7 | Zu viel Training?

Das Feuer regte sich. Die Flammen erwachten. Sie tänzelten um den Steinturm herum, kreisten aneinander vorbei und verschwanden wieder in der tiefen Dunkelheit. Das erste Mal seit mehreren tausend Jahren fing das Feuer wieder das Spielen an. 

Es war nervös. Es spürte etwas in der Luft. 


Zurück in der Wüste Kastor knabberte Leonie an einer selbstgejagten Maus. Sie saß in der Höhle mit Elgor während es langsam Mitternacht wurde. 

"Wollen wir nochmal Fliegen üben, Elgor? Das macht so viel Spaß!" Aufgeregt hüpfte Leonie in der Höhle auf und ab. 

"Jaja, nur zu", schmunzelte er und begleitete sie nach draußen. 

Leonie erhob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft und flog ein paar Runden. Mal flog sie ganz steil nach oben, dann setzte sie mal wieder zu einem Sturzflug an, bei dem sie kurz vorm Boden sich mit ausgestreckten Flügeln abbremste. 

Er zeigte ihr noch ein paar andere Tricks und Leonie lernte fleißig. 

"So. Wollen wir vielleicht eine kurze Pause einlegen, Küken?", wollte Elgor wissen. 

"Nein. Ich bin doch noch gar nicht müde und habe noch sehr viel Energie!" Zum Beweis flog Leonie mit kräftigen Schlägen nach oben, drehte ein paar zügige Runden und setzte zum Sturzflug an. "An anderen Tagen trainiere ich doch viel länger!" 

"Ähmm... Ja, das stimmt, aber..." Elgor überlegte fieberhaft, wie er das Küken vom weiteren Trainieren abhielt. "Es ist doch schon sehr spät." 

"Mitternacht ist gerade erst vorbei. Wir haben noch viel Zeit." Sie versuchte einen Looping, bei dem sie aber kläglich scheiterte, in dem sie Schnabel voraus nach unten fiel. Kurz vor dem Boden konnte sie sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen abbremsen. 

Überlegend klapperte er mit dem Schnabel. Was nun? "Komm runter, Küken, zu viel Training ist Überbelastung für deinen Körper", behauptete Elgar daraufhin. Was hätte er anderes sagen sollen? 

Leonie blieb in der Luft stehen. "Also... Wenn das so ist..." Langsam folgte sie dem schweigsamen Höhlenkauz zurück in die Höhle. "Stimmt das wirklich? Vor ein paar Tagen meintest du noch zu mir, ich solle möglichst viel trainieren." 

Elgor versuchte, möglichste unschuldig aus dem Federkleid zu blicken. "Also... Naja... Hmm... Also..." Krampfhaft, im Gedanken rasend, suchte er nach einem Argument, mit dem sich das Küken wohl zufriedengeben würde. "Nun, du hast genug trainiert. Irgendwo ist auch eine Grenze, Küken, und die darfst du nicht überschreiten." Klang das überhaupt realistisch? 

"Nun, wenn du meinst, Elgor..." Traurig setzte sich in die eine Ecke des Raumes. Das Trainieren hatte ihr so viel Spaß bereitet. Aber wenn zu viel schlecht für die Gesundheit war, dann musste sie natürlich bremsen. Und Elgor meinte es doch bestimmt nur gut mit ihr. 

Als Elgor das Küken so in der Ecke sitzen sah, meinte er: "Wir können ja morgen weitermachen. Bis dahin hat sich dein Körper bestimmt erholt!" Er musste auf jeden Fall so viel Vertrauen von dem Küken bekommen wie möglich. Er musste ganz nett zu ihr sein. 

"Gerne!" Leonies Freude auf den nächsten Nacht ließ sie den ganzen Tag durchschlafen, bis schließlich die nächste Nacht noch vor Elgor aufwachte. 


Was der jungen Fleckenkäuzin auffiel, war, dass Elgor das Training immer kürzer ausfielen ließ. Und wenn Leonie ihn fragte, weshalb er das machte, war die Begründung immer die selbe. 

"Du musst dich schonen und darfst deinen Körper nicht überbelasten." 

Auch fiel ihr auf, dass sie sich nach ein paar Tagen viel schwerfälliger fühlte. Ihr Flugdrang stieg und stieg. Leonie sprach Elgor darauf an. 

"Das kommt vom zu vielen Training, Küken! Mach doch mal eine Pause." Elgor saß ihr gegenüber und knabberte an einem Eichhörnchen. Warum musste dieses Küken auch gleich so eine Sportskanone sein? Er, als Küken, ist immer viel lieber in der Höhle rumgesessen und hat nichts getan. 

Doch in Leonie regte sich ein Misstrauen. Wie konnte das nur sein? Als sie täglich und gut trainiert hat, war ihr doch viel besser gewesen! Erst seit dem sie Elgor gebremst hatte, fühlte sie sich nicht mehr wohl. 

Und deshalb beschloss sie, genau wie damals bei Aryn, am Tag fliegen zu üben. 


Vorsichtig schlich sich Leonie aus der Höhle. Die Sonne blendete sie, sodass sie mit der Nickhaut blinzeln musste. Der Wüstensand glänzte matt im Schein der aufgehenden Sonne. 

Leonie nahm Anlauf, schwang sich in die Luft, und stieg mit kräftigen Flügelschlägen rasch in die Höhe. Sie flog ein paar scharfe Kurven und flog schnell auf und ab. 

Es tat so gut, endlich wieder frei rumzufliegen. Sie atmete die frische Morgenluft ein und ließ sich ein bisschen sinken. 

In der Ferne erspähte sie ein Lemming und flog leise von hinten auf ihn zu. Kurz davor streckte sie ihre Krallen aus und umfasste das Tier. Dem Lemming wurde die Kehle durchgezwickt und er erstarrte. 

Schmatzend ließ sich Leonie auf einem der trockenen Büsche der Wüste nieder und begann zu schmatzen. Doch plötzlich lenkte sie ein anderes Geräusch ab. 

Es kam von der anderen Seite des Busches. Als Leonie sich umdrehte, wurde sie sofort wieder von der Sonne geblendet. Sie klappte die Nickhaut zu und blinzelte vorsichtig mit den Augenlidern. 

Im Schein der Umrisse konnte sie  die Umrisse von schwarzen Vögeln erkennen. Ihre Flügelschläge waren laut und sie krächzten beim Fliegen fürchterlich. Überhaupt waren sie sehr hässlich. 

Ihr Tun machte Leonie Angst. Sie hatte solche Vögel noch nie gesehen und wusste auch gar nicht, ob die überhaupt nett waren. 

Ihr Instinkt riet ihr, sofort zur Höhle zurückzukehren. Doch dazu musste sie auf die Vögel zufliegen und gegen die Sonne. Sie musste also warten, bis diese grauenhafte Vögel weg waren. 

Lange Zeit saß sie in ihrem Versteck und lugte ab und zu zwischen den Blättern durch und beobachtete die merkwürdigen Vögel. Es ging auch gut, bis Leonie voll Schreck feststellen musste, dass die Vögel auf sie zugeflogen kamen. 

Schnell hopste Leonie tiefer in den Busch hinein und versuchte, sich nicht zu bewegen und so unbemerkt zu bleiben. Langsam kamen die Vögel näher. 

Es waren ungefähr zehn. Ein paar schafften es über den Busch zu fliegen, ohne die ängstliche Fleckenkäuzin zu sehen. Doch der fünfte Vogel hielt in der Luft an und starrte genau auf den Fleck, auf dem Leonie saß. Er blieb erst stumm. 

Doch dann krächzte er: "Eiinnneeeeeee Euuulleeeee! ANGRIFF!!!

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