22 - Samstag, 6. Mai
Ich lebe.
Meine Freundin hat mir alles erzählt. Von der Woche, die ich im Koma lag. Von ihrer Angst. Von ihren Einträgen. Und davon, wie sehr sie mich vermisst hat.
Mir kamen die Tränen, als meine Freundin mir von ihrer Angst erzählt hat - stellt euch mal vor, ihr seid einem Menschen so wichtig! Mich hat das so berührt! Noch jetzt laufen mir Tränen über die Wangen, wenn ich an ihre Worte denke...
Bitte, passt auf eure Freunde auf! Soetwas wie sie gibt es kein zweites Mal!
Wie geht es jetzt für mich weiter?
Ich muss in nächster Zeit im Krankenhaus bleiben - auch wenn es mir besser geht, habe ich immer noch eine ausklingende Lungenentzündung und ein Immunsystem, das am Boden ist. Vielleicht sind ist "nur" eine Woche, vielleicht sind es auch eineinhalb, je nach dem, wie schnell es mir besser geht.
Im einen Moment wünsche ich mir, gestorben zu sein. Warum? Weil es schrecklich ist, mit dem Wissen leben zu müssen, dass es gleich - jeden Moment - aus sein könnte. Und dann wünsche ich mir wieder, noch so lange wie möglich zu leben, damit ich die Zeit noch genießen kann - aber würde ich das können?
Ich habe immer gekämpft und anderen Mut gemacht, doch seit ich "wieder wach bin" weiß ich nicht mehr, ob ich das noch kann. Ich fühle mich ausgelaugt - erst der Tod meines Verwandten, dann das Koma... Wie lange muss ich das noch durchhalten?
Aber ich will doch eigentlich noch leben und genießen! Ich will meine letzte Zeit genießen! Ich will meiner Familie so lange wie möglich diese Trauer ersparen! Und ich will doch noch so viel erleben! Urlaube! Ich wollte doch bald nach Frankreich fahren!
>> Was macht man, wenn man noch fünf Monate hat? Leben. Man lebt. Man genießt. Feiert. Hat Spaß. Macht Dinge, die man sonst nie gemacht hätte. Und verabschiedet sich.<<
Erinnert ihr euch noch? Das habe ich in meinem ersten Kapitel geschrieben, wie sicher ich mir damals noch war...
Ich weiß nicht, ob ich diese 125 Tage, die mir versprochen wurden, noch leben will.
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