11. Kapitel
Happy new year!
Ich hoffe ihr hattet einen schönen Start ins neue Jahr!
Ich weiß, ich habe schon lange kein Kapitel mehr veröffentlicht, aber dieses ist extra lang.
Ich schwöre, ab dem nächsten Kapitel wird es sich nurnoch um Yuri drehen, k? ;)
Oh man, ich muss echt an meinem Schlafrhytmus arbeiten!
Gute Nacht! xdd
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Still saßen wir alle beisammen.
Das Anwesen war so riesig, dass es mir schon Angst machte. Anscheinend lief das Geschäft einwandfrei.
" Schön, dass ihr es hierher geschafft habt, obwohl der Termin so kurzfristig festgelegt wurde", sagte Michail und tat somit den ersten Schritt.
Er und Sunny standen auf und hielten ihre Weingläser in die Höhe, welche von einer Bediensteten vor wenigen Sekunden noch mit der roten Flüßigkeit gefüllt wurden.
" Auf uns!", kündigte er an.
Wir erhoben uns ebenfalls und taten es ihm nach.
Nachdem die Gläser klirrend aneinander geraten waren, nahmen wir alle einen Schluck.
Natürlich war in meinem kein Alkohol, sondern Cola.
Wir setzten uns wieder und das Wartespiel begann von Neuem.
In dieser verbleibenden Zeit musterte ich die Beiden genau.
Sunnys Haare strahlten in einem hellen Blond, wie es ihr Name schon voraussagte. Ihre Augen hatten die Farbe eines dunklen Grüntons. Sie war schlank, circa 1,70m groß und trug ein rotes, festliches Kleid und eine Weihnachtsmütze auf dem Kopf. Sie kam aus Amerika, führte aber geschäftliche Beziehungen zu Russland. Eines Tages war sie wohl in eine Konferenz mit unserem lieben Cousin geraten und sie hatten sich unsterblich ineinander verliebt. Ich war kein romantischer Mensch, musste hier mal angemerkt werden.
Mein Cousin war so ziemlich das Gegenteil von Viktor. Seine Haare waren schwarz, aber färbten sich nach unten in einen naturellen Braunton. Mit den Augen war es das gleiche Spiel. Er trug eine Brille, die ihn aber, so würde ich es als außentstehende Person betrachten, noch attraktiver machte. Er war, wie ich schon erwähnt hatte, unglaublich freundlich und offen allen Menschen gegenüber. Er war dieser typische Mensch, der jedem half. Dieser Typ, der der Oma ihre Einkäufe trug. Sein Anzug war in einem genauso schlichten Schwarz gehalten, wie es sein Aussehen war. Er ragte 1,90m in die Höhe, was dann doch eine ziemliche Größe war.
Als es nichts mehr zu analysieren gab, stocherte ich nur noch in meinem Essen herum. Es gab Lammbraten mit Bohnen, Kartoffeln und Pilzsoße. Ich wusste nicht, was ich von all dem halten sollte. Ich kannte Viktors Cousin als fröhlichen und offenen Menschen, nicht als Geschäftsmann. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie er irgendwelche Meetings mit anderen großen Firmenbesitzern abhielt.
Wir aßen also und fanden uns dann vor dem Tannenbaum zusammen. Dieser war auch ganz schön in die Höhe geschossen. Unter ihm fanden wir ein paar, hübsch eingepackte, Geschenke vor.
Als ich zu den beiden sah, boten sie mir das Bild des perfekten Paares dar. Michail hatte einen Arm um Sunny gelegt, während diese die Hand ihres Partners hielt. Beiden war das freundlichste Lächeln auf das Gesicht geschrieben. Hätte man sie so fotografiert, könnte man sie glatt in ein Ratschlagbuch für eine einwandfreie Beziehung hineinlegen. Irgendwie jagte mir diese ganze Perfektion Angst ein, dennoch freute ich mich für sie, dass sie so glücklich waren.
Die beiden nickten in Richtung des Tannenbaumes und meinten damit anscheinend, dass es nun Zeit wurde, die Geschenke auszupacken.
Gesagt, getan.
Langsam und vorsichtig riss ich das Papier meines Geschenkes ab. Darunter war eine kleine Schatulle. Behutsam öffnete ich diese und fand darin etwas unbeschreiblich schönes vor. Es war ein mit Diamanten besetzter Ring, der mir silbern entgegen leuchtete. Fasziniert musterte und analysierte ich ihn bis ins kleinste Detail. Dann kam ich zu dem Entschluss, dass er aus feinster Handarbeit enstanden sein musste.
Doch das war noch nicht genug, denn es wartete noch ein Geschenk auf mich. In diesem fand ich eine zum Ring passende Kette vor, die genauso edel aussah.
Ich wandt mich zu den Beiden.
" Vielen Dank!", sprach ich meine Freude aus.
" Wir wussten, dass es dir gefallen würde. Schließlich magst du doch solche edlen Sachen", antwortete Michail. Da hatte er recht. Ich verließ das Haus nicht ohne mich fertig gemacht zu haben und nichtmal in meinen kühnsten Träumen in Jogginghose. Das kam nicht daher, dass ich anderen ein Augenschmaus sein wollte. Nein, ich machte das, um mich besser zu fühlen. Mein Motto war, dass es besser war, ein wenig overdressed, anstatt underdressed zu sein. Das sollte auch gar nicht eingebildet klingen, aber so war es nunmal. Jeder konnte in meinen Augen tun und lassen was er wollte, solange dabei niemand anderes zu schaden kam.
Sunny rannte auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung. Meine Augen weiteten sich, das hätte ich nicht erwartet.
" Uhmm...", gab ich nur von mir. Sie drückte mich noch fester. Es wäre unhöflich, die Umarmung jetzt nicht zu erwidern. Also platzierte ich meine Arme vorsichtig an ihrer dünnen Taille und schloss meinen vor Überraschung geöffneten Mund, der eben noch die Form eines O's hatte.
Währenddessen konnte ich beobachten, wie Michail grinsend in unsere Richtung blickte, bevor er einen Schluck Wein nahm. Er musste wirklich glücklich mit seiner derzeitigen Situation sein.
Ich spürte, wie mein eigentlich kaltes Herz sich erwärmte und dieses wohlige Gefühl durch meinen ganzen Körper pumpte. Ich konnte mich echt glücklich schätzen, in so eine Familie aufgenommen worden zu sein.
" Das wird dir wunderbar stehen", flüsterte mir die Blondhaarige ins Ohr.
" Danke", antwortete ich.
Währenddessen sah ich, wie Viktor Michail entführte, um ihn unser Geschenk zu überreichen.
Yuuri war in diesem ganzen Getummel wohl irgendwie fehl am Platz, das musste ich zugeben. Es war bestimmt nicht leicht für ihn, von fröhlichen Leuten umgeben zu sein, während er in den tiefsten Selbstzweifeln steckte.
Ich löste mich aus der Umarmung.
" Ich gucke mal schnell nach Yuuri", nahm ich als Ausrede für mein Verhalten und bewegte mich daraufhin auf den Schwarzhaarigen zu.
Dieser bemerkte mich gar nicht, so vertieft war er in seinen Gedanken. Er lehnte an einer Wand und löcherte den roten Teppich mit seinen Blicken.
Irgendwie tat er mir ja schon leid, schließlich hatte er seine Leidenschaft verloren. Auch, wenn er sie in ein paar Monaten wiederfand, war es bestimmt schwer für ihn. Ich konnte mich nicht gut in andere hineinversetzen, deshalb war das Beschreiben der Gefühle meiner Mitmenschen nicht gerade einer meiner Stärken.
" Hey", weckte ich ihn anscheinend aus seinem Tagtraum, denn er zuckte kurz zusammen und sah mich dann mit geweiteten Augen an, das gleiche O formend, was zuvor meinen Mund geziert hatte.
" Oh", gab er nur von sich.
" Ich wollte dir ein wenig Gesellschaft leisten, wo du doch so alleine bist", versuchte ich, das Gespräch ein wenig aufzulockern.
Er nickte nur ängstlich.
Ich konnte bei solchen Reaktionen überhaupt nicht interagieren.
" G-geht's dir gut?", fragte ich. Das war so ziemlich die standartmäßigste Frage, die ich in diesem Moment hätte raushauen können. Ich erwähnte ja schon bereits, dass ich nicht gerade sozial veranlagt war.
" E-es ist nur...", fing er an," I-ich will euch nicht stören. Ich gehör' doch gar nicht zu euch, ich bin einfach so aufgetaucht und ruiniere jetzt e-euer Weihnachtsfest."
Was? Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Zudem musste ich ihn jetzt irgendwie trösten, denn Viktor war nicht in Sichtweite. Mann, wie konnte er mich nur so alleine lassen?!
" Ich glaub du machst Witze." Mein Mund verzog sich zu einem spitzen Schmunzeln. Dann fing ich an zu lachen. Ich konnte mir vorstellen, wie seine angstverzogene Mimik die Kontrolle übernahm und wie er sich fragte, warum ich denn lachte. Vielleicht ging es ihm jetzt noch schlechter als zuvor und er war sich entgültig sicher, dass er sich am falschen Platz befand. Nur noch ein bisschen.
Als ich fand, dass ich ihn genug gequält hatte, wurde ich wieder still. Niemand hatte uns beobachtet, da auch Sunny den Raum verlassen hatte.
Dann sah ich, wie sich dunkle Flecken auf dem roten Teppich bildeten. Sie hatten die Form von Kreisen und ich konnte mir gut vorstellen, was sie waren und von wem sie stammten. Vielleicht hatte ich zu übertrieben gehandelt. Jetzt musst du es durchziehen, warnte ich mich selbst.
Ich nahm Yuuris Kinn, dessen Blick immernoch auf dem Boden verharrte, in die Hand und zwang ihn, seinen Kopf zu mir zu drehen und mir tief in die Augen zu blicken. Was ihn erwarteten waren eisblaue Augen, die denen von Viktor sehr ähnelten.
Seine braunen Augen waren gefüllt mit Tränen, die sich den Weg von seinen Wangen auf den Boden bahnten.
" Was sollen diese dummen Depri-Gedanken? Natürlich gehörst du hier her. Du bist doch schließlich jetzt ein Teil dieser Familie, nicht?", führte ich meinen Plan weiter aus und fing an, so freundlich zu lächeln wie ich es noch nie getan hatte.
Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, warum ich ihn als Teil meiner Familie betitelte, aber irgendwie fühlte es sich richtig an. Ich hatte meine Familie immer beschützt, nur beschränkte sich diese auf Viktor und Mr. und Mrs. Nikiforov, wobei der Weißhaarige der Mittelpunkt dieser war. Niemals hätte ich jemanden dort Einlaß gewährt.
Aber Viktor schien ihn wirklich zu lieben und was sollte ich daran ändern können? Außerdem verhielt er sich nicht wie ein Arschloch und war eigentlich ganz höflich.
Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, tat ich etwas, was ich noch nie gemacht hatte. Ich schloss ihn in meine Arme. Das Problem war dabei nur, dass es sich auch noch gut anfühlte. Es war so, als würde all der Hass, den ich jahrelang um mich herum errichtet hatte, auf einmal zerbröckeln, wenn auch nur für einen kurzen Moment.
" Danke", sagte er nur.
Doch ich spürte, wie sich meine Schulter nässte.
Er weinte. Warum zu Teufel weinte er?!
Als ich den Schwarzhaarigen losließ, sah ich, dass er seinen Schmollmund ab- und ein breites Lächeln aufgelegt hatte, wobei dennoch Tränen floßen. Vor Freude?
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