{ 3.3 }

„Ein Bote aus dem WolkenClan ist gekommen, sie brauchen deine Hilfe", jaulte Feuerstern in den Heilerbau hinein und Schwarzwasser verzog verwirrt die Schnauze.

Wofür benötigte ihn der WolkenClan denn, wenn Eisenstern ihre Jungen geheimhielt? Noch nie war es vorgekommen, dass ein Heiler zu einem anderen Clan gehen musste, außer dieser hatte keine eigenen Heilerkatzen mehr.

Doch Glockenspiel und Kupfermond ging es gut, dessen war er sich sicher, hatte er noch vor zwei Sonnenaufgängen mit ihnen geredet.

Da flatterte ein Blatt in den Bau hinein, taumelte in der windstillen Höhle und glitt schließlich zu Boden. Das Blatt einer Eberesche. Und Schwarzwasser wusste, dies war größer als er, vielleicht größer als sein Leben, denn der SternenClan hatte sich eingemischt.

„Eulenstaub, du bist verantwortlich, während ich fort bin. Blaubeerherz braucht täglich etwas Borretsch, Birkensaft und Wacholderbeeren. Vergiss es bloß nicht!", fauchte er den Jüngeren an und bereute es beinahe sofort, konnte sich aber nicht mehr entschuldigen, denn schon war er aus dem Bau verschwunden.

Mondschatten aus dem WolkenClan wartete draußen auf ihn, an seiner Seite Wellenlied aus dem FlussClan und Kleeauge vom DonnerClan. Beide tänzelten auf der Stelle und schienen bereits mehr zu wissen, ihren gestressten Gesichtern nach zu urteilen.

„Feuerstern, ich werde zurückkehren, sobald ich den Wunsch des SternenClans erfüllt habe", miaute er dem flammenfarbenen Anführer entgegen und eilte dann hinaus, dicht gefolgt von den anderen Heilern.

Als sie über das Territorium liefen, übernahm schließlich seine Neugierde und er wandte sich zu seinen Freunden: „Was ist passiert?"

Wellenlied deutete nur mit einem Blick auf den gestressten Krieger, der ihnen den Weg wies. Mondschatten peitschte unruhig mit dem Schweif und schien sie alle am liebsten zum WolkenClan schieben zu wollen.

„Ebereschenfrost ist gestern Abend zusammengebrochen und bis jetzt noch nicht wieder aufgewacht", knurrte der Kater angespannt und unwillkürlich legte Schwarzwasser mehr Geschwindigkeit in seine Schritte, denn auf der Kätzin beruhte die Zukunft der Clans, wenn er Hummelnacht und Eulenstaub Glauben schenken wollte.

Endlich hatten sie das Lager erreicht und Eisenstern empfing sie, mächtig und eindrucksvoll wie immer. Seine Augen fanden für kurze Zeit die ihren und liebevoll zwinkerte er ihr zu.

Ihr war kaum anzusehen, dass sie Junge erwartete und dennoch fiel es ihm auf, war er doch auf ihren Anblick geprägt wie es nur Gefährten sein konnten. Ihre Schwanzspitze zuckte kurz und Erleichterung durchströmte den Kater. Den Jungen ging es gut.

Der graugemusterte Krieger, der ihnen den Weg gewiesen hatte, war unterdessen in die Kinderstube getappt und mit einem Lächeln auf der Schnauze vermutete Schwarzwasser, er würde seine Gefährtin besuchen wollen.

„Wir warten noch, bis Distelschatten und Scherbensturm hier sind, dann könnt ihr versuchen, das Rätsel um Ebereschenfrosts Zusammenbruch aufzulösen", meinte die Eiserne, die er so sehr liebte, leise zu den Heilern, bevor sie im Anführerbau verschwand.

Mir klopfendem Herzen zog er sich zurück, tat so, als müsse er kurz zum Schmutzplatz, während er in Wirklichkeit um das Lager herumschlich und durch einen geheimen Eingang in den Anführerbau kroch.

Im Halbdunkel hob sich der geschwollene Bauch der Anführerin weitaus deutlicher von der Wand des Baus ab, was ihm ein erleichtertes Seufzen entlockte. Ihnen allen ging es gut, Eisenstern war gesund und die Jungen wuchsen kräftig.

„Bist du jetzt fertig mit Grübeln?", fragte eine raue Stimme aus ihrem Moosnest und ohne ein weiteres Wort schmiegte sich der Heiler an seine Gefährtin.

„Ich bin so froh, dass ich dich habe, Eisenstern, weißt du das eigentlich? Das bedeutet mir wirklich die Welt", murmelte er ins Ohr und fuhr liebevoll mit seiner Zunge über ihre Wange. Doch der angespannte Ausdruck auf Eisensterns Schmauze legte sich nicht, im Gegenteil, sie kniff nur stärker die Augen zusammen und seufzte leise.

„Ebereschenfrost hat alles für mich gegeben, sie erwartet Junge und ist trotzdem bereit, unsere aufzunehmen. Wie kann das sein? Wie schafft sie es, so widerstandsfähig zu bleiben, nicht unter dem Druck zusammenzubrechen?"

Diese Frage konnte Schwarzwasser ihr nicht beantworten, deshalb versanken sie in angenehmes Schweigen. Nur kurz konnte er es genießen, dann schon musste er hinaus, denn Farbenfluss verkündete, dass die restlichen Heiler angekommen waren.

Mit gespitzten Ohren und wachen Augen betrat er wenig später hinter Wellenlied die Kinderstube. Eine Königin kauerte in ihrem Nest, sechs winzige Junge krabbelten blind an ihrem Bauch herum und er konnte ihr ansehen, dass sie sich unwohl fühlte.

Lichtstrahlen fielen durch Lücken im dichten Gebüsch, das die Kinderstube bildete und beleuchteten ein schreckliches Bild. Mondschatten hatte sich um eine zusammengesunkene Gestalt gerollt und seine verschiedenfarbigen Augen blitzten bedrohlich in ihre Richtung.

Ebereschenfrost wirkte unfassbar klein, wie sie so dalag, nur ihre sich hebende Brust deutete darauf hin, dass sie überhaupt am Leben war.

Und mit einem Mal verstand Schwarzwasser, warum der Krieger auf dem Weg so angespannt gewesen war, seine ehemalige Schülerin lag hier, regungslos und ohne ein Zeichen, das ihm zeigte, dass ihr Geist noch nicht beim SternenClan weilte.

„Sie hat sich seit zwei Nächten nicht bewegt, keinen Ton von sich gegeben und ist nicht einmal aufgewacht. Helft ihr, bitte", flehte der getigerte Krieger die versammelten Heiler an und der FlutClan-Kater schluckte.

Das einzige, was ihr geschehen sein könnte, wäre ein Seelendieb. Unter Heilern war dieses Phänomen weithin bekannt, denn es bedeutete, dass eine Katze ohne jegliche Vorzeichen einfach zusammenbrach und kurz darauf auch nicht mehr atmete. Ihre Seele war dann meist schon zu den Ahnen gewandert.

Allerdings passte Ebereschenfrost nicht in diese Beschreibung, denn keine Katze hielt zwei Sonnenumläufe ohne ihren Geist aus. Ihr Körper hätte schon lange aufgegeben.

Wellenlied traute sich zuerst zu der bewusstlosen Kätzin hin und legte vorsichtig ihr Ohr auf ihre Brust. Ihre Schwanzspitze zuckte unruhig und als ihr Kopf wieder nach oben schnellte, schien Mondschatten kurz davor, ihr seine Krallen über die Schnauze zu ziehen.

„Wieso sagt mir niemand, dass Ebereschenfrost Junge erwartet? Es liegt sicherlich an ihrer Trächtigkeit und sie wacht heute noch wieder auf", miaute die Heilerin laut und tappte verärgert aus dem Bau. Draußen jaulte sie allerdings noch weiter, „wenn mir nicht alle Informationen gegeben werden, sehe ich es auch nicht ein, euch zu helfen."

Schwarzwasser schüttelte entgeistert den Kopf und wandte sich wieder der Rotbraunen zu. Es war deutlich erkennbar, dass Ebereschenfrost Junge erwartete, denn ihre Flanke wölbte sich und er hörte klar und laut vier kleine Herzen in ihrem Bauch schlagen.

Mondschatten war das auch bewusst, vermutlich war er deshalb so wachsam und achtete genau darauf, dass nicht zu viele Katzen in die Kinderstube kamen.

Es war die perfekte Tarnung, wie Schwarzwasser nun auffiel. Ebereschenfrost erwartete selbst Junge, da fiel es nicht auf, wenn sie noch ein paar Junge aufnahm. Sie musste sie nur als ihre eigenen ausgeben und schon hatten Eisenstern und er ein Problem weniger.

Die einzige Frage, die er sich nun noch stellte, war die nach dem Vater der Kleinen. War es ein Einzelläufer, eine Clankatze, ein Streuner?

Er konnte es sich nicht erklären, von wem die Jungen stammen mochten. Mondschatten war unmöglich der Vater, denn er war ihr Mentor gewesen und dem Schwarzen waren die Folgen einer solchen Beziehung bekannt.

Verbannung war es, was die beiden auf sich nehmen müssten, kam ein solcher Fall ans Licht, Verbannung ohne Wiederkehr.

Da traf ihn ein schrecklicher Verdacht und sein Blick zuckte zwischen Mondschatten und Ebereschenfrost hin und her. Was wäre, wenn jemand ihre Beziehung entdeckt hatte und nun die Kriegerin vergiftet hatte, um sie zu bestrafen?

Sein Blut gefror, denn er fürchtete, er hatte die Maus an der Kehle getroffen. Und die Maus war wehrhaft.

—~—

Theorien?

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