20. Kapitel

Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Häusern, als ich in unsere Straße einbog. Kühle Abendluft kündigte die Nacht an und ein paar Leute trudelten noch von der Arbeit an, um zu ihren Familien zurückzukehren. Und ich hatte immer noch keine Idee. "Vielleicht bin ich ja vor ein Auto gelaufen und ... nee." Mir wollte einfach nichts einfallen, was ich meinen Eltern als Erzählung auftischen konnte. Erst hatte ich an einen Unfall gedacht, aber wie dumm hätte der Fahrer sein müssen, mich dann stundenlang liegen zu lassen? Nein, ich brauchte eine bessere Idee. Ein Überfall? Hmm. Schon besser. Wenn mir nichts besseres einfallen würde, könnte ich das zur Not als Ausrede benutzen. Jetzt kam unser Haus in Sicht, mitsamt dem Hof und dem Schuppen und allem, was dazugehörte. Wir waren jetzt keine richtige Bauernfamilie, aber die betrieben nebenbei ein paar Tiere und einen großen Gemüsegarten. Dort baute meine Mutter jedes Jahr frisches Obst und Gemüse an, das wir dann entweder aßen oder verkauften. Ich konnte von weitem ein Muhen hören und ging davon aus, dass unsere Kuh gerade hinein gebracht wurden, da es heute Nacht regnen würde. Sie war ebenfalls eine kleine Geldquelle für unsere Familie, sowie die Hühner mit ihren Eiern und bei der Schur die Schafe. Schlachten ließen wir unsere Tiere nicht, sie blieben bei uns, bis sie starben. Als ich in die Einfahrt trat, wurde ich laut bellend von Loki begrüßt. Ich umarmte den Schäferhund und lief dann schnell Richtung Haus. Man spürte schon an der Luft, dass ich vermisst wurde. Ich weiß nicht, aber irgendwie spürte man die angespannte Stimmung. Aus dem Haus hörte man aufgeregte Rufe und auch die Tiere schienen unruhig, aber wahrscheinlich bloß angesichts des kommenden schlechten Wetters. Ich rannte über den Hof und erreichte erschöpft die Tür, die weit offen stand. Als ich im Türrahmen erschien, drehten sich gefühlt 100 Leute zu mir um. "Leona! Wo bist du gewesen, mein Schätzchen?", begrüßte mich meine Mutter, die bereits Tränen in den Augen hatte, und umarmte mich stürmisch. Ich nahm sie nur stumm in den Arm und ließ sämtliche Körperspannungen von mir anfallen. Nach wenigen Sekunden der Wiedersehrnsfreude zwischen Mutter und Tochter war sie plötzlich wieder die alte. "Was hast du gemacht?" Ich blickte ihr und meinem Vater abwechselnd in die Augen und sagte dann: "Ich wurde überfallen." Okay, es klang schon wirlich abstrakt. Vielleicht sollte ich eine Vergewaltigung erfinden, da man nur das besser abkaufen könnte, zudem hatte ich kein Geld oder andere Wertsachen bei mir. "Wirklich? Was ist passiert?", wollte mein Vater besorgt wissen. "Ähm, also ... plötzlich kam ein Mann von hinten und ... hat mich mit einem Messer bedroht, und ..." Ich brach ab. Wenn ich weiter so machte, würden mir das meine Eltern nie abkaufen. Ich musste mir vorstellen, wie es angeblich passiert war. "Leg dich erst mal hin", meinte meine Mutter und deutete auf das Wohnzimmer, ich jedoch schüttelte den Kopf und meinte: "Ich brauche Ruhe." In Wirklichkeit war es nur Zeit zum Nachdenken, aber die Tatsache, dass Marie's Leiche sich einfach im Nichts aufgelöst hatte, machte mir schon ganz schön zu schaffen. Ich schleppte mich also langsam die Treppen hoch und tat so, als ob es mir schlecht ginge. Tat es ja in gewisser Weise auch. Als ich gerade mein Zimmer betreten wollte, stürmte Mara aus ihrem Zimmer und krähte: "Wo warst du? Hat dich der Teufel entführt?" Ich verdrehte die Augen und murmelte angepisst: "So ähnlich." Dann drehte ich mich um und knallte die Tür meines Zimmers zu.
Und jetzt hieß es, Fakten sammeln.
Erst sterben viele Katzen an unnatürlichen Toden. Ich werde Zeugin von einem merkwürdigen Erlebnis. Meine beste Freundin mutiert zum Dämon. Danach werden auch Menschenleichen mit den selben Todesursachen wie bei den Katzen aufgefunden. Nach einem Unwetter taucht plötzlich eine Leiche meiner Klassenkameradin auf. Sie weist keine Spuren von Verletzungen auf. Sie hat blaue Augen. Sie verschwindet. Mir wird schwarz vor Augen. Ich werde von einem älteren Ehepaar aufgepäppelt, aber kurz darauf wieder hin ihnen verjagt. Was bitte zum Teufel ging hier ab? Sie jeden Fall nichts natürliches. Da war irgendetwas überphenomenales im Gange, und ich wurde mitten hinein verwickelt...

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