3. Kapitel
Wach wurde ich, wie jeden Morgen, von meinem Wecker geklingelt. Ich war eine Frühaufsteherin, deswegen freute ich mich sogar meist auf den bevorstehenden Tag und kam damit klar um sechs Uhr aufzustehen.
Doch heute fühlte ich mich unbeschreiblich krank. Mein Hals tat mit jedem Schlucken weh, meine Ohren schmerzten, mein Kopf pochte und ich war heiser vom nächtlichen Husten, der meinen Schlaf anscheinend nicht gestört hatte. Aber nun bekam ich die volle Ladung Schmerzen auf einmal reingedrückt.
Ich erschrak. Heute sollten Viktor und Yuuri hier ankommen, da durfte ich doch nicht krank sein!
Ich rappelte mich auf, merkte aber gleich, dass dies eine falsche Entscheidung war. Es fühlte sich so an als würde jemand alle drei Sekunden mit einem Vorschlaghammer ausholen und mich volle Kanne an der Schläfe treffen. Trotzdem musste ich zumindest zum Telefon gelangen, um dem Sekretäriat mein Fehlen zu melden.
Also ging ich schnurstracks die Treppe herunter. Währenddessen stützte ich mich an allen potenziellen Möbeln ab, um nicht umzufallen. Außerdem erkundigte ich mich nach dem Zustand des Hauses und war erstaunt, was ich gestern alles geleistet hatte.
Ich suchte in den eingespeicherten Kontakten die Nummer des Schulsekretäriats. Schließlich fand ich sie, rief an und meldete mich wegen einer Erkältung für den heutigen Tag ab.
Erschöpft von dieser Sporteinlage machte ich mir einen Tee und schnitt einen Apfel, damit ich schnell wieder zu Kräften käme. Wie konnte es sein, dass ich mich erkältet hatte? Schließlich waren diese ganzen Symptome gestern noch nicht aufgetreten und die letzten Tage hatte ich mich überaus fit gefühlt. Vielleicht war es, weil ich jeden Tag in der Kälte zu Fuß ging?
Als alles fertig war legte ich mich auf die Couch und schaltete irgendein Kinderprogramm ein. Mir war es ziemlich egal was lief, ich konnte mich wegen meiner Kopfschmerzen eh nicht konzentrieren. Sorgen bereitete mir eher, wie ich Yuuri und Viktor in Empfang nehmen sollte.
Ohne auch nur ein Apfelstück verzehrt oder den Tee getrunken zu haben, schlief ich schließlich wieder ein.
Als ich aufwachte war es schon wieder dunkel. Vielleicht hatte ich ja aber auch nur ein kleines Nickerchen von einer halben Stunde gehalten. Ich guckte auf die Uhr. Es war 19.15 Uhr. Vor mir stand ein kalter Tee und die braun gewordenen, nun unappetitlichen, Apfelstücke.
Wie auf's Stichwort klingelte es. Sollte ich in diesem Aufzug an die Tür gehen? Ich stand auf und bewegte mich gerade in Richtung Eingang zu, da öffnete sich die Tür.
Vor mir stand Viktor, der bis über beide Ohren strahlte.
Dabei stand ich ihm im Schlabberpulli, mit Leggings und Weihnachtssocken gegenüber und sah dabei aus wie der letzte Penner.
" Hi..."
Ich wollte es bei dieser Begrüßung eigentlich belassen, aber schon kam mein Adoptivbruder auf mich zugestürmt und umarmte mich fester als mir lieb war.
Nun bemerkte ich auch den schüchternen Yuuri Katsuki, der hinter ihm stand und keine Anstalten machte, sich auch nur ansatzweise in Richtung Flur zu bewegen. Er stand auf Krücken, um sein Bein war eine Bandage gebunden und es sah wirklich schlimm aus. Außerdem guckte er trauriger drein als ich, als ich erfuhr, dass nun auch mein Lieblingscharakter aus meinem zweitliebsten Anime gestorben war. Das musste man erstmal hinbekommen.
Als sich Viktor von mir löste, musterte er mich verwirrt.
" Du bist doch nicht etwa krank?", fragte er mich besorgt, während er seinen Mantel und Schal an der Garderobe aufhing und seine Schuhe auszog.
" Nichts schlimmes", versicherte ich ihm, während ich, um es glaubhafter rüberkommen zu lassen, ordentlich mit den Händen gestikulierte. Ich wusste aus früheren Erlebnissen, dass er einen richtigen Vaterkomplex gegenüber mir besaß, also wollte ich ihn diesen keinesfalls ausleben lassen.
" Du musst Yuuri Katsuki sein. Komm doch rein", sagte ich so freundlich wie es eben ging. Leider war ich nicht gerade ein Ass im Nettsein, also hörte es sich eher wie eine Drohung als ein Angebot an.
Nachdem Viktor uns allen Tee gemacht und ein paar Plätzchen von seiner Reise ausgepackt hatte, machten wir es uns am Esstisch gemütlich.
" Hübsch bist du geworden, Darya. Das sieht man selbst noch, wenn du krank bist. Hast du immernoch keinen Freund?", zwinkerte mir Viktor zu und versuchte so, das Gespräch zu starten. Doch er hörte sich dabei eher an wie meine Oma, die ich nie hatte. Sollte das ein Kompliment sein? Ich hatte meine blauen Haare zu einen unsauberen Dutt gebunden, der jeden Moment in sich zusammenfallen konnte. Ich besaß bestimmt Augenringe des Todes und mein Outfit war auch nicht das Stylishste.
" Nein, habe ich nicht", antwortete ich ihm, wissend, dass ich für meine Aussage gleich gelobt werden würde.
" Gutes Mädchen", strahlte er.
Yuuri schenkte einzig und allein dem Laminat seine hundertprozentige Aufmerksamkeit, während er nervös an seiner Lippe kaute.
" Der Arme ist noch völlig aufgelöst von seinem Sturz. Wer denn auch nicht? Aber was soll man machen? Life goes on!", meinte Viktor und lächelte gequält, da er die Nervosität seines Gegenübers wohl auch bemerkt hatte. Bis jetzt hatte Yuuri kein einziges Wort von sich gegeben.
Daraufhin klopfte er auf die Schulter des zuletzt Gennanten und man sah kurz, wie Yuuri erschrak und seine Arme ein wenig anwinkelte. Was glänzte mir da entgegen? Ein Ring? Den gleichen hatte ich zuvor bei Viktor gesehen als er den Tee zubereitet hatte.
Wie süß, dachte ich und biss in eines der Plätzchen.
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