Serafine
Die Legende war mir unbekannt und dem Blick von Alrik nach, stand er auch auf dem Schlauch. Aber damit lässt sich etwas anfangen. In meinem Kopf entstand ein Plan.
Nach der Verteilung der Themen erklärte Frau Schmidt noch kurz, was sie genau erwartete. Wir haben 2 Wochen Zeit unser Thema auszuarbeiten und der Klasse vorzustellen und die Note würde zu 50 % in unsere Endnote einfließen. Puh, ganz schön viel und dann mit diesem Köter mit mittlerer Intelligenz zusammen.
Nach dem Ende der Stunde näherte ich mich vorsichtig Alrik und seinen Freunden. Serafine sah mich kommen und die Wut in ihren Augen war unverkennbar.
„Was bildest du nichtsnütziges Menschenmädchen dir eigentlich ein mit meinem zukünftigen Mate zusammen zu arbeiten?" Bedrohlich knurrend kam sie auf mich zu während ich gleichzeitig versuchte rückwärts auszuweichen und den Kopf unten zu halten.
Wie gerne würde ich ihr an den Kopf schmeißen, dass überhaupt nicht klar ist, ob sie die Mate von Alrik wird, dass ich nichts für die Verteilung der Gruppen konnte und das Menschen nicht unwürdig sind, aber ich wusste es besser.
Klappe halten. Das war die einzige Chance zu überleben. Klappe halten und Kopf einziehen.
Sie kam mir immer näher und hinter mir war eine Wand, sodass ich nicht weiter zurück weichen konnte. Ich versuchte mich klein zu machen und dankte der Mondgöttin dafür, dass sie noch keine achtzehn und damit kein voll entwickelter Werwolf war. So würde ihre Attacke vermutlich wehtun und einige Knochen brechen, aber ich würde es überleben. Hoffentlich ...
„Serafine, lass sie!"
Wenige Zentimeter vor mir hielt sie inne und sah fragend zu Alrik, der sie aufgehalten hatte.
„Warum?" zischte sie wütend. „Bedeutet sie dir etwas?"
„Ja!"
Serafine wurde knallrot und drehte sich noch wütender als vorher zu mir um.
Was sollte das? Warum ritt Alrik mich noch mehr in die Scheiße???
„Babe, mein Vater erwartet gute Noten von mir und wenn ich sitzen bleibe, reißt er mir den Kopf ab. Ich wurde ihr gegen meinen Willen zugeteilt, aber sie ist ein Streber. Vielleicht habe ich so eine Chance. Also warte die 2 Wochen bis zur Vorstellung der Projekte und dann gehört sie ganz dir" grinste er bösartig.
Serafines Gesichtsfarbe nahm wieder einen normalen Hautton an und sie kicherte während sie zu ihm zurück schlenderte um ihn zu küssen. Abschlabbern traf es wohl eher. Wie ein Hund, dachte ich und versuchte krampfhaft nur innerlich zu grinsen.
Serafine warf mir noch einen kalten Blick zu: „Wehe du versaust es." Und damit stolzierte aus dem Raum, ihre beiden besten Freundinnen hinter sich her schleifend.
Ich atmete erleichtert aus, als ich bemerkte, dass Alrik mich mit hoch gezogener Augenbraue beobachtete.
„Möchtest du irgendetwas sagen?" fragte er hinterlistig lächelnd.
Ich schluckte.
„Alpha, ich wollte vorschlagen, dass wir die Arbeit in 2 Teile teilen. Ich übernehme die Legende der Menschen und ihr den Teil mit den Wölfen. Dadurch könnten wir getrennt arbeiten und ich würde sie nicht aufhalten."
Ich hatte ihn Alpha genannt und gesiezt. Schmeicheleien die ausschließlich dazu dienen sollten weiter zu leben und möglichst wenig Zeit mit ihm verbringen zu müssen.
Kurz dachte er über meinen Vorschlag nach.
„Du weißt, dass ich noch kein Alpha bin, aber deinen Respekt nehme ich wohlwollend zur Kenntnis", begann er großkotzig.
„Dein Vorschlag klingt angemessen, wobei ich erwarte, dass nach meiner Recherchearbeit du alles zusammenfasst und optisch ansprechend darstellst. Verstanden?"
Mir war klar, dass er nur ein absolut notwendiges Minimum an Arbeit machen würde, um für Rückfragen gewappnet zu sein und mir den Großteil der Arbeit aufhalsen würde, aber das wäre bei jedem anderen Wolf in der Klasse das Gleiche gewesen. Daher war ich froh, dass er meinem Vorschlag zugestimmt hatte und klopfte mir selbst auf die Schulter für meine Idee ihn mit ‚Alpha' anzusprechen.
Daher nickte ich ergeben und entfernte mich schnellstmöglich von der Gruppe.
Für diese Projektarbeit musste ich in die große Bibliothek. Das war mir klar. Wie gut, dass ich eh dorthin muss, schließlich arbeite ich dort. Für einen Menschen wie mich, war das der Jackpot.
Mein Vater war bei der Müllabfuhr, meine Mutter Putzfrau im Rathaus. Menschen wurde allgemein nichts zugetraut, daher bekamen sie ausschließlich Jobs, die keiner machen wollte. Müllabfuhr, Putzfrau, das waren die typischen Menschen-Jobs. In jeder höher gestellten Position hätte uns niemand akzeptiert und so blieb einem nichts anderes übrig. Dass ich in der Bibliothek arbeiten durfte war eine große Ausnahme und war sehr dankbar dafür.
Jetzt war erst einmal Pause und ich straffte meine Schultern und betrat vorsichtig die Cafeteria. An den Essensausgaben waren lange Schlangen und die Schüler drängelten und schubsten, da keiner zuletzt etwas zu essen wollte. Für mich kam das nicht in Frage. Ein Schulessen war für mich nicht finanzierbar. Wir kamen gerade so über die Runden als Familie und seit ich in der Bibliothek arbeitete hatten wir immerhin so viel Geld, dass es mehr gab, als nur eine Scheibe trockenes Brot. Heute hatte ich Butter auf dem Brot und einen Apfel. Für mich war das sehr viel und ich freute mich wirklich auf mein Frühstück.
Den anderen Schülern mit ihren vollen Tabletts ausweichend schlängelte ich mich vorsichtig durch die Reihen zum hintersten Tisch. Dort wo die Außenseiter saßen.
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