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Mit einem tiefen Seufzen blickte Ebereschenpfote hoch in den Himmel. Dichte Wolken verbargen alle Sterne und nur gelegentlich blitzte das Licht des fast vollen Mondes durch die Nebelschwaden, die sich in den Baumspitzen festgesetzt hatten.

Drei Monde waren vergangen, seit die Schülerin Eisenstern ihr Angebot gemacht hatte. Drei Monde, in denen der WolkenClan immer mehr zum Außenseiter unter den Clans geworden war.

Die Rotbraune schwang ihren Schweif, um das Gleichgewicht zu behalten und fegte damit Schnee von dem Ast, auf dem sie sich niedergelassen hatte.

Die rauesten Nächte lagen noch vor den Clans, das wusste sie, doch wenn diese überstanden waren, würde alles besser werden.

Ihre Ohren zuckten, als weit unter ihr ein Zweig knackte. Die Kätzin starrte hinunter und erkannte das grauschwarze Fell ihres Mentors, der die Tanne mit dem Geschick eines WolkenClan-Kriegers emporkletterte.

Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus und vertrieb die Kälte der Blattleere aus ihren Knochen.

Als der Kater bei ihr angekommen war, hatte es begonnen, erneut zu schneien. Flocken setzten sich in seinem Pelz fest, ließen ihn gesprenkelt zurück. Der gelegentliche Lichtstrahl des Mondes ließ sein Fell glitzern, als wäre es in Sternenstaub getaucht worden.

Mit einem sanften Lächeln auf der Schnauze glitt er neben ihr auf den Ast und stupste ihre Wange mit seiner Nase an.

Sie schnurrte leise und krallte sich fest, als ein kühler Wind von hinten durch ihren Pelz fuhr. Mondschatten schwang seinen Schweif um ihren Rücken und zog sie dichter zu sich.

„Was ist los, Pfote? Warum schläfst du nicht?", murmelte er in ihr Ohr. Ebereschenpfote schrumpfte in sich zusammen und presste sich enger in das dicke Fell ihres Mentors, ihres engsten Freundes.

„Glaubst du, der SternenClan steht noch hinter den Clans? Es ist so dunkel, keine Sterne scheinen mehr für uns zu scheinen. Das Licht schwindet."

Der Grauschwarze antwortete nicht, fuhr ihr nur mit sanften Zungenstrichen über den Kopf.

Wortlos sahen die beiden Katzen auf das dunkle, friedliche Lager hinunter. Nichts bewegte sich, nur Klippenfall, die Wache hielt, saß am Eingang.

Sie rührten sich erst lange später, als Mondschatten bei Mondhoch die Wache übernahm. Die Schülerin vermisste seinen weichen, warmen Pelz, als sie in ihrem Nest lag.

Tigerpfote und Bernsteinpfote hatten sich dicht aneinander gekuschelt und ihre Moospolster nebeneinander geschoben.

Morgen würde sie sie fragen müssen, ob sie sich dazugesellen konnte, sonst würde sie hier erfrieren.

Sie zitterte und grub ihre Schnauze tiefer unter ihren Schweif, den sie um sich geschlungen hatte. Der Frost war unbarmherzig, setzte sich in ihrem Pelz fest, packte sie mit harten Krallen.

Der Schlaf fand sie erst zu Morgengrauen, als es langsam wärmer wurde.

Als die Kätzin schließlich ihre Augen öffnete, war es knapp nach Sonnenaufgang und ihre Baugefährten schliefen noch ruhig auf der anderen Seite des ausgehöhlten Busches.

Mit einem gewaltigen Gähnen und zuckenden Schnurrhaaren trat sie auf die Lagerlichtung hinaus. Ihr Atem erzeugte weiße Wölkchen in der stillen, kalten Luft und ihre Pfoten sanken tief in den eisigen Schnee ein.

Der Frischbeutehaufen war erbärmlich klein und ihr Blick fiel auf Wunschrose, die sich mit ihrer Mutter Klippenfall die Zunge gab. Beiden hing das Fell von den Knochen.

Mondschatten, der sich zu seiner Wurfgefährtin gesellt hatte, sah nicht besser aus.

Keiner von ihnen tat es.

Farbenfluss trat aus dem Kriegerbau und teilte leise jedem seinen Dienst für den Tag zu. Er war seit einigen Sonnenhoch heiser und Ebereschenpfote verstand kaum, was er ihr auftrug.

„Jagdpatrouille mit Mondschatten, Bronzeblut und Tigerpfote", keuchte der Krieger und stakste weiter zu Rauchflügel.

Die Schülerin unterdrückte das verräterische Husten, das sie seit Sonnenaufgang begleitete und tappte zu ihrem Mentor. Der wirkte so angeschlagen, wie sie sich fühlte.

Mondschatten fuhr ihr kurz mit der Schnauze über das Ohr, dann verließen sie mit Bronzeblut und Tigerpfote die heimatlichen Gefilde und stürzten sich in das Schneegestöber, das jegliche bekannte Orte zu unförmigen, gruseligen Gestalten hatte werden lassen.

Der cremefarben gefleckte, junge Kater war genauso ausgelaugt wie sie alle und verzichtete heute auf jegliche böse Kommentare. Er nickte ihr sogar freundlich zu, als Ebereschenpfote als erstes etwas fing.

Eine magere Amsel, das war, was sich hinausgewagt hatte.

Bronzeblut fing schließlich noch eine Maus und Tigerpfote beinahe einen Hasen, den sie jedoch zu spät bemerkt hatten. Mondschatten erbeutete ihn schließlich.

Als sie mit ihrer Beute ins Lager zurückkehrten, schwankte die rotbraune Schülerin unter der Last ihrer Beute und auch ihr Mitschüler stolperte immer wieder.

Sie spürte ihre Pfoten kaum noch, von ihrer Schnauze garnicht zu sprechen. Bernsteinpfote hatte scheinbar auch nicht mehr genug Energie zum Streiten, denn er kam nur auf sie zu und zog beide zum Schülerbau.

„Teilen wir uns die Maus, die Bronzeblut gefangen hat? Dann können die Heiler und Fuchsauge die Amsel und die Krieger den Hasen haben", meinte der braune Kater mit mattem Blick zum Frischbeutehaufen.

Ebereschenpfote nickte erschöpft und schlang das spärliche Stück herunter, das ihr zuteil wurde. Sie würden noch einmal aufbrechen müssen, um Beute zu finden.

Sonst würden sie alle verhungern, denn die Blattleere war unbarmherzig und verschonte keinen.

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