10. Kapitel

Autofahrten waren unglaublich langweilig. Man war in einem kleinen Raum mit bis zu vier anderen Leuten gefangen und konnte nicht entkommen. Wenn man es dennoch versuchte, wäre man kurz nach dem Öffnen der Tür schon vom hinteren Auto überollt worden. Man musste den langweiligen Radiosprechern lauschen und ihre schlechten Witze über sich ergehen lassen, während man immer Gefahr lief, dass einem gewissen Viktor Nikiforov ein Lied so gut gefiel, dass er es auf die vollste Lautstärke drehte und mindestens genauso laut mitträllerte.
Wenn ich so darüber nachdachte war ich ganz erleichtert, dass Viktor Eiskunstläufer und kein Sänger geworden war. In diesem Business würde er selbst mit seinem Aussehen nicht besonders weit kommen.

Ich starrte also wie bei jeder Fahrt aus dem Fenster und machte mich auf der Rückbank, die ganz allein ich besetzte, breit. Was hätte ich auch anderes tun können? Ich hatte keine Lust, etwas zu zeichnen, da wir über so viele Schlaglöcher fuhren, dass die " Zeichnung" aussehen würde wie... Dreck. Einfach nur richtig hässlicher Dreck. Meine Kreativität im Ausdenken von Synonymen ließ also auch nach.

Schlafen konnte ich auch nicht, ebenfalls wegen letzterer Begründung. Was sollte ich also tun?

Diese Frage schwirrte mir eine geschlagene Stunde im Kopf herum, während ich weiter emotionslos die Landschaft begutachtete.

Auf einmal bog Viktor viel zu früh ab.
" Was soll das denn?", fragte ich überrascht.
" Wir haben ganz vergessen, Michail und Sunny ein Geschenk zu kaufen!", meinte er geschockt. Betonung lag auf "wir".
" Och ne. Ich hab überhaupt keinen Bock kurz vor Weihnachten was zu kaufen, zudem die Läden überfüllt sind", beschwerte ich mich.

Kurz darauf hielt er an und schnallte sich ab.
" Bin in einer halben Stunde wieder da", versprach er.
Toll, er wollte mich einfach so mit Yuuri alleine lassen, der immernoch kein einziges Wort von sich gegeben hatte?
Sollte ich ihm hinterher rennen?

" Man Viktor, warte!", schrie ich, da ich mich für die letzte Option entschieden hatte. Dieser war aber schon um die Ecke verschwunden, als ich auch nur die Tür zugeknallt hatte. Ich rannte, nein, sprintete ihm also hinterher.

Tatsächlich erwischte ich ihn noch. Zum Glück, denn ich kannte mich kein Stück in dieser Stadt aus. Außerdem war ich extrem orientierungslos, was es noch schwieriger für mich machen würde, ohne Hilfe den Weg zum Auto zurückzufinden. Mein Handy hatte ich übrigens auch in diesem vergessen.

" Oh, hast du dich doch umentschieden?", fragte er lächelnd. Wie konnte er in so einer Krisensituation nur so positiv sein?

So langsam war es mir egal, ob uns jemand in der Öffentlichkeit zusammen sah. Es würde eh keinen Unterschied machen, wenn Yuri sich verplapperte. Und das würde er zu 100% tun. Wenn nicht jetzt, dann spätestens nach den Ferien.

" Hast du schon eine Idee, was wir Michail schenken können?", fragte ich nach einigen Minuten, die wir durch die Stadt gegangen waren.
" Um ganz ehrlich zu sein: nein", lachte er, während sein kondensierter Atem in die Luft stieg. Es war wirklich schweinekalt.

" Wie wär's mit einem teuren Wein und eine Kette für Sunny, oder so?", schlug ich vor. Sunny war Michails Verlobte.

" Ich hab eine bessere Idee", meinte er," Das mit der Kette ist schonmal gut, aber..."
Er erzählte mir, was er sich als Present für die Beiden vorstellte. Ich musste zugeben, dass dieser Einfall echt was hatte.

Also gingen wir ins nächste Geschäft und kauften die Geschenke.

Dann machten wir uns auf den Weg zum Auto. Wir hatten Yuuri mit Maccachin, der jetzt doch mitkam, alleine gelassen. Viktors Hund war im Kofferraum untergebracht und schlief. Doch als wir wieder eintrafen, war er auf einmal total panisch und wollte unbedingt aus seiner Unterkunft. Viktor konnte ihm natürlich nichts abschlagen.

" Wie wäre es, wenn Maccachin auf die Rückbank umquartiert wird?", fragte dieser.
" Meinetwegen", meinte ich nur gleichgültig und zuckte mit den Schultern.

So kam es, dass ich doch nicht mehr ganz so alleine war.
Nach kurzer Zeit schien dem Hund vom ganzen Rausschauen langweilig zu sein und er legte sich deshalb hin. Er platzierte seinen Kopf auf meinen Schoß und schloss die Augen. Ich streichelte ihn leicht. So war es nicht mehr ganz so unerträglich, in diesem Auto festzusitzen.

Schließlich nickte auch ich ein.

Nach gefühlten zehn Stunden Fahrt waren wir endlich am Zielort angekommen. Doch es war nicht das Ziel, das ich mir vorgestellt hatte. Wir hielten vor einem riesigen, schwarzen Tor. Viktor rief jemanden an. Kurz darauf öffnete sich Letzteres und gewährte uns Zutritt. Wo waren wir hier? Ich dachte, wir wollten zu Michail?

Viktor parkte das Auto auf einem der riesigen Parkplätze. Es war kein Haus weit und breit zu sehen, nur eine Anreihung von Bäumen, die die komplette Sicht versperrte.

Nachdem Viktor Yuuri geholfen hatte, aus dem Auto zu kommen, ging er weiter in das Grundstück rein.
Wir folgten ihm, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

" Ach, hab ich fast vergessen: Michail und Sunny sind umgezogen", merkte er an. Wow, das fiel ihm aber früh ein.

Dann konnte ich endlich ein Blick auf das Haus werfen. Ich würde es aber eher Villa oder Schloss nennen. Es war riesig, komplett weiß und sah wie aus vergangenen Zeiten aus. Eine lange, ebenfalls weiße, Anreihung von Backsteinen führte zum Eingang. Diverse Statuen zierten den Weg dorthin.
Dort sollten sie hausen?

Ich bekam meinen Mund vor Staunen nicht mehr zu, als wir klingelten und ein tatsächlich familiäres Gesicht die Tür öffnete, welches zu keinem anderen als Michail Nikiforov gehörte.

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Okay, das ist meine Entschuldigung dafür, dass ich nicht geupdatet habe. XD
Hoffe, dass euch das Kapitel gefällt. ^-^
Jetzt gehe ich aber schlafen, lol.

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