{ 2.8 }

Eisige Flocken legten sich auf die Pelze der wenigen Katzen, die im WolkenClan-Lager zu dieser dunklen Zeit noch wach waren. Es war lange nach Mondhoch und nur Safranpfote, Tannenfunken und Blaubeerherz saßen dicht aneinander gekauert im Schatten, während sie über das ruhende Lager wachten.

Ebereschenpfote tappte durch den frischen Schnee und hielt nur mit Mühe ein Zittern zurück. Vorsichtig bahnte sie sich ihren Weg an der Kinderstube entlang zum Heilerbau und achtete darauf, dass nicht zu viel Schnee in ihrem Fell hängenblieb.

Lange Eiszapfen hingen von den Wurzeln, durch die sich die Schülerin nun schlängelte und ohne einen Laut von sich zu geben, schlich sie an Schwarzwasser und Kupfermond vorbei, die sich gegenseitig Wärme spendeten, indem sie sich dicht nebeneinander gelegt hatten.

Ein dunkler Pelz, der im schwachen Licht nur als schwarze Körpermasse erkennbar war, hob und senkte sich durch die schwachen Atemzüge, die ihn am Leben erhielten.

Doch Ebereschenpfote merkte, dass Mondschatten die Nacht ohne Wärme nicht überstehen würde. Sie wusste es, so wie sie den Rhythmus des Mondes auswendig kannte, so spürte sie die schwindende Lebenskraft ihres Mentors, ihres Freundes, ihres Gefährten.

Die Kälte hatte sie wachgehalten und der Schnee, der das Dach des engen und vollen Schülerbaus durchbrochen hatte. Lieber schenkte sie ihre Körperwärme der einzigen Katze, die sie wirklich schätzte, anstatt im überhitzten Zustand zwischen allen Kriegern und Schülern wach zu liegen.

Mit klopfendem Herzen kuschelte sie sich neben Mondschatten ins Nest und presste ihre Nase in sein weiches Bauchfell, sog seinen Duft nach Kräutern ein. Ihre Aufregung und Rastlosigkeit lösten sich in Luft auf und mit einem wohligen Schnurren in der Kehle schlief sie ein.

Irgendwann begann jemand, ihren Körper zu schütteln und weckte sie damit rücksichtslos auf. Verschlafen öffnete sie ihre vom Schlaf verklebten Augen und blickte direkt in Eisensterns stechende, grüne Iriden.

Die junge Kätzin schrak auf und fuhr hoch, vollkommen überrascht davon, dass die mächtige Kämpferin wieder auf den Pfoten war.

„Ebereschenpfote, du kommst zu mir. Mein Bruder sieht es überhaupt nicht gerne, wenn Mentor und Schülerin eine solch enge Verbindung zueinander haben. Er würde das Gerücht streuen, ihr seid Gefährten", miaute die Anführerin leise und zog sie von ihrem Lehrer fort, der sich daraufhin wie ein Igel im Moos zusammenrollte.

Sie vermisste die Wärme, die der ältere Krieger ausstrahlte und zuckte unwillig mit der Nase, als Eisenstern sich um sie herumlegte und wie eine Mutter über sie wachte.

Kurz erfüllte Stille den Bau, nur das ruhige Atmen der schlafenden Katzen war zu hören und ein gelegentlicher Huster, dann durchbrach die Eiserne jedoch die drückende Schweigsamkeit, die sich über sie gelegt hatte.

„Ich habe beschlossen, dass du deinen Kriegernamen erhalten sollst, gleichsam mit Tigerpfote und Bernsteinpfote, sobald Mondschatten erwacht ist und wieder gesund genug, um den Clanversammlungen beiwohnen zu können."

Wärme durchflutete den Körper der baldigen Kriegerin und sie senkte dankbar den Kopf. Wenn es doch nur so einfach wäre, denn der Clan würde sie nicht plötzlich mögen, nur weil sie einen neuen Namen trug.

„Mach dir keine Sorgen, Kleine. Er ist stolz auf dich, da bin ich mir sicher. Und das ist doch alles, was zählt, nicht?", miaute sie sanft und fuhr mit ihrer Zunge zwischen den Ohren der Jüngeren entlang, die sich wieder wie ein Junges in der Kinderstube fühlte.

Mit einem Mal hustete Mondschatten keuchend auf und blickte hektisch umher, die Augen von den Überresten der Krankheit verschleiert. Dann fiel sein Blick auf Ebereschenpfote und ein tiefer Seufzer entkam seiner Brust, während seine Schultern erleichtert zusammensackten.

„Pfote", krächzte er mit rauer, trockener Stimme und die Schülerin sprang auf, eilte aus dem Bau und kam mit einer Pfote voll Schnee zurück, die sie vor die Tatzen legte.

Dann dirigierte sie ihn mit sanfter Bestimmtheit in Richtung der Wasserquelle und presste ihre Schnauze gegen sein Ohr, als er sie gefunden hatte. Grenzenlose Ruhe senkte sich über sie alle, denn Schwarzwasser hatte zu seiner Gefährtin gefunden und kuschelte unter dem Vorwand mit ihr, sie bräuchte unbedingt eine dauerhafte Wärmequelle.

Ebereschenpfote konnte nicht fassen, dass Mondschatten wach und geistig anwesend war, denn die Benommenheit in seinem Blick war verschwunden, ersetzt von Klarheit und dem hellen Verstand, für den der Krieger bekannt war.

„Wie geht es dir, Pfote? Bist du wieder gesund?", fragte er und presste seine Nase dankbar an ihre Flanke, als sie ihm noch mehr Wasser brachte. Ein Zittern fuhr durch ihren Körper und sie konnte gerade noch verhindern, dass sich ihr Pelz aufstellte. Nervös zuckte sie mit der Schwanzspitze.

„Mir geht es gut, Mondschatten. Mir geht es gut. Aber jetzt gehe ich mal Frischbeute besorgen, denn ich vermute, dass Schwarzwasser ziemlich erledigt ist und Eisenstern und du kommen nicht in Frage."

Schnell trat sie aus dem Heilerbau und atmete tief aus. Was war denn bloß mit ihr los? Sie hatte Mondschattens Anwesenheit immer genossen, warum war sie mit einem Mal so unruhig in seiner Gegenwart?

Neben ihr räusperte sich jemand und sie sah erschrocken auf. Zum Glück war es nur Bernsteinpfote, der sie anzwinkerte und auf einen verborgenen Platz unter einem Brombeerbusch deutete. Dort würden sie sich ungestört unterhalten können, wie ihr auffiel, als sie sich umsah.

Die FlutClan-Katzen hatten es sich im Eingang des Kriegerbaus gemütlich gemacht und redeten leise untereinander, während der SchattenClan-Schüler mit Tannenfunken und Lichtrose bei den Kriegern des WolkenClans saß, die sich von ihrer Krankheit erholt hatten.

„Ich war mir lange unsicher, wie ich das machen soll, also erwarte nicht zu viel, Ebereschenpfote", miaute ihr Mitschüler nun mit zittriger Stimme und die junge Kätzin sah ihn verwirrt an. Was meinte er denn damit jetzt?

„Ich verstehe nicht. Was ist los?", murmelte sie und fuhr sich mit der Pfote über ihre Ohren. Alles war anders, seit sie krank gewesen war. Mondschatten war ihr wie ein Fremder, Bernsteinpfote verhielt sich seltsam und dazu kam diese dunkle Vorahnung, dass sie ihr Versprechen gegenüber Eisenstern bald einlösen würde.

„Ich wollte mich bedanken, Ebereschenpfote", endlich fasste der Kater Mut und trug sein Anliegen vor, „und mich entschuldigen. Tigerpfote hätte ohne dich die Nacht nicht überlebt und ich hätte auch noch meinen zweiten Wurfgefährten verloren. Dafür will ich dir danken, für deinen Mut und deinen Einsatz. Außerdem muss ich mich entschuldigen für die vielen Schikanen und Quälereien, denen du in den vergangenen Monden ausgesetzt warst. Es tut mir leid."

Sie blickte ihn erstaunt an und verzog dann die Schnauze zu einem kleinen, unbestimmten Lächeln. Er meinte es ernst, das spürte sie und deshalb vergab sie ihm.

„Alle WolkenClan-Katzen versammeln sich in meiner Sichtweite zu einer Clanversammlung!"

Ebereschenpfote fuhr herum und starrte mit großen Augen in Richtung Heilerbau. Eisenstern hatte sich in den Eingang gesetzt und betrachtete die versprengte Menge, die sich in den Büschen zusammenfand und sich gegenseitig wärmte.

„Wir haben eine längst überfällige Zeremonie durchzuführen, denn die drei Schüler Tigerpfote, Bernsteinpfote und Ebereschenpfote haben sich bereits mehrfach als würdig gezeigt, Krieger zu werden. Kommt nach vorne, Bernsteinpfote und Ebereschenpfote."

—~—

Theorien?

Namensspekulationen?

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