18. Kapitel

Eigentlich wollte ich ihn nicht mal in die Nähe des Ortes führen, den ich mein Zuhause nannte. Doch war es mir genauso wenig möglich, ihn einfach dort stehen zu lassen. Nicht, dass ich Mitleid mit ihm hatte, eher galt dies dem Hund, der immernoch in seinen Armen lag und dessen Fell sich langsam durch den herabfallenden Schnee nässte. Der Junge machte keine Anstalten sich wieder zurück ins Café zu bewegen. Stattdessen lud er sich selbst ein und folgte mir einfach. Ich versuchte ihn, so gut wie es mir möglich war, zu ignorieren, aber das machte ihm nichts aus, denn er trottete trotzdem gelassen hinter mir her, als wäre er ein anhänglicher Kläffer. Wenn es so weiterging, würde ich einen Fremden, dessen Name mir nicht einmal bekannt war, zu meinem Haus leiten. Ich traute ihm nicht. Ich hatte noch nie Besuch meines Alters gehabt. Mal abgesehen von dem aggressiven Blonden, der sich bei mir ohne Vorwahnung eingenistet hatte.

Ich hatte also noch ein paar Minuten Zeit, mir einen Plan auszudenken wie ich ihn am besten loswurde.
" Wann sind wir denn endlich da?", jammerte der Brünette. Ich gab nur ein genervtes "Tsk" von mir, ohne mir auch nur ansatzweise die Mühe zu machen, mich umzudrehen.

Als ich die Haustür aufschloss, eintrat und sie für unseren unbekannten Gast aufhielt, glitt mir nur ein halbherziges " Bin wieder da" über meine Lippen, immernoch frustriert darüber, dass ich den Jungen auf dem langen Weg von ungefähr zwei Kilometern doch nicht hatte abschütteln können. So wirklich angestrengt hatte ich mich, um ganz ehrlich zu sein, auch nicht. Egal wie sehr ich es auch bestreiten mochte, ich empfand diese neue Erfahrung, einen völlig fremden Teenager in unser Haus zu lassen, irgendwie aufregend. Doch ärgerte ich mich auch über meine Neugier, die mich schon in die ein oder andere peinliche Situation geführt hatte, an die ich mich wahrscheinlich auch noch in meinem Sterbebett erinnern und mir dafür eine klatschen könnte.

Unausweichlich glitten meine Gedanken zu den heutigen Vorfällen in der Schule. Wenn es eines gab, was ich nicht wollte, war es die Aufmerksamkeit irgendwelcher Leute, die ich noch nie oder höchstens einmal auf dem Schulgang getroffen hatte. Den Fakt, dass nun jedem auf der gesamten Schule mein kleines Geheimnis von irgendeinem anonymen Bastard gesteckt worden war, konnte ich nicht einfach bestreiten und um ehrlich zu sein, wollte ich dies auch gar nicht. Eher gelüstete es mich danach, diese Person ausfindig zu machen und sonst etwas mit ihr anzustellen.

" Oh Darya, wer sind denn die Beiden?"
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Viktor bereits vor mir stand und die Person hinter mir mit neugierigen, aber auch misstrauischen Blicken löcherte, so als würde er ihn willkommen heißen, aber auch gleichzeitig abweisen wollen.

" Hi, ich heiße-"

" - Keine Ahnung, er wollte das Telefon benutzen", antworte ich nur in einem gelangweilten Ton und schnitt ihm somit das Wort ab.

Viktor zog eine Augenbraue hoch, musterte den Brünetten, den ich nicht hatte aussprechen lassen, noch einen Moment, wandte dann seinen Blick aber von ihm ab und nickte zustimmen, gab somit sein Einverständnis, das ich eigentlich gar nicht benötigte, da ich hier schließlich auch wohnte.

Ich zog meine Schuhe und Jacke aus und sagte dem Jungen, er solle es mir gleichtun, würdigte ihn aber, wie sollte es auch anders sein, wieder keines Blickes.

" Komm, das Telefon ist im Wohnzimmer", sagte ich. Der Hund lag unglaublich ruhig in den Armen des Grünaugigen, konnte aber nicht mehr widerstehen, als er Makkachin sah, welcher wohl auch sehr überrascht über den Besuch eines zusätzlichen Kläffers war.

Schnell nahm ich das Telefon von der Dockingstation und überreichte es dem Brünetten, jedoch baute ich dieses Mal Blickkontakt zu ihm auf. Dieser musterte mich nur verwirrt, als würde ich ihn schon minutenlang mit meinen Blicken belästigen und hätte es auch nach mehreren Aufforderungen nicht nachgelassen.

" Du bist irgendwie gruselig", merkte er an, eine Augenbraue hochgezogen, wandte sich dann aber unserem Haustelefon zu. Ich wusste nicht, was ich von dieser Anmerkung halten sollte und fragte mich, wer hier wohl der Gruselige war. Jede Taste die er drückte, gab ein nerviges Klickgeräusch von sich, das mich in diesem Moment in den Wahnsinn trieb und welches ich - mal ganz abgesehen davon- noch nie wirklich hatte leiden können.

Als der Typ damit beschäftigt war, irgendwelchen Irrsinn in den Hörer zu röhren, während eine kratzige Frauenstimme - vielleicht die seiner Oma- Antworten durch den Lautsprecher grölte, beschloss ich, dass ich überhaupt keine Lust auf diesen Lärm hatte, sprang letztlich auf das ein paar Meter weiter entfernte Sofa und schaltete den TV an. Doch der Mund der Nachrichtensprecherin fabrizierte durchgehend nur langweiligen Schwachsinn, und ich fing an mich zu fragen, wo eigentlich Yuri, Viktor und sein Lover abgebleiben waren und wie lange es dauern musste, bis das Gespräch zwischen dem Grünäugigen und der alten Hexe endlich vorbei war.

Ziemlich lange, wie ich zu meinem Bedauern feststellen musste.

Als er dann endlich fertig damit war, das Telefon mit seinem Geschreie zu vergewaltigen, war ich schon halb eingenickt und hielt meine Augen nurnoch einen Spalt weit offen, um die halbwegs interessante Dokumentation über den Regenwald wenigstens nicht ganz zu versäumen, welche gerade auf unserem Flachbildschirm ausgestrahlt wurde.

" Nettes Haus habt ihr da", war das Erste, was ich hörte, als ich wieder in der Lage dazu war, meine Augen zu öffnen.

" Hm?", brummte ich nur verwirrt, unwissend, von wem diese Worte stammten.

Ein Blick zur Seite offenbarte mir jedoch, dass sie aus dem Mund des gleichem Verrückten kamen, der mich vor ein paar Stunden noch bis hierhin verfolgt hatte, ohne auch nur einmal nachzufragen, ob ihm dies überhaupt gestattet war. Außerdem lag ich noch immer auf dem Sofa und der Brünette saß mir direkt gegenüber.

Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen.

" Wie spät ist es?", war der erste richtige Satz, den ich zustande brachte.

" Fast neun Uhr, hast ganz schön lange gepennt", antwortete er amüsiert und ich verspürte sofort einen beißenden Drang, ihm mit dem nächsten Gegenstand, den ich in die die Hand bekam, eine überzudeppern.

Jedoch dann verabeitete mein Gehirn das eben Gesagte und ich rechnete mir aus, dass ich wahrscheinlich um die drei Stunden geschlafen haben musste, fragte mich dann eine Sekunde später, wieso der Depp mich nicht einfach geweckt hatte und warum zum Teufel er noch nicht abgeholt worden war.

" Wirst du nichtmal abgeholt, oder so?", fragte ich und hielt mir gähnend die Hand vor den Mund. Ich war viel zu müde um aufgebracht zu sein, also beließ ich es einfach bei schlichtem Desinteresse. Gerade lief ein Spielfilm, der Junge musste also den Sender gewechselt haben, während ich halbtot auf dem Sofa geschlummert hatte. Draußen hatte sich nicht wirklich etwas verändert, es war nämlich genauso dunkel wie vor drei Stunden, was wahrscheinlich daran lag, dass die Jahreszeit nicht viel Sonnenlicht erlaubte.

Er seufzte.
" Meine Großeltern wohnen weit weg, also dauert es ein paar Stunden, bis sie hier ankommen." Anscheinend war auch er nicht besonders begeistert davon, um neun Uhr abends in einem fremden Haus festzusitzen und sich das Sofa mit einer übermüdeten Tussie zu teilen.

" Ach ja, und ich heiße übrigens Fjodor. Fjodor Zwetkov", merkte er noch an, obwohl ich ihn gar nicht nach seinem Namen gefragt hatte. Er streckte seine Hand in meine Richtung aus, so als ob wir in irgendeinem wichtigen Meeting steckten und er den bestmöglichsten Deal mit mir verhandeln wollte.

Das konnte ja noch lustig werden.

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Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich die Story hier noch updaten würde, aber es motiviert mich einfach ungemein, wenn Leute voten und/oder nette Kommentare hinterlassen. Auf jeden Fall ein großes Dankeschön an @reality_vs_katha da sie eine wirklich liebe Leserin ist, die mir ein paar Ideen beschert hat. Denk dir einfach, ich würde dir das Kapitel widmen ( kann man ja leider nicht am iPad .-.). Es tut mir wirklich aufrichtig leid, dass Yuri nur einmal in diesem Kapitel erwähnt wird, aber wie ihr wohl schon bemerkt habt, dreht es sich in diesem Buch nicht nur um ihn, auch, wenn ich OC x Yuri Plisetsky in den Titel geschrieben habe. xD

Ich wünsche euch noch schöne Ferien/ ein erholsames Wochenende! :)

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