Kapitel 4: Der Prophet Obadia (Teil 3)


Octavianus aber zog bald darauf wieder zurück zu der Stadt Rom und er setzte sogleich einen Statthalter ein für Alexandria, der aber sollte fortan das Land Ägypten im Sinne Roms regieren, und diesem also sollte der Junge Obadia fortan mit seiner Rune dienen.

Und also geschah es, dass das Land Ägypten ward fortan ein Teilbereich des Reiches Rom, so dass es von den Römern nunmehr benannt wurde als Provincia Aegyptus, und zum Statthalter aber, welchem die Hohepriester und auch Obadia fortan dienen sollten, ward benannt der Feldherr Cornelius Gallus, welcher zuvor schon hatte im Krieg gegen Ägypten dafür gesorgt, dass die Stadt Alexandria wurde so schnell eingenommen, und dieser galt fortan als Stellvertreter des Octavianus in Ägypten und aufgrund seines hohen Ranges trug er die Bezeichnung Praefectus Aegypti.

Octavianus aber hielt wieder Einzug in Rom und galt fortan als der unumstrittene alleinige Herrscher des Landes Rom. Er gedachte aber der Worte des Jungen Obadia, dass er nur dann konnte bestehen bleiben, wenn er würde nicht allein mit dem Schwerte regieren, sondern würde allzeit mit Weisheit und Bedacht handeln.

Und also zog er an sich die Rune der weisen Gerechtigkeit, welche geschaffen wird aus der Vereinigung der Rune der Weisheit mit der Rune der Gerechtigkeit, und er konnte diese Rune also tragen ohne Mühe, denn auch er hatte eine höhere magische Kraft denn die meisten Menschen. Und es geschah bald darauf, dass die Rune der weisen Gerechtigkeit in ihm wirkte und sein Handeln bestimmte, und Octavianus erließ bald darauf vielerlei Gesetze und Regelungen, die dem römischen Reiche zugute kamen.

Durch die mächtige Rune in ihm aber kam er nun auch zu der Erkenntnis, dass nur der Herrscher gut und würdevoll ist, der in Demut handelt und sich selbst als erster Diener seines Reiches versteht. Und also geschah es, dass Octavianus sein Handeln in solcher Weise änderte, und er ging hin und gab dem mächtigen Rat der Stadt Rom allerlei Vollmachten und Weisungen, dass sie sollten mitbestimmen im Lande. Und nach und nach wandelte sich also die Gesinnung des Octavianus, welcher eigentlich galt als ein erbarmungsloser Kriegsherr, denn er wurde nun ein milder und weiser Herrscher, wie man es zuvor noch nicht erlebt hatte auf der Welt.

Und nach einiger Zeit kam es schließlich dazu, dass der mächtige Rat der Stadt Rom ihm einen neuen Namen verlieh, welcher das weise Wirken des Octavianus zum Ausdruck bringen sollte, und also erhielt Octavianus daher vom Rat den neuen Namen Augustus und dieser aber sollte fortan sein neuer Lebensname sein bis ans Ende seiner Tage. Jener Name Augustus aber bedeutet ‚der Erhabene', und also ist auch dieser Name schon zuvor vom Jungen Obadia vorhergesagt worden, als er ihn in dieser Weise angeredet hatte bei seiner ersten Begegnung in Alexandria.

Der Junge Obadia aber blieb Jahr für Jahr im Palast des Praefectus Aegypti in Alexandria, zu helfen diesen mit der Macht der Rune des Allwissenden, und auch die anderen Hohepriester des früheren Ägypten halfen dem Praefectus mit ihren Kräften. Und so verging Jahr für Jahr und Obadia wuchs fortan auf in reicher Umgebung und es fehlte ihm an nichts.

Und in gleicher Weise aber, wie er größer und erwachsener wurde, wuchs auch noch weiter seine magische Kraft in ihm, so dass seine Fähigkeiten eines Sehenden und Wissenden also bald in unglaublich starker Weise vorhanden waren.
Und er ging also hin und gebrauchte seine Rune, um all das Unheil zu erkennen, welches sich in der Provincia Aegyptus anzumaßen drohte, und er konnte also vielerlei Gefahren von Feinden oder Schurken vorher erkennen und sichten und also war Obadia dem Praefectus Aegypti eine große Hilfe und Stütze und es konnten mancherlei Gefahren von vornherein abgewendet werden.

Und der mächtige Augustus aber, welcher nun einen hohen Rang in der Welt hatte und daher benannt wurde als der Kaiser Augustus, kam gleichermaßen oft auch in die Provincia Aegyptus, und bei jedem Mal aber, wenn er kam, ließ er auch immer Obadia zu sich rufen, auf dass er ihm neue Dinge und Sichtungen erzählen sollte. Denn Obadia konnte nicht nur Dinge sehen und erkennen, die allein auf Ägypten beschränkt waren, sondern seine hohe magische Kraft machte es möglich, dass er mit seiner Rune konnte weit weg in entfernte Länder und Orte sehen.

Und nach und nach vergingen die Jahre und Obadia diente dem Praefectus Aegypti mit Hilfe der Rune des Allwissenden und ehe Obadia es sich versah, war er nun schon an die zehn Jahre am Hofe Alexandrias und war nun also vollends erwachsen geworden.

Und die Rune des Allwissenden aber wirkte nun so stark in dem Obadia, dass ihr Schaffen auch an Obadia selbst sichtbar wurde. Denn obgleich Obadia noch ein junger Mann war, geschah es, dass die Haare seiner Augenbrauen sich zunehmend weiß verfärbten, so dass sie bald in vollem Umfang weiß waren und über seinen Augen strahlten. Und in gleicher Weise wurden auch die Haare, die unmittelbar über seiner Stirn hervorgingen, ins Weiße gewandelt und selbst der mittlere Teil seines kurzen Bartes, den er nun unter dem Kinn trug, hatte sich bald vom Schwarzen zum Weißen gefärbt.

Der Grund für dieses Geschehen lag aber nicht darin, dass Obadia musste ein Teil seiner Lebenskraft einsetzen und hergeben, wie es dereinst seinem Vorfahr Odalon geschah, sondern jene Veränderung trat zu Tage, da die Rune des Allwissenden auch wollte nun nach außen zeigen, dass Obadia ein würdiger Träger ihrer selbst war.

Denn jede höhere Rune, in welcher auch die Rune des Lichts ist vereinigt, gilt als eine höhere Rune des Lichtes und wer eine Solche trägt und vollbringt viel Gutes damit, der wird von dieser höheren Rune des Lichts dadurch geadelt, dass seine Haare sich verfärben ins Weiße, denn jenes helle Weiß ist das Zeichen der Rune des Lichtes, so dass also ein jedermann von Weitem erkennen soll, dass ein Mensch mit solcherlei Veränderung Gutes tut mit der Macht der Rune des Lichtes.

Dies war also der Grund, dass auch mit dem jungen Mann Obadia nun solch eine Veränderung eintrat und geschah. Und Obadia selbst aber wusste um all diese Dinge, da er durch seine Rune schon zur Erkenntnis über dies alles gekommen war, und also wunderte er sich nicht darüber. Die Menschen um ihn aber waren erschrocken und erstaunt über einen solchen Anblick, war doch dem Obadia nun ein besonderes ehrfürchtiges Aussehen damit erstanden.

Im Weiteren aber war auch die Sprache des Obadia nun voller Weisheit und eindrucksvollem Ausdruck, so dass er nun Tag für Tag und Stund für Stund in jener geheimnisvollen Weise sprach, wie er es als Junge nur in besonderen Augenblicken getan hatte, und also war er nun durchgehend von einer besonderen Weisheit umhüllt, so dass ein Jeder verstummte wenn er seine Stimme erhob.

Diese besondere Ausstrahlung aber wurde nun durch das seltsame Aussehen des Obadias noch verstärkt, so dass es nicht verwunderlich war, dass Obadia eine besondere Ehrfurcht unter dem einfachen Volke genoss. Die Menschen in Ägypten aber wussten ja auch von der Begebenheit, dass Obadia schon als Kind hatte den Tod der Königin vorhergesagt, denn dieses Geschehen war von den einfachen Marktleuten aus Memphis gleich nach der Abreise des Jungen aus ihrer Stadt weitererzählt worden und schon bald hatte sich jene Geschichte weit verbreitet und war in jede Stadt und in jedes Dorf getragen worden.

Alle diese Dinge aber, dass Obadia nun ein solch besonderes Aussehen hatte, dass er allezeit von starker Weisheit und Würde durchdrungen war und das Wissen um seine besondere Begabung der Vorsehung, führten nun dazu, dass Obadia unter den Menschen in Ägypten bald als ein mächtiger und geheimnisvoller Zauberer galt. Und aus diesem Grunde kam es dazu, dass Obadia seit jener Zeit fortan in ganz Ägypten nur noch ehrfürchtig benannt wurde als der Prophet Obadia, und wohin er auch kam und ging, wurde er in dieser Weise angesprochen und begrüßt und in jedem Dorf und in jedem Hause Ägyptens erzählte man sich von dem Propheten Obadia zu Alexandria, der wundersame und geheimnisvolle Dinge schaffen konnte und der alles zu wissen schien.

Und selbst unter den Hohepriestern, welche ja wussten, dass seine Weisheit und Macht von einer Rune her kamen, wurde Obadia fortan in dieser Weise angesprochen und genoss ein hohes Ansehen unter ihnen, denn es gab keinen unter ihnen, der ihm gleich wäre. Und also war es nicht verwunderlich, dass der Prophet Obadia bald als höchster und wichtigster Berater des Praefectus Aegypti galt, und obgleich es manchen Neider gab unter den Hohepriestern, gelang es aber niemandem, ihm jene hohe Stellung streitig zu machen, war doch sein Ansehen und Einfluss am Hofe des Praefectus zu groß geworden.

So aber war es also nun gekommen, dass Obadia schon als ein junger Mann von weniger denn dreißig Jahren eine solch hohe Stellung im Dienst des Praefectus Aegypti erlangt hatte, und er selbst ließ sich fortan gleichermaßen als ‚Prophet Obadia' ansprechen, denn diese Anrede sollte nun auch seinen hohen Rang gegenüber allen Anderen zum Ausdruck bringen.

Und obgleich die Menschen große Ehrfurcht vor ihm besaßen, waren sie doch gleichermaßen ihm freundlich gesinnt und sahen ein gutes Wesen in ihm, wenn auch Obadia niemandem seine Gefühle zeigte, sondern er stets mit ernstem und strengem Blick in einer Aura voller Weisheit und Macht daherkam und mit den Menschen sprach.

Dies lag zum Einen darin, dass all das Wissen und das Sehen seiner Rune nun einen so großen Platz in seinem Wesen einnahm, zum Anderen aber hatte der plötzliche Tod seiner Mutter zu Memphis einen Bruch im Herzen des Jungen Obadia ausgelöst, so dass er aufgrund dieses Geschehens in seiner Kindheit nun ein ernster Mann geworden war.

Eines Tages aber geschah es dennoch, dass Obadia sich in eine junge Ägypterin aus dem einfachen Volke verliebte und diese ehelichte, und wenngleich er weiterhin seine ehrfürchtige Ausstrahlung behielt, konnte er doch eine gewisse Freude über sein eheliches Glück fortan nur schwer verbergen.

Bald darauf kam es dann dazu, dass die Frau des Propheten Obadia schwanger war, und sie gebar ihm eine wunderschöne Tochter. Die Geburt des Mädchens aber war schmerzlich und leidvoll für die Frau und sie verlor viel Blut dabei und war sehr erschöpft nach dem Austragen des Kindes und es kam gar dazu, dass sie nur wenige Augenblicke nach der Geburt den Schmerzen erlag und verschied.

Da aber war alle ehrfürchtige Ausstrahlung und Weisheit des Propheten Obadia für einen Augenblicke vollkommen verschwunden und er schrie laut auf ob des ungerechten Verlustes seines Weibes und raufte sich die Haare voller Kummer und rief jammernd aus: „Was nützt mir nun all das Wissen und das Sehen, hab ich doch nicht die Macht über Leben und Tod!"

Seit diesem Geschehen war Obadia nun wieder zu altem Ernst und Ehrfürchtigkeit verfallen, doch seine Tochter liebte er wie nichts anderes um ihn, war sie ihm doch als ein Vermächtnis seines Weibes geblieben. Und weil dies wundervolle Mädchen aber solch schwarz glänzende Augen gleich einem Obsidian besaß, gab Obadia seiner Tochter den Namen Obsidia.

Und Obsidia wurde in der ersten Zeit zu einer anderen Frau gegeben, welche gleichermaßen gerade ein Kind geboren hatte, auf dass diese mit ihrer Muttermilch auch die Tochter des Propheten Obadia mitversorgen sollte. Und Obadia selbst aber hatte ja weiterhin seine Pflichten gegenüber dem Praefectus Aegypti, und also war es ihm ganz recht, dass Obsidia vorerst konnte bei dieser Frau unterkommen. Doch so oft er konnte, ging er hin zu dieser Frau, um für seine Tochter zu sorgen, und in den wenigen Augenblicken, da er mit ihr zusammen war, konnte man für einen Moment das gute und gefühlvolle Herz des Propheten Obadia sehen.

Und als aber drei Jahre verzogen waren, da nahm Obadia seine Tochter zu sich in den Palast des Praefectus Aegypti, so dass er sich fortan selbst um sie kümmern konnte, und aufgrund seines Ansehens aber wurde ihm dies auch gestattet.

Seine Tochter Obsidia aber hatte gleichermaßen eine höhere magische Kraft denn andere Menschen, obgleich diese Kraft dennoch um ein Vielfaches weniger war, denn die große magische Kraft ihres Vaters. Aus diesem Grunde aber hatte Obsidia auch nicht die Rune des Allwissenden von Obadia ererbt, obgleich diese mittlerweile nun fest in das Fleich und Blut des Obadias übergegangen war. Es war aber dazu gekommen, dass Obsidia dennoch einen Teil der Rune ererbt hatte, denn Obadia konnte spüren, dass seine Tochter von Geburt an die Rune des Schicksals in sich trug, welches ist eine der drei Runen, mit denen die Rune des Allwissenden war geschaffen worden.

Und also wusste Obadia, dass seine Tochter gleich ihm würde in ihrer Kindheit plötzlich von Sehungen heimgesucht werden, so dass er alles daran setzte, seiner Tochter Solches zu ersparen. Dies aber war der Grund, dass Obadia eines Tages hinging in das Allerheiligste der Hohepriester, in welchem waren alle bekannten einfachen Runen in Steinen aufbewahrt worden, weswegen auch nur die Hohepriester in jenen Raum durften. Und Obadia nahm einige der Runensteine an sich und schaffte sie in sein Gemach, denn er wollte viele dieser Runen zugleich in seine Tochter bannen, auf dass diese würden einen solchen großen Platz im Herzen der Obsidia einnehmen, dass die Rune des Schicksals nicht mehr genug magische Kraft von Obsidia würde nehmen können, ihr ein Bildnis zu zeigen.

Und als Obadia aber hatte die Steine zu sich geschafft und gerade die Tür hinter sich verschloss, geschah es, dass seine Tochter neugierig hinlief zu zweien der Steine, welche nebeneinander standen, denn diese schienen sie zu rufen. Und bevor Obadia aber hatte handeln können, berührte Obsidia voller Neugier beide Steine zugleich und es geschah, dass die beiden Runen dieser Steine im selben Augenblicke in das kleine Mädchen hineinströmten, sich in ihr zu vereinigen.

Und als Obadia darum merkte, eilte er sogleich zu Obsidia und riss sie von den Steinen weg, doch er konnte spüren, dass er war zu spät gekommen, denn die Runen hatten sich zu einer neuen mächtigeren Rune in Obsidia vereinigt. Jene Runen aber, die sich dort vereinigten hatten, waren die Rune der Liebe und die Rune der Hoffnung, und also war in Obsidia nun erstanden die Rune der Fruchtbarkeit, denn diese wird durch die Vereinigung jener beiden Runen geschaffen.

Und die kleine Obsidia lächelte ob des angenehmen Gefühls der Rune in ihr, doch ihr Vater Obadia aber ärgerte sich über dieses Geschehen, war doch nun sein Vorhaben zunichte gemacht. Denn Obadia konnte nun keine weiteren einfachen Runen mehr in Obsidia bannen, nahm die Rune der Fruchtbarkeit doch nun einen zu großen Platz in Obsidia ein.

Obadia aber konnte die Rune ja auch nicht mehr aus Obsidia herausziehen, denn dazu nahm seine Rune des Allwissenden wiederum einen zu großen Platz in ihm ein. Und also blieb Obadia nun nichts Weiteres übrig, denn zu hoffen, dass die Rune der Fruchtbarkeit würde ausreichen, die Macht der Schicksalsrune einzuschränken, was er aber nicht wirklich glauben wollte.

Im Weiteren aber würde er seiner Tochter nun vor jedem Manne schützen müssen, denn die Rune der Fruchtbarkeit ließ es geschehen, dass eine Frau konnte schneller und mehrfach fruchtbar werden denn jede andere, und die Rune sorgte im Weiteren aber auch darum, dass ein jeder Mann sich würde in besonderer Weise zu Obsidia hingezogen fühlen, so dass eine fleischliche Begier entsteht, welche von der Rune dazu erweckt wurde, dass von der Fruchtbarkeit ihrer Trägerin auch wahrhaftig Gebrauch gemacht werde.

Und also wusste Obadia, was er noch für ein schweres Tun mit seiner Tochter würde bekommen dank der Rune der Fruchtbarkeit, und aus diesem Grunde schrie er laut auf vor Wut nach diesem Geschehen und raufte sich vor Ärger die weißen Haare seines Schopfes.

Seit jenem Tage aber sorgte Obadia noch inniger um seine Tochter Obsidia und verbrachte noch mehr Zeit mit ihr denn zuvor, auf dass er sie würde vor den Auswirkungen ihrer beiden Runen bewahren können. In der übrigen Zeit aber erfüllte er treu seine Pflichten gegenüber dem Praefectus Aegypti und verhinderte allerlei Aufstände und Zwistigkeiten, ehe diese sich entfachen konnten, noch dass sie eine Gefahr für die ägyptische Provinz wurden.

Und so blieb der Prophet Obadia auch in den nächsten Jahren weiterhin in seiner hohen Stellung und schon bald war er nun gar so mächtig, dass er auch als Einziger aller Hohepriester vorsprechen durfte beim Kaiser Augustus, wenn dieser in Alexandria zugegen war.

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