2. Kapitel

Sicht von Leona:

Es klingelte. Ich stürmte zur Tür. Mein erster Gast kam! "Leona!", rief meine Mutter zu mir hinauf und ich erwiderte: "Komme schon!" Ich riss die Tür auf und davor stand Linn, meine beste Freundin. "Komm rein, Linn!", begrüßte ich das Mädchen und umarmte sie. "Alles Gute zum Geburtstag!", wünschte sie mir und schüttelte meine Hand. "Wo kann ich das hinlegen?", fragte sie mich und hielt mir ein großes Geschenk vor die Nase. "Auf den Wohnzimmertisch!", antwortete ich und nahm ihr die Jacke ab. "Mmh!", machte Linn und ich vermutete, dass sie den Kuchengeruch eingeatmet hatte. "Unser Lieblingskuchen!", grinste ich. Dann gingen wir ins Wohnzimmer und ließen uns auf die Couch fallen. Kurz darauf klingelte es erneut und Miriam und Melanie kamen. "Hey Miri, hey Mel!", begrüßte ich sie und nahm beide in den Arm. Auch sie reichten mir ihre Mitbringsel und traten ein.

"Uii, danke!", freute ich mich, als ich gerade Linns Geschenk auspackte. Sie grinste: "Ich wusste, dass es dir gefällt." Dankbar sah ich sie an. Sie hatte mir das letzte fehlende Buch meiner Lieblingsreihe gekauft. Das wollte ich schon ewig haben, hab es aber nie bekommen und kaufen durfte ich es mir auch nicht. Nicht, dass wir nicht genug Geld hatten, meine Familie war nur strikt gegen diese Buchreihe. Sie behaupteten, es wäre zu brutal und ich sei noch zu jung dafür. Ich frage mich, ob sie Mara das Buch gekauft hätten.
Danach kam das von Miriam, dann das von Melanie und so weiter. Oh, vielleicht sollte ich mal ne Gästeliste erstellen. Es waren nämlich viele hier.

-Linn

-Miri (Miriam)

-Mel (Melanie)

-Cass (Cassandra)

-Liz

-Marie

-Jojo (Johanna)

-Sina

-Ginger (Elisabeth)

-Tina

-Aylin

-Linda

Ich hatte alle Mädels aus unserer Klasse eingeladen. Jungs wollte ich irgendwie nicht, keine Ahnung warum. Ich wollte es halt nicht. Vielleicht, weil da dieser Andre war. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Er war zwei Jahre älter als ich, also 15 und war ein dämliches Arschloch. Er ärgerte mich, sooft er konnte und brachte andere Jungs dazu, auf ihn zu hören. Und er hat mich gemobbt. Dämlich. Einfach nur dämlich. Vielleicht sollte ich noch erklären, warum Elisabeth Ginger heißt. Gut, eigentlich wollte sie weder Lisa, noch Eliz, noch anders heißen. Sie verehrt Hermine Granger und ihr Nachname fängt mit 'G' an. Außerdem passt der Name irgendwie zu ihr. "Jetzt meins!", sagte Aylin und schob ihr mein Geschenk entgegen. Ich mochte sie nicht wirklich, aber ich konnte ja schlecht 11 von 12 Mädels einladen. Na gut, Sina und Miri mag ich auch nicht soo. Das liegt vielleicht daran, dass sie gut mit Aylin befreundet sind. Naja, auf jeden Fall war ich glücklich über meine Geschenke. Wir aßen den Kuchen anschließend im Garten. Es war ein Zitronenkuchen mit buntem Zuckerguss und vielen Streuseln. Zu meinem Glück war schönes Wetter, das sich als ideal für eine Geburtstagsfeier herausstellte. Wir ratschten noch etwas über Lehrer, Schüler und allen anderen möglichen Kram. Als es Abend wurde, schauten wir einen Film, den sich meine Freundinnen aussuchen durften. Wir einigten uns auf Ostwind, da wir hier viele Pferdefans in der Klasse hatten. Mit viel Popcorn und Softgetränken ließen wir uns auf der großen Couch nieder, legten den Film ein und starteten ihn dann.

Gerade gingen die letzten Gäste. Es war schade, aber da kann man nichts machen. Als Johanna die Tür hinter sich zumachte, fühlte ich mich plötzlich alleine. So wie man sich eben immer hinter Feiern ohne Alkohol fühlt. Nicht, dass ich schon mal Alkohol getrunken habe, aber ihr wisst, was ich meine...- Da mir nichts besseres einfiel, ging ich an meinen Computer, loggte mich ein und arbeitete an einem Referat. Mir fiel auch wirklich nichts besseres an meinem Geburtstag ein -_-

Nach dem Abendessen legte ich mich ins Bett, obwohl ich genau wusste, dass ich nicht einschlafen konnte. Als auch das letzte Licht im Flur ausgegangen war, verspürte ich das Verlangen, etwas aufregendes zu tun. Obwohl ich wusste, dass ich das nicht durfte, tat ich es trotzdem. Leise schlich ich die Marmortreppen hinab und griff nach meinem Schlüssel und Handy. Für Notfälle. Ich zog mir eine Lederjacke an - es war ja schließlich Sommer - und schlüpfte in Flip-Flops. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich die Tür hinter mir ins Schloss zog. Sofort blies mir eine Nachtbrise ins Gesicht. Wow, das fühlte sich toll an! So spazierte ich also in einer milden Sommernacht gegen 12 Uhr durch die Straßen unserer Stadt. Sie lag nah am Meer, also beschloss ich, dorthin zu gehen. Während ich so die Straßen entlangging, kam mir der Gedanke, was jetzt passieren würde, wenn mich jemand sähe. Was zwar um Mitternacht ziemlich unwahrscheinlich wäre, aber ich glaube, Andre und seine Kumpels trieben sich öfter nachts herum-meist stockbetrunken. Doch zu meinem Glück traf ich sie nicht.

Jetzt konnte ich schon das Meeresrauschen hören. Ach, es war einfach wunderschön, in Norddeutschland zu wohnen. Nah am Meer und unbeschwert. Nicht so wie in Köln, Berlin oder Hamburg. Ich lief die Dünen entlang und spürte das beruhigende Gras an meinen Füßen. Ab und zu stach mir das ein oder andere Farnbüschel in die Seite, aber davon ließ ich mich nicht stören. Dort hinten konnte ich den menschenleeren Strand sehen, dahinter das Meer. Es war ganz ruhig und schien gerade Ebbe zu haben. Ich rechnete es mir in Gedanken aus. Ja, heute müsste gegen Mitternacht das Meer weggehen. Ich schloss die Augen für einen kurzen Moment und ließ meine Haare im sanften Wind wehen. Wie gut sich das anfühlte, so frei und leicht. Glücklich durchquerte ich das Dünengras, halb laufend, halb springend. Ich jauchzte innerlich auf. Ich fühlte mich frei wie ein Vogel, könnte jeden Moment abheben...doch der schöne Moment endete, als ich unsanft gegen einen Stein prallte und hinflog. "Au!", fluchte ich. "Muss das gerade jetzt sein?" Zum Glück war mir nicht viel passiert, ich hatte lediglich eine kleine Schramme am Knie. Trotzdem nicht das Schönste, was einem passieren konnte. Diesmal vorsichtiger überbrückte ich die letzten Meter bis zum Strand. Jetzt lag jedoch noch eine weite Wattfläche vor mir, die mit jeder Minute weiter wurde. Ich setzte einen Fuß vor den anderen und machte es mir einen Spaß daraus, die Wattwurm-Haufen zu umgehen, was gar nicht so einfach ging, da es sehr viele waren. Als ich gerade einen besonders großen Sprung wagte, sah ich einen kleinen Krebs und spürte warmes Wasser an meinen Füßen. Die Flip-Flops hatte ich an der Düne zurückgelassen, dort, wo ein Aussichtspunkt stand. "Ein Priel!" murmelte ich. Priele waren flussähnliche Wasservorkommen, die bei Ebbe durch das Watt flossen. Sie waren entweder Fortsetzungen von Flüssen oder sie verbanden bei Niedrigwasser zwei Meeresteile. Ich bückte mich, um den kleinen Krabbler aufzuheben, doch er flüchtete in die Tiefen des Priels. "Schade", seufzte ich und durchquerte vorsichtig den Wasserlauf. Jetzt erwischte ich jedoch doch noch eine unvorsichtige Krabbe und hob sie auf. Sie versuchte, zu entkommen, doch es gelang ihr nicht. Ich lächelte und betrachtete das Meerestier genauer. Es war ein besonders schönes Exemplar mit keinen Seepocken und großen Scheren. Dann setzte ich den Krebs wieder auf den Boden und im Nu war er im Boden verschwunden. Mein Lächeln wurde breiter und ich steckte mir die Hände in die Taschen meiner kurzen Jeans, die ich zusammen mit einem weißen Top gegen meinen Schlafanzug ausgetauscht hatte. Nun konnte ich bereits das Meer rauschen hören. Die Töne der Wellen, wie sie sanft gegen den Strand schwappten, beruhigten mich. Es waren nur noch wenige Meter bis zum Meer. Ich rannte schnell weiter, bis ich angekommen war. "Wow", hauchte ich fasziniert. Ich war tatsächlich mitten in der Nacht alleine am Meer. Einfach nur Wow. Ich setzte mich hin und mir war es völlig egal, dass mein Hintern dabei nass wurde. So ein Erlebnis musste man einfach genießen. Ich pulte mit meinen Zehen im Sand und spürte dabei die sanften Bewegungen des Wassers neben mir. Ich war einfach nur rundum glücklich. Fühlte sich so Freiheit an? Für mich jedenfalls war es gerade nah daran. Ein weiterer Wind blies um mein Gesicht und ließ meine Haare leicht wehen. Ich schloss meine Augen und lauschte dem Meeresrauschen. Ich könnte so einschlafen, aber das wäre vielleicht nicht das Beste gewesen, zudem irgendwann ja auch die Flut kam. Nachdem ich 10 Minuten so dasaß, zog sich das Meer weiter zurück. Ich dachte jedoch nicht daran, zurückzugehen, sondern ich folgte ihm und ging hinein, so weit es mir meine Jeans erlaubte. Das Wasser war richtig angenehm, nicht zu warm und nicht zu kalt. Doch irgendwann musste der Spaß ein Ende nehmen. Als ich auf die Handyuhr blickte, war es schon halb Zwei. "Wtf!", dachte ich mir. "Wie lange bin ich hier bitte gewesen?" Schweren Herzens watete ich aus dem Wasser und machte mich auf den Weg zum Strand zurück.

Hey ihr lieben Cookies!

Endlich ist ein neuer Teil raus!! Ich hoffe, ihr musstet nicht zu viele Tränen vergießen deswegen...(Klar! JEDER Mensch vergießt deswegen Tränen. Die Welt ist ja SO schrecklich!)

Okay, da musste jetzt niemand lachen, oder? '-'

Auf jeden Fall werde ich jetzt häufiger updaten!

Sternchen oder Kommi gern gesehen!

Eure Preisel 🍁























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