen routinierten Alltag stören, hatte der Schneider plötzlich das Gefühl, das Justine recht behalten könnte und Christian sich als Bereicherung für ihn erweisen würde. Woher dieses Gefühl kam, hätte er allerdings selbst nicht sagen können. Eventuell lag es daran, dass der Junge so vital und hoffnungsvoll wirkte. Vielleicht färbte das ab?

Alexander jedenfalls verspürte plötzlich in sich eine Offenheit, einen anderen Menschen in sein Leben zu lassen, die er lange nicht mehr empfunden hatte und den Wunsch, seine Kenntnisse und Künste weiterzugeben. Und zumindest vor sich selbst musste er zugeben, dass es Schlimmeres gab, als diesen gutaussehenden, jungen Mann, der ihm sicherlich sehr gefallen hätte, wenn er etwa vierzig Jahre jünger gewesen wäre, täglich um sich zu haben:

„Wir sehen uns morgen!" erklärte Alexander am Ende dieses ersten Arbeitstages zufrieden.

Christian strahlte über das ganze Gesicht.

Als er die Schneiderei an diesem Abend verließ, waren dunkle, bedrohliche Wolken aufgezogen, doch bislang regnete es noch nicht. Der Junge nahm dennoch lieber seine Beine in die Hand, denn er hatte nicht den Wunsch, mitten in das hineinzugeraten, was dieser Himmel versprach.

Die Erste, die ihm im roten Haus über den Weg lief war Justine und Christian fiel ihr sogleich stürmisch um den Hals und bedankte sich noch einmal ausgiebig für die Vermittlung seiner Ausbildungsstelle, begleitet von einem begeisterten Kurzbericht seines ersten Tages.

Justine grinste:

„Ich habe mir doch beinahe gedacht, dass Alexander und du gut miteinander auskommen würdet!" erklärte sie zufrieden.

Christian nickte aufgeregt:

„Er ist wirklich sehr nett zu mir. Und die Arbeit macht viel mehr Spaß, als ich gedacht hätte! Ich will unbedingt Noah davon erzählen."

„Ich habe ihn mit Joe und ein paar anderen drüben in der Bar sitzen sehen." ließ Justine ihn wissen.

Christian stürmte sogleich los und Justine blickte ihm schmunzelnd hinterher.

Am Tisch in der Bar saßen Noah, Joe, Tiny, Sam, Alice und Helena beim Kartenspiel. Offenbar waren sie soeben im Begriff, ihre Partie zu beenden. Noah hatte Christian nicht kommen sehen und dieser schlang ihm ungestüm von hinten die Arme um die Brust und küsste seinen Nacken mit einem lauten Schmatzen.

Noah riss überrascht die Augen auf und stieß einen kleinen, spitzen Schrei aus.

Joe, Tiny und Helena kicherten. Sam und Alice hingegen beäugten die Situation hingegen eher skeptisch:

„Jemand mit deiner Vorgeschichte sollte es sich lieber zweimal überlegen, ehe er einen anderen so erschreckt!" kommentierte Alice grummelnd: „Woher soll Noah denn wissen, welche Absichten du wohl heute verfolgst?"

Christian blickte betreten zu Boden, doch Noah winkte ab:

„Lass' es gut sein, Alice!" forderte er, erhob sich und zog Christians Gesicht zu einem Kuss zu sich heran.

Helena, Joe und Tiny johlten.

Alice schüttelte den Kopf, doch konnte sie sich zu ihrem Ärger ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Sam runzelte die Stirn.

„Ich bin froh, dass du da bist!" flüsterte Noah Christian ins Ohr.

Christian hockte sich zu den anderen an den Tisch. Der Schwung war ihm durch die Situation gerade eben zwar genommen, dennoch begann er, von seinem Tag zu berichten.

Noah strahlte, als er hörte, dass Christians erster Arbeitstag ein solcher Erfolg gewesen war. Er nahm seine Hand und drückte sie.

Nun erkundigte sich Joe, der durch seine Arbeit bei Petes Fine Goods so allerhand Tratsch mitbekam mit einem schelmischen Grinsen nach Christians neuem Arbeitgeber:

„Und? Streckt Mr. Czerna denn wohl seine ungezogenen Hände nach dir aus, Christian?"

Der Junge riss erstaunt die Augen auf und versicherte kopfschüttelnd:

„Natürlich nicht! Er ist ein wirklich netter älterer Herr. Ich glaube nicht, dass er so etwas tun würde!"

„Also wirklich, Joe!" schalt Tiny seinen Liebsten streng und Noah rief empört:

„Das will ich ihm auch geraten haben!"

Er legte besitzergreifend einen Arm um Christian, was dieser mit einem kleinen Grinsen zur Kenntnis nahm.

Die Runde witzelte noch ein wenig über den Ruf, den der Schneider Czerna in Millers Landing genoss, bis es Sam, den das alles nicht interessierte zu viel wurde und er entnervt ein weiteres Kartenspiel vorschlug.

Die anderen waren einverstanden, doch Noah, der schon die ganze Zeit über ein wenig unruhig gewirkt hatte, verkündete, dass er lieber mit Christian noch ein wenig Zeit allein verbringen wollte:

„Willst du mit nach oben kommen?" fragte Christian hoffnungsvoll.

Noah schüttelte den Kopf:

„Nein, ich würde lieber draußen ein wenig mit dir spazieren gehen."

Er versuchte, ein wenig Zeit zu schinden.

„Hast du mal aus dem Fenster gesehen?" fragte Christian zurück: „Es wird heute sicherlich noch ein tüchtiges Unwetter geben."

„Das stört mich nicht!" versicherte Noah: „Ich brauche noch ein wenig frische Luft!"

„Dein Wort ist mir Befehl!" erklärte Christian schulterzuckend und mit einem kleinen Grinsen:

„So ist es Recht!" entgegnete Noah mit einem kleinen Zwinkern.

Die beiden verabschiedeten sich von den anderen, doch kaum hatten sie das Haus verlassen, begann es auch schon leicht zu nieseln:

„Umkehren?" fragte Christian.

Noah schüttelte den Kopf:

„Nein, ich habe Lust, noch ein wenig zu laufen. Ein bisschen Regen stört mich nicht! Was ist mit dir?"

„Es gibt Schlimmeres!" versicherte Christian und platzte dann unvermittelt heraus: „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass ich dich vorhin so erschreckt habe!"

„Ist es wegen dem, was Alice gesagt hat?" fragte Noah überrascht: „Hör' nicht auf sie! Es ist in Ordnung! Du hast gar nichts falsch gemacht!"

„Doch, das habe ich!" erwiderte Christian kläglich: „Alice hat recht! Ich habe so vieles wieder gut zu machen. Ich muss viel lieber und viel sanfter mit dir sein! Nichts, was ich tue soll dir je wieder Angst machen!"

Der Regen wurde heftiger. Noah schaute Christian ernst ins Gesicht, vergewisserte sich dann nach allen Seiten, dass niemand in der Nähe war, ehe er nach seiner Hand griff und die Finger mit den seinen verschränkte:

„Es ist alles gut! Versprochen!" versicherte er.

Christian starrte zu Boden und mahlte mit den Kiefern.

Zum Regen hatte sich mittlerweile auch ein Sturm gesellt und die Regentropfen verwandelten sich nach und nach in Hagel:

„Was machen wir denn bloß hier draußen? Wir müssen zusehen, dass wir ins Trockene kommen!" rief Christian gegen das Tosen an: „Ich begleite dich zu dir nachhause, und dann laufe ich zurück, in Ordnung?"

Noah schüttelte den Kopf:

„Zu dir ist es kürzer!" erwiderte er und rannte in Richtung des roten Hauses.

„Aber es ist schon spät! Was wirst du deinen Eltern sagen?" wollte Christian wissen.

Noah zuckte mit den Schultern und rannte weiter.

Als sie in Christians Zimmer ankamen, waren beide Jungen bereits nass bis auf die Haut und zitterten.

Christian kauerte vor dem winzigen Ofen, um ein Feuer zu machen:

„Gib' mir deine nassen Kleider, damit ich sie über den Ofen hängen kann." forderte er Noah auf: „In der Kommode findest du etwas Trockenes."

In seiner Unterwäsche breitete Christian ihrer beider Kleidung in der Nähe des Feuers aus und als er sich wieder umwandte, entdeckte er, dass Noah in sein Bett geschlüpft war:

„Ich brauche gerade nichts zum Anziehen!" erklärte er viel selbstbewusster, als er sich fühlte.

Christian nahm auf der Bettkante Platz:

„Was hast du denn vor?" fragte er unsicher.

„Ich warte auf dich!" verkündete Noah entschlossen, doch sein Gesicht sprach eine andere Sprache. Er war blass hinter seinen Sommersprossen und seine Augen waren riesige, dunkle, furchtsame Teiche.

Christian griff nach Noahs Hand und drückte sie:

„Wir haben dafür noch genug Zeit!" versicherte er.

Noah schüttelte den Kopf und zog ihn an seiner Hand auf sich zu:

„Ich bin froh, dass ich endlich den Mut dazu gefasst habe. Draußen habe ich die ganze Zeit versucht es dir zu sagen, aber die Worte kamen einfach nicht über meine Lippen."

Es war bereits stockfinstere Nacht, als Noah schüchtern fragte:

„Hat das Warten sich gelohnt?"

Christian kicherte leise, zog Noah im Bett noch ein wenig näher an sich heran und versicherte:

„Und wie!" Dann wollte er wissen: „Aber was ist mit Dir? War es so, wie du es Dir vorgestellt hast?"

Christian spürte Noahs Kopfschütteln mehr, als dass er es im sterbenden Licht des Ofens sehen konnte:

„Nein, es war ganz anders!" erklärte Noah schlicht und Christian wurde ein wenig bange. Doch dann fuhr Noah fort: „Ich dachte, es wäre eine große, furchteinflößende Sache, aber das war es nicht. Kennst du Situationen, in denen plötzlich alles einen Sinn macht und die Verwirrung endet? So war es! Und es war wirklich schön!"

„Das war es!" bestätigte Christian und vergrub sein Kinn an Noahs Hals. Dann fragte er: „Wie kommt es, dass du es ausgerechnet jetzt tun wolltest. Was hat sich verändert?"

„Weil ich dir jetzt vertraue!" erklärte Noah.

Christian wurde innerlich ganz warm:

„Ich verspreche Dir, dass kannst du! Egal was kommen mag!" versicherte er und wollte dann wissen: „Aber was wirst du deinen Eltern sagen, wo du warst?"

Noah zuckte mit den Schultern.

Auf dem Heimweg durch die kalte dunkle Nacht fühlte Noah zu seiner Überraschung keine Angst. Stattdessen empfand er eine nie gekannte Selbstsicherheit.

Er war endlich im Reinen mit sich!

Das konnte ihm niemand wieder nehmen, auch seine Eltern nicht.

Im Pfarrhaus brannte noch ein kleines Licht, als er ankam.

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