2. Kapitel
Ich vergrub mein Gesicht noch tiefer in meinem Schal und zog meine Kaputze mit dem Kunstfell weiter über die Stirn, während mein Atem zu einer weißen Wolke wurde und in den Himmel hinaufstieg. Kalt war gar kein Ausdruck für dieses Wetter. Es warteten noch ein paar Kilometer verschneite Straßen auf mich, die ich zu Fuß bewältigen musste. Vielleicht sollte ich mir mal ein Fahrrad anstatt diverse Zeichenmateralien und Programme zu meinem Geburtstag wünschen. Wobei es viel gefährlicher wäre, jetzt Fahrrad zu fahren.
Diese gedankliche Abwechslung bekam mir gut, denn ich hatte die letzten zwei Stunden nur darüber nachgedacht was ich Viktor zu seinem Geburtstag schenken könnte. Jedoch hatte ich mir eher den Kopf zerbrochen, als zu einer Antwort zu kommen.
Es fiel unglaublich viel Schnee in letzter Zeit. Die nackten Bäume zitterten im unangenehmen Wind, der nach meinem Geschmack ein bisschen zu stark wehte. Schnell fing ich an zu zittern und ließ dabei den Tag revue passieren.
Dann kam ich unausweichlich wieder auf Yuri zurück. Ich wusste so ziemlich überhaupt nichts vom Eiskunstlaufen und dieser Typ würde mich wahrscheinlich als komplette Versagerin dastehen lassen wollen. Um dies zu vermeiden musste ich kräftig recherchieren, würde aber natürlich nie gegen einen Grand-Prix Finalisten ankommen. Ich könnte mit Viktor facetimen und ihn ein paar Sachen fragen, wollte ihn aber auch nicht stören. Schließlich hatte er genug mit dem Training Yuuri Katsukis zutun. Er war immer so freundlich und verständnisvoll. Der Eiskunstläufer war mir manchmal echt ein Vorbild.
~20 Minuten später~
Als ich durch die Tür trat umarmte mich die langersehnte Wärme.
" Bin wieder da", schrie ich für den Fall, dass hier jemand anzutreffen war. Wie vermutet bekam ich aber keine Antwort.
Ich hing meine Jacke auf, zog meine Schuhe aus und ging in die Küche. Dort bereitete ich mir Ramen und einen Früchtetee zu, während ich dem Hörbuch auf meinem iPad lauschte. Mit dem fertig zubereiteten Essen setzte ich mich auf die Couch im Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an, um Nachrichten zu hören und meinen Lieblingsanime weiterzusehen.
" Großer Schock: Katsuki Yuuri verletzte sich gestern Abend am Knie, als er beim Training stürzte. Für einen längeren Zeitraum wird er wohl nicht mehr eiskunstlaufen können", hörte ich die gutaussehende Reporterin in die Kamera sprechen. Für mich war das wirklich ein großer Schock. Und das so kurz vor dem Finale. Viktor und Yuuri mussten echt am Boden zerstört sein. Vielleicht sollte ich Viktor anrufen, oder ihm wenigstens eine Nachricht schreiben.
Ich stellte die Schüssel Ramen auf den Glastisch vor mir und zückte mein Handy. Ich öffnete den WhatsApp-Chat, den ich mit meinem Adoptivbruder führte und versuchte mit einigen Anläufen, eine gelungene Nachricht für ihn zu verfassen. Letztendlich erschien sie mir als würdig, abgesendet zu werden.
Darya: Hi!
Geht es dir gut?
Ich hab im Fernsehen mitbekommen, dass Yuuri gestürzt ist. Wünsch ihm gute Besserung von mir und nicht aufgeben! 🍀
Das klang dann jedoch ein bisschen zu nett für mich, aber ich beließ es trotzdem dabei. Dann legte ich es wieder weg und schaltete den Anime ein, um mich abzulenken.
Leider starb mein Lieblingscharakter. Was sollte denn heute noch alles schiefgehen?
Genervt stapfte ich, mit meinem Rucksack im Schlepptau, die Treppe hoch und schmiss diesen, nachdem ich die Zeichnung herausgenommen hatte, in die nächstbeste Ecke meines Zimmers, um mich dann an meinem Schreibtisch zu verbarrikadieren.
Ich schaltete meinen Computer an, scannte das Bild ein und zückte mein Grafiktablet, um es nachzuzeichnen.
Mein Handy vibrierte nach ungefähr einer Stunde. Das musste heißen, dass Viktor geantwortet hatte.
Viktor: Ja, mir geht's den Umständen entsprechend. Es ist echt schlimm, aber ich soll dir liebe Grüße von Yuuri ausrichten. Übrigens sind wir gerade in Russland und da Yuuri für ein paar Monate ausfällt, werden wir solange bei euch wohnen. Morgen sind wir da, freue mich schon! 😊❤️
Was? Viktor und Yuuri kamen zu mir und das für ein paar Monate? Ich hatte schon lange keinen Besuch mehr gehabt. Herr und Frau Nikiforov waren schon ungefähr einen Monat weg, schrieben mir aber natürlich jeden Tag.
Ich freute mich, aber irgendwie würde ich die Ruhe vermissen. Außerdem musste ich die Zeichnung vor Viktor geheimhalten, was ziemlich schwer sein würde, da er mir immer, wenn er Zeit hatte, beim zeichnen zuschaute. Und die Zeit hatte er ja jetzt genug. Und das schon morgen. Er hatte mir aber nicht gesagt, wann sie ankommen würden, deswegen müsste ich heute schon aufräumen. Nur um sicherzugehen, dass sie morgen keinen Schweinestall vorfanden.
Schnell speicherte ich das Bild, schaltete dann meinen Computer aus und mein Handy ein, machte Musik an und fing damit an, das komplette Haus zu säubern. Dann bezog ich das Bett im Gästezimmer, holte Weihnachtsschmuck heraus und verzierte das komplette Haus mit Lichterketten. Ich rückte die Bilder, die Viktor auf seinen Wettkämpfen zeigten, zurecht und machte mich, als alles getan war, bettfertig. Dann schlief ich neugierig auf den morgigen Tag ein.
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