Kapitel 1
Müde tapste ich die schmale Wendeltreppe, die in einen kleinen Seitenraum führte, hinunter und band derweilen meine roten Haare nach hinten zu einem langen Zopf, der mir bis tief in den Rücken fiel. Ehe ich die letzten beiden Stufen übersprang und mit einem lauten Knall, aber trittsicher auf dem Boden aufkam und meinen grauen Pullover, der bei meinem Sprung nach oben gerutscht war, wieder nach unten zog. Es war später Herbst und die Tage wurden immer kürzer und kälter, was man auch hier, in meinem Laden, der sich am Rand von New York befand, merkte. Überall drängte sich die kalte Luft in den verwinkelten und mit Kartons zugestellten Raum und auch in meiner Wohnung war es, trotz Heizung, nicht gerade angenehm, weswegen ich mir kurz in die Hände hauchte, um sie etwas zu erwärmen, bevor ich an einem Sicherungskasten den Strom anstellte, woraufhin sofort ein kleines Licht, in der Rumpelkammer anging, dass etwas flackerte, allerdings musste ich sowieso an allen Ecken und Enden sparen, weswegen ich mich um solche Kleinigkeiten schon längst nicht mehr scherte. Mit einem schnellen Handgriff nahm ich mir eine kalte Wasserflasche aus einer Kiste und öffnete, die quietschende Holztür, die direkt in meinem Laden führte, in dem ich zuerst das Licht anmachte und mich dann auf den Weg zur Tür machte, um da CLOSED Schild auf OPEN umzudrehen und um die Tür aufzusperren. Durch das Fenster warf ich einen raschen Blick nach draußen auf die Straße. An den Gehwegen reihten sich Motorräder, in mehr oder weniger gutem Zustand, während sich alte und verrostete Autos ihren Weg durch die Müllsäcke schlängelten, die schon seit Wochen auf dem Asphalt vor sich hingammelten. An heißen Sommertagen war es besonders schlimm, denn dann war der Gestank selbst in meiner Wohnung im Obergeschoss beinahe unerträglich, sodass ich mich hütete die Fenster zu öffnen, trotz der Hitze, die mich umzubringen schien.
Mit einem leisen Seufzer drehte ich mich um und marschierte hinter meinen Tresen, der aus einer milchigen Glasscheibe bestand, auf der eine alte Kasse stand. Mit einem Satz ließ ich mich auf einen drehbaren Hocker fallen und öffnete meine Flasche, die mit einem Zischen aufging, weswegen die Kohlensäure in kleinen Bläschen nach oben stieg. Wenn ich so Recht darüber nachdachte, wurde mir ziemlich oft bewusst, dass ich nicht einmal genau wusste, was ich hier verkaufte. In den Seitenregalen gab es vom einfachen weißen T-Shirt über die Superhelden Figuren, der Avengers, bis hin zum Turnschuh alles. Während sich in der Mitte des Raumes Briefpapier und die dazu passenden Umschläge stapelten. Comics quollen aus den überfüllten Regalen und the Beatles grinsten von einigen Postern an der Wand. Es gab hier alles und auch nichts. Eine Standuhr an der Wand läutete, in einem dumpfen Ton und zeigte mir damit, dass es gerade mal 11 Uhr war, was für mich hieß, dass es noch ein ganz schön langer und einsamer Tag werden würde, bis ich endlich heute Abend gegen halb sieben wieder zu sperren konnte, da ich ohnehin nichts verkaufen würde.
Erschöpft rieb ich mit meinen blassen Fingern in meinen eisblauen Augen, ehe ich nach einer Zeitung griff, die auf dem Boden lag und wahllos in ihr herum blätterte. Sie war mindestens zwei Wochen alt, da sich in der Titelzeile die Zerstörung von New York befand und die glorreichen Taten der Avengers auf fast allen Seiten gelobt wurden. Nach ungefähr der Hälfte des ellenlangen Artikels hatte ich keine Lust mehr darauf, da ich mir dieses Gerede von diesen sogenannten Helden nicht mehr antun konnte. Wem halfen sie denn? Mir etwa, oder der Frau von neben an, die jeden Tag Angst haben musste, dass ihr Kind an einer Lungenentzündung starb? Oder dem alten Ben, der nur noch ein Bein hatte, weil er sein anderes verloren hatte, nachdem er mitten auf der Straße mit einem Messer attackiert und dadurch eine Blutvergiftung bekommen hatte? Nein, sie wollten nur Ruhm und Reichtum, weswegen ich mir beinahe wünschte, dass dieser Loki die Schlacht gewonnen hätte, wenn dadurch nicht so viele unschuldige Menschen gestorben wären.
Mit einer eleganten Bewegung ließ ich das Papier, in einen Mülleimer fallen und schwang meine langen Beine auf die Glasplatte, ehe ich meinen Blick starr gerade ausrichtete. Vielleicht würde sich heute sogar mal ein Tourist hierher verirren, der dann einen Stadtführer kaufen würde, dann hätte ich innerhalb von zwei Wochen wenigstens zwei Dollar Umsatz gemacht, was eine Steigerung um hundert Prozent wäre. Oder ich würde einfach den ganzen Tag hier sitzen und Löcher in die Luft starren, vielleicht etwas länger Mittagspause machen, nur um dann wieder Geld zu zählen oder etwas aufzuräumen. Schließlich hatte ich ja alle Zeit der Welt.
Das Ticken der Uhr, war neben meinen Atemzügen, das einzige Geräusch hier im Raum, weswegen ich voll und ganz darauf konzentrierte, während ich anfing auf einen alten Block mit einem Kugelschreiber Kreise zu malen, damit das Warten wenigstens etwas angenehmer wurde. Als jedoch nach zwei Stunden immer noch kein Kunde in Sichtweite war, beschloss ich einfach meine Pause etwas vor zu verlegen und lief deswegen zurück zu dem Schild, um es wieder umzudrehen, ehe ich zurück in meiner Wohnung lief, doch gerade, als ich die Hälfte meines Ladens durchquert hatte, hörte ich ein helles Schlagen, gegen die Fensterscheibe meines Ladens.
Zögerlich drehte ich mich um, denn sonst kam auch niemand hier her und außerdem war die Tür nicht abgesperrt, doch anscheinend schien sich dieser Fremde ziemlich gut an Regeln zu halten, ging es mir durch den Kopf, während sich meine Beine ganz von alleine in Richtung der Glasscheibe drehten. Jedoch stockte mir der Atem, als ich erkannte, um wenn ich sich hierbei handelte, obwohl ich im Nachhinein nicht mehr sagen konnte, ob ich ihn an seinem typischen schwarzen Bart und den verwuschelten Haaren, seinem silbernen Audi, der direkt auf der Straße vor meinem Geschäft geparkt hatte oder seinem frechen grinsen, erkannt hatte. Eins war allerdings klar, hier stand Tony Stark vor mir, der Mann, der an einem Tag mehr Geld verdiente, als ich jemals in meinem ganzen Leben, naja das war auch eher relativ zu sehen. Mit zittrigen Beinen lief ich auf die Eingangstür zu, die ich mit einem leisen Bimmeln einer Glocke, oben an der Decke, öffnete und mit einem nervösen Unterton in der Stimme hinausrief: „Es ist offen", ehe ich nach hinten taumelte und wartete bis er meinen Laden betrat, der mir nun noch schäbiger vorkam als sonst. Zwar trug Tony Stark auch nur eine einfache schwarze Hose und einen Pullover mit dem Aufdruck Black Sabbath, jedoch wirkte er trotzdem ziemlich fehl am Platz. „Wie kann ich Ihnen helfen?", meinte ich beiläufig, als ich wieder hinter meinem Tressen stand und meine Nerven wieder so gut es ging unter Kontrolle hatte.
Doch jetzt als er hier so vor mir stand und gemächlich alles musterte, was sich im Laufe der Jahre so in dem kleinen Raum angesammelt hatte, drängte sich etwas anderes in die Vordergrund meiner Gedanken. Es war diese Wut, die ich gegenüber den Avengers aufgebaut hatte in all den Tagen, in denen sie als Helden verehrt wurden und doch nichts taten, um uns zu helfen. Nicht einmal Tony Stark konnte trotz seines vielen Geldes den Menschen hier helfen, die auf der Straße lebten, den Kindern die jeden Tag verhungerten oder den Kranken, die an schrecklichen Infektionskrankheiten starben. Unbewusst ballte ich meine Hand zu einer Faust zusammen, entspannte aber meine Muskeln schnell wieder, als er auf mich zu kam.
Erst jetzt viel mein Blick auf den hellbraunen Umschlag, den er in seiner rechten Hand hielt und den er nur langsam auf der milchigen Glasscheibe ablegte, ehe er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah. Seitdem er hier aufgekreuzt war, hatte er noch kein einziges Wort gesagt, obwohl ich ihn immer für einen Schwätzer gehalten hatte, doch nun störte mich sein Schweigen umso mehr, da er mir einfach nicht erklärte, was er von mir wollte, denn so wie es aussah, wollte er sich seinen Iron Man Anzug nicht in Miniaturformart anschaffen, weswegen ich nur matt auf den Umschlag starrte. „Was soll ich damit?", hakte ich nach. Ein kurzes Räuspern drang aus Tonys Kehle „Nun ja, ich sollte Sie mit diesen harte Fakten konfrontieren, die sich darin befinden, keine Ahnung wieso ich das machen muss und was das mit Ihnen zu tun hat", erklärte er mir, wobei seine Worte nur so vor lauter Ironie trieften. „Brieföffner?", fragte er mich und zeigte dabei auf ein silbernes, hauch dünnes Messer, das in einer Halterung neben der Kasse steckte. Verwirrt nickte ich nur und sah zu, wie er mit einem einfachen Schnitt das dünne Papier auseinander riss und mit seinen Fingern ein paar Bilder aus dem Umschlag fischte. „Ach ja, jetzt weiß ich wieder was es mit Ihnen zu tun hat", gab er erfreut von sich, wobei mir die ganze Zeit über bewusst war, dass er genauestens wusste, weshalb er hierhergekommen war. „Das sind doch sie, nicht wahr?", dabei schmiss er ein Foto von mir auf den Tressen, das mich in einem Outfit zeigte, das ungefähr in den 80er Jahren modern war, bauchfrei, knallige Farben. „Haben sich ja ganz schön gut gehalten", philosophierte er, während er das nächste Bild auf die Scheibe legte. „Und das sind auch Sie", stellte er fest, wohingegen ich nur regungslos auf das schwarz weiße Bild blickte. Darauf war ohne Zweifel ich zu erkennen, in einem langen Rock und einer hochgeschlossenen Bluse, auch waren meine Haare streng nachhinten gesteckt, allerdings verritt mein Gesicht eindeutig, dass ich es war. „Eigentlich könnte ich Sie ja auch duzen, allerdings bin ich mir dabei nach dieser Aufnahme nicht mehr so sicher", meinte er beiläufig, als er noch ein Foto dazulegte. Es war ein Gemälde, dass mich in einem Kleid zeigte, dass man vielleicht vor etwa zwei Jahrhunderten getragen hatte, zusammen mit einem streng dreinschauenden Mann saß ich auf einer Bank und schaute mit einem ausdruckslosen Gesicht nach vorne.
Vielleicht könnte ich lügen und ihm weis machen, dass alle diese Bilder gefälscht sind, jedoch wirkten sie alle ziemlich echt und aus diesen Jahren stammend. Trotzdem versuchte ich mein Glück, indem ich arrogant erwiderte: „Ich weiß nicht, was das alles mit mir zu tun haben soll", dabei versuchte ich einen genervten Gesichtsausdruck aufzusetzen, jedoch sah mich Stark nur mit einer belustigten Mimik an und entging mir sachlich: „Nun ja, das sind Sie und wir, damit meine ich meine Wenigkeit und meine Freunde, möchten gerne wissen wer oder was sie sind." „Ich dachte sie wären derjenige der mit eingefroren Soldaten aus vergangen Kriegen kämpft, wozu brauchen sie dann noch ein Relikt aus längst vergangen Tagen", konterte ich ihm schroff und hielt dabei das Foto hoch auf dem ich in schwarz weiß abgelichtet war. „Sie könnten gefährlich werden und ein Verrückter reicht uns", antwortete er mir gelassen. Vermutlich meinte er Loki damit, allerdings hatte ich keine Lust eine Gefangene von diesen Menschen zu werden, ich lebte schon lange genug, um zu wissen, dass Menschen immer das verabscheuten was sie nicht kannte und genau dazu zählte ich. „Denken Sie nicht, dass ich sie schon längst alle ermordet hätte, wenn ich wirklich böse wäre, genügend Chancen hätte es ja gegeben", erwiderte ich ihm und hielt dabei seinem durchdringenden Blick stand.
„Vielleicht, vielleicht war aber die Schlacht von New York auch nur ein Anfang", während er redete viel mir auf wie sich seine Stimmung veränderte, als er über den Kampf sprach, etwas musste ihn wohl ziemlich mitgenommen haben. „Vor mir brauchen Sie keine Angst zu haben, das gebe ich Ihnen gerne auch schriftlich, wenn sie mich dann in Ruhe lassen", versuchte ich das Gespräch zu beenden, leider hatte ich diese Rechnung ohne Tony gemacht, denn er sagte nur schnell: „Wir würden trotzdem gerne erfahren, was sie können, schließlich sieht das ziemlich viel versprechend aus", eilig hob er zwei der Fotos in die Höhe und grinste mich an. „Und was hab ich davon?", entging ich ihm knapp, da ich ihm schon mehrfach verdeutlicht hatte, dass ich keine Lust darauf hatte. „Dann erzähle ich Ihnen auch, wie wir auf Sie gekommen sind, schließlich dürfte es Sie interessieren, wieso ihre Tarnung aufgeflogen ist", meinte er nur locker und wartete meine Reaktion ab. Erschrocken fuhr mein Kopf nach oben, während sich meine Augen weiteten, vermutlich hatte er Recht, Stark war wahrscheinlich nur der Anfang und bestimmt einer der weniger gefährlichen Menschen, die hinter mir her sein würden, falls meine Deckung wirklich aufgeflogen sei.
„Okay was soll ich tun?", stammelte ich ein wenig perplex, wobei ich das Fotopapier in meiner Hand zu einem Ballen zerknüllte. „Kommen Sie mit mir in den Avengers Tower", war seine Antwort, die wie aus der Pistole geschossen kam.
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so, das erste Kapitel ist vorbei, lasst doch eure Meinung da, wie ihr es fandet :) Lg Eure ladyciriloki ^^
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