Kapitel 19
Es waren einige Tage vergangen seit der Schlacht um Asgard. Sofern man es überhaupt so bezeichnet konnte, denn auf einer gewissen Weise war es ja nur ein riesiges Massaker gewesen, dass von den Untoten veranstaltet wurde und unter der Leitung von Loki und leider auch mir gestanden hatte.
Glücklicherweise hatte sich unsere Armee auch als gute Hilfe in Sachen Handwerk und Baukunst entpuppt und somit konnten die Schäden, die in der wunderschönen Stadt angerichtet wurden, sehr schnell beseitigt werden, immerhin kannten die Toten keine Erschöpfung oder Müdigkeit, weswegen sie mehr als nur effektiv arbeiteten. Die Dorfbewohner hingegen waren alles andere als froh über diesen raschen Wiederaufbau. Um ehrlich zu sein hassten sie das neue System von ganzen Herzen und ich hatte das seltsame Gefühl, dass sich bereits nach diesen wenigen Tagen bereits eine Revolution im Gange war, mit dem Ziel Loki zu stürzen. Jedoch töteten seine Diener ohne mit der Wimper zu zucken, weswegen sich die meisten Asgardianer nicht trauten ihre Stimmen, oder gar die Waffen zu erheben.
Ich hingegen saß die meiste Zeit alleine in dem goldenen Palast und langweilte mich zu Tode. Zu Beginn hatte ich oft die ewig langen Gänge des Schlosses durchforstet. Allerdings hatte ich dabei auch einige Räume betreten, die anscheinend etwas kritisch waren. Denn einmal war Loki mit hochrotem Kopf herein gestürmt und hatte mich zurecht gewiesen, dass ich mich gefälligst auf die Bibliothek oder die Gärten beschränken solle. Also verbrachtet ich nun meine Zeit damit bunte Blumen zu betrachtet oder verstaubte Bücher, über Sagen der Asen zu lesen, die ich teilweise schon kannte. Immerhin hatte man viel Zeit, wenn man unsterblich war.
Auf der anderen Seite gab dann auch noch Loki, der mit aller Kraft versuchte sein neues System zu etablieren. Egal ob das Volk hinter ihm stand oder nicht. Zunächst hatte ich seine Ideen teilweise gar nicht so schlecht empfunden, doch inzwischen fand ich seine Vorschläge zumeist lächerlich, da es hauptsächlich um die Errichtung von Statuen und Denkmälern ging, die alle ihm gewidmet sein sollten, während er die richtige Politik irgendwelchen Männern überließ, die sich alle bei ihm einschleimten um nicht in den Kerker zu wandern. Ich konnte sie sogar verstehen, auf einer gewissen Ebene, denn unsere Zellen quollen beinahe über vor Gefangenen und täglich wurden es mehr. Zumeist Flüchtlinge, die von den Untoten im Gebirge oder den Wäldern aufgegriffen wurden und unverzüglich in diesen alten und moderigen Teil des Palastes gebracht wurden, wo sie anscheinend verrecken sollten, denn Loki scherrte sich kaum um das Schicksal dieser armen Menschen. Wohingegen ich sogar den ein oder anderen Laib Brot in den Zellentrakt geschmuggelt hatte, um mein schlechtes Gewissen ein wenig zu besänftigen und weil ich mich selbst wie eine Gefangene fühlte.
Zwar musste ich nicht hungern, im Gegenteil, ich bekam sogar das köstlichste Blut zu Essen, das ich jemals in meinem langen Leben gekostet hatte. Jedoch konnte auch ich nicht frei umher laufen und seit der Schlacht hatte Loki auch kaum eine Verwendung für mich. Stattdessen erzählte er mir jeden Abend davon, was er tagsüber tolles erreicht hatte und wenn ich mich über meine Situation beschwerte, meinte er nur kurz angebunden, dass ich schon genügend getan hätte und dass ich einfach mein Leben genießen sollte.
Am Anfang hatte ich mir sogar noch überlegt häufiger ins Dorf zu wandern, um den Bewohnern zu helfen, was sich als eher schlechte Idee entpuppt hatte. Denn die asgardischen Leute erinnerten sich durchaus an mich und so wurde ich in einer schmalen Seitengasse von einer älteren Dame, in einem zerrissenen Kleid, rücklinks erstochen. Natürlich hatte es mir kaum etwas ausgemacht, da mein Körper solche Wunden innerhalb von Minuten heilen konnte, aber ich wollte nach diesem Zwischenfall mein Glück nicht weiter ausreizen, immerhin gab es sehr wohl Möglichkeiten, um einem Vampir zu schaden oder ihn gar zu ermorden. Weswegen ich nun also zwischen den hohen Bücherregalen festsaß.
Gerade hatte ich einen dicken Wälzer aus einem der obersten Ablagen gezogen und war die hölzerne Leiter hinunter geklettert. Als urplötzlich Loki in die leere Bibliothek gestürmt kam. Es war wirklich traurig, denn wie ich in anderen Werken erfahren hatte, war der Palast unter Odins Leitung ein herrlicher Ort gewesen, mit weisen Menschen, die ihr Wissen geteilt hatten und fast jeden Abend hatte es rauschende Feste gegeben, vor allem nach einem erfolgreichem Krieg. Doch nun war dieser Glanz verflogen und es hatte nicht einmal eine Woche gedauert, bis sich eine bedrückende Schwere auf ganz Asgard verbreitet hatte. Was meiner Meinung nach, nicht nur an den wandelnden Toten lag.
"Das ist unmöglich!", schrie Loki, als er auf den massiven Eichentisch zu lief, an dem ich es mir bequem gemacht hatte und nun erschrocken aufblickte. Zwar hatte ich seine Anwesenheit bereits gespürt, allerdings hatte ich ihn schon lange nicht mehr so aufgebracht erlebt. "Es ist einfach nicht möglich", fluchte er erneut und stütze sich mit seinen Armen auf der Oberfläche des Tisches ab. "Was ist denn passiert?", erkundigte ich mich zögerlich, ohne meinen Blick dabei von den vergilbten Seiten zu nehmen, denn ich vermutete, dass irgendeine Statue kaputt gegangen war und er deshalb so außer sich war.
"Mein Bruder und seine Rasselbande sind auf dem Weg hier her", raunte er in einem Tonfall, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, sofern ich Blut besessen hätte. "Wie bitte? Aber ich dachte durch die Zerstörung des Bifrösts wären wir sicher?", stammelte ich und blickte nun doch von meiner Lektüre auf. Nur um zu erkennen, dass Loki vollkommen am Ende zu sein schien. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen wunderschönen Augen ab, während seine sonst so strahlende Haut nun einen leicht gräulichen Stich hatte. "Es gibt noch andere Wege, aber ich wusste nicht, dass Thor Kenntnis hat von ihnen. Zumindest nicht in diesem Ausmaß", wisperte Loki und strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Aber woher weißt du überhaupt, dass sie kommen werden?", hakte ich nach, während ich eilig aufstand und zu Loki hinüber eilte der sich gegen ein Geländer gelehnt hatte.
"Einige Späher haben mir bereits gestern Abend davon berichtet, aber ich wollte zunächst sicher gehen, dass sie sich auch nicht irren, immerhin ist es ein ziemlich gefährlicher und weiter Weg, aber anscheinend lieben die Avengers das Abenteuer...", murmelte Loki und richtete seinen ausdruckslosen Blick in die Ferne. "Aber wie können sie überhaupt hierher gelangen?", meinte ich, da es sich mir noch nicht so ganz erschloss, wie man ohne Tür in ein haus eintreten wollte. "Als Asgard sich formiert hat, wurden von den Göttern einige versteckte Passagen errichtet, durch so eine sind auch wir hier her gelangt. Manche von ihnen sind ständig geöffnet und können dadurch durch ein paar Versiegelungen blockiert werden. Andere öffnen sich nur zu bestimmten Zeiten und man kann auch nicht genau sagen, wo sie sich öffnen und wo genau man dann in Asgard landet. Dadurch lassen sie sich aber auch nicht versiegeln und genau einen solchen Weg nutzt nun auch mein Bruder...", erklärte mir Loki, wobei man ihm deutlich ansah, wie sehr er es hasste, dass er nichts gegen diese Invasion ausrichten konnte.
"Aber wie wollen die Avengers diese Passage nutzen, wenn sie doch so schwer zu finden sind?", konterte ich und versuchte etwas hoffnungsvoll zu klingen, denn laut Loki, war Thors Plan nicht gerade sicher. "Er hat Freunde auf der Erde, sogenannte Astrophysiker, die es irgendwie geschafft haben die Position dieser Passagen zu ermitteln und dadurch schleust er nur seine Freund hier her und sie werden sicherlich nicht alleine kommen. Mein Bruder har Freunde in der Galaxis und wenn er zu den Fahnen ruft, dann werden sie kommen", erwiderte er und strich sich erneut durch das pechschwarze Haare, wodurch er nur noch mehr am Boden zerstört wirkte. "Aber wir wissen doch, dass sie kommen", konterte ich und trat einen Schritt auf ihn zu, ehe ich meine kalten Hände an seine Wangen legte und dann fort fuhr: "Also werden wir sie erwarten. Wir haben auch eine Armee, eine Armee aus Untoten und die werden wir jetzt sicherlich nicht ins Grab zurück schicken. Mal sehen, wie die Avengers dagegen ankommen wollen, ganz egal welche Heerscharen dein Bruder nach Asgard schicken wird, wir werden auf ihn warten und dann wird er sein blaues Wunder erleben!", und tatsächlich wirkte es so als würden meine Worte etwas in Loki bewegen, denn für einen kurzen Augenblick lächelte er nur schwach, bevor er mir einen raschen Kuss gab und danach meinte: "Und du erklärst dich wirklich bereit dazu noch einmal an meiner Seite zu kämpfen, selbst wenn die Avengers kurzzeitig deine Verbündeten waren?", fragte Loki der nun seine Arme um meine Hüften geschlungen hatte. "Sie waren nie meine Verbündeten und natürlich werde ich die im Kampf gegen sie helfen", erwiderte ich mit fester Stimme und ließ meine Hände zu seinem Hals hinab gleiten.
"Du weißt aber auch, dass das Krieg bedeutet", murmelte er, wobei er mir fest in die Augen blickte
"Dann ziehen wir eben in den Krieg", konterte ich entschlossen und legte meine Lippen erneut auf die von Loki.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top