Kapitel 11

Seine Augen wanderten von meinen Augen zu meinem Mund und wieder zurück, ehe er seine Hand von meinem Haar löste und sie langsam in meinen Nacken gleiten ließ. Diese ungewohnte Berührung, ließ meinen Körper kurzzeitig erzittern, obwohl ich nicht wusste, woher das kam, es war eigentlich unmöglich, aber anscheinend hatte Asgard eine spezielle Wirkung auf die Körper von Untoten. Millimeter für Millimeter näherte er sich mir und blieb nur Zentimeter von meinem Gesicht stehen, weshalb ich bereits meine Augen schloss. „Ich hoffe, du willst es auch", wisperte er, bevor er die Lücke zwischen unseren Gesichtern schloss und seine warmen Lippen auf meine Lippen legte. Für einen Augenblick blieb ich wie eine Statue stehen, doch dann schlang ich meine Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Es war eine ungewohnt zärtliche Berührung für mich, aber es fühlte sich richtig an, zumindest für einen kurzen Augenblick. Bis mir gänzlich bewusst wurde, was ich hier eigentlich tat, weswegen ich entsetzt die Augen aufschlug und mich aus seinem Griff befreite. Erschrocken sah mich Loki an, der etwas außer Atem zu sein schien, doch bevor er einen Ton sagen konnte, meinte ich nur hastig: „Ich muss weg", und drehte mich um. So schnell ich konnte rannte ich los, was dank meiner Fähigkeiten ziemlich schnell war, weshalb ich auch wusste, dass Loki mir niemals hinterher kommen würde, egal wie sehr er sich anstrengte, denn bereits wenige Sekunden später stand ich wieder vor der Holztür und trat in das große Anwesen ein.

Zunächst lief ich planlos durch die unzähligen Räume, so als könnten sie meinem Gehirn etwas Klarheit verschaffen. Mein Geist war noch immer etwas benebelt von dem süßen Kuss mit Loki und dennoch wusste ich nicht, warum es geschehen war. Hatte er Gefühle für mich? Oder lag es nur an der schönen Aussicht? Und weshalb hatte ich diesen Kuss erwidert? Natürlich sah er mehr als nur gut aus, aber dennoch wusste ich, dass es einfach dumm war. Wie von alleine hatten mich meine Füße in das Wohnzimmer, in dem Loki heute Morgen und diesem alten Wälzer gelesen hatte. Das Buch lag noch immer auf dem zierlichen Beistelltisch und ohne sicher zu sein weshalb, setzte ich mich in den monströsen Sessel und nahm das Buch in die Hand. Jedoch schlug es auf magische Weise ganz von allein eine Seite in der Mitte auf, weswegen ich zuerst etwas verwirrt auf den Inhalt starrte, ehe ich begriff was mir das Buch gerade zeigte.

Es handelte genau von dem, was Loki mir vorhin vorgeschlagen hätte, nämlich, dass ich sein Blut trinke sollte, um diese Armee von Untoten anführen zu können. „Wow, also Wikipedia ist ja ein Witz gegen das Teil", dachte ich beeindruckt, während ich anfing zu lesen. Zunächst wurden klassische Merkmale eines Vampires aufgeführt, die ich alle gelangweilt übersprang immerhin wusste ich genau, was ich war und was für Vorteile und was für Nachteile dieses Leben mit sich brachten. Doch im letzten Abschnitt wurde es endlich interessant.

Vampire können einen göttlichen Zustand erreichen, indem sie das Blut eines Gottes oder eines Halbgottes trinken. Die Wirkung des zu sich genommenen Blutes setzt binnen weniger Minuten ein und der Körper des Vampires verfällt zunächst in einen komatösen Zustand, der ungefähr zwei Stunden anhält, während dieser Zeit integrieren sich die Partikel, des Spenderblutes, in das Gewebe des Vampires und können dadurch unterschiedliche Wirkungen hervorrufen, die im Nachfolgenden aufgezählt werden.

Einerseits sind diese „aufgestiegenen Vampire", wie sie im Fachjargon genannt werden, nicht mehr so anfällig für Sonnenlicht und können ohne Schäden davon zu tragen, mehrere Stunden in der Sonne verbringen. Je nachdem welches Geschlecht und welches Alter der Vampir besitzt kann es sogar sein, dass eine Immunität gegen das Licht der Sonne entsteht. Zudem werden bereits zuvor ausgeprägte Fähigkeiten, wie Telekinese, Kontrolle der Elemente, hellseherische Kräfte etc. verbessert oder sogar neu erworben werden. Auch die natürlichen Stärken eines Vampires werden beträchtlich verbessert, wodurch sich auch ihre Macht stärkt.

Für den Blutspender treten bei diesem Prozess keinerlei Nebenwirkungen im klassischen Sinn auf...

Weiter las ich den Artikel nicht, denn ich wurde durch ein Geräusch an der Tür des Zimmers abgelenkt, außerdem hatte ich genug erfahren. Soweit ich verstand bot dieses ganze „Blut von einem Gott trinken" Zeug nur Vorteile für mich, weswegen ich rasch das Buch beiseitelegte und den Raum verließ. Wenn ich etwas mehr Zeit in den Abendkursen verbracht hätte, in denen ich meine Bildung alle zwanzig Jahre etwas aufbesserte, dann hätte ich wohl gewusst, dass man einen Lexikonartikel immer bis zum Schluss lesen musste, vor allem wenn die Floskel fällt „im klassischen Sinn", jedoch schenkte ich solchen Vorgehensweisen nie viel Beachtung und tat es auch heute nicht. Wenn ich es getan hätte, dann hätte ich vielleicht früher erfahren, was Lokis eigentlicher Plan war, aber ich tat es eben nicht.

Als ich in das geräumige Foyer trat, saß Loki gedankenverloren auf der Treppe und bemerkte mich erst, als ich mich vor ihn stellte. „Okay ich mach's, aber bilde dir nichts darauf ein, ich möchte einfach mal wieder bei Tageslicht rausgehen ohne Angst haben müssen zu verbrennen, außerdem scheint die Sache ja ziemlich harmlos für dich zu sein", erklärte ich ihm mit verschränkten Armen. Augenblicklich bildete sich ein süffisantes Grinsen auf seinen Lippen und er erhob sich von den Stufen. „Gut, ich bin bereit, hier und jetzt?", wandte er sich an mich, noch immer mit bester Laune, wobei er seinen Arm demonstrativ ausstreckte. „Nicht hier", lehnte ich kopfschüttelnd ab und zeigte auf das Wohnzimmer „Du solltest dich wenigstens hinsetzten, so ein Biss kann selbst den mächtigsten Gott umhauen, außerdem muss ich davor noch was erledigen, wir sehen uns heute Abend", meinte ich und ging auf die Tür zu. „Aber je schneller wir das hinter uns bringen, desto schneller gehört Asgard uns", widersprach er mir, weshalb ich den Kopf schüttelte. „Das ist meine Bedingung", entgegnete ich kühl und verließ hastig das Haus. Es ging nicht nur darum, dass ich noch kurz darüber nachdenken wollte, ich brauchte zudem noch etwas Nahrung, denn egal wie stark der Wille war, wenn der Hunger siegte, dann würde Loki den nächsten Tag nicht erleben und trotz meine Frühstücks wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen, denn ich hatte bereits den wilden Trieb von Vampiren gesehen, die ausgehungert von Menschen getrunken hatten.

Hallo :) So hier kommt,das neue Kapitel, ich wollte mal fragen, wie euch die Geschichte bis jetzt gefällt und ob ihr Anregungen habt :) Freue mich sehr über eure Kommentare :D lg ladyciriloki

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