16. Kapitel
"Bitte, Mum!", flehte ich sie ein letztes Mal an. Wir standen gerade auf dem Hof und meine Mutter war gerade dabei, einkaufen zu gehen. "Liebling...da ist nichts draußen. Und ich werde heute mehr aufpassen als sonst. Okay?", erwiderte sie mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange, den ich sofort wieder abwischte. "Das ist kein Scherz!" Meine Mutter seufzte. "Ich muss das jetzt heute einkaufen, okay? Mir passiert nichts. Und jetzt geh wieder rein. Wenn hier angeblich ein Monster lauert, solltest du ja in Sicherheit gebracht werden." Verdammt! Sie ließ sich nicht überzeugen. Niedergeschlagen und mit schleifendem Schritte trottete ich wieder zurück in das Haus. Dort steuerte ich mein Zimmer an und ließ mich auf dem Schreibtischstuhl nieder. Was, wenn meiner Mutter jetzt etwas passierte? Ich stand auf und ließ mich auf die Matratze des Bettes fallen. Dort wälzte ich mich hin und her und lief schließlich unruhig durch mein Zimmer. Ich konnte nicht zulassen, dass ihr etwas zustieß. Auch, wenn sie manchmal sehr nervig war, war sie immerhin meine Mutter. Und somit fühlte ich mich dafür verantwortlich, ihr zu helfen. Leise schlich ich wieder aus dem Zimmer heraus und rannte zur Eingangstür. Ich schlüpfte schnell in meine Stiefel und warf mir eine Jacke um die Schultern. Dann ging ich erneut auf dem Hof und zog die Tür hinter mir zu. Ich hielt die Augen offen nach irgendwelchen Menschen, konnte aber niemanden entdecken, aber man hörte lauten Lärm vom Kuhstall, daher folgerte ich, dass sich dort gerade jemand befand. Schnell huschte ich über das vom schmelzenden Schnee nasse Gras und erreichte unbeobachtet das Gartentor. Schnell hüpfte ich über die nur einen halben Meter hohe Tür und erreichte sicher die Straße. Wohin jetzt? Mist! Ich wusste nicht, ob meine Mutter in den kleinen oder großen Laden im Einkaufszentrum gegangen war. Da sie aber kein Auto dabei hatte, nahm ich an, dass sie den kleineren Laden genommen hatte und ich drehte mich also nach links. Ich ging sie Straße hinunter Richtung Meer und duckte mich unter dem kalten Wind. Das Wetter war aber auch jeden Tag anders. Am einen Tag regnete es, am anderen hatte es hochsommerliche Temperaturen, an den Tagen darauf bedeckten die Schneeflocken alles Gras unter sich und heute windete es wie an der Nordsee. Okay, wir waren ja auch an der Nordsee, aber an einem Fleckchen, das eher windgeschützt war. Aber im Vergleich zu den Unfällen in den letzten Tagen konnte das Wetter einem einfach nur egal sein. Ich bog gerade in die Straße des Ladens ein, als sich der Himmel plötzlich verdunkelte und es noch kälter wurde. Ich zitterte und lief geduckt weiter. Binnen weniger Sekunden begann es auch schon, zu regnen. Ich rannte, mit den Armen meinen Körper fest umschlungen, in Richtung Einkaufsgeschäft. Gleich würde es in mein Blickfeld treten. Ich spürte, wie meine Kleider mit jedem Schritt, den ich tat, nässer wurden. Jetzt regnete es stärker und der Himmel war fast pechschwarz, als bräche bereits die Nacht herein, obwohl es noch mitten am Nachmittag war. Endlich: Dort vorne war der Laden. Erleichtert rannte ich auf ihn zu und hoffte, meine Mutter dort zu finden. Wenn nicht, würde ich ganz schön Ärger kriegen, da ich mich bei so einem Wetter noch draußen befand, dazu kam noch mein, wie sie es nannte, Schauermärchen. Ich zuckte zusammen, als ein gleißend heller Blitz den Himmel durchschnitt. Auch das noch! Ein eiskalter Schauder lief mir den Rücken hinunter. Entweder war es die Kälte und Nässe, oder ... nein. Das war es nicht. Und plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl, allein zu sein. Etwas Schreckliches war geschehen, das wusste ich genau. Wie von Geisterhand ließen sich meine Beine bewegen, sie bogen genau in die Straße ein, die gegenüber des Geschäftes lag. "Hier will ich dich gar nicht hin!", dachte ich panisch und wollte auf den Laden zurennen, doch ich konnte nicht. Ich schrie entsetzt auf, eine Kralle bohrte sich in mein Bein.
Und dann sah ich sie.
Auf dem Grünstreifen um die Ecke.
Die Leiche.
"Nein ...
Bitte ...
Bitte nicht ..."
...
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