11 - Der 14. Oktober 2015

Wie oft wird Krebs/ andere Krankheiten zu spät entdeckt? Zu oft. Bei mir war es so, dass mir meine beste Freundin danach erzählt hat, wie es damals war. Jetzt habe ich meine Freundin gebeten, diese Situation niederzuschreiben.

Ich blickte erneut zu Marlen hinüber - sie saß schon den ganzen Vormittag teilnahmslos im Unterricht, was überhaupt nicht zu ihr passte - ich machte mir Sorgen um sie. Schon länger war sie immer verträumt, agressiv und desorientiert.

"Marlen? Kannst du uns bitte deine Lösung der Rechnung an die Tafel schreiben?" Frau Schickerts, unsere Mathematiklehrerin bemühte sich schon die ganze Zeit tapfer Marlen zum Mitmachen zu bewegen - Marlen war ihre Lieblingsschülerin - klar. Marlen besuchte seit Anfang der Jahres eine Knobel-Mathe-AG (unter Frau Schickerts Leitung) und lieferte immer perfekte Ergebnisse ab.
Marlen schlurfte in Richtung Tafel. Kurz blieb sie stehen, starrte desorientiert in die Gegend - dann lag sie plötzlich auf dem Boden. War plötzlich bewusstlos. Schlug mit dem Kopf auf den Boden. Ich schrie. Rannte auf sie zu. Kniete mich zu ihr. Sie atmete. Irgendwann kam Bewegung in die Klasse, alle stürmten auf mich und Marlen zu. Ich schrie sie nur an, sie sollten den Krankenwagen rufen. Der kam dann irgendwann. Währenddessen kniete ich bei Marlen, strich durch ihr Haar und flüsterte immer wieder: "Alles wird gut, versprochen. Alles wird gut." Als ihre beste Freundin durfte ich mit in die Klinik, bis ihre Eltern aus der Arbeit da waren.

Ihre Eltern und ich erfuhren die niederschmetternde Diagnose, noch bevor sie wieder bei Bewusstsein war. Leukämie.

Damals weinte ich. War geschockt. Hab die Welt nicht mehr verstanden. Habe mich verschlossen, mit niemandem mehr geredet, es nicht wahr haben wollen. Erst sie hat mich in den Arm genommen, getröstet und mir versichert, dass alles gut werden würde. Sie war so tapfer.

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