Kapitel 6: Die Sehung vom verheißenen Land (Teil 2)

Und nachdem Obadia also sich zu diesem Vorgehen entschlossen hatte, suchte er als Erstes eine gedankliche Verbindung zu Obsidia und er sah und fand sie also in dem Land der Gallier, in der Gefangenschaft der dortigen römischen Kriegerschaft, und ihr heruntergekommener Anblick aber rührte Obadia sehr, doch war er gleichermaßen auch beruhigt darüber, dass sie gesund war und es ihr an nichts mangelte.
Und als Zweites aber suchte er mit seiner Rune nach einem möglichen Gehilfen, welcher an seiner statt würde ausziehen, Obsidia zu befreien, doch fand er nicht den rechten Mann dazu.

Und so ging es immer weiter Tag um Tag, dass Obadia also Ausschau hielt mit seiner Rune nach Obsidia, und konnte also alle Tage sehen, wie es ihr erging, und hielt im Weiteren dazu auch immer Ausschau nach dem richtigen Gehilfen für die Befreiung der Obsidia, doch fand er nie den Richtigen.

Zur gleichen Zeit aber diente Obadia immer noch dem Praefectus Aegypti als Berater, doch tat er fortan nur noch das am geringsten Mögliche, so weit, dass er seine Stellung behalten konnte.

Eines Tages aber, als er wieder einmal Ausschau hielt nach Obsidia, geschah es, dass seine Rune ihm mit einem Male ein Bildnis zeigte, welches weit in der Zukunft sollte geschehen.

Und vor seinem geistigen Auge sah Obadia, wie sein Blick sich abwandte von dem Land der Gallier in nordöstlicher Richtung, und er erkannte von Weitem jene Gegend, welche ans Nördliche Meer grenzte und wo einstens Herkules viele Jahre hatte gelebt. Und Obadia aber konnte einen länglichen See erkennen, welcher ein wenig im Inneren dieses Landes lag, und mit einem Male sah er eine leuchtende Kugel mit hoher Schnelligkeit hoch aus dem Himmel kommen und in der Nähe dieses Sees niederstürzen.

Da aber wusste er von einem Augenblick auf den anderen, dass er nichts Anderes gesehen hatte, denn die Rückkehr der Götterrune, welche dereinst also würde in jener Gegend geschehen. Und er hatte aber auch bemerkt, dass dieses Bildnis weit in der Zukunft lag, doch konnte er nicht bestimmen, wann genau dies eintreten sollte.

Und Obadia aber sah noch mehr und konnte erkennen, wie die Römer also in jenem Lande lebten und dass sie also würden die Götterrune ererben, und Obadia konnte im nächsten Momente gar sehen, wie die Römer daraufhin würden die ganze Welt unterjochen, zu regieren mit harter Strenge.

Da aber erschrak Obadia selbst über seine Sehung, doch gleich darauf schon verblasste dieses Bildnis wieder und ward bald darauf ganz seinem Geiste entschwunden.

Und also wusste Obadia nun, dass die Götterrune würde eines Tages in der Gegend nahe des nördlichen Meeres zurückkehren, und obgleich er aber nicht hatte erkennen können, zu welcher Zeit dies geschehen würde, war er aber doch hocherfreut darüber, dass er den Orte hatte sehen dürfen.

Es hatte ihn aber auch erschreckt zu sehen, dass die Römer zu jenem Zeitpunkt sollten dies Land besitzen und dass die Götterrune daher würde unter ihre gierige Hand fallen, so dass sie also würden Schindluder damit treiben, gleich es Obadia gesehen hatte.

Diese Erkenntnis aber erschütterte den Propheten Obadia, denn er begriff nun, dass keinesfalls von vornherein feststand, dass der von Herkules gedachte Auserwählte die Götterrune erlangte, sondern dass es durchaus geschehen konnte, dass irgendein Anderer, der Übles im Sinn hatte und der zum Volk der Römer zählte, sich könnte diese besondere Macht aneignen, denn so hatte er es gesehen.

Und Obadia aber wusste ja auch vom Kaiser Augustus, dass dieser wahrhaftig vorhatte, dies Land einzunehmen, doch es bisher aber noch nicht hatte in Angriff genommen.

Da aber schwor sich Obadia, dass es niemals dazu kommen durfte, dass die Römer jemals würden die Länder des Nordens einnehmen. Und es ermutigte ihn, dass es wahrhaft nicht dazu kommen musste, denn mit der Macht der Runen könnte selbst die größte Streitmacht der Römer aufgehalten werden.

Denn Obadia wusste ja auch darum, dass es unter den einfachen Volksstämmen im Norden viele Menschen gab, welche eine höhere magische Kraft besaßen, und manch einer von diesen war gar im Besitz einer Rune, doch hatten diese Menschen keinen besonderen Lenker und Leiter, der sie den richtigen Umgang mit den Runen lehren konnte, doch Obadia wusste darum, dass dies alles allein schon könnte damit geändert werden, wenn diese Menschen würden das von ihm geschaffene Werk über die Runen erlangen.

Und also suchte Obadia mit seiner Rune nun nach einem weiteren Gehilfen, welcher eine besondere Ausstrahlung musste besitzen und welcher auch eine höhere magische Kraft denn alle Anderen um ihn haben musste, und diesen aber würde Obadia dafür gewinnen, die einfachen Volksstämme zu unterstützen und zu stärken mit der Runen Macht, auf dass die Römer das Land jener Stämme niemals würden einnehmen können und damit nicht würden Erben werden über die Götterrune.
In gleicher Weise könnte dieser Mann auch seine Tochter Obsidia aus der Hand der Römer in Gallien retten.

Und Obadia aber gebrauchte seine Rune Tag um Tag, zu finden diesen besonderen Mann, und fand aber wiederum nicht das, was er suchte. Doch gab er seinen Plan nicht auf, sondern suchte nur noch stärker mit der Macht seiner Rune, und ballte seine ganze magische Kraft darauf.

Eines Tages aber kam es dazu, dass sein Blick auf einen besonderen Mann fiel, welcher in naher Zukunft würde im Süden von Ägypten leben. Jener Mann aber hatte eine unglaublich hohe magische Kraft, wie es nur selten zu finden ist in Ägyptenland, und er selbst aber konnte ja davon nichts wissen, wusste man unter den Ägyptern doch nichts von den Runen und ihren Kräften.

Und Obadia aber konnte im Weiteren sehen, dass dieser Mann in einer besonderen Verbindung zu Herkules stand, was er zunächst kaum glauben wollte. Doch dann erinnerte sich Obadia mit einem Male daran, dass Herkules ja nach der Verdammung der Götterrune hatte als einfacher Mann hier in Ägypten gelebt und dass er hier also ebenfalls hatte Nachkommen hinterlassen.

Als Obadia aber dieses gedachte, kam ihm ein besonderer Gedanke und er bündelte nochmals sein Denken auf jenen Mann, den er gesehen hatte, und da der Mann selbst noch gar nicht geboren war, richtete sich Obadias Denken vielmehr auf dessen Vater, und als er seine Gedanken auf diesen zu lenken schaffte und im gleichen Zuge der Kindeskinder des Herkules gedachte, da kam es dazu, dass Obadia erkannte, dass jener Mann wahrhaftig aus dem Geschlecht des Herkules stammte, wie er es vermutet hatte.

Und also zählte der Mann wahrhaft zu den Nachkommen des Heru-Ku-Les, die dieser dereinst hier in Ägypten zum Ende seines Lebens hin hatte gezeugt, und dies also schien auch der Grund zu sein, dass eine so hohe magische Kraft in dem Gesehenen schlummerte.

Obadia aber konnte erkennen, dass der besondere Mann, den er gesehen hatte, den Namen Skyphomäus tragen wird und dass dieser dereinst nach Alexandria kommen werde. Allerdings erkannte er auch, dass es noch fast zwanzig Jahre dauern würde, bis dies eintritt.
Und also würde Obadia in all der Zeit nichts wegen seiner Tochter unternehmen können, denn durfte er ja nicht seine besondere Stellung verlassen, so wie es ihm der Praefectus befohlen hatte. Denn sonst würde er alle Rechte und Ämter verlieren und würde also in Armut fallen, so dass er Obsidia überhaupt nicht mehr würde helfen können.

Und es betrübte Obadia, dass er vorerst nichts für seine Tochter tun konnte, doch tröstete er sich damit, alle Tage eine Verbindung schaffen zu können zu ihr, auf dass kein Tag vergehen könnte, ohne dass er genau wusste, wie es um sie beschaffen ist.
Gleichermaßen aber nutzte er nun die kommende Zeit dazu, von den zwei besonderen Schriften, die er im Runentempel geschaffen hatte, mehrere Ausfertigungen anzufertigen.

Und also schrieb der Prophet Obadia in den nächsten Jahren unerlässlich an diesen Büchern und schaffte im Gesamten zwölf Exemplare dieser Schriften, von denen jeweils vier in griechischer Schrift geschrieben, vier in römischer und vier in der Sprache der Runen.
Gegenüber der römischen Obrigkeit aber tat er so, als stehe er immer noch treu zu ihr, doch half er dem Praefectus nicht mehr so stark mit seinen Sehungen, wie zuvor, sondern berichtete diesem auch viel Belangloses und erzählte nichts von dem Unmut einiger Untergebener.

Und so verging weiterhin Zeit um Zeit und der Prophet Obadia verfasste die Abschriften über die Geschehnisse um die Legende vom letzten Helden und hielt gleichermaßen Ausschau nach dem Mann mit Namen Skyphomäus, dem er diese Schriften anvertrauen würde und den er damit beauftragen würde, gen Norden zu reisen, zu befreien seine Tochter Obsidia und zu bringen die Botschaft von der Macht der Runen in das verheißene Land des letzten Helden, auf dass dies nie in die Hand der Römer fallen könnte.

In gleicher Weise fertigte er auch eine neue Schrift an, in der er all die Erlebnisse seiner Jahre festhielt und zu Papier brachte. Diese Erlebnisse sind nachzulesen in dieser hier vorliegenden Schrift, in der alles voll von Wahrheit ist.
Dies bezeugt Obadia, ägyptischer Hohepriester und Prophet, der all diese Dinge niederschrieb im Jahr eintausendeinhundertdreiundachtzig nach dem Tod des Heru-Ku-Les.



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E N D E
von
Teil II

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