Kapitel 2: Die bedeutsame Entdeckung des Obadia (Teil 2)
Und als Obadia die erhabenen Pyramiden hatte erreicht, ging er hin, sich umzusehen zwischen ihnen, ob er etwas fand, was ihm Aufschluss würde verschaffen. Und es geschah, dass er wie in seinem Traume etwas in seinem Kopfe vernahm, was ihn zu einer besonderen Stelle wollte bringen, und es war ihm ängstlich zumute, gleichermaßen aber nahm auch seine Neugier zu.
Als er aber einen erhöhten Hügel hatte erreicht, welcher etwas abseits von einer der Pyramiden war, hielt er inne, denn das seltsame Gefühl in seinem Kopfe wurde mit einem Male ruhiger und dies erschien ihm wie eine Art der Zustimmung, am rechten Platze zu sein. Und mit einem Male war es ihm, als wenn etwas von unten durch den steinernen Hügel hindurch seine Beine heraufzuckte und in seinem Kopfe hinein drang, und gleich darauf aber hatte er für einen kurzen Moment ein Bildnis von einem Tempelbau vor Augen, der in sich zusammenstürzte.
Da aber wusste er von einem Augenblick auf den anderen, dass jener sandige und steinige Hügel unter ihm einst ein Tempel gewesen war, der in sich zusammengestürzt war, und dass unter dem Hügel aber immer noch einige Räume zu finden waren. Und also suchte Obadia nach einem Weg, wie er konnte gelangen durch den Hügel hindurch in die unteren Räume jener verborgenen Stätte.
Und er fand also eine Stelle des Hügels, wo mehrere Steine zusammen lagen, und unter ihnen waren wiederum weitere Steine zu sehen, so dass man also mehrere Schichten der Steine konnte von oben her abtragen, zu gelangen in den Bereich darunter. Und also machte sich Obadia daran, die Steine an jener Stelle beiseite zu schaffen, und da die meisten der Steine aber nicht allzu groß waren, gelang ihm nach und nach wahrhaftig, einen großen Teil der Steine beiseite zu schaffen.
Dennoch aber hatte er großes Mühen bei dieser Aufgabe, war er doch nur ein Junge, der aufgrund seiner ärmlichen Verhältnisse auch nicht besonders stark war, so dass er also nicht alle Steine hinweg schaffen konnte innerhalb einer Kürze. Obadia aber gönnte sich keine Ruhe, denn zu groß war seine Neugier nun geworden, und er wunderte sich aber auch, dass er mit einem Male überhaupt von dieser früheren Stätte wusste und hoffte darauf, dies alles also in voller Gänze ergründen zu können.
Nach einer Weile aber war er doch schon ziemlich erschöpft und als er einen etwas größeren Stein anhob, den er musste mit beiden Armen stark umfassen, da sanken seine Kräfte vollends zusammen, so dass er den Stein wieder fallen ließ. Als der Stein aber wieder aufschlug auf die Stelle, wo er zuvor gelegen hatte, geschah es, dass die Steine darunter sich nach unten hin lösten, und mit einem Mal brach die ganze Stelle dort herum mitsamt dem Jungen Obadia in sich zusammen, und die Steine und auch Obadia stürzten hinab in einen Raum, der sich darunter befand.
In jenem Raum aber war zuvor schon allerhand Sand eingedrungen, so dass Obadia nicht besonders tief fiel, und der Sand tat sein Übriges und machte seinen Sturz erträglicher, so dass er also nicht zu Schaden kam. Und Obadia erkannte, dass er in eine Art Vorraum war hinabgestürzt, von welchem aus man in weitere größere Räume konnte gelangen, die durch das einfallende Licht nun auch zu erkennen waren, und also war Obadia hocherstaunt ob dieser Entdeckung und fragte sich nach dem Sinn dieses merkwürdigen Ortes unter der Erde.
Jene Stätte aber, auf die Obadia dort gestoßen, war nichts anderes denn der frühere Tempel der Runenpriester, an welchem einst Odalon und die Runenpriester hatten gesucht nach der Rune der Götter und hatten dabei geschaffen den Götterjungen Heru-Ku-Les, welcher es auch war, der den Tempel später hatte zum Einsturz gebracht bei der Flucht aller Runenpriester.
Und Obadia ging vorsichtig weiter, zu erkunden die weiteren Räume. Es war aber zu dunkel in den anderen Räumen, als dass er wahrhaftig konnte viel erkennen, und obgleich auch Fackeln im Vorraum zu finden waren, hatte Obadia doch keine Gegenstände, sich ein Feuer anzuzünden.
Als er aber in die frühere Mittelhalle des Runentempels trat, sah er, dass die hintere Tempelwand von innen heraus leicht leuchtete, und es war ihm, als würde er gleichermaßen auch ein leises klingendes Geräusch vernehmen, welches angenehm und in beruhigender Weise tönte. Und durch das wenige Leuchten aber konnte er das Innere der Mittelhalle gut erkennen und sah also einen großen länglichen steinernen Tisch und sah weiterhin einige wenige steinerne Sitze und sah aber auch ein großes schweres Buch liegen auf einem besonderen Platze, nahe bei der leuchtenden Tempelwand.
Und Obadia wollte als Erstes nach jenem Buche sehen, bevor er sich dem Leuchten annahm, und also schritt er zu dem Platze mit dem Buche hin und schlug das Buch auf, zu schauen hinein voller Neugier. Dies Buche aber war nichts anderes denn die besondere Schriftsammlung der Runenpriester, in welcher sie all ihr Wissen um die Runen hatten zusammengetragen und aufgezeichnet, gleichermaßen aber standen auch die Geschehnisse des Runenbundes dort geschrieben, welche sie seit der Gründung des Runentempels hatten erlebt.
Obadia aber konnte nicht lesen, denn er stammte ja aus ärmlichen Verhältnissen, und so betrachtete er nur voller Staunen all die verschiedenen Zeichen, die dann und wann abgebildet waren, welches nichts anderes waren denn die vorhandenen Zeichen aller Runen. Und wenngleich aber Obadia wäre fähig gewesen, zu lesen, wäre er nicht weit gekommen, denn auf Geheiß des Odalon hatten die Runenpriester die gesamte Schriftsammlung in der Runensprache niedergeschrieben, auf dass kein gewöhnlicher Mensch sollte sie zu lesen in der Lage sein.
Und also ließ Obadia vorerst ab von dem Buche und ging hin zu der leicht leuchtenden Tempelwand, welche ihm ein besonderes Geheimnis zu enthalten schien, und er spürte auch, dass von dort her wohl jene lenkende Kraft zu kommen schien, die ihn hatte hierher geführt. Dem aber war wahrhaftig so, denn in jener Tempelwand hauste immer noch die Rune des Allwissenden, jene besondere Rune, die einstens wurde von Odalon dort hinein verbannt, auf dass kein anderer an ihre Macht kommen sollte, und jene Rune aber war nun schon mehr denn tausend Jahre in jener Wand gefangen und war also reifer und stärker geworden in all der Zeit.
Dies aber war auch der Grund, dass sie konnte die hohe magische Kraft des Obadia über weite Entfernung hinweg spüren, so dass seine Gegenwart ihr bewusst wurde seit dem Tage des Eintreffens von Obadia und dessen Mutter in der Stadt Memphis. Und in gleicher Weise hatte sie also trotz ihrer Gefangenschaft in der Wand auch eine verbindende Kraft zu Obadia aussenden können und also war sie auch der Grund gewesen, dass Obadia hatte jenen Traum geträumt und dass er wurde hierher gelenkt.
Und sie war auch diejenige gewesen, die bewirkt hatte, dass Obadia mit einem Male hatte dies Bildnis vom einstürzenden Tempel empfangen, denn in jenem Augenblicke hatte Obadia genau über der hinteren Tempelwand gestanden, so dass die Rune sich für kurze Zeit mit ihm über den darüber liegenden Schutt hatte verbinden können.
Die Rune des Allwissenden konnte aber auch im Weiteren spüren, dass Obadia in einer besonderen Verbindung stand zu ihrem früheren Besitzer Odalon, welchem sie gerne gedient hatte, und so schien Obadia ihr ein junges Abbild des Odalon zu sein, was ein weiterer Grund war, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte und ihn also herzulockte.
Und Obadia fühlte sich also gleichermaßen hingezogen zu der Steinwand und er schritt also langsam an diese heran und konnte eine große Kraft darin spüren, welche ihn aber nicht ängstlich stimmte sondern eine gewisse Ruhe in ihm hervorrief.
Und er hob vorsichtig die Hand und legte sie mit der Fläche an die Wand an, zu versuchen ob er die Kraft würde spüren können. Da geschah es aber, dass ein laut klingendes Geräusch zu vernehmen war, in der Weise wie es geschieht beim Gebrauchen von Runen, und die ganze Wand leuchtete mit einem Male auf und gleich darauf erschien ein großes Zeichen aus der Wand heraus über Obadia, welcher aber weiterhin ruhig blieb und sich bereit machte auf das, was da folgen sollte.
Und im nächsten Augenblicke konnte Obadia spüren, wie jene große besondere Kraft aus der Wand heraus über seine Hand in ihn hineinströmte und ein herrliches und wohltuendes Gefühl breitete sich in voller Gänze in ihm aus und das klingende Geräusch hielt an während dieser Zeit und das Zeichen schwebte über dem Kopfe des Obadia langsam hinunter und in diesen hinein und bald darauf war die Rune des Allwissenden also vollends in Obadia übergegangen.
Und gleich darauf war dies Geschehen auch schon wieder vorüber und Obadia fühlte eine neue Stärke in sich, welche er noch nicht zu deuten wusste. Er war aber mit einem Male auch erschöpft und also entschloss er sich dazu, sich für eine Weile hier in diesen Räumen schlafen zu legen, auf dass er mit frischen Kräften wieder würde erwachen.
Er hatte aber auch keinerlei Furcht, sich an dieser Stätte niederzulegen, wie man es wohl vermuten würde, denn mit einem Male fühlte er sich mit diesen Räumen auf seltsame Art vertraut. Und also legte sich Obadia nieder auf eine Stelle voll des Sandes und er schlief ohne Unterlass drei Stunden lang.
Als er aber erwacht ward, fühlte er sich in besonderer Weise gestärkt wie nie zuvor und es war ihm, als wäre sein Kopf angereichert worden mit vielerlei Dingen, die er aber noch nicht zu fassen wusste. Und er wollte schon wieder hinauseilen aus der Stätte, da drängte sich ihm mit einem Male der sonderbare Gedanke auf, doch noch einmal nach dem besonderen Buche zu sehen.
Er konnte aber nichts mehr erkennen in der Mittelhalle, denn nachdem er nun die Rune des Allwissenden hatte an sich gezogen, war das Leuchten an der Tempelwand gleichermaßen verschwunden. Da aber kam ihm ein zweiter sonderbarer Gedanke, dass er könnte jene Kraft wiederum zum Leuchten bringen in seinem Inneren, und er hob langsam seine Hand nach oben und gedachte an ein helles Licht.
Und es geschah, dass ein klingendes Geräusch zu vernehmen war und mit einem Male hob seine Hand wahrhaftig zu leuchten an, so dass er konnte alles gut im Raume erkennen, und Obadia war erstaunt, dass er dies wahrhaftig zu schaffen in der Lage war. Und er ging also nochmals hin zu der Stelle, wo das Buch auf seinem Platze lag, und schlug es auf, nochmals hineinzuschauen, und seine linke Hand leuchtete während all der Zeit.
Als er aber mit seinen Augen über die geschriebenen Zeichen und Schriften flog, stellte er mit einem Male erstaunend fest, dass er fähig war diese zu verstehen, und also konnte er nun in dem Buche lesen, obgleich er zuvor nie hatte Lesen gelernt, und dies ließ ihn zum Einen erschrecken, zum Anderen wurde er aber auch in Ehrfurcht freudig gestimmt darum.
Und er entschloss sich, dies Buche mit der seltsamen Schrift nun zu lesen, auf dass er würde Antworten finden über diese Stätte und auch über diese besondere Kraft, die er empfangen hatte und die ihm nun dies alles möglich werden ließ.
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