7. Kapitel - Schoßmenschen

Den ganzen Weg nach Hause hielt Beatrice Sol'Artaire die Hände ihrer Töchter, als hätte sie Angst sie zu verlieren, wenn sie sie losließ. Emira war unglaublich erleichtert bei ihrer Familie zu sein, während ihre große Schwester sich nur ständig verlegen umschaute.

Die Hitze des Tages war nun nahe der Unerträglichkeit und sie wollten alle nur noch nach Hause. Über ihnen fuhr eine der dunklen Straßenbahnen vorbei, Emira ignorierte den Lärm und versuchte sich auf die bunten Blumenkästen in den Balkonen zu konzentrieren. Sie entschied sich dazu später noch an den Glialt zu gehen, um Ruhe zu finden.

Nach dem ganzen Gewühl in der Innenstadt hatte ihre Nachbarschaft etwas Tröstendes an sich. Der Geruch nach Kaffee und der Anblick der herrlich blühenden Aigavillen half ihr, die dunklen Bilder der Arkaden zu verdrängen.

Ariana holte mehrmals Luft, als wolle sie irgendetwas sagen, tat es jedoch nicht. Weder Emira noch ihrer Mutter waren zum Reden aufgelegt. Nicht hier draußen. Doch sobald sie die vertraute Sicherheit ihres Zuhauses erreicht hätten, würden sie über den ganzen Vorfall sprechen. Sie freute sich schon darauf endlich sicheres Terrain zu betreten.

Abrupt blieben sie stehen. Beatrice versteifte sich, Emira starrte mit weiten, grünen Augen auf die Wand vor ihr und Ariana trat von einem Bein auf das andere. Vor ihnen, an der dunklen Häuserwand, stand mit weißer Farbe, in dicken, großen Buchstaben: ‚Schoßmenschlein'.

Beatrice stieß einen bösen Fluch aus und starrte das Wort, das frech die Wand neben ihrer renommierten Tierarztpraxis verschandelte, vernichtend an.

Schoßmenschen. Eine abfällige Bezeichnung für Menschen, die sich in den Kreisen der Werwölfe bewegten und, laut den Leuten die so ein Wort gebrauchten, sich von ihnen instrumentalisieren ließen. Sie fühlte sich, als würde sie in ein tiefes, dunkles Loch fallen. Das war ein Angriff auf ihren Vater. Ihre Familie. Es gab Menschen da draußen, die nicht nur dagegen waren, dass der Alpha seine Gefährtin in Enrhym suchte, sondern auch, dass Leute wie Jannis dies zuließen.

Sicherheit war eine Lüge.

„Kommt! Wir gehen rein." Beatrice ging voran und schloss die Haustür auf. Emira und Ariana warfen sich einen kurzen Blick zu, ehe sie ihrer Mutter in das Treppenhaus folgten.

Hier unten war alles normal. Es roch nach Filz und scharfem Desinfektionsmittel, die leisen Geräusche von Tieren drangen an ihr Ohr. Beatrice hatte ihre Tierarzthelfer früher nach Hause geschickt und so waren sie die einzigen im Haus.

Die Schwestern liefen voran, die Stufen des alten Hauses knarzten unter ihren Schritten, ein vertrauter Laut in dieser feindseligen Welt, die ihr immer fremder wurde.

Sie gingen in die Küche. Ariana sprang sofort erpicht zur riesigen, kupferglänzenden Kaffeemaschine und noch bevor sie jemand aufhalten konnte, hatte sie an den schwarzen Rädchen gedreht und mit einem unglaublichen Lärm begann das Gerät Wasser zu erhitzen und gleichzeitig Kaffeebohnen zu mahlen.

Genau wie Jannis hatte Ariana eine Schwäche für Technik und blickte deswegen mit funkelnden Augen zu den zwei miteinander verbundenen, länglichen Kesseln. Was sie dort genau sehen wollte, war Emira schleierhaft. Andererseits hatte ihre Schwester davon geredet, dass sie das neue ‚Spielzeug' ihrer Eltern gerne mal auseinandernehmen würde, um es zu verstehen und vielleicht hatte sie das sogar gemacht, als alle anderen geschlafen hatten. Ihr zuzutrauen wäre es.

Der Krach, den die Maschine verursachte, übertönte selbst ihre Gedanken und seufzend ließen sich Emira und ihre Mutter am Tisch nieder. Mit einem leidenden Gesichtsausdruck und geschlossenen Augen begann Beatrice ihre Schläfe zu massieren. Als der Lärm endlich endete, stellte Ariana auch schon drei dampfende Tassen auf den Tisch.

Sie hatte keine Lust auf Kaffee, aber einmal vor ihrer Nase, konnte Emira das Getränk schlecht zurückgeben. Die Beschwörerin stellte ihr eine Flasche Milch hin, bevor sie sich setzte und Unmengen an Zucker in das schwarze Gebräu vor ihrer Nase kippte.

Beatrice schüttelte nur den Kopf und trank einen Schluck. „Also. Was ist passiert?"

Emira seufzte leise. Sie wusste nicht einmal wo sie anfangen sollte.

„Ich...ich weiß nicht", murmelte sie leise.

„Es war unglaublich!", rief Ariana aufgeregt. „Wir waren in den Arkaden und sind in Richtung Boutique gegangen. Und plötzlich! Plötzlich ging alles drunter und drüber. Überall waren...Menschen! Das reinste Chaos!

Und dann haben sich die Wächter in Wölfe verwandelt! Und da war dieses Ding. Dieses...Ding!" Ariana gestikulierte wild vor sich hin. Sowohl ihre Schwester als auch ihre Mutter sahen dabei besorgt zum Kaffee in ihrer Hand. „Und dann haben die Werwölfe sich zusammengerottet und es gejagt! Es ging alles so unglaublich schnell! Ich konnte dieses...Ding! Dieses Ding ja nicht mal erkennen und..."

Das Schellen der Klingel war so durchdringend, dass Emira zusammenzuckte und Ariana sich an ihren nächsten Worten verschluckte.

Es klingelte wieder. Dann wieder. Dann Sturm. Unruhig sah Emira sich um. Das hieß nichts Gutes. Nicht nach diesem Tag. Genervt erhob ihre Schwester sich und ging zur Küchentür. Das Geräusch verstummte und die Beschwörerin kam grinsend zurück. Sie hatte die Klingel ausgehängt.

„Ach Kind", murmelte Beatrice mit einem Lächeln, führte ihre Tasse nochmal an ihre Lippen und stand dann auf. Vielleicht war es irgendjemand dessen Haustier dringend Hilfe brauchte. Zurzeit war keine Jagdsaison, also waren die meisten Kunden ihrer Mutter kleine Rassehunde, die die reichen Menschen in Enrhym zur Zierde hielten.

Seufzend lief Beatrice die Treppe hinab. Emira griff nach der Schulter ihrer Schwester, als diese Anstalten machte, in ihr Zimmer zu verschwinden.

„Was?"

„Es hat sturmgeklingelt!", erklärte sie, als würde sie glauben Ariana wäre taub.

„Ja?"

„Wenn jemand so klingelt ist es sicher ein Notfall und Mamas Assistenten sind alle schon zu Hause! Wir müssen ihr Helfen!"

„Ich mag es nicht wie du das Wort ‚wir' in diesem Satz verwendest."

Wütend starrte Emira sie an. Es lag eine brennende Bestimmtheit in ihrem Blick, jedenfalls sagte das Kaden immer. Sie fühlte die Energie in ihrem Inneren, dieses Gefühl, das sie auch hatte, wenn sie einen widerspenstigen Hund unterwarf.

„Ari." Emiras Stimme war fordernd.

Die Beschwörerin blickte ihr lange entgegen, ihr Kiefer angespannt. Schließlich stöhnte sie resignierend und verdrehte ihre dunkelgrünen Augen. „Na fein!"

Beatrice lächelte gutmütig, als ihre Töchter neben ihr am Fuß der Treppe ankamen und öffnete dann die Tür.

Anstatt eines aufgelösten Hundebesitzers stand jedoch eine wütende Frau vor ihnen. Ihre blonden Haare saßen in einer perfekten, betonharten Frisur auf ihrem Kopf, ihre teure Kleidung schmeichelte ihrer bleichen Haut und auch sonst schrie alles an ihr nach Werwolf-Mittelschicht.

„Guten Ta...", begann ihre Mutter freundlich.

„Was fällt Ihnen eigentlich ein?!", unterbrach sie die Frau unwirsch. Ihre aufbrausende Stimme ließ Emira innerlich zusammenzucken, während Arianas Gesicht von einem angriffslustigen Grinsen aufleuchtete.

Das Lächeln auf dem Gesicht von Beatrice gefror zu einer professionellen Maske. „Wie bitte?", fragte die Tierärztin sanft.

„Kommen Sie mir jetzt nicht so! Das wissen Sie doch ganz genau!" Wenn sie noch lauter schrie, hätten die Nachbarn auch noch etwas von der ganzen Sache. Einige Passanten fanden das Spektakel auf jeden Fall schon sehr interessant und sahen fragend zu der Szenerie.

„Vielleicht wollen Sie erstmal hereinkommen und eine Tasse Kaffee..."

„Ich will ganz sicher nicht in Ihr Haus!", echauffierte sich die Werwölfin.

Emiras Mutter zuckte mit ihren Schultern. „Wenn Sie mir dann zumindest Ihren Namen..."

„Was fällt Ihnen eigentlich ein?!", wiederholte sie. Beatrice gab ihre Überredungskünste auf und sah der Fremden nur noch sehr gefasst entgegen. „Sie und Ihre verdammte Brut", zischte sie und ihre stechenden Augen funkelten Ariana und Emira an, „tun so verdammt freundlich, aber greifen hinterrücks meinen armen, kleinen Jungen an!"

Das leise Ausstoßen von Luft verriet Emira, dass ihre Schwester neben ihr gerade ein lautes Lachen unterdrücken musste.

Sie selbst war einfach nur verwirrt. Max war doch nicht wirklich zu seiner Mutter gegangen und hatte gepetzt. Andererseits hatte er einmal seine Eltern einen Vortrag für ihn ausarbeiten lassen, den er dann nur noch sehr desinteressiert hatte runterbeten müssen, um seine Versetzung zu garantieren. Später hatte er vor seinen Freunden damit angegeben, dass der Lehrer zu dumm war zu bemerken, dass das alles gar nicht von ihm war.

Auf dem Gesicht ihrer Mutter spiegelte sich Verwirrung, die ganz kurz ihre Ruhe durchbrach. „Wie bitte?", fragte sie nun nochmal, sah jedoch nicht die Wölfin, sondern ihre älteste Tochter an.

Emira wurde heiß vor Unbehagen. Das war alles ihre Schuld. Sie hätte nicht so reagieren sollen. Ihre Hände wurden schwitzig, als sie zu Beatrice blickte. Sie sollte sie ansehen und nicht ihre Schwester. Ariana hatte schonmal eine bessere Unschuldsmiene vortäuschen können, jetzt unterdrückte sie jedoch nur mühsam ihre mit Verachtung gemischte Belustigung.

„Ja genau! Wenden Sie sich lieber an Ihre verkommene..."

„Ruhe." Emira schluckte. Die Stimme ihrer Mutter war weder laut noch wütend, aber so durchdringend als hätte sie geschrien. Die Werwolf-Frau wich perplex zurück. „Was ist passiert?"

Die Beschwörerin hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und schüttelte ihre Haare aus. „Der Werwolf hat Emira angegriffen, also hab ich ihm ein bisschen Strom durch den Körper gejagt", meinte sie lapidar.

Wie konnte Ariana nur alles immer so egal sein?

„Du verdammte..."

„Ruhe!", wiederholte Beatrice und drehte sich jetzt zu ihrer jüngsten Tochter. „Du wurdest angegriffen?" Die ehrliche Sorge in der Stimme ihrer Mutter tat ihr beinahe körperlich weh.

„Es...es war kein richtiger Angriff. Maximilan hat mich...", sie stockte. Dafür, dass es ‚nichts' war, hatte ihr Handgelenk ziemlich geschmerzt. „Er hat mich festgehalten."

„Ach und da muss man dann gleich so aggressiv werden, oder was?", keifte Max' Mutter sie an und Emira sah ihr mit großen Augen entgegen. Ihr Magen drehte sich vor Unbehagen und ihre Wangen glühten vor Scham.

Beatrice trat einen Schritt vor und starrte die Wölfin mit funkelnden Augen an.

„So reden Sie nicht mit meinen Kindern."

„Ich..."

Ihre Mutter drehte sich von der anderen Frau weg und sah dann sanft zu Emira. „Was ist denn passiert?"

Sie konnte in ihrem Gesicht sehen, dass es ihr nicht behagte die ganze Sache hier draußen zu klären. Die Schülerin sah beschämt zu Boden. Ariana holte Luft zu einer Antwort, aber ihre Mutter hob ihre Hand, um sie zu unterbrechen. Sie musste da allein durch.

„Maximilan wollte mit mir ausgehen und ich habe ‚Nein' gesagt. Dann hat er mich festgehalten und Ariana hat ihn dann...verscheucht." Das war ein sehr sanftes Wort dafür, dass sich ihre Finger in den Augen des Werwolfs vergraben hatten, ehe der Strom durch seinen Körper geflossen war wie ein reißender Fluss, aber sie würde ihre Schwester ganz sicher nicht noch mehr reinreiten.

„Verscheucht?", keifte die Wölfin fassungslos.

Beatrice hatte genug gehört und drehte sich wieder zu ihrem ungebetenen Gast.

„Also hören Sie – Sie haben sich immer noch nicht vorgestellt, oder? – Ich bin Tierärztin", erklärte sie und wies an dem weißen Graffiti vorbei zu ihrer Praxis. Max' Mutter sah kurz zum Schriftzug und runzelte die Stirn bei dem Wort, das dort an der Wand stand.

Schoßmenschlein

„Und als Tierärztin bringen mir viele Menschen nicht nur ihre Lieblinge, sondern auch die großen Kampf- und Jagdhunde, die genutzt werden um Perytone zu stellen. Sie wissen schon! Perytone! Die großen, menschenfressenden Monster in den Bergen." Verwirrt blickte die Wölfin sie an. „Wissen Sie wie man Hunde zur Jagd abrichtet? Das ist gar nicht so einfach. Alles muss seine Ordnung haben, jeder seinen Platz. Nicht jeder Welpe ist dafür gemacht, aber man kann den Kleinen trotzdem allen beibringen sich zu benehmen." Max' Mutter schien ihr absolut nicht folgen zu können, ihr Gesichtsausdruck erinnerte stark an ihren Sohn. „Nicht jeder Hund ist dafür gemacht zu arbeiten. Zu jagen, aufzuspüren, zu schützen, manche sind eben einfach dafür da, um da zu sein. Aber man sollte und kann jedem Hund Manieren beibringen."

Die Frau blinzelte sprachlos. „Was?", blaffte sie.

Emira war überrascht, dass Max' Mutter anscheinend überhaupt nicht mitbekam, dass sie gerade beleidigt wurde, und auch, dass Beatrice zu solchen Mitteln griff.

„Bringen Sie Ihrem Sohn doch einfach bei, Mädchen nicht zu belästigen. Dann wird er auch sicher jemanden finden, der mit ihm ausgeht."

Die hellen Augen der Wölfin funkelten auf. „Warum bringen Sie Ihren Kindern nicht bei niemanden einfach so anzugreifen?"

Die Tierärztin verzog ihr Gesicht zu gespieltem Bedauern. „Ich habe ihnen beigebracht den Unterschied zwischen ‚einfach so' und ‚nicht einfach so' zu erkennen."

Das war fast gelogen. Ariana hatte ziemlich lange gebraucht, um ihr überspringendes Temperament zügeln zu lernen.

„Das ist doch unerhört! Ihre Tochter hat meinen Sohn angegriffen!"

„Ja, aber Ihr Sohn hat meine Tochter belästigt." Nun zeigte ihr Gesicht ehrliches Mitleid, so wie man Mitleid mit einem störrischen Kind hatte, das einfach seine Kekse nicht bekam.

Wütend warf die Wölfin ihre Arme in die Luft. „Dagegen kann ich doch nichts machen? Er ist nun mal ein Junge und ein Werwolf! Die sind eben so!", schrie sie, als wäre das die einzige Entschuldigung die Max brauchte, um mit allem davon zu kommen.

Er war einfach so, weil er ein Junge und ein Werwolf war! Wie unglaublich einleuchtend.

Emiras Mutter war kurz sprachlos, als sie die blonde Frau vor sich anstarrte. Dann nickte Beatrice. „Es tut mir sehr leid, aber ich kann doch da auch nichts gegen machen. Ariana ist eben eine Elektrizitäts-Beschwörerin. Da passiert sowas schon mal. Die sind eben so."

Der pikierte Schock im bleichen Gesicht der Frau war beinahe lustig. Sie holte Luft um sich erneut zu echauffieren, aber Beatrice wich in den Flur zurück, um ihr die Haustür ins Gesicht zu schlagen.

„Was ist denn hier los?" Eine weitere Frau trat auf das Haus zu, ihre bloße Präsenz genügte, damit sich die wenigen Passanten, die dem Streit zugesehen hatten, hastig zerstreuten. Mit der grünen Uniform und dem flammroten Vogel auf ihrer Brust, legte man sich besser nicht an.

Emira erschrak innerlich und auch Arianas Schultern strafften sich, als die Wächterin bestimmt auf ihr Haus zutrat. Sie kannten sie. Vor nicht einmal einer Stunde hatte sie sich vor ihren Augen in eine riesige Bestie verwandelt. Ihre Mutter hielt die Tür fest.

„Gut, dass Sie da sind! Diese Menschen", fauchte Max' Mutter verächtlich, „haben meinen armen, unschuldigen Jungen ohne Grund angegriffen!"

Mit vollkommen unbeeindruckter Miene sah die Wächterin erst zu ihrer Artgenossin und dann zu den Sol'Artaire Frauen, kurz zuckten ihre Augen zu den Schmierereien an der Wand, doch ihrem Gesicht war nicht abzulesen, was sie dachte.

„Aha", meinte sie. Neben der blonden, aufgetakelten Frau sah sie mit ihrer Uniform und ihren braunen, zu einem Pferdeschwanz gebunden Haaren, schon beinahe schlicht aus.

Emira befürchtete diese unleidige Geschichte noch einmal erzählen zu müssen, noch einmal von ihnen allen angestarrt zu werden und sich dem Zorn von Max' Mutter auszusetzen, aber die Wächterin wandte sich nur unbeeindruckt an die andere Wölfin.

„Dein Welpe lässt sich von einem schwachen Beschwörer verprügeln, Doreen?", fragte sie verächtlich und warf einen kurzen Blick zu Ariana.

„Ich...!"

„Geh und klär das auf der Wache, verdammt nochmal. Geh und erzähl allen, dass sich Mark von Menschen besiegen lässt, die nicht mal die Hälfte seiner Stärke haben. Dann hast du genug gekeift und dein Welpe ist das Gespött der Stadt, aber du hast Genugtuung."

Emira fand es beachtlich wie sich das Gesicht der Wächterin nicht einmal rührte. Ihre Miene war absolut ausdruckslos, während Ariana süffisant grinste.

Max' Mutter wich vor der anderen zurück, ihr Gesicht eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut. „Sein Name ist Maximilan!", knurrte sie. „Widerlicher Mischling!"

Sie strahlte pure Abscheu aus und es fehlte nur, dass sie der Wächterin vor die Füße spuckte, aber dafür war sie wohl zu gut erzogen. Doreen drehte sich um und stolzierte davon. Die Sol'Artaire Frauen blickten ihr hinterher, ehe ihre Aufmerksamkeit auf die Werwölfin gezogen wurde, die vor ihrer Türschwelle stand.

„Guten Tag. Mein Name ist Martha Kraft, Wächterin der Stadt Enrhym." Sie streckte ihre Hand aus und begrüßte Beatrice und ihre Töchter. Ihr Griff war stark, und bestimmt erwiderte Emira ihn. Ihr Vater hatte ihr beigebracht immer fest zuzudrücken.

Martha blickte zu Ariana, die sie frech angrinste, die Wölfin verzog erneut keinen Muskel.

„Wir kennen uns", sagte sie ungerührt zu der Beschwörerin.

„Gibt es ein Problem?" Beatrice wirkte wieder freundlich, doch Emira konnte an ihrer Haltung erkennen, dass sie jederzeit bereit war, die Wölfin abzuweisen.

„In den Arkaden gab es heute einen Zwischenfall, zu dem ich ein paar Zeugen befragen muss. Ich habe den Geruch von Ariana Sol'Artaire vernommen."

„Ich rieche auch sehr gut, nicht?", warf diese dann lachend ein.

Martha und Beatrice sahen unamüsiert zu ihr.

Emira erstarrte, als die Wächterin ihr direkt in die Augen blickte.

„Und deinen auch." Aus ihrem Mund klang das so unglaublich kalt, dass der Schülerin schon wieder schlecht wurde. Martha war ihre sichtliche Unruhe vollkommen egal. „Ich möchte Ihre Töchter einer kleinen Befragung unterziehen."

Beatrice wich zurück und wies in den Flur.

„Kann ich zumindest Ihnen Kaffee anbieten?"

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