36 - Liebe Marly

Liebe Marly,
Ich sitze hier vor einem leeren, weißen Papier und weiß nicht so recht, was ich dir zum Abschied schreiben soll. Egal was, es wäre immer zu... teilnahmslos. Unemotional. Ich kann das nicht in Worte fassen, was ich grade fühle. Du könntest das - wenn man sich deine Einträge durchliest... Echt unglaublich, wie toll du diese Botschaft rüberbringst. Rübergebracht hast. Aber ich?

Ich kann es immer noch nicht fassen...dass du einfach nicht mehr da bist. Nie wieder kommen wirst. Ich habe heute Nacht geweint. Geschrien. Wach gelegen. Ich habe die ganze Nacht auf eine Nachricht von dir gewartet, die sagt, dass es dir gut geht. Ein "GN8", wie jeden Abend, hätte mir schon genügt. Aber es kam nichts. Nicht um 10 Uhr, nicht um 11. Auch nicht um 1 oder 2 Uhr.

Und am Morgen, als ich die aufgehende Sonne angeschaut habe, habe ich es realisiert. Dass ich nie mehr ein "GN8" von dir bekommen werde. Dass ich nie mehr dein Lächeln sehen werde. Dass ich nie mehr mit dir über unsere Lehrer lästern werde. Nie mehr.

In der Schule gab es heute eine Schweigeminute für dich. Dich kannten ja gefühlt alle - die Lehrer, deren Liebling du schon immer warst, die vielen Schüler, die dich aus deinen unzähligen AGs kannten, die Schulleitung, die dich bewundert hat und unsere Klasse. Sogar die, die dich anfangs gemobbt haben, schienen betroffen zu sein. Wir alle haben um dich geweint.

In sieben Tagen ist deine Beerdigung. Das ist so...schrecklich. Gestern morgen haben wir noch zusammen herum gealbert, in einer Woche liegst du schon auf dem Friedhof.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich gerne noch einmal dein Lachen sehen können.

Oh Marly, ich werde und kann dich niemals vergessen! Du wirst mir immer fehlen!

Aber ich verspreche dir auch, dass, wie du es dir so oft gewünscht hast, wir unser Leben trotzdem weiter führen, versuchen, nicht Jahre lang um dich zu trauern und immer noch Spaß haben. Ich verspreche es dir!

Dich jetzt schon so unendlich vermissen,
Junia

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