🌻{4} Fehler
»Seine Augen, seine Haare« Yuki formte ein Herz und schaute verträumt aus dem Fenster, an dem gerade Schneeflocken vorbeiflogen.
Zusammen mit vier anderen Mädchen saß sie auf ihrem Bett. Als die Mädchen mich hereintreten sahen, verstummten sie.
»Kiki!« Karin rannte auf mich zu und legte vorsichtig meinen Arm um ihre Schulter.
»Setzt dich erstmal. Was ist denn passiert?« sie deutete mir an auf ihrem Bett Platz zu nehmen.
Die blauen Flecke an meinen Armen erklärte das Getane ohne Worte.
»Frau Oberin war es oder?« mitfühlend schaute mich das kleinste der Mädchen an. Ich schätzte sie kaum älter als zehn.
Stumm nickte ich. Das kleine Mädchen nahm mitfühlend meine Hand. »Mach dir nichts draus. Du weißt nun, dass du ihr gehorchen musst, sonst passiert das»
»Lavuie hat leider recht« murmelte Karin »Widersetzte dich ihr niemals!«
Die Worte der beiden Mädchen wiederholten sich in meinem Kopf. Alle Mädchen mussten sich sehr vor dieser Frau Oberin fürchten.
»Eines Tages, das sag ich euch schon jetzt, wird Madara um meine Hand anhalten» stolz hob Yuki ihre Hand vor den Mädchen und tat, als trüge sie einen teuren Ring.
»Das ist der falsche Finger« rief ich ihr von der anderen Seite des Saals zu »Am Ringfinger steckt der Ring und nicht am Mittelfinger»
Yuki fauchte und die Mädchengruppe neben ihr tat es ihr gleich. »Tu, nicht so als kennst du dich damit aus. Nicht einmal deine Eltern können sich einen Ehering leisten«
Bei dem Wort Eltern versetzte es mir einen Schlag. Yuki hatte kein Recht so über sie zu reden! Tränen bildeten sich in meinen Augen. Karin und Lavuie bemerken sie und versuchten mich zu trösten.
»Mach dir nichts draus. Yuki ist dermaßen auf Madara fixiert, dass es sie tagtäglich fertig macht, dass er sie ignoriert«
»Wie kann man den nur ansatzweise mögen« murmelte ich.
»Da bist du die Erste, die das sagt!» grinste Karin «Er ist der absolute Frauenschwarm«
Plötzlich klopfte es an der Tür und ein Soldat mit rotem Brustpanzer trat herein.
Suchend schaute er sich im Saal um.
»Ist die junge Dame, die den Tee vorhin servierte, da?« fragte er in die Runde.
Seufzend wischte ich mir schnell meine Tränen weg und erhob mich langsam.
»Hier!« meine Stimme klang gequält und erdrückend.
»Madara möchte dich sehen, komm mit» befahl der Soldat.
Getuschel machte sich bei den Mädchen bemerkbar, während ich den Raum verließ. Jetzt gab es wohl einen noch größeren Ärger, als vorhin bei Frau Oberin.
Schweigend folgte ich dem Soldaten durchs gesamte Anwesen bis er abrupt stehen blieb und mir eine Tür aufhielt.
Benommen schritt ich hindurch.
Der Raum überraschte mich. Bücherregale verzierten Wände. Oberhalb der Decke hing ein wunderschöner Kronleuchter.
Und dann erblickte ich ihn.
Madaras schwarze Augen hafteten auf der Karte, die auf seinem Schreibtisch lag. Nachdenklich schien er sich schrittweise einen Zug zu überlegen.
»Sie ist hier« berichtete der Soldat und verschwand.
Madara richtete seinen Blick auf mich. Monoton musterte er mich von oben bis unten. Kurz hafteten seine Augen auf meine mit blauen Flecken übersäten Arme.
»Frau Oberins Manier-Methoden mögen zwar sehr grausam sein, aber sie zeigen Wirkung»
Schweigend sah ich ihn an. Für diese Aussage bekam er von mir ganz bestimmt keine Bestätigung.
»Wie heißt du?«
»Kiki« sprach ich ohne jeglichen Gesichtsausdruck zu zeigen.
»Du stammst nicht von hier, nicht wahr« er verschränkte seine Arme.
Ich nickte.
»Welcher Clan?«
»Ich stamme aus keinen Clan« entgegnete ich »Meine Familie wohnte außerhalb von großen Dörfern«
»Verstehe, eine schwache Frau aus einer unbedeutenden Familie.«
Mein Blick schweifte zu den Bücherregalen. Was Madara sagte, interessierte mich relativ wenig.
Staunend betrachtete ich die Bücher. Mindestens die Hälfte von ihnen kannte ich inn und auswendig.
«Ich kenne dein Ziel» murmelte Madara.
«Ach ja?» fragte ich zögernd. Wusste er,
wer ich war?
«Du willst Frau Oberins Platz einnehmen, deshalb hast du dich ihr widersetzt. Ich muss zugeben, dass war recht gut eingefädelt deinerseits. So hast du es geschafft, dass ich dich für ein paar Minuten beachte.«
Madara stand auf und kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Seine dunklen Augen blieben auf mich gerichtet. Mit erhobener Brust hielt ich seinem arroganten Blick stand.
»Frau Oberin ist alt und kann nicht ewig hier arbeiten. Gewiss braucht sie eine Nachfolgerin. Bisher waren alle Mädchen ihr gegenüber fügsam, weshalb du die Einzige bist, der ich den Posten zutrauen würde. Ich werde dich in nächster Zeit beobachten lassen, und vielleicht erhältst du den Posten» ein Schritt vor mir blieb er plötzlich stehen, kurz betrachtete er meine bernsteinfarbigen Augen.
In dieser Zeit bekam ich das ungute Gefühl erkannt worden zu sein, doch er drehte sich um und setzte sich wieder auf seinen Platz.
»Bedauernswert, das du die alte Strategie zerstört hast« er betrachtete die Karte »Du solltest eigentlich dafür bezahlen müssen und nicht mit einer möglichen Beförderung vertraut werden.«
Ein Frösteln durchzog meine Glieder. Was wollte er?
»Du musst für deinen Fehler bezahlen, Frau» sein Blick wurde plötzlich finsterer.
«Meinen Fehler?« wiederholte ich verächtlich seine Worte «Besorgt Euch lieber erstmal einen neuen Strategen, denn so wie Euer Schlachtplan aussah, hättet ihr den Krieg zu Beginn verloren»
Stirnfalten durchzogen seine Stirn. Wütend sprang er auf und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. «Du wagst es an meinen Entscheidungen zu zweifeln»
Sein dunkler Tonfall jagte mir höllische Angst ein. Er war also der miserable Stratege. Ich war schlau genug, um nun meinen Mund zu halten, denn dieser Madara schien seine Gefühle nicht kontrollieren zu können.
Leise murmelte ich «Verzeiht»
Etwas entspannter lies sich Madara dank meiner Entschuldigung in den Stuhl fallen.
«Du bist neu hier, deshalb lasse ich das durchgehen, doch gebe ich dir den Rat mit, niemals an einem Mann zu zweifeln. Als Frau bist du einfach schwach«
«Wenn ihr meint» murmelte ich so leise,
dass er es nicht hörte.
«Wie gesagt, musst du deinen Fehler gutmachen. Ich werde mir etwas überlegen und jetzt verschwinde»
«Auf Wiedersehen» sprach ich übertrieben höflich und verschwand aus seinem Umfeld. Sogar seine Nähe raubte meine Nerven. Wie konnte man nur dermaßen eingebildet sein?
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