Kapitel 4: Das Runenkind der Götter (Teil 2)
Das Schimmern der Wände aber ließ immer mehr nach und gleichermaßen wurde auch die Lichtkugel langsam immer kleiner, bis dass sie sahen, dass jenes Leuchten von Ledalia selbst ausging und dass ihr ganzer Körper war in Licht getaucht.
Und sie konnten nun auch die Umrisse der Erzrunenpriester erkennen, welche wie erstarrt und leicht zusammengesackt dastanden.
Und das Leuchten wurde weiterhin schwächer, so dass bald nur noch Ledalia selbst leuchtete.
Kaum aber waren die Erzrunenpriester nicht mehr mit Licht umhüllt, da lösten sie sich aus ihrer erstarrten Haltung und fielen mit einem langgezogenen Seufzer zu Boden.
Da aber erschraken Odalon und die anderen Runenpriester sich auf furchtbarste Weise, denn nun konnten sie die Erzrunenpriester erst wieder richtig erkennen und sahen aber, dass sie mit einem Male entsetzlich alt waren geworden, und hatten also alle ganz weißes Haar bekommen, welches fast so hell leuchtete gleich jenem göttlichen Lichte, und hatten gleichermaßen entsetzlich alte, faltige und trockene Gesichter bekommen, aus denen grausig alte Augen glotzten, und waren also tot zusammengebrochen.
Und ein Schreckensschrei ging durch die Menge der Runenpriester und mit einem Male war verflogen ihre Freude auf die Götterrune und sie waren alle verunsichert und ängstigten sich.
Und Odalon fasste Mut und ging langsam zu einem dort Liegenden heran und wollte sich um seinen Zustand Gewissheit verschaffen. Als er aber ganz dicht an diesen herangekommen war und ihn berühren wollte, da zuckte mit einem Male ein kräftiger Blitz aus dem Verblichenen heraus und stieß Odalon zurück, so dass er einige Meter wurde rückwärts durch die Luft gestoßen und zu Boden kam.
Die Anderen aber raunten wiederum erschrocken auf und wichen mit großer Furcht zurück.
Odalon aber richtete sich wieder auf und wollte nochmals zum Tische gehen, da rieten ihm aber einige, welche auch mit ihm am dichtesten bei dem Tische hatten gestanden, zur Vorsicht.
Odalon aber ging vorsichtig an den Verstorbenen vorbei zu dem Tische hin, zu sehen nach Ledalia. Und als die Anderen merkten, dass ihm aber nichts geschah, kamen auch sie immer näher an den Tische heran, zu sehen um den Zustand der Ledalia.
Und das Leuchten um und an Ledalia aber war in all der Zeit noch weniger geworden und war bald daraufhin ganz verschwunden.
Und sie sahen, dass auch Ledalia ein wenig älter war geworden, aber nur um etwa zehn Jahre mehr, und auch sie lag regungslos auf dem Tische, so dass sie sie zuerst also für tot befunden. Dann aber erkannten sie alle, dass sie langsam atmete und also nur das Bewusstsein hatte verloren.
Und die Runenpriester traten nun an Odalon heran und fragten: „Was ist nun mit ihr? Ist sie nun die Trägerin der Lesrunar?!"
Odalon aber schwieg und schloss die Augen und berührte vorsichtig die schlafende Ledalia und machte sich daran, zu gebrauchen die Rune des Allwissenden in sich. Denn obgleich der Toten um ihn, war Ruhe nach dem Anblick der schlafenden Ledalia in sein Herz zurückgekehrt, so dass er nun konnte klare Gedanken fassen.
Und bald darauf öffnete Odalon seine Augen wieder und sprach: „Höret mich an! Wir alle haben hier und heute wahrhaftig die Vereinigung der Erzrunen zur Rune der Götter erlebt und gesehen, so dass diese nun endlich unter uns weilt!"
Da aber murrten die Anderen wieder und meinten: „Wo aber ist sie denn nun?! Wir können sie doch weder sehen noch fühlen!"
Daraufhin antwortete Odalon und sprach: „Ihr alle habt die Lesrunar sehr wohl gesehen, denn nur von ihr stammte jenes überirdische Licht, welches Einigen von euch hat das Augenlicht zunichte gemacht!
Doch es ist auch weit mehr geschehen als wir uns hätten denken können! Denn als ich soeben hielt meine Hand auf Ledalia, durchzog mich eine erstaunliche Erkenntnis: Die Erzrunen haben sich nicht nur vereinigt zur Rune der Götter, sondern gleichermaßen auch zu einem besonderen Kinde, welches nun wächst im Mutterleib der Ledalia!"
Und die Runenpriester murmelten und blickten sich erstaunend an. Daraufhin deutete Odalon aber herunter auf Ledalia und da erkannten auch sie, dass der Bauch der Ledalia nun eine auffällige kleine Rundung an sich hatte.
Und einige Runenpriester aber fragten: „So ist dies Kinde also nun Träger der Götterrune?"
Odalon aber antwortete und sprach: „Nein, dies Kinde ist weitaus bedeutender denn nur der Träger einer Solchen zu sein!
Denn wir alle wissen, dass die drei Erzrunen sind die drei Gesichter der Lesrunar, in welchen ist ausgesondert der göttliche Willen, und also birgt jenes entstandene Kind in sich die drei Gesichter der Lesrunar und ist damit selbst also der fleischgewordene Willen der Götter!
Es ist also weit mehr denn nur Träger der Rune der Götter, es selbst i s t die Rune der Götter, welche also ist Mensch geworden und nun wächst im Leib der Ledalia!"
Da aber waren die Runenpriester allesamt erstaunt und blickten ehrfürchtig hinab zur schlafenden Ledalia, welche sich aber weiterhin nicht rührte.
Odalon aber wurde nun freudiger und rief aus: „Somit ist die von uns gefundene Ledalia also wahrhaftig die Erwählte der Götter, in welcher die Erzrunen gewillt waren sich zu vereinigen, doch sie ist nicht geworden Trägerin der Rune der Götter in der Weise, wie wir es erst hatten angenommen!
Denn die Rune der Götter ist in ihr fleischgeworden zu einem besonderen Kinde, in welchem alle Runen gleichermaßen sind vereinigt, und also kann man dieses besondere Kind wahrhaftig benennen als das Runenkind der Götter und von diesem also ist Ledalia Trägerin!
So machet euch nun bereit, zu empfangen jenes Kindlein, welches nun bald wird erscheinen in unserer Mitte, auf dass alle Menschen können empfangen die wunderbare göttliche Hilfe desselben!
Jene aber, die tot zu unseren Füßen liegen, lasset uns würdig bestatten, denn sie mussten einsetzen ihre ganze Lebenskraft, auf dass dies konnte Wirklichkeit werden, und also freuet euch, denn deren Tod und Mühen war nicht umsonst, sondern hat Auswirkung auf alle Welt und Zeit!"
Da aber hoben auch die anderen Runenpriester einen Freudenjubel an und vergaßen also für einen kurzen Augenblicke ihren Schrecken über den Tod der Erzrunenpriester und sie waren alle glücklich miteinander und umarmten sich alle.
Sie kamen aber recht schnell zu Besinnung und erinnerten sich des Gesagten des Odalon und machten sich daran, zu bestatten die verstorbenen Erzrunenpriester, und gedachten und ehrten sie in Schweigen eine volle Stunde lang.
Und Ledalia aber trugen sie vorsichtig von dem Tische und betteten sie behutsam in ihre Schlafkammer und wachten ihrer. Und am Abend aber erwachte sie allmählich aus ihrem Schlaf und nahm unglaublich zu Ohren, was Odalon ihr vorsichtig erzählte.
Alsbald aber war sie wahrhaft erfreut darüber und konnte das Kinde gar schon spüren und war destowegen aber nicht eingenommen von sich, sondern hoffte sich selbst als auserkoren genug, zu gebären dies Runenkind der Götter.
Odalon aber sprach ihr Mut zu und hob ihr deutlich den Willen der Götter als sichtbares Zeichen des Wohlwollens ihr gegenüber vor Augen.
Und Ledalia hatte aber mit einem Male einen unglaublich großen Hunger, und so geschah es, dass sie immer mehr wollte essen, und die Runenpriester mussten immer wieder weiteres Essen herbeischaffen, denn sie aß und aß an die zwei Stunden lang unaufhörlich.
Hernach aber fiel sie in einen tiefen Schlaf und schlief durch die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag lang bis zum Abend ohne Unterlass.
Am Abend aber erwachte sie wiederum und war gleichermaßen voll des Hungers und so mussten die Runenpriester wiederum laufen zu holen immer weiteres Essen und sie aß und aß wiederum zwei volle Stunden lang. Und anschließend aber fiel sie ebenso in einen langen tiefen Schlaf, bis zum folgenden Abend.
Und so ging es immer fort die nächsten folgenden Tage, dass Ledalia musste viel essen und hernach viel schlafen, und jedes Mal, wenn sie erwacht, war ihr Bauch um einiges größer geworden während der Zeit ihres Schlafes.
Und Odalon aber wachte an ihrem Bette und verließ ihre Kammer nicht mehr, sondern wachte den ganzen Tag an ihrer Seite und legte sich zur Nacht schlafen in derselben Kammer und war ihr also eine Stütze in all der Zeit.
Am sechsten Tage aber konnte sie schon nicht mehr aufstehen und aß nun auch weniger und am siebten Tage aber wachte sie eher auf denn sonst und hatte starke Bauchwehen und wusste also, dass die Zeit der Geburt war gekommen.
Und die Schmerzen wurden mit einem Male sehr stark und Ledalia hob an, laut zu schreien, und wand sich in ihrem Bette und Odalon suchte sie zu beruhigen so gut es ging und die anderen Runenpriester kamen eilends ob des lauten Geschreis herbei.
Und mit einem Male schrie Ledalia noch lauter auf und ward daraufhin in grelles Licht gehüllt, so dass man musste die Augen abwenden und wand sich also wild umher in ihrem Bette und schreite ob der Schmerzen.
Und die Runenpriester wollten ihr helfen, doch konnten sie nichts mehr sehen vor Licht, und manche aber, welche Ledalia wollten festhalten, auf dass sie Halt würde haben, die wurden getroffen von einem starken Blitz, welcher aus dem Körper der Ledalia kam geschwind im selben Augenblicke, da sie diese berührten.
Und die Runenpriester aber wurden bald verzweifelt ob der Lage, dass sie nichts konnten tun, doch es währte nicht lange, da ließ nach das Schreien der Ledalia und das Leuchten an ihr wurde geringer und ging von ihrem Körper über auf einen kleinen Gegenstand, welcher nun lag vor ihr zwischen ihren Beinen.
Und als das Leuchten desselben vollends zurückging, da sahen sie, dass es ein kleiner Säugling war, welcher auf dem Bette vor ihnen lag, und er war ganz sauber und rein und machte keinerlei Anstalten zu schreien.
Ledalia aber war mit einem Male deutlich älter geworden und ihre schwarzen Haare hatten nicht mehr ihre volle kräftige Farbe und die Mitte ihres Schopfes aber wurde nun geschmückt durch ein helles, leuchtendes Strähnenband aus vielen weißen Haaren inmitten der anderen dunklen Haare, durch welches sie unglaublich weise und gleichermaßen unendlich schön aussah.
Und sie hob den Säugling behutsam an sich und da lächelte aber der Kleine und seine Augen leuchteten für einen kurzen Moment hell auf, und im gleichen Augenblicke hörte Ledalia eine liebliche Jungensstimme in ihrem Kopfe sagen: „Hallo Mutter!"
Und Ledalia war aber berührt dadurch und Tränen der Freude liefen an ihren Wangen herab und auch alle Runenpriester waren gleichermaßen gerührt, denn noch immer besaß Ledalia auch die ungeheure Ausstrahlung der Rune der ewigen Liebe.
Und Odalon aber machte den Anderen ein Zeichen zum Gehen und so ließen die Runenpriester Ledalia allein mit dem Kinde, auf dass sie dieses in Ruhe konnte stillen und hegen.
Und Odalon aber versprach, nach ihr ausschicken zu lassen alle Weile, auf dass es ihr und dem Kinde an nichts mangelte.
Und so hegte und pflegte und behütete Ledalia also das Kinde mit aller Liebe und in aller Ruhe die darauffolgende Zeit und Odalon aber suchte immer ihr zu helfen, wo er nur konnte.
Und damit also war vollendet die Suche nach der Rune der Götter, denn den Menschen ward geboren jenes besondere Kinde, welches also war das Runenkind der Götter.
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