Zweites Kapitel

„Hast du unterwegs eine Pause eingelegt?", empfing ihn Fae als er die Haustür erreichte. „Sehr witzig.", gab Jackow zurück und erst jetzt bemerkte er den Mann der neben seiner Schwester stand. Die Farbe seiner Augen erinnerte Jackow an einen tiefblauen Bergsee. Kameron Hunter McLeod. "Hey, willst du Kameron heute nicht begrüßen Jackow?", lachte Fae."Vielleicht nimmt er an ich habe mir in Schottland eine Seuche eingefangen. Immerhin war ich eine Woche lang dort." Jackows Mund verzog sich zu einem Grinsen. "Haha, sehr witzig." Rasch umarmte er Kameron. "Hm. Ob das genügt um die Seuche an dich weiterzugeben.", bezweifelte Kameron nachdem Jackow sich wieder von ihm gelöst hatte. Na vielleicht müsst ihr euch küssen.", warf Fae ein." Dann könnten wir sicher sein das Jackow die Seuche bekommt." "Gute Idee."Kameron machte einen Schritt auf Jackow zu. Erschrocken wich er zurück. Ewigkeiten war es nun schon her das er Kameron das erste Mal begegnet war. Damals, im Alter von 4 Jahren, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen das ihre Freundschaft so lange halten würde. "Hey. Wo bist du mit deinen Gedanken?" Sein Freund beugte sich vor. "Vergiss es Kameron." Jackow entfernte sich noch etwas von ihm, bis er sicher war das Kameron ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. In diesem Moment gesellte sich Makayla zu der Gruppe hinzu. Freudig bellend sprang sie immer wieder an Kameron hoch und versuchte sein Gesicht abzulecken. "Hallo Makayla.", lachte Kameron. "Ja, ich habe dich auch vermisst." „Hey, wie wäre es wenn wir uns zusammen setzen und du erzählst uns ein bisschen was von deinem Schottland Aufenthalt.", schlug Fae vor. "Okay." Kameron nickte. 

Jackow setzte das Weinglas an den Mund. Eigentlich hasste er Rotwein, doch da gerade kein anderes alkoholisches Getränk in diesem Haus vorhanden war, musste er sich wohl oder übel mit dieser rötlichen Flüssigkeit abfinden. „Hast du das gehört Jackow?" , holte ihn Faes Stimme abrupt aus seinen Gedanken zurück. „Was? Äh nein. Tut mir leid. Ich war gerade ganz woanders." „Das haben wir gemerkt." , grinste Kameron. „Tut mir leid.", wiederholte Jackow. „Also über was habt ihr gerade gesprochen?"„Kameron hat uns erzählt dass er in Schottland beinahe den Suilven bestiegen hat.", berichtete Fae. „Wirklich?" Jackow hob überrascht eine Augenbraue. „Und warum nur beinahe?" „Naja."Kameron klopfte mit der Faust gegen sein linkes Bein. Metall. „Meine Protese hatte wohl was dagegen." „Wieso? Ist sie kaputt?" ,wollte Fae wissen. „Nein. Nur ein bisschen locker. Ich wollte morgen bei meinem Arzt vorbei schauen." Kameron erhob sich von seinem Stuhl. „Wo war die Toilette noch mal?" „Als ob du dass vergessen hast. ", lachte Fae. „So lange warst du jetzt auch nicht weg." „Keine Angst. Das war ein Scherz." Mit diesen Worten verschwand Kameron aus der Küche. „Ich bin froh dass er wieder da ist." Fae betrachtete ihn mit einem Seitenblick. „Ich auch Jackow." Keinen Herzschlag später erfüllte ein lautes Poltern das Haus. „Was war das?" Besorgt stand Fae auf. „Vielleicht ist Kameron in die Toilette gefallen oder er hat den Weg wirklich nicht gefunden und ist irgendwo anders gelandet." Jackow musste über seine eigenen Worte lachen. Doch das schlechte Gewissen ließ nicht lange auf sich warten. Was wenn Kameron die Treppe hinunter gestürzt war? Als hätte Makayla, die rechts neben ihm auf dem Boden lag, seine Gedanken gelesen, sprang sie auf und raste aus dem Zimmer. „Ich glaube ich gehe lieber mal nach ihm schauen." Jackow raffte sich etwas schwerfällig auf. „Geht es? Oder soll ich dir helfen? Immerhin hast du in den letzten Wochen wieder zugenommen.", scherzte seine Schwester. „Nein danke, es geht." Er warf Fae einen bösen Blick zu ehe er in den Flur hinaus trat. Jackow näherte sich der Wendeltreppe die nicht weit von der Küche entfernt nach unten führte. Neben der Waschmaschine und einem Büro, befand sich dort auch das Badezimmer mit Dusche und Toilette. „Kameron?" Jackow ließ die ersten Stufen hinter sich. Letztendlich lag die letzte Biegung des metallenen Gestells vor ihm. Er spähte um die Ecke und im selben Moment sah er Kameron. Sein Freund lag am Fuß der Treppe. Reglos. Makayla hockte winselnd neben ihm. „Kameron."Jackows Stimme war nur ein Flüstert. Hastig eilte er zu Kameron hinunter. Da hob dieser den Kopf. „Kameron. Gott sei Dank." Erleichtert legte Jackow ihm eine Hand auf. „Wie geht es dir? Was ist passiert? Bist du verletzt?" „Nicht so viele Fragen." Ächzend setzte Kameron sich auf. „Kameron!" Faes entsetzter Aufschrei ließ Jackow herumfahren. Seine Schwester ging neben ihm in die Hocke. „Jetzt macht doch bitte nicht so einen Aufstand. Es geht mir gut.", versicherte Kameron und war im Begriff sich aufzurappeln. „Ich bin einfach nur blöd gestolpert und die letzten paar Stufen hinuntergefallen, dass ist alles. Ihr müsst wirklich..." Abrupt verstummte Kameron. „Scheiße.", entfuhr es ihm. „Was ist?" ,fragte Fae besorgt. „Meine Protese. Ich glaube sie hat sich gelöst." Wie zur Bestätigung zog Kameron sein rechtes Hosenbein ein Stück nach oben. Tatsächlich. Unterhalb des Knies war das metallene Bein in zwei Teile gebrochen. „Naja. Dann muss ich meinem Arzt wohl heute noch einen Besuch abstatten." Kameron versuchte zu lächeln. „Gut. Ich fahre dich.", entschied Fae. „Warum du?", platzte es aus Jackow heraus. „Was? Ich dachte nur." Seine Schwester sah ihn jetzt direkt an. „Natürlich kannst auch du Kameron fahren."
Und leise, ohne das Kameron es mitbekam, hakte sie nach: „Bist du sicher dass du schon so weit bist?"

Eisern klammerten sich Jackows Finger um das Lenkrad. Sein Puls beschleunigte sich. „Kann es losgehen?", fragte Kameron der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. „Klar." Er nickte und verstärkte den Druck auf das Steuer bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er hätte Fae fahren lassen sollen. „Jackow?" „Ich fahre gleich los." Im Augenwinkel nahm er wahr wie der Blick seines Freundes auf ihm ruhte. Nein. Es ging nicht. Er konnte es einfach nicht. „Tut mir leid." Jackow zog den Schlüssel aus dem Zündschloss. „Ich kann nicht...ich...Fae muss dich fahren." Den Tränen nahe stieg er aus dem Wagen. Kalt bließ ihm der Wind entgegen. Obgleich es schon tiefster Oktober war, strahlte die Sonne unbeschwert vom bläulichen Himmel. „Hey."  Kameron war neben ihm aufgetaucht. „Wie bist du aus dem Auto gekommen?", fragte Jackow erstaunt. „Na ich bin einfach ausgestiegen und dann auf einem Bein zu dir gehüpft. Eins habe ich ja zum Glück noch." Mit einem leichten Lächeln ließ sich Kameron auf der Motorhaube des saphirblauen Käfers nieder. „Was ist los Jackow?" „Nichts.", antwortete er kaum hörbar. „Das glaube ich dir nicht." Sein Freund zog ihn zu sich auf die Motorhaube. „Du hast dich doch nicht ohne Grund aus dem Staub gemacht." Jackow nickte langsam. „Als....als du in Schottland warst, also... ich....ich hatte einen Unfall." „Einen Unfall?", wiederholte Kameron und die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.  „Ja. Ich... es war nichts Großes. Ich... Ach vergiss es einfach." Seufzend senkte Jackow den Kopf. „Nein. Warum sollte ich?" Mit Daumen und Zeigefinger umfasste Kameron sein Kinn und zwang in so wieder zu ihm hinauf zu schauen. „Komm schon Jackow, wie lange kennen wir uns jetzt schon?" „Seit dem Kindergarten." „Genau. Seit sehr vielen Jahren. Also. Du weißt dass du mir alles erzählen kannst." Kameron schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Na gut." Er gab sich einen Ruck. „Seit diesem Unfall traue ich mich nicht mehr Auto zu fahren. Ich weiß auch nicht....aber jedes Mal wenn ich am Steuer sitze bekomme ich Panik."




















































































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