D R E I Z E H N

Kaelan hielt den goldenen Schlüssel fest in ihrer Hand, während sie mit dem Fenryx an ihrer Seite aus der Höhle des Weltenbaums trat. Die Luft war frisch, aber erfüllt von einer bedrohlichen Stille. Der Himmel hatte sich verändert – die Sterne, die zuvor funkelten, waren nun von dunklen Wolken verdeckt, die sich langsam über die Landschaft zogen. Der Weg zurück war klar, doch Kaelan wusste, dass dies nur der Anfang war.

Das Amulett an ihrem Hals begann sanft zu pulsieren, als ob es sie warnen wollte. Der goldene Schlüssel schimmerte schwach, seine Energie fühlte sich lebendig an, fast wie eine ständige Erinnerung an die Aufgabe, die vor ihr lag.

„Die Schattenfeste," murmelte Kaelan und blickte in die Ferne, wo sich dunkle Silhouetten abzeichneten. „Das ist unser Ziel."

Der Fenryx stieß ein leises, ermutigendes Geräusch aus und lief voraus, seine violetten Augen suchten die Umgebung ab.

Der Weg zur Schattenfeste führte durch eine weite, unheimliche Ebene, deren Boden aus aschegrauem Stein bestand. Risse durchzogen den Boden, aus denen ein schwaches, purpurfarbenes Glühen emporstieg, als ob etwas darunter lauerte. Kaelan spürte die Bedrohung in jeder Faser ihres Körpers, doch sie ging weiter, die Klinge fest in der einen Hand und den Schlüssel in der anderen.

Plötzlich spürte sie, wie die Umgebung sich veränderte. Schatten begannen, sich um sie zu sammeln, zunächst harmlos wirkend, doch sie wurden dichter, bewegten sich wie lebende Wesen. Kaelan blieb stehen, ihr Blick wanderte umher, während das Amulett zu leuchten begann.

„Die Dunkelheit fühlt deine Anwesenheit," sagte eine vertraute Stimme in ihrem Kopf. Es war Eron. „Sei wachsam, Kaelan. Du bist ihrem Herzen näher, als du denkst."

Die Schatten formten sich zu Gestalten, ähnlich den Schattenwächtern, denen sie zuvor begegnet war, doch diese waren größer, bedrohlicher. Ihre Augen glühten rot, und sie starrten Kaelan an, als ob sie auf eine Bewegung warteten.

„Bleib ruhig," flüsterte sie und spürte, wie das Amulett ihre Worte zu bekräftigen schien. Sie hob den Schlüssel und die Klinge, beide begannen gleichzeitig zu leuchten. Die Schatten hielten inne, zischten und wichen zurück, als ob sie die Energie nicht ertragen konnten.

Kaelan nutzte den Moment und setzte ihren Weg fort. Der Fenryx blieb dicht an ihrer Seite, seine Haltung angespannt, doch er wirkte entschlossen.

Die Schattenfeste erhob sich vor ihnen wie ein dunkler Monolith, umgeben von einer Aura aus schimmernder Dunkelheit. Die Mauern schienen sich zu bewegen, als ob sie lebendig wären, und die Türme ragten hoch in den Himmel, ihre Spitzen in die Wolken gehüllt. Das Tor war geschlossen, eine massive Konstruktion aus schwarzem Metall, überzogen mit unheimlichen, pulsierenden Runen.

Kaelan blieb vor dem Tor stehen, und das Amulett begann stärker zu pulsieren. Der goldene Schlüssel in ihrer Hand vibrierte leicht, als ob er wusste, dass sein Moment gekommen war.

„Das ist der letzte Schritt," sagte sie leise, mehr zu sich selbst als zu dem Fenryx. „Es gibt keinen Weg zurück."

Der Fenryx stieß ein bestätigendes Geräusch aus und stellte sich dicht an ihre Seite. Kaelan hob den Schlüssel und trat näher an das Tor. Das Metall begann zu leuchten, als der Schlüssel sich dem Schloss näherte, und die Runen auf dem Tor pulsieren in einem dunklen Rot.

Kaelan zögerte einen Moment, dann steckte sie den Schlüssel in das Schloss. Ein gewaltiges Knirschen erfüllte die Luft, und das Tor begann sich langsam zu öffnen, ein kalter, schneidender Wind strömte heraus und ließ sie frösteln.

„Was auch immer da drin ist," murmelte Kaelan, während sie die Klinge fester umgriff, „wir sind bereit."

Das Innere der Schattenfeste war noch bedrohlicher, als Kaelan erwartet hatte. Der Boden bestand aus glattem, schwarzen Stein, der von schwach glühenden Adern durchzogen war. Die Luft war schwer, fast greifbar, und ein tiefes, dumpfes Dröhnen hallte durch die dunklen Hallen.

Kaelan und der Fenryx bewegten sich vorsichtig vorwärts, während das Amulett sie führte. Sie wusste, dass sie nicht allein waren – die Dunkelheit selbst schien sie zu beobachten, jede Bewegung wurde von den Schatten an den Wänden widergespiegelt.

Plötzlich hielt der Fenryx inne und starrte in die Dunkelheit vor ihnen. Kaelan folgte seinem Blick und erkannte, dass der Raum sich öffnete. Vor ihnen lag ein großer Saal, in dessen Mitte ein massiver, schwarzer Thron stand. Auf dem Thron saß eine Gestalt, die in tiefster Finsternis gehüllt war, ihre Augen glühten in einem unheimlichen Rot.

„Willkommen, Ruferin," sagte die Gestalt, ihre Stimme war wie ein Messer, das durch die Luft schnitt. „Du hast es weit gebracht, doch das Gleichgewicht gehört mir."

Kaelan spürte, wie das Amulett an ihrem Hals heiß wurde. Sie trat vor, die Klinge erhoben, und sagte mit fester Stimme: „Das Gleichgewicht gehört niemandem. Es ist für alle – und ich werde es beschützen."

Die Gestalt erhob sich, und die Dunkelheit im Raum schien sich um sie zu verdichten. „Dann zeige mir, was du gelernt hast," sagte sie, und der Raum füllte sich mit einem ohrenbetäubenden Kreischen.

Kaelan wusste, dass dies der Moment war, für den sie alles durchgemacht hatte. Mit dem Fenryx an ihrer Seite und der Klinge in ihrer Hand bereitete sie sich darauf vor, der Dunkelheit ein für alle Mal entgegenzutreten.

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