🥀{1} Wintereinbruch
Am Tisch servierten uns die Bediensteten reichlich essen. Gedankenverloren stach ich mit der Gabel in meinem Reis herum.
„Himiko, liebes, iss doch etwas." Mein Vater klang besorgt. Wie immer trug er den goldenen Kimono mit dem Herrschaftswappen auf der Brust. Seine große, überwältigende Krone trug er selbst beim Abendessen.
„Hmm", kam es von mir.
„Ihr seid zu gutmütig zu unserem Kind", merkte meine Mutter an. „Findet Ihr nicht,
dass wir sie ein wenig verzogen haben?"
„Unsinn", entgegnete mein Vater und grinste mich an.
Ich mochte ihn schon immer sehr. Er war stets auf meiner Seite und im Gegensatz zu meiner Mutter keineswegs streng, dennoch bekam ich ihn außer beim Abendessen nie zu Gesicht.
„Papa, Erzählt Ihr mir was über die Shinobi Dörfer?"
Dieses Thema sprach ich fast jedes Abendessen an. Ich konnte nicht genug von den Geschichten und Erzählungen der Ninjas bekommen.
„Wie du willst." Mein Vater deutete auf die eingravierte Karte, die gegenüber des Tisches auf einem Wandvorhang bestickt war. Mit dem Finger fuhr er bestimmte Punkte ab. „Hier befindet sich das Shinobi-Dorf Sunagakure, dort ist Kirigakure, hier Amegakure und das ist Iwagakure."
Gespannt hörte ich zu. Einen Teil der Karte blieb unbeschrieben. „Was befindet sich dort?"
Mein Vater folgte meinem Blick. „Nun, hier befindet sich kein Dorf. Das ist das Feuerreich dort lebt der Senju Clan und der Uchiha Clan. Sie bekriegen sich schon seit einiger Zeit. Der Anführer des Senju Clans Hashirama deutete schon häufiger auf ein Friedensabkommen hin, doch das Oberhaupt des Uchiha Clans Madara verneinte es stets."
„Sturer Vogel", murmelte ich.
„Himiko Yamatai!", warnte mich meine Mutter, „deren Streitereien gehen uns nichts an."
„Die Senjus besitzen besondere Kräfte und die Uchihas eine Augenfähigkeit namens Sharingan. Beide Clans haben Macht, deshalb mischen wir uns nicht in deren Angelegenheiten ein", erklärte Vater.
„Warum hab ich kein Sharingan?", fragte ich.
„Sei froh kein Kekkei Genkai zu besitzen, das würde nur skeptische Blicke auf dich ziehen", fauchte Mutter.
Stumm nickte ich.
„Der Feudalherr des Feuerreichs klärt mich stets über das Handeln beider Clans auf, deshalb bin ich auch immer über da Feuerreich informiert ohne anwesend zu sein."
„Warst du je da, Vater?"
Der Kaiser verneinte es.
„Wäre meine Tochter nur nicht so schwierig, wie befreiend mein Leben wäre." Mutter stand auf und ging auf das große Fenster zu.
Von dort aus konnte man über den kaiserlichen Garten schauen.
Während sie mit dem Rücken zu mir stand, formte ich heimlich lustige Grimassen. „Himiko!", schimpfte mein Vater leise, doch trotzdem tauchte ein kleines Lächeln auf seinem Mund auf.
„Die Rosen verblühen langsam", murmelte Mutter vor sich her, ihr Blick blieb draußen haften.
„Bald wird wohl der Winter kommen." Mein Vater stach mit der Gabel ins Fleisch hinein, um einen Bissen zu nehmen.
Plötzlich drehte sich meine Mutter schockiert um und nahm Vater den Teller vom Tisch.
Überrascht über ihr unübliches und so gar nicht damenhaftes Verhalten starrten wir beide sie an. Mit zusammengekniffenen Augen roch die Kaiserin am Fleisch.
„Ich wusste es." Sie hob ihren Blick und schaute zu meinem Vater. „Gift."
Als hätten sie sich abgesprochen nickte er und sprang auf. „Verschwindet, ich bleibe hier."
„Ihr seid der Kaiser, wenn sie euch erwischen." Tränen liefen meiner Mutter die Wange hinunter. Noch immer verstand ich kein Wort und stellte zum ersten Mal in meinem Leben fest, dass Mutter wohl doch Gefühle besaß.
„General", rief Vater.
Sofort kam ein älterer Herr in einer silbrigen Rüstung in den Speisesaal herein.
„Ihr wisst was zu tun ist", murmelte der Kaiser. Der General bejahte es und verschwand.
„Himiko, komm." Mutter packte mich fest am Arm und zog mich vom Tisch fort.
„Was soll das?", fragte ich baff.
Gerade rechtzeitig schubste sie mich in einen Nebenraum des Gebäudes. Sie hielt mir den Mund zu, damit ja kein Wort meine Lippen verließen.
Die großen bogenförmigen Tür wurde mit einem lauten Knall aufgerissen.
Herein stürmte ein Mann mit einem weißen Hut, eine Feuerzeichnung befand sich darauf. Hinter ihm versammelten sich einige mit Schwertern bewaffnete Menschen.
„Feudalheer des Feuerreichs", begrüßte mein Vater ihn. Seine Stimme klang ruhig und gelassen, obwohl er innerlich der Sturm selbst war.
„Kaiser von Yamatai, hiermit beschuldige ich Euch zu Hochverrat. Die Kaiserfamilie wird mit ihrem Leben dafür bezahlen müssen", fuhr der Feudalheer fort, während sein linkes Auge die Gegend musterte. Eine Narbe zog sich über sein rechtes Auge und blieb geschlossen.
„Was wird mir vorgeworfen?", fragte mein Vater schockiert.
„Vieles. Die Ausbeutung des Volkes ist nur ein Teil. Tötetet ihn." Er deutete mit dem Finger auf meinen Vater und zu Vaters
großen Entsetzen tauchte plötzlich der General, der vorhin für meinen Vater etwas erledigen sollte mit erhobenem Schwert vor ihm auf.
„So ist das also." Traurig musterte der Kaiser die Soldaten. „Meine eigenen Männer. Ihr steckt alle unter einer Decke. Egal wie viel er euch geboten hat, den Schmerz über das Unrecht, welches ihr über die kaiserliche Familie brachtet, wird euch auf Ewig verfolgen."
„Blödsinn", entgegnete der General und stoß mit voller Wucht das Schwert in die Brust meines Vaters.
Ich wollte laut losschreien, doch meine Mutter drückte mir meinen Mund fester zu.
„Sucht die Kaiserin und die Prinzessin und tötet sie", befahl der Feudalherr des Feuerreichs.
Sobald die Soldaten in unterschiedliche Richtungen strömten, zog mich meine Mutter immer weiter durch den Nebenraum. Über eine Falltür am Boden kamen wir in das untere Geschoss.
Mutter zündete eine Kerze an, die sie vom Tisch mitnahm und führte mich in dem Raum, wo sich alle Erinnerungen befanden. Zeichnungen und Bilder von mir und meiner Familie. Nirgendwo sonst gab es Bilder von mir. Nur an diesem Ort, aber dafür im Überfluss.
Blass sackte ich auf meine Knie. Die Geschehnisse tauchten immer wieder in meinem Kopf auf, doch verstehen konnte ich sie nicht.
„Hör mir zu." Mutter nahm meine Hand und zog mich nach oben. „Du darfst jetzt nicht zusammenbrechen. Bleib stark, um zu überleben."
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Raumes und Haku trat zusammen mit einer Bediensteten ein.
„Kaiserin wir sind hier", sagte Haku und stellte sich beschützerisch neben mich.
„Woher wusstest..." Mehr brachte ich nicht aus meinem Mund heraus.
„Bevor unser Abendessen serviert wurde, befürchtete ich bereits, dass es zu einem Putsch Versuch kommen würde. Dein Vater wusste es ebenso, doch wollten wir den Kopf der Organisation wissen. Die Idee kam von mir zu warten, ich wusste nicht, dass selbst der General beteiligt ist und jetzt ist mein Mann, der Kaiser tot."
Weitere Tränen flossen über ihre blasse Haut. Sofort wischte sie sie weg und schaute mich wieder emotionslos an.
„Ich wusste, dass unser Essen vergiftet war, denn die Rosen waren es ebenso. Sie waren verblüht. Wohl das erste Testobjekt."
„Aber die Rosen hätten doch auch wegen der Kälte eingehen können?", hakte Haku nach.
Die Kaiserin schüttelte den Kopf. „Der Winter ist noch nicht da. Zieh dein Kleid aus",
befahl mir Mutter.
Fast schon automatisch tat ich was sie sagt. Ich war innerlich tot, schockiert und am Ende. Sobald ich das Kleid ausgezogen hatte, überreichte mir Mutter das weiße Kleid der Bediensteten. Die Bedienstete zog mein festlichen Kleid an.
„Haku, du wirst die Bedienstete beschützen und mit ihr gleichzeitig den Palast verlassen, während Hiniko als Bedienstete verkleidet aus dem Botenausgang flüchtet."
Die Bedienstete, die vielleicht zwei Jahre älter als ich war, nickte und verbeugte sich vor mir. „Jawohl, Kaiserin. Prinzessin Himiko, versprich mir eines Tages dein Recht als Kaiserin von Yamatai zurückholen. Mein Tod soll nicht umsonst gewesen sein."
Überwältigt starrte ich das junge Mädchen an. Mit meinem Festkleid wirkte sie selbst wie die wahre Prinzessin. In diesem Moment verstand ich Mutters Plan und war überrascht, dass eine Bedienstete soweit ging, um mich zu retten.
„Kaiserin Himiko", korrigierte meine Mutter das Mädchen.
Jetzt starrte jeder in diesem Raum sie baff an, denn soeben hatte sie ihre eigene Entscheidung über ihr Leben gefällt.
„Solange meine Tochter und ich nicht tot sind, werden sie nicht aufhören uns zu verfolgen. Himiko, ich schenke dir somit ein Leben in Freiheit. Ich will das du glücklich wirst und leben kannst. Gib Haku das kaiserliche Amulett", forderte meine Mutter.
Ich gehorchte und öffnete die Kette, worauf das goldene Amulette befestigt war. Nur der Nachfolger des Thrones bekam diese und wurde Kaiser.
Mit meinen zittrigen Händen legte ich sie in Hakus Hand.
„Lauf in Richtung des Westen, ich werde nachkommen und dir das Kaiseramulette bringen, aber vermeide das Feuerreich." Haku klang genauso aufgebracht und fassungslos wie ich.
Mit diesen Worten verschwand er zusammen mit dem Mädchen, die sich als Himiko ausgab.
Benommen stand ich nun mit Mutter allein in diesem Raum.
„Hier ist die Prinzessin!", ertönte eine Stimme von draußen und laute Schritte ertönten hinter der Tür. Sie hatten wohl Haku und die Bedienstete entdeckt.
„Lauf zum Botenausgang", forderte Mutter und ließ ihre Kerze in der Hand zu Boden fallen. Flammenzungen breiteten sich schnell aus und verschlangen immer mehr von meiner Mutter.
„Warum tut Ihr das?", wimmerte ich.
„Mit mir verbrennen all die Bilder von dir. Niemand soll dich in der Welt draußen wieder erkennen. Überlebe und räche uns!"
Krachend flog ein Balken vor mir zu Boden und ich hatte keine andere Wahl, als hinaus zu rennen. Mutter bewies wieder einmal ihre Intelligenz, indem sie alle Hinweise auf mich zerstörte, doch verlor ich somit meine Mutter.
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