{ 4.4 }
„Wir lieben dich, Ebereschenfrost, mögest du im SternenClan eine neue Heimat finden und Frieden", miaute Mondschatten leise und sah auf den Erdhaufen, unter dem die Liebe seines Lebens nun verborgen war.
Mit einem verlorenen Blick wandte er sich seinen Kindern zu und schmiegte sich tröstend an sie. Die sechs hatten ihre Mutter verloren, ihren Ankerpunkt, ihre Rückzugsmöglichkeit, die Kätzin, die ihnen selbst in den anstrengendsten Situationen verständnisvoll und mit Liebe begegnete.
„Papa, wir müssen hier weg, das Feuer wird uns verschlingen!", jaulte Kuckucksjunges mit einem Mal und seine Augen waren so weit aufgerissen, dass die schlitzartige Pupille in ihnen kaum noch sichtbar war. Seine Nase zuckte nervös und nun sah der Krieger auch auf.
Die Flammen leckten an der Lagerbegrenzung und das ausgetrocknete Holz wurde widerstandslos von ihnen aufgezehrt. Er packte Rabenjunges, die jetzt schon vor Angst ganz steif war, am Nackenfell und schubste die anderen Jungen vor sich her. Zum Glück hielten sie alle Schritt und Echojunges wurde von Häherjunges geschützt.
Sie hatten gerade die Mitte des Lagers überquert, da krachte es hinter ihnen und der erste Baum fiel dem Brand zum Opfer. Aus dem Augenwinkel erkannte Mondschatten nur, wie Häherjunges Echojunges neben ihm zur Seite stieß und sich über ihn warf, dann stürzte der Stamm zwischen sie.
Er hatte es gerade so geschafft, sich über Rabenjunges und Krähenjunges zusammenzukauern und sah sich erschrocken nach Schleiereulenjunges und Kuckucksjunges um, die aber wohlbehalten an seiner anderen Seite kauerten.
Ein schmerzerfüllter Aufschrei ertönte von der nicht sichtbaren Seite des glühenden Baumstamms und Mondschatten gefror das Blut in den Adern. Ging es seinen Kindern gut?
„Echojunges, Häherjunges!", jaulte er laut über das Rauschen des Feuers hinweg und wollte schon auf den Baumstamm springen, als die schwache Stimme seiner ältesten Tochter ertönte: „Uns geht es gut, ich habe nur etwas Staub in die Augen bekommen. Echojunges hingegen... keine Sorge, er hat keine schweren Verletzungen, aber er ist auf jeden Fall auf einem Auge geblendet."
Das Herz des Kriegers setzte für einen Schlag aus, als Häherjunges mit wackligen Pfoten und ihrem Bruder auf den Schultern den Baumstamm hinaufsprang. Dort musste sie ihn kurz absetzen, weshalb Mondschatten seine Tochter kaum zu Gesicht bekam.
Echojunges war das Fell auf der einen Seite seiner Schnauze weggebrannt und sein vorher bernsteinfarbenes Auge trug nun einen milchigen Schein. Allerdings schien er keine sonstigen Verletzungen davongetragen zu haben. Auch Häherjunges wirkte unverletzt, was ihn sehr erleichterte.
Schnell half er seinen Jungen auf das Holz, das unter seinen Pfoten bereits unangenehm warm war und nahm Echojunges in sein Maul. Sanft trug er in Richtung der noch nicht brennenden Büsche und Bäume, wurde jedoch in der Mitte des Stammes aufgehalten.
Ein durchsichtiger Körper materialisierte sich vor ihm, ein Kater mit roten Augen und einem zornigen Blick auf dem Gesicht, der sich in seine Schnauze eingebrannt zu haben schien.
Ein schauriges, heulendes Geräusch tönte aus seiner Kehle und Mondschatten verstand erst nach kurzer Zeit, dass der Kater irgendetwas jaulte: „Ich bin die Flamme, die die Eberesche zerstört hat, ich habe Feuerstern auf den richtigen Pfad geführt. Ich bin Flamme, der Rächer der Finsternis."
„Du hast Feuerstern auf den richtigen Weg geführt? Du? Also das war eher ich, Gewittermond, der tatsächliche Rächer der Fluten, der im Gegensatz zu dir, jämmerlicher Wald-der-Finsternis-Abschaum, auch einen Körper besitzt", jaulte eine Stimme und die Schnauze des geistergleichen Katers verzog sich zu einem teuflischen Lächeln.
„Du kommst gerade recht, Gewittermond. Ich bin mir sicher, du wirst deine gerechte Rache erhalten."
Und mit diesen Worten stürzte sich der Geist in den Körper des Lebenden, der daraufhin kurz aufzuckte und sich mit einem Mal mit einer Lebenserfahrung aufrichtete, die der echte Gewittermond nie besessen oder vermittelt hatte.
Mondschatten stellte sich schützend vor seine Kinder, doch es brachte kaum etwas. Gewittermond war schlicht zu groß und zu mächtig, als dass der WolkenClan-Kater eine ernsthafte Herausforderung für ihn war. Doch der Versuch war es wert, denn Mondschatten hatte nichts mehr zu verlieren.
Irgendwoher hatte er das Wissen, dass seine Kinder all das überleben würden. Sie würden es schaffen, egal, was sich ihnen in den Weg stellte.
Mit einem Fauchen stürzte er sich auf Flammen-Gewittermond und ging mit ausgefahrenen Krallen auf ihn los. Seine Jungen kauerten sich eng hinter ihm zusammen und Mondschatten warf ihnen einen letzten, liebevollen Blick zu, bevor er den Kater mit einem verzweifelten Ausruf vom Baumstamm stieß.
„Ich liebe euch, bleibt stark, meine Kleinen!"
Gewittermonds Krallen verhakten sich in seinem Fell und rissen ihn mit.
Und Mondschatten landete auf dem Dach des Kriegerbaus, der unter ihm einstürzte und ihm in sich begrub.
—~—
Theorien?
Frohes neues Jahr euch allen und auf ein gutes 2025!
Das Buch ist hiermit beendet, das Nachwort kommt dann morgen.
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