🌼{14} Kampfgeist einer wahren Kaiserin
Es vergingen bereits drei Tage, seit dem die Männer zur Schlacht aufgebrochen waren. Im Dorf blieb die Stimmung erdrückend, denn niemand wusste, wann die Männer zurückkamen.
Ich bemerkte die Anspannung sofort, wenn ich durch den normalerweise sehr belebten Marktplatz schlenderte. An manchen Ecken huschten Kinder spielend vorbei, doch in ihren Gesichtern erkannte ich die pure Angst.
»Dieser Krieg« hörte ich einen alten Mann zu einem anderen alten Mann sagen, »Kann er denn nie ein Ende haben. Der Verlust ist schmerzhafter, als alles andere. Ist es das wert.«
Der andere alte Mann nickte. »So viele junge Burschen müssen ihr Opfer bringen. In unserer Jugend war es nicht anders.»
Schweigend ging ich an den beide Herren vorbei. Die Uchihas mussten schon lange gegen die Senjus kämpfen. Eine traurige Tatsache. Aus jetziger Sicht verstand ich die Lehre meiner Eltern. »Verstehe die Sprache des Feindes, um ihn zu deinem Freund zu machen«
Für eine bessere und sichere Zukunft war dies ein Musterbeispiel, doch wirklicher Frieden konnte erst dann sein, wenn sich beide Seiten vom ganzen Herzen vertrauen können.
Ich setzte mich auf eine Bank, die vor einem Springbrunnen stand und ging noch einmal meine Einkaufsliste durch. Hatte ich tatsächlich nichts vergessen?
Während ich die Liste musterte, hörte ich plötzlich schreiende Kinder an mir vorbeilaufen. Sie liefen alle in eine andere Richtung.
»Dayn! Schnell wir müssen unsere Waffen holen!» rief der eine alte Herr dem anderen zu. Humpelnd versuchte er in eines der Häuser zu rennen, um dort Waffen zu holen.
Irritiert starrte ich ihm nach. In einem Stand dicht neben mir wurden Masken verkauft.
Der Händler rannte hinaus und ließ seine Ware unbeaufsichtigt liegen.
Verdattert starrte ich ihm nach bis eine laute Explosion und Menschengekreische meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Blitzschnell sprang ich auf und versuchte aus der Richtung, woher das Geräusch kam, etwas zu erspähen.
Dunkler, dichter Rauch schoss aus der vordersten Seite hervor.
Flammen schlangen sich hoch in die Lüfte.
»Wir werden angegriffen!» schrie ein anderer Händler verzweifelt und rannte ebenso in eine andere Richtung.
Angegriffen?
Die beiden alten Herren traten mit roten Panzerrüstung aus dem Haus heraus. Entschlossen zu kämpfen, richteten sie ihre Waffen in die Luft. Der Eine kam nur schleppend voran, da sein linkes Bein gelähmt schien, dennoch strahlten seine Augen das Gefühl aus, das Dorf um alles in der Welt zu beschützen.
»Wer greift uns an?« fragte ich einen der alten Herrn.
»Die Jakammen» seufzte der Eine »Dayn, wir haben keine Chance zu Zweit gegen das ganze Heer.»
»Ich weiß« murmelte Dayn »Aber wie müssen, das Dorf ist in Gefahr»
Daraufhin stürmten beide, wenn auch nicht ganz so schnell in die Richtung aus der Hilfe suchende Leute gelaufen kamen. Mit Entsetzen betrachtete ich das Geschehen.
Ich musste etwas tun! Die Jakammen haben sich den ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht anzugreifen. Ob sie sich dies trauten, da der Vertrag mit dem Kaiser von Yamatai mitsamt seines Todes zu Nichte ging.
Entrüstet kletterte ich auf den Springbrunnen und erkannte silbrige Rüstungen weit hinten aufblitzen. Die Jakammen zerstörten Stände und töteten was ihnen in den Weg lief.
Der Hauptmann trug im Gegensatz zu alle anderen einen goldenen Helm, das war also der Leiter des Trupps.
Obwohl die Jakammen nur aus 25 Soldaten bestanden, waren es dennoch genüge, um den Uchiha Clan anzugreifen. Außer Frauen, Kinder und Alte waren alle in den Krieg gegen die Senjus gezogen.
Nichts desto trotz bestand ebenso die Sprachbarriere. Niemand außer mir konnte wirklich die Jakammen Sprache. Ich schluckte. Yamatai war mein Reich. Als Kaiserin musste ich für Frieden sorgen.
Mein Blick fiel auf den Maskenstand. Schnell rannte ich dort hin, zog mir eine Maske auf, versteckte mein Haar darunter.
Da mich meine Kleidung sofort verraten würde, lief ich in Yussus Geschäft, das gleich daneben stand.
Yssus war nicht im Haus, weshalb ich schnell eine rote Panzerrüstung über mein Kleid streifte. Es klingelte und Yussus betrat die Türschwelle. Erschrocken sah er mich an, denn ich sah wohl aus wie ein Soldat mit Maske.
»Ich habe nicht viel, bitte tut mir nichts!» wimmerte er, da er mich keineswegs erkannte.
»Keine Angst» murmelte ich »Ich werde das Dorf retten!«
»Wer bist du?« rief er mir nach, doch ich verschwand bereits draußen.
Der Schauplatz, der sich vor mir ergab, ließ mich erzittern. Die Jakammen Soldaten waren vorgedrungen. Einer von ihnen hielt ein Mädchen fest und richtete seine Klinge auf sie. Es war Karin!
Die beiden alten Herrn standen mit erhobenem Schwert den Soldaten gegenüber. Dieser Anblick brachte die Jakammen zum Lachen.
»Wo sind denn eure Männer? Ist das das Einzige, das ihr bieten könnt!« prustete der Hauptmann los. Außer mir verstand dies natürlich niemand, da es die Jakammen Sprache war.
Ich ballte meine Fäuste. Mutter, du sagtest, Rhetorik wäre die stärkste Waffe, ich hoffe du hast Recht.
Mit erhobener Brust stampfte ich auf die Soldaten zu. Die beiden alten Uchihas gingen zur Seite, als sie mich sahen. Sie schauten überrascht und verwundert.
Mit Sicherheit hielten sie mich für einen der Uchiha Soldaten.
»Da kommt ja doch noch ein Mann!« grinste einer der Jakammen breit.
Ich zog mein Schwert, hielt es in die Luft und warf es vor den Jakammen auf den Boden. Die Soldaten schauten mich ebenso verwundert an wie die alten Uchihas, Karin und die restlichen Dorfbewohner, die allesamt langsam aus ihrem Versteck gekrochen kamen.
Kurz räusperte ich mich und begann in der Jakammen Sprache zu sprechen. »Der Kaiser von Yamatai ist tot, seht ihr diese Gelegenheit für einen Vertragsbruch?«
Überrascht nahm der Hauptmann seinen Helm ab. Er war vielleicht zwei Jahre jünger als mein Vater. Ich erkannte ihn sofort wieder. Der Mann mit den kurzen blonden Haaren, und den spitzen Kinn unterschrieb einst den Friedensvertrag meines Vaters vor über acht Jahren.
»Ihr seid eine Frau und sprecht unsere Sprache. Wer seid Ihr?« fragte mich der Hauptmann in seiner Muttersprache.
»Unwichtig« entgegnete ich »Seht mich als engste Vertraute der Kaiserfamilie von Yamatai. Als Beweis kann ich Euch sagen, dass ich genau weiß, dass ihr damals den Vertrag für eure Königin unterschriebt!«
»Das ist wahr» sagte der Hauptmann »Aber der Vertrag war mit dem damaligen Kaiser ausgehandelt. Mein Volk verbündet sich nur mit der wahren Kaiserfamilie und keinen Feudalherrn des Feuerreiches! Solange nicht ein Nachfolger der Yamatai Familie auf dem Thron sitzt, werden wir uns mit niemanden verbünden.«
»Das trifft sich gut» unter meiner Maske grinste ich »Der Feudalherr ist mein Feind. Was wenn ich euch sage die Kaisersfamilie wurde hintergangen und vom Feudalherrn auf Anweisung ermordet, doch die Kaiserstochter Himiko hatte den Anschlag überlebt.»
»Unsinn« schrie einer der Soldaten »Sie ist tot!»
»Und die Kaiserfamilie wurde wegen Hochverrat ermordert!« sagte ein anderer.
»Ruhe!« rief der Hauptmann »Was sagt Ihr zu diesen Beschuldigungen?«
»Sie sind nichts weiter als Lügen. Vergesst nicht, Kaiserin Rou stammte aus dem Königsgeschlecht der Jakammen. Ihre Mutter herrscht immer noch über Jakammen, so weit ich weiß«
Die Soldaten nickten. Gut, meine Großmutter herrschte also noch über Jakammen. Ich schluckte, als ich plötzlich den logischsten Sinn erschloss, weshalb die Jakammen das eigentlich verbündete Yamatai angriffen.
»Eure Königin will Rache dafür, dass ihre Tochter und deren Familie ermordet wurde. Habe ich recht?»
»Der Grund geht Euch nichts an!« knurrte der Hauptmann. Meine Vermutung wurde somit bestätigt, dass ich recht hatte. Also wusste Großmutter, dass die Kaiserfamilie hintergangen wurde.
»Richtet Euer Königin folgende Botschaft aus: Ihre Enkelin ist am Leben, doch lebt verdeckt, damit sie Beweise sammeln kann, um den Feudalherrn zu stürzen. Sie soll sich in dieser Angelegenheit erst einmischen, wenn Kaiserin Himiko sie darum bittet.«
»Und dem soll Königin Harathana Glauben schenken?» lachte der Hauptmann.
»Nein, aber stellt euch vor, dass was ich Euch sage entspricht der Wahrheit. Ich möchte nicht an Eurer Stelle sein, wenn die Königin erfährt, dass Ihr solch eine Botschaft ignoriert habt und glaubt mir sie wird es erfahren, denn es gibt einige Personen, die wissen, das Himiko lebt.«
Vielleicht übertrieb ich ein wenig, aber es war mir egal. Es schien zu wirken, denn der Hauptmann überlegte.
»Ich gebe Euch drei Monat Zeit, wenn sich die wahre Kaiserstochter nicht bei Königin Harathana gemeldet hatte, dann greifen wir Yamatai rücksichtslos an und das Uchiha Dorf wird das Erste sein.»
»Sie wird Königin Harathana aufsuchen. Ich werde es ihr berichten, Danke!« sagte ich.
Der Hauptmann pfiff seine Leute zusammen und drehte sich um, bereit zu gehen. Mit den Fingern zeigte er mir die Zahl Drei, um mir die Monate erneut zu verdeutlichen.
Erleichtert atmete ich kurz aus. Ich habe es geschafft das Uchiha Dorf ohne einen Kampf zu beschützen, doch versprach ich einen hohen Preis.
Ich habe meine Großmutter nie persönlich kennengelernt. Mutter hatte nie einen besonderen Draht zu ihr, doch war sie nach meinem Vater die einflussreichste Person des Kontinents. Ich musste mir eine Möglichkeit überlegen, sie besuchen zu können und das innerhalb drei Monate.
Jubel und freudiges Gekreische ertönte ringsum mir herum, als die Soldaten abzogen.
Ich habe gar nicht bemerkt, dass sich die Menschen um mich versammelt hatten. Karin klatschte laut auf und lächelte mich unendlich dankbar an.
»Wer seid ihr?« kam es von der einen Seite.
»Was habt Ihr denen gesagt? Woher könnt Ihr die Jakammen Sprache?« durchlöcherten sie mich mit Fragen.
Verdammt! Ich musste weg.
Niemand darf wissen, wer ich wirklich war, das löste sonst zu viele Fragen aus. Das einzig Gute war, dass niemand auch nur einen Wortfetzen, von dem was ich sagte, verstand, außer Hanabi und die war nicht hier.
Bevor die Bewohner näher kamen, drehte ich mich um und lief davon. Schnell rannte ich durch die Gassen und schlich mich heimlich in Yussus Geschäft, um den Panzer und die Maske auszuziehen.
»Kiki, du bist der Held des Dorfes, der die Jakammen Sprache beherrscht!« stellte Yussus entsetzt fest, als er die Türschwelle betrat und mich gerade den roten Panzer ausziehen sah.
Ertappt schaute ich zu Boden. »Bitte sag es niemanden«
»Woher kannst du die Jakammen Sprache?» fragte er irritiert.
Plötzlich wurde die Tür hinter der Theke aufgerissen und eine junge Frau mit einem Tablett kam herein.
Sie hatte ihre braunen Haare zu einem Dutt gebunden und starrte mich mit ihren blauen Augen baff an.
Kreidebleich ließ sie das Tablett fallen, woraufhin das Geschirr am Boden zerbrach.
»Zuna!« schimpfte Yussus »Meine Tochter ist etwas ungeschickt« entschuldigte sich Yssus verlegen.
Doch Zunas Augen wurden immer größer. Sie musterte mich von oben bis unten, als wäre ich ein Geist.
»Kaiserin Himiko« stotterte sie.
»Was redest du da» sagte Yussus »Das ist doch Kiki, die Bedienstete von Madara!«
Zuna schüttelte den Kopf. Sie verbeugte sich. »Kaiserin Himiko, ihr seid doch tot?«
Schockiert schluckte ich. Es war zwecklos. Sie hatte mich erkannt.
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