1 | Die Welt, ein magischer Ort
Leonie hörte laute Flügelschläge von draußen. Ihre Eltern kamen wahrscheinlich von der Jagd nach Hause. Sie schaute aus der Höhle und sah ihre Eltern mit dicker Beute in den Krallen auf den Baum zufliegen. Leonie setzte sich auf den Ast beim Höhleneingang. Sie war noch nicht flügge und eine junge Fleckenkäuzin.
"Hallo! Da seid ihr ja wieder!" Leonies Eltern kamen im Gleitflug auf einen Ast neben Leonie geflogen. Kurz vor dem Ast schlugen sie kurz mit den Flügeln und landeten elegant neben dem Höhleneingang.
"Ja, mein Kind, das sind wir wieder!", meinte Mutter und streichelte ihrer Tochter übers Gefieder. "Lass uns reingehen, dann gibt's auch gleich essen." Sie hüpfte mit Vater zusammen in die Höhle und legten die Beute in die Mitte.
Zuerst wurde von den Kaninchen das Fell abgezogen. Dieses wurde für Polsterung in der Wohn- und Schlafhöhle benutzt. Das Fleisch war noch warm und sie aßen es schnell. Mutter machte für Leonie das Fleisch klein, sodass sie es besser schlucken konnte.
"Das schmeckt ja gut! Ich kann es kaum er erwarten selber zu fliegen und zu jagen! Das macht bestimmt Spaß!" Leonie freute sich so sehr, dass sie sich fast und ihrem Fleisch verschluckte und bekam Schluckauf.
Vater lächelte. "Ja, fliegen macht wirklich Spaß. Es braucht aber viel Übung. Man muss schnell, ausdauernd, aber auch leise sein. Wenn die Beute einen hört kann man noch so schnell sein; Die Beute hört's und rennt weg."
Leonie und schaute ihnen mit großen bewundernden Augen an. "Ohhhhhh! Das ist aber gemein von der Beute!"
Die Eltern fielen in Gelächter. Leonie verstand zwar nicht wieso, lachte aber trotzdem mit.
Und so saßen sie da, lachend, erzählend; Bis der Tag langsam anbrach.
"Nun ist es aber schon spät! Es wird schon hell. Geh jetzt schlafen, damit du nächste Nacht ausgeschlafen bist." Mutter führte ihre Tochter zur Schlafhöhle und deckte sie zu.
"Mama?"
"Ja, mein Schatz."
"Wie groß ist die Welt?"
Sie musste daraufhin kurz überlegen. "Groß, größer dieses Höhle. Voller Abenteuer, aber auch voller Gefahren, vor denen man auf der Hut sein muss."
Leonie schaute ihre Mutter mit großen Augen an. "Was für Gefahren gibt es denn, Mama?" Mutter seufzte. "Die wirst du schon früh genug kennenlernen. Aber jetzt schlaf erstmal." Sie gab ihr einen Gute-Nacht-Kuss und verließ die Schlafhöhle.
Kurze Zeit später legten auch die Eltern sich zu Bett und schliefen wenig später tief und fest bis durch zur nächsten Nacht.
Es war noch hell als Leonie erwachte. Müde streckte sie sich und lief zum Höhleneingang. Kaum streckte sie ihren Kopf zur Höhle raus, wurde sie von der untergehenden Sonne geblendet. Die junge Fleckenkäuzin war es gewohnt, in der Dunkelheit sich zurechtzufinden. Wie jeder ihrer Artgenossen, war es für sie nicht üblich, dem hellen Tageslicht gegenüber zu stehen.
Als sich ihre Augen langsam an das Licht gewöhnt, staunte sie nicht schlecht. Die Welt war plötzlich voller Farben! Leonie hatte in ihrem Leben noch nie Farben in der Dunkelheit erkennen können. Das Gras war grün, die Baumstämme braun, der Himmel blau. Und die untergehende Sonne ließ die ganze Szene nur noch verzaubernder wirken. So war also die Welt.
"Leonie, was machst du da?" Mutter kam zum Höhleneingang und sah ihre Tochter.
"Auf die Welt herunterblicken, ein magischer Ort."
"Vater und ich gehen jetzt jagen, du bleibst brav zu Hause!"
"Ok!"
Kurze Zeit später trat Vater aus der Höhle. Die Eltern streckten ihre Flügel aus. "Bis gleich Mama, bis gleich Papa!" Und dann flogen sie los, im Hintergrund ging die Sonne langsam unter.
Wie konnten sie auch nur erahnen, was für ein großer Fehler es war, Leonie alleine zu lassen.
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