5. Kapitel

Ich hatte ein wenig Schulstress, deswegen kommt leider erst jetzt ein Kapitel, sorry. xdd

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Mein Kopf war wie leergefegt. Es kam mir vor, als würden alle meine Bewegungen in Zeitlupe abgespielt, was es noch unangenehmer machte. Ich brauchte schnell eine Ausrede. Ich strengte meinen Kopf so sehr an, wie ich es noch nie getan hatte. Irgendwas musste mir ja einfallen.

Schließlich griff ich auf die gute, alte Drohung zurück.
" Wenn du's jemanden erzählst bringe ich dich um."
Wahrscheinlich sah ich in diesem Moment nicht besonders gefährlich aus, aber ich meinte diese Aussage toternst.

Yuris Gesichtausdruck änderte sich von verwirrt zu sauer. Ich glaubte langsam, dass er nur diese beiden Emotionen zeigen konnte, denn lachen hatte ich ihn noch nie gesehen.

Viktor sah anscheinend, dass es gleich zum heftigsten Streit der Weltgeschichte käme, wenn er nicht eingreifen würde, also schlug er vor dass wir uns alle mal hinsetzen und dieses Missverständnis in Ruhe klären sollten. Die Idee war vernünftig, nur leider hatte ich schon im gesunden Zustand überhaupt keine Lust auch nur ein Wort mit meinem Klassenkamerad zu wechseln und erst recht nicht, wenn ich krank war.

Davon nahm Viktor anscheinend auch Notiz, denn er packte mich einfach am Handgelenk und ließ mich auch nicht mehr los.
" Nicht wahr, Darya?", fragte er.
Ich hatte überhaupt nicht zugehört.
" Hm."

Nach einer heftigen Debatte konnte er Yurio, wie er ihn nannte, doch überzeugen, noch ein wenig hier zu bleiben und sich auf ein Gespräch einzulassen. Jetzt, wo ich die zwei so zusammen sah, wurde mir klar dass sie in diesem Jahr viel Zeit miteinander verbracht hatten. Sie sprachen sehr vertraut miteinander und allgemein erlaubte sich Viktor viel bei Yuri und umgekehrt. Irgendwie ging mir das total gegen den Strich, schließlich hasste ich Yuri. Wie konnte er es auch nur wagen, in die Nähe meines Bruders zu kommen?!
Ich war kein liebevoller Mensch, hatte auch nicht viel mit Freunden am Hut und verbrachte meine Zeit lieber alleine, aber meine Familie war mir wichtiger als alles andere. Zudem hatten sie mich freiwillig zu sich genommen.

Yuri und ich wechselten Todesblicke, während Viktor einfach drauf los brabbelte und ihm alles erklärte. Er fing mit meiner Adoption an, erläuterte dann, warum niemand wusste, dass ich zu dieser Familie gehörte und kam schließlich zum Ende. Dafür brauchte er ungefähr zwanzig Minuten. Unglaublich langweilige zwanzig Minuten.

" Behalt das für dich, ja?", sagte er dann.
Yuri erwiederte nichts, sondern nickte nur stumm. Puh, das war ja nochmal halbwegs gut gelaufen. Natürlich konnte ich mich nicht hundertprozentig auf Yuris " Wort" verlassen, aber das genügte mir erstmal. Schließlich konnten wir ihm mit nichts drohen, da ich zu wenig Informationen über den Eiskunstläufer hatte. Außerdem würde Viktor das nie zulassen. Obwohl alles viel einfacher war, wenn wir es jetzt zuende bringen würden.

Das waren selbst für mich gruselige Gedanken. Ich beschloss, diese schnell aus meinem Kopf zu verbannen.

" Übrigens habe ich dir nicht aus Spaß meine Nummer gegeben. Schreib mich gefälligst auch an", meckerte er wieder los, als er schon an der Tür war.

" Ja, ja", meinte ich darauf nur gelangweilt.
" Ja, ja heißt leck' mich am Arsch", schrie er sauer.
" Ach ne."
Ich knallte die Tür zu.

" Das ist ja noch mal gut gelaufen", sagte ich zu Viktor, während ich mir meinen imaginären Schweiß von der Stirn wischte.
" Ich würde dir raten, ihn im Auge zu behalten. Er steht nicht immer zu seinem Wort und handelt leicht aus Emotionen heraus", erklärte Viktor mir.
Wenn er es sagte, musste ich dies wohl wirklich tun. Yuri war mir noch nie als eine vertrauenswürdige Person vorgekommen.

" Aber hätte ich die Tür nicht aufgemacht, wäre es gar nicht erst so weit gekommen", sagte er schuldbewusst. Ich bekam eigentlich nie ein schlechtes Gewissen, aber heute war es wieder soweit.
" Ach was, später hätte er es wahrscheinlich eh herausgefunden. Ich werde nämlich gezwungen, ein halbes Jahr mit ihm zusammenzuarbeiten", seufzte ich und platzierte meine Hand auf seiner Schulter.

" Hauptsache er hält die Klappe."
Wir beide nickten synchron, was mich ein wenig schmunzeln ließ.

" Hab' dich vermisst", murmelte Viktor und zog mich in eine Umarmung. Ich dich auch, dachte ich. Ich erwiederte diese unbemerkt. Körperkontakt war nicht so meins. Der einzige Mensch, den ich umarmen würde war Viktor. Und selbst diesen hatte ich noch nie von mir aus in die Arme geschlossen.

" Ich geh schlafen", meinte ich gähnend. Zum Glück war morgen Wochenende. Die nächste war die letzte Woche, in der wir Schule hatten. Dann standen mir die Ferien bevor, die ich wahrscheinlich wieder vor meinem Schreibtisch oder in meinem Bett verbringen würde. Diesmal war nur der Unterschied, dass ich nicht alleine wäre. Ich fragte mich auf einmal, wo Makkachin eigentlich war.

" Wo ist eigentlich dein Hund?"
Viktor drehte sich um und fuhr durch seine weißen Haare.
" Ach Makkachin, der kommt morgen an. Ich hab ihn bei jemanden untergebracht, der ihn morgen vorbei bringt."
" Brauchst du noch irgendwas?", fügte er noch besorgt hinzu.
" Ne, ne", meinte ich nur, während ich schon auf der Treppe stand.

" Gute Nacht", sagte ich und musste erneut gähnen. Was für ein turbulenter Tag, dafür, dass ich krank war.

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