22. Kapitel - Der Besuch
Alinas stramme Schritte hallten laut durch die Hallen der Uhrwerk-Zitadelle. Sie hatte furchtbar schlecht geschlafen. Nachdem sie gestern ihren Bruder davon abgehalten hatte General Hartur umzubringen, hatte sie eigentlich nicht mit weiteren Katastrophen gerechnet gehabt und sich auf ihr wohlverdientes Bad gefreut, aber Darian und sein furchtbares Temperament hatten ihr ihren ganzen Abend verdorben. Und Emira erst.
Hinter ihr liefen die Shinejey Zwillinge und die Prinzessin freute sich grimmig über den gefährlicheren Eindruck, den sie mit ihnen erzeugte.
Sie öffnete die unscheinbare Tür vor ihr und trat in das Büro. Zufrieden erblickte sie den Mann, den sie sprechen wollte, doch das Gefühl wurde gedrückt, als sie den rothaarigen Jungen sah, mit dem sich Amalrich unterhielt und war schließlich vollkommen verschwunden, als sie den knochenbleichen Kerl bemerkte, der sich hinter dem erwachsenen Werwolf herumdrückte. Selbst auf diese Distanz konnte sie Ottos aufgebrachtes Gefuchtel sehen, mit dem er versuchte seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Wahrscheinlich hatte er sich deswegen auch Juan Ruiz mitgenommen obwohl jeder wusste, dass der große Shinejey ohne seine Anführer so harmlos war wie ein Hundewelpe.
„... so etwas ist inakzeptabel! Ich werde diese Behandlung nicht länger dulden! Sie haben nicht das Recht dazu ...!", erschrocken hielt Otto in seiner Tirade inne, als Alina zu den Männern trat.
„Guten Morgen", begrüßte sie sie. „Gibt es ein Problem?" Ihre Stimme war so süß wie immer, aber ihr Gesichtsausdruck ließ Otto zusammenzucken.
Unruhig wich er einen halben Schritt zurück. „Sie haben meine Post geöffnet und meine Briefe gelesen! Das sind meine Privatsachen gewesen!"
Amalrich seufzte ergeben. Sein heller Schatten schwieg verdächtig. „Dies haben wir nicht getan."
Ihr Bruder wedelte wütend mit dem Stapel Papieren in seiner Hand herum. „Sie waren offen! Ich weiß das!", schnaubte er aufgebracht und zog sich danach wieder mit einem nervösen Seitenblick auf Alina zurück.
„Für mich sehen sie sehr geschlossen aus", gab sie zu bedenken.
Otto hielt mit seinem Wedeln inne, sodass man gut den geschlossenen Zustand der Briefe betrachten konnte. „Sie waren offen!", wiederholte er. „Ich weiß es!"
Mit einem sanften Lächeln blickte sie zu Amalrich, der zu einer weiteren Rechtfertigung ausholen wollte. „Es waren erneut diese furchtbar schwülstigen Liebesbekundungen seines Freundes!", erklärte sie.
Der alte Werwolf hob überrascht seine Augenbrauen, Otto zuckte zusammen und verschränkte seine Arme vor dem Bauch. „W-was?"
„Es ist einfach so traurig, dass man heutzutage niemandem mehr trauen kann", zwitscherte Alina und funkelte dann ihren kleinen Bruder an. „Ist mir vollkommen egal an welchem Ufer du schwimmst."
Bedrückende Stille legte sich über die Anwesenden.
„Wichtig ist ja, dass man überhaupt schwimmt!", mischte sich plötzlich Juan Ruiz in das nicht mehr existente Gespräch ein. „Früher war ich ganz schlecht im Schwimmen, aber zum Glück hat Celine mir Unterricht gegeben!" Hinter sich vernahm Alina das mühsam unterdrückte Kichern eine der Zwillingsschwestern, wahrscheinlich Oliva. „In der Tat ist Celine die einzige, die uns je Schwimmunterricht gegeben hat", sinnierte er weiter und das Schnauben wurde lauter. „Hat je einer von euch Meo schwimmen sehen? Kann er überhaupt schwimmen?" Die Geräusche verhaltener Freude hinter ihr nahmen zu und auch auf ihre Lippen schlich sich der Anflug eines ehrlichen Lächelns. Manchmal fragte sie sich schon, ob seine treudumme Art nur gespielt war oder ob sie einfach schon zu viel ihrer Unschuld verloren hatte.
„Vielen Dank für diese Anekdote, Meister Ruiz", sagte sie wohlwollend. Der Shinejey verbeugte sich vor ihr.
Otto fixierte mit wütend verzogenem Gesicht die Bodenfliesen. „Ich will nicht, dass irgendeiner von euch meine Briefe liest!" Seine Wangen wurden so glühend rot wie seine Haare.
„Wir wollen alle so unterschiedliche Dinge und so viele unterschiedliche Dinge nicht", säuselte sie. Das was sie wollte, war, mit Amalrich allein zu sprechen, aber ihr dummer, kleiner Bruder war immer noch hier.
„Alle Post, die von außerhalb der Zitadelle eintrifft, wird ordnungs- und sachgemäß geprüft. Es werden keine Ausnahmen gemacht."
Seine Worte, seine bloße Stimme, lösten bei ihr körperliches Unbehagen aus. Die kleinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf, ein kalter Schauer jagte ihr Rückgrat hinab und etwas zerrte an der Bestie in ihr. Gerade noch rechtzeitig konnte sie verhindern, dass ihre Abscheu sich auf ihren Gesichtszügen spiegelte und sie angewidert zu dem knochenbleichen Mann blickte. „Oh bei der Göttin", zwitscherte sie, „Amalrich. Wären Sie so freundlich, diesem widerlichen Abschaum in Ihrem Schatten zu sagen, dass er, wenn er noch einmal ungefragt das Wort an mich, die Prinzessin von Esparias, richtet, ich meine Shinejey beauftragen werde, ihm seinen Kopf vom Körper zu trennen." Ihre Stimme war so sanft und glockenhell wie immer. Hinter ihr erklang das bedrohliche Geräusch von Schwertern, die aus ihren Scheiden gezogen wurden und Sophia und Oliva traten einen Schritt vor. Der knochenbleiche Mann wurde noch eine Spur blasser. Hilfesuchend blickte er zu Amalrich. Natürlich würde sie den Schwestern niemals befehlen jemanden direkt vor ihr zu exekutieren, schon gar nicht in den Hallen ihres Zuhauses und vor Otto. Sie war ja nicht grausam. Zudem würde sie damit den alten Werwolf brüskieren und sie war nicht dumm genug, es sich mit ihm zu verscherzen.
„Gehen Sie!" So kurz angebunden kannte sie den Alten gar nicht. Der Spion verbeugte sich steif und machte dann, dass er der Aufforderung so schnell wie möglich nachkam.
„Ihr beide solltet ihn zur Tür begleiten!" Ihre Shinejey lösten sich von ihr und taten wie geheißen. Sein sichtliches Unbehagen erfüllte sie mit boshafter Freude.
„Ich ... ich muss auch gehen ...", stotterte Otto. Er presste seine Post an die Brust und bedeutete Juan Ruiz ihm zu folgen.
„Sollte ich meine Spione anweisen sich Euch gegenüber mehr wie Meos abgerichtete Kampfhunde zu benehmen?", fragte Amalrich, als sie endlich allein waren.
„Ich wollte heute Morgen mit meiner Schwägerin sprechen, nur leider war sie nicht in ihren Gemächern zugegen. Wissen Sie auch warum?" Als Antwort atmete er einmal tief durch und beugte sich über seinen Schreibtisch, um sich seine Kaffeetasse zu nehmen. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass mein dummer, großer Bruder wirklich so dreist war seine Gefährtin für eine ganze Nacht einzusperren! Als hätten wir nicht genug Probleme!" Sie fletschte die Zähne. Die Wut brodelte in ihr und am liebsten hätte sie irgendetwas zerstört, aber so etwas ging natürlich nicht. Amalrich schlürfte seinen Kaffee und sie überlegte ob sie sich ebenfalls einen ordern sollte. Mit Rum vielleicht.
„Verzeiht, ich hätte Henryk wohl schon früher fortschicken sollen. Ich weiß Ihr habt besseres zu tun, als heute Morgen zu mir zu kommen", begann Amalrich, „deswegen bin ich auch sehr froh, dass Ihr trotzdem hier seid."
Wenn sie ehrlich war, war sie das auch. Meist war der alte Werwolf die einzige Person mit der sie noch reden konnte. Eigentlich sollte sie sich nicht mit solchen Problemen herumschlagen. Sie sollte den ganzen Tag mit den anderen hohen Werwolf-Damen des Hofes kichern und Gerüchte austauschen. Sie sollte mit ihrer Fast-Schwägerin zusammen Tee trinken, Kleider aussuchen und Feste planen und ein dummes, oberflächliches Leben führen, die einzige Abwechslung bestehend aus Ränkeschmieden und Skandalen. Ihre Intelligenz und Fähigkeiten hätte sie in all diesen Dingen verschwenden sollen, aber dann hatte Darian die Macht ergriffen und sie hatte nicht weiter tatenlos zusehen können. Das Gefühl auf einen unendlich tiefen Abgrund zuzusteuern wurde trotzdem mit jedem Tag schlimmer.
„Meine Brüder malträtieren meine Geduld mit jedem Tag mehr. Weitere schlechte Neuigkeiten kann ich nicht verkraften!" Sie hatte es eigentlich wie einen Scherz klingen lassen wollen, aber sie hatte ihre Stimmlage nicht rechtzeitig genug hochziehen können. Besorgnis huschte über Amalrichs Gesicht und kurz hatte sie die Befürchtung er würde sie umarmen oder sie mit einem Tee auf ihr Zimmer schicken wollen, aber er trank nur aus seiner Tasse und tat nichts dergleichen.
„Ich würde das gerne von Euch fernhalten. Noch vor der Morgendämmerung ist die Delegation aus Couvarde in den Hafen von Craycarasz eingelaufen."
Alina wurde kalt. Fassungslos sah sie aus den großen Fenstern vor ihr, als müsse sie sich selbst davon überzeugen. Sie waren nicht einmal zum Meer hin ausgerichtet.
„Was? Was? Was!" Ihre Stimme wurde schrill und sie schluckte. „Sie sind zwei Tage zu früh! Zwei! Tage! Dieser verdammte Mann ist sein ganzes Leben noch nicht pünktlich, geschweige denn zu früh gewesen! Nicht mal zu seiner, von der Göttin verdammten, Geburt! Wie – wie kann er überhaupt einfach so in den Hafen einlaufen?"
Eindeutig schockiert von ihrer Wortwahl strich sich Amalrich durch seinen Schnauzbart. „Die Schiffe sind wohl in Havarie geraten und es ließ sich nicht umgehen." Alina biss ihre Zähne zusammen bis ihr Kiefer schmerzte. Natürlich. Er wusste schon immer wie er an sein Ziel kam und ihm war schon immer egal gewesen zu welchen unverschämten Mitteln er dafür greifen musste.
„Ordnen Sie an ihn im Hafen festzuhalten!"
Der Alte verzog missmutig sein Gesicht. „Das wurde wohl versucht. So lange wie es ging. Jedoch war es wohl unzumutbar für ihn dort weiter zu bleiben und niemand konnte es ihm befehlen. Keinem Alpha. Das könnte nur ... ein anderer Alpha. Darian hätte es wohl getan, aber die guten Sitten ... Der Friede ... Die anderen Alphas ... Alina. Sie kommen." Ihr wurde so schlecht, dass sie sich wohl erbrochen hätte, wenn sie gefrühstückt hätte. Sofort ging sie zur Tür.
„Halten Sie ihn irgendwie auf! Irgendwie! Das ist die verdammte Uhrwerk-Zitadelle! Setzen Sie ihm alles vor, was das Sicherheitsprotokoll zu bieten hat! Lassen Sie ihn kontrollieren! Seinen Wagen, seine Sachen, seine Wachen, alles! Setzen Sie ihm Meo vor! Setzen Sie ihm Gudrun vor! Halten Sie ihn auf!"
„Meo und Celine sind beide ebenfalls seit dem Morgengrauen wach und damit beschäftigt die Shinejey, dem Augenschein nach, zu Tode zu trainieren." Alinas lange Fingernägel gruben sich tief in ihren Handballen. Für solche Sachen hatte sie jetzt keine Zeit.
„Amalrich! Tun Sie etwas! Ich gehe zu Darian!"
Der Salon verursachte bei ihr noch immer ein schlechtes Gefühl und wenn sich weiterhin so furchtbare Sachen in ihm abspielten, würde sie es wohl nie wieder loswerden. Ihre strammen Schritte klickten auf dem dunklen Holzboden und sie zwang sich leichter aufzutreten. Lockerer zu werde. Zu Schweben.
Auf den viel zu teuren Polstermöbeln räkelten sich, in viel zu uneleganter Weise, Darian und Ben Bradeck. Der Beta stöhnte auf, als sie eintrat, grinste jedoch, als er ihre Begleiterinnen sah. Ihr großer Bruder war schwerer mit Shinejey zu beeindrucken.
„Alina? Jetzt nicht! Wir haben wichtige Sachen zu besprechen. Lass uns allein!" Ja, den Ton kannte sie. Schon ihr Vater hatte ihn angeschlagen. Nun war ihr Vater tot.
„Aber, aber Darian!", säuselte sie wohlwollend. Eigentlich hatte sie eine andere Strategie anwenden wollen. Eigentlich hatte sie warten wollen. Eigentlich hätte sie dafür auch Zeit gehabt. Und nun... „Ich muss ganz dringend mit dir reden. Bitte."
„Ich unterhalte Mich gerade mit Meinem Beta!"
„Seid ihr gleich fertig? Wenn ja könntest du, Ben, bitte Oliva und Sophia zu den anderen Shinejey begleiten?" Der junge Mann horchte auf und sein Gesicht strahlte plötzlich wie der helle Morgen.
„Oh nun. Wenn es wirklich so wichtig ist, kann ich das natürlich tun!" Überschwänglich grinste er Oliva an und sie kicherte.
Darian wirkte wenig überzeugt. „Die Shinejey sind zu unserem Schutz da und nicht umgekehrt", knurrte er. Und dann tat Ben das, was nur Ben tun konnte. Der Beta beugte sich zu ihrem Bruder und schlug ihm mit der Faust gegen den Arm während er „Komm schon, Mann!", sagte.
Der Alpha schnaubte verärgert und nickte dann. „Von Mir aus." Beflügelt sprang Ben auf und war sofort federnden Schrittes mit den Zwillingen verschwunden. Alina seufzte innerlich. Der erste Teil wäre geschafft. Sofort fläzte Darian sich wieder auf dem Mobiliar, die Zimmerdecke weitaus interessanter als sie. „Ich weiß, was du willst! Und Nein!"
Sie kam näher. „Aber, aber Darian!" Ihre Stimme war ein Singsang der Besorgnis, anstatt der Frustration, ihre Körperhaltung strahlte Zerbrechlichkeit aus und keine Wut. Sie war eine sanfte Brise, die ein Schiff auf Kurs brachte, anstatt ein Sturm, der die Segel zerfetzte. Ganz so, wie sie es gelernt hatte. „Sie war die ganze Nacht lang weggesperrt. Vollkommen allein. Sie ist bestimmt ganz verängstigt und sie hat es sicher gelernt. Bitte Darian. Geh hinunter und befreie sie. Vergib ihr. Sie ist doch nur ..."
„Sie ist nur ein Mensch! Genau!", fuhr er auf und erschrocken wich sie zurück. Wut glühte auf seinem Gesicht, troff von seinem Körper und erfüllte den ganzen Raum, so stark, dass sie wirklich um ihr Leben fürchtete. „Sie ist nur ein Mensch! Ein undankbares, kleines Menschenmädchen, das nicht einmal ansatzweise versteht, was es bedeutet Meine Auserwählte zu sein! Sieh mal, Ich war nicht einmal wütend oder enttäuscht, dass sie ein Mensch ist. Ich war so nett und zuvorkommend zu ihr gewesen. Sie ist Meine vorbestimmte Seelengefährtin, also habe Ich sie einfach so angenommen, ohne Mich zu beschweren. Und sie? Was macht sie?!"
Alina musste sich zwingen ihre geballten Fäuste zu entspannen und ihre Finger zu strecken. „Aber, aber Darian", begann sie erneut. „Das war sicher nur ein Versehen. Eine kurze...Schwäche. Sie hat ihre Lektion gelernt und denk doch nur daran wie großzügig du wärst ihr zu verzeihen!" Natürlich könnte sie ihm einfach sagen, dass sie Besuch erwarteten, dass Gefahr im Verzug war, aber Darian war von so etwas noch nie beängstigt gewesen. Er, der er der stärkste Werwolf von Esparias war und sich auch für den Stärksten der Alphas hielt. Das Raubtier unter Raubtieren. Der Herrscher der Herrschenden. Niemand, der ihn bedrohen konnte. Nein, sie musste ihm die Idee schmackhaft machen, bis er dachte es wäre seine gewesen.
„Eine kurze Schwäche", wiederholte er ihre Worte. „Eine kurze Schwäche. Eine kurze Schwäche. Oh ja, das können Menschen doch gut. Kurz schwach werden und sich dann damit entschuldigen. Mit ihrer fehlenden Verbindung! Mit ihrem unmoralischen Lebensstil! Ich will nicht, dass Meine Gefährtin so wird wie sie, Alina! Das könnte Ich nicht verkraften!" Das Gefühl des Fallens wurde unerträglich und beinahe hätte sie sich setzen müssen. Sie. Sie wusste wen er meinte. Sie. Alina hatte sich schon so lange jeglichen Gedanken an sie verboten, dass sie sie schon fast vergessen hatte. „Du hast keinen Gefährten. Du verstehst das nicht. Noch nicht."
Natürlich hatte sie keinen Gefährten. Sie hatte nicht mal Freunde. Abenteuer. Späßchen. Nicht wie ihre Brüder sie hatten. Wahrscheinlich hatte Darian damals, als sie alt genug geworden war, gehofft, dass sie und Ben Seelengefährten werden würden. Mit seinem besten Freund verschwägert sein, das war sicher sein Traum gewesen, aber nichts dergleichen war geschehen und was sie gewollt hatte, war eh unerheblich gewesen und seitdem war sie gut weggeschlossen worden in diese uneinnehmbare Festung. Otto hingegen konnte mit ganz Craycarasz schlafen, wenn er lustig war und Darian würde es nicht interessieren. Gut, ihn interessierte es eh kaum was ihr kleiner Bruder tat, egal ob in seinem Turm oder unten in der Stadt, aber selbst wenn ihre Beziehung besser gewesen wäre, würde der Alpha sich nicht in sein Liebesleben einmischen. Wäre sie nur auch ein Junge, überlegte sie, dann hätte sie heute Amalrich angefahren, dass er ihre Post in Ruhe lassen sollte.
„Aber, aber Darian!" Sie verstummte. Eigentlich wusste sie nicht was sie sagen sollte. „Sie ist sicher nicht wie sie. Emira ... Emira kann das gar nicht sein! Emira ist ein guter Mensch, nett, gütig und treu. Ich bin sicher, du kannst diese Gefühle bei ihr wecken, wenn du dich ihr etwas ... öffnest!" Skeptisch zog er seine Augenbrauen zusammen. „Ich ... ich meine ... nur etwas. Bitte, Darian. Emira ist doch noch eine junge Frau. Sie ist empfindsam und zugänglich, genau wie ich es bin! Würdest du mich einfach so wegsperren?"
Er blickte sie an, als hätte sie ihn persönlich beleidigt.
„Nein! Natürlich nicht! Aber du bist auch eine Werwölfin! Dir sind solche verräterischen Gefühlsregungen wie sie sie hat fremd! Ich tue das zu ihrem Besten!"
„Darian. Zeige dich ihr von deiner gütigen Seite. Zeige ihr, dass du ihr vergibst, großherzig wie ein Alpha." Ihre Worte waren schon leicht grenzwertig. Fast schon eine Aufforderung. Der Alpha hasste es vorgeschrieben zu bekommen, wie er sich zu verhalten hatte, aber Alinas Schultern hingen hinab und sie sah blass und müde aus. Mehr wie ein Bittsteller, als jemand, der jemandem etwas befahl und ihr Bruder atmete einmal tief durch und sah überlegend zur Seite.
„Großherzig", wiederholte er, als müsse er das Wort kosten. „Ja. Schon. Wahrscheinlich hast du Recht. Du bist schließlich auch ein Mädchen." Er schnalzte mit der Zunge. „Vielleicht sollte Ich sie wirklich befreien. Morgen früh." Die letzten Worte lösten einen Sturm der Frustration in ihr aus und am liebsten hätte sie schreiend auf etwas eingehämmert, aber sie wusste, dass sie nur genug Kraft haben würde, um weinend zusammenzubrechen. Sie öffnete den Mund, nicht wissend was sie als nächstes sagen würde, als die Tür zum Salon aufgestoßen wurde. Darian setzte sich wütend auf. „Wer wagt es Mich zu stören?"
„Ich! Wenn's recht ist!" Seine Stimme bohrte einen heißen Keil in Alinas Magen und erschrocken wirbelte sie herum. Mit lockeren Schritten trat der Werwolf ein, hinter ihm ein sehr schockierter Amalrich. Der Alte sah aus, als hätte er vergessen gehabt, wie unglaublich schamlos er sein konnte. Die Kleidung des Eindringlings war nicht formell oder steif, aber teuer. Seine Gesichtszüge waren etwas weicher als die von Darian teilten jedoch eindeutige Gemeinsamkeiten. Mit einem schelmischen Funkeln fixierten seine ebenfalls grünen Augen die beiden, deren Gespräch er gerade unterbrochen hatte. „Was ist los? Freut ihr euch gar nicht mich zu sehen?"
Dem Alpha von Esparias stand der Mund offen und Alina fragte sich, ob ihr Bruder an seinen nicht ausgesprochenen Verwünschungen ersticken würde. „Franz?" Es war mehr eine Frage, als eine Feststellung.
„Ja!", grinste der Werwolf und fuhr sich verwegen durch sein Haar, kurz geschnitten und von so dunklem blond, dass es beinahe braun war. „Ich habe euch ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!" Er blieb vor den Geschwistern stehen und drehte sich zu Alina. „Die Dame zuerst! Komm her meine süße, kleine Cousine!" Er schlug ihre Hand beiseite und zog sie in eine feste Umarmung, die sie unwillig erwiderte. An seinem Rücken vorbei konnte sie Amalrich sehen, der ihr zu verstehen gab, dass es ihm unglaublich leidtat.
„Du bist zwei Tage zu früh", bemerkte Darian gereizt und wurde dann ebenfalls in eine nicht-entrinnbare Liebkosung gezerrt. Es sah grotesk aus.
„Günstige Winde brachten uns unglaublich flink an unser Ziel. Und dann erlitten wir mitten auf dem Meer Havarie, aber ein Glück hat der Hafenmeister uns einlaufen lassen! Was für ein Abenteuer!" Alina wich Darians stechendem Blick aus. „Im Hafen konnte ich natürlich nicht warten. Wer bin ich denn? Der Alpha von Sal Bardu? Oh, was rede ich denn da? Ich habe natürlich Geschenke für euch mitgebracht!"
„Geschenke?", wiederholte Alina.
„Wo steckt dein Gefolge, Cousin?" Darians Stimme grenzte haarscharf an ein Knurren, aber Franz tat so, als würde er seinen Ton nicht hören.
„Die werden gerade ganz vorbildlich von deinen Wachen gefilzt. Verständlich, verständlich, Cousin! Die Uhrwerk-Zitadelle hat ja ihren Namen nicht von ungefähr, aber ich war so frei und habe mich der Behandlung entzogen. Wenn's recht ist!" Mitleidig blickte die Prinzessin zu Amalrich, der nun unter Darians Blick noch älter zu werden schien. „Jetzt guck den armen Amalrich doch nicht so finster an!", versetzte Franz mit einem so freundlichen Ton, dass Darian es nicht als Angriff werten konnte. „Ich habe ihn an all unsere guten Zeiten erinnert! Unser Großvater hat uns Kriegsgeschichten erzählt, unsere Großmutter hat mit uns gespielt und wir sind zusammen bis tief in die Nacht wachgeblieben und haben Unfug getrieben! Das war doch lustig. Und überhaupt was soll ich denn bitte machen? Ich bin der Alpha von Couvarde! Mir würden weitaus bessere Wege einfallen, mich selbst umzubringen, als dich herauszufordern, Cousin! Dafür muss ich nicht nach Esparias fahren. Und was soll ich sonst hier machen? Meine süße, kleine Alina erstechen?" Er lachte. Kurz und freudlos und plötzlich wurden seine Augen hart, als er Amalrich fixierte. „So etwas würde ich niemals tun! Das würde mich selbst beleidigen und willst du mir unterstellen, dass ich mich selbst beleidige? Das wäre ja schon fast selbst eine Beleidigung!" Amalrich verbeugte sich hastig und trat zurück. Er hatte kein einziges Wort gesagt, aber er war es gewohnt von Alphawölfen angeknurrt zu werden. Franz grinste wieder und zerrte eine Flasche mit goldener Flüssigkeit aus dem Beutel auf seinem Rücken. Als Alpha von Couvarde musste man nicht edel und furchteinflößend wirken und konnte so herumlaufen. „Das ist eine Flasche des besten Rums aus den Kellern von Küsterstadt. In Holzfässern gereift, perfekte Farbe und unglaublicher Geschmack."
„Du schenkst Mir Rum?" Es war das erste Mal, dass Darian belustigt klang.
„Nein, doch! Der ist für meine wunderschöne Cousine!" Feierlich überreichte er ihr die Flasche und erschrocken nahm sie sie in die Hand. Normalerweise schenkte man Prinzessinnen keinen harten Alkohol. Noch etwas was man nur tun konnte, wenn man der Alpha von Couvarde war – und mit ihr verwandt.
„Danke", sagte sie.
„Und!" Franz holte eine große Schachtel aus dunklem Holz aus den Untiefen des Beutels und strich schon fast liebevoll über ihren Rand.
„Du schenkst Mir Zigarren?"
„Nein, doch! Der ist für uns! Für uns alle, Cousin! Für Alina, deinen Beta, unser beider Gefährten und natürlich für uns Alphas." Ungläubig legte Darian seine Stirn in Falten, scheinbar unglücklich über die Aufzählung. „Ich war ja so unglaublich froh, als ich gehört habe, dass du deinen Gefährten gefunden hast. Gefährtin! Welch ein unbeschreibliches Glück, Cousin! Das muss unbedingt gefeiert werden und da ich zu deiner Krönung damals fast eine ganze Woche zu spät kam, ist es doch jetzt nur gut, dass ich ganze zwei Tage zu früh bin! Die Familie geht eben vor!" Franz von Küsterharm regierte vielleicht eines der kleineren Werwolfländer, ein Staat bestehend aus dutzenden, verstreuten Inseln, auf denen Zuckerrohr und Tabak angebaut wurde, der Rum und Zigarren verschiffte und für niemand eine Bedrohung darstellte, aber er war genauso harmlos wie Alina es war. Seine Augen glühten auf, als er sich schwungvoll auf die Polstermöbel fallen ließ. Im Gegensatz zu Darian und Ben sah er sogar elegant dabei aus, wie er sich auf ihnen räkelte. „Dein Geschenk, Cousin, liegt unten im Hafen! Es ist unser zweites Schiff."
„Du musst Mir kein Schiff schenken!"
„Es ist nicht das Schiff an sich, es ist die Ladung! Eintausend Kilogramm gut gekühlte Herzen. Für dich und deine Werwölfe."
Darian wurde leichenblass, er ballte seine Hände zu Fäusten. „Was?! Wieso?"
Am liebsten hätte Alina ihn getreten. Menschenherzen waren ein angemessenes Geschenk eines Alphas. Warum musste er nur so unüberlegt reagieren? Er würde sie noch alle töten!
„Wie ‚Wieso'? Wieso nicht? Das ist doch ein sehr schönes Geschenk. Jetzt, da alle Länder nördlich von Esparias von dieser grauenhaften Monster-Seuchen-Plage heimgesucht werden und ihr eure Grenzen schützen müsst, dachte ich, es wäre sogar ein ganz nützliches Geschenk! Schließlich gibt es ja gar keinen anderen Grund warum deine Okkura ihre Heilstätten, Kathedralen und deinen Hof verlassen haben sollten, nicht wahr?" Sein Lächeln war so ätzend, dass es sich durch alle Stockwerke der Zitadelle bis zur Kanalisation hätte durchfressen können.
Darians Wangen färbten sich rot. Das war ganz schlecht. Franz war keiner seiner Leute, die er einfach so anfahren konnte, die er einfach so bedrohen konnte. Also doch, tun konnte er es schon, aber machen sollte er es nicht. Sie hoffte, dass Darian wenigstens das wusste.
„Sicher!", knurrte er.
„Wunderbar! Ich bin ja so unglaublich froh deine Gefährtin kennenzulernen! Sie ist sicher ein ganz reizendes Wesen! Du solltest sie herholen!" Mit kaltem Blick starrte der Alpha von Esparias auf seinen Gast hinab. Franz von Küsterharm lächelte liebenswert. „Wo steckt sie denn?"
Alina sah wie ihr Bruder seine Zähne aufeinanderbiss und schickte ein Stoßgebet zu ihrer Göttin. Das Land Couvarde war harmlos, aber Bestor nicht. Glurian nicht und Ashana auch nicht. Alles Staaten, mit dessen Alphas Franz gut befreundet war. Alphas, die, zusammengeschlossen, sie mühelos vernichten konnten, wenn sie auch nur den Hauch einer Schwäche sahen. Fehlende Okkura waren mehr als nur ein Hauch. Dann würde sich zeigen, dass sie alle keine Raubtiere waren, sondern miese Aasfresser.
„Franz. Du solltest hierbleiben und dich erstmal ausruhen. Meine Gefährtin braucht noch etwas Zeit, um sich fertigzumachen. Mädchenkram. So etwas verstehst du nicht! Ich werde sie holen. Ich würde es begrüßen, wenn du bis dahin hierbleiben würdest! Das ist schließlich nicht dein Zuhause!"
„Was? Natürlich nicht! So etwas würde ich nicht tun! Ich bleibe, selbstverständlich, genau hier sitzen und werde mich angeregt mit meiner süßen Cousine unterhalten, nicht wahr Alina?" Sie lächelte gequält. „Ich würde mich trotzdem freuen, wenn du dich beeilst. Du weißt ja, wie furchtbar ungeduldig ich sein kann, Cousin!"
Die Dunkelheit war überall. Sie waberte durch dieses winzig kleine Loch, warf Schlieren, wenn das schwächliche Licht von außen versuchte durch die Gitterstäbe hereinzukommen und wurde mit jedem ihrer Atemzüge in ihren Körper gesogen. Zitternd hatte Emira ihre Arme um die Beine geschlungen und starrte vor sich her. Am Anfang war sie noch gehetzt von einer Ecke des Raumes in die andere gelaufen, hatte sich vor jedem Geräusch und jeder Bewegung erschrocken und hatte irgendwann versucht zu schlafen. Dann hatten die Perytone zu singen begonnen. Eiskalte Schauer waren Emiras Rücken hinabgekrochen, als uralte Instinkte der Flucht sie übermannt hatten und alle Lektionen, die ihr bereits im Kindesalter eingetrichtert worden waren, hatten sich in ihrem Kopf gejagt. Aber die Monster waren nicht gekommen. Natürlich nicht. Sie waren eingesperrt und dann vergessen worden. Genau wie sie. Der Gedanke war weitaus schlimmer, als der, von ihnen gefressen zu werden. Dann hatte sie ebenfalls angefangen zu singen. Ab und zu war sie in einen unerholsamen Halbschlaf hinabgesunken und dann immer wieder mit rasendem Herzen aufgeschreckt. Aber all das war besser gewesen, als über ihre Familie nachzudenken. Über ihr Leben. Über ihre Situation. Über ihre Vergangenheit. Über ihre Zukunft. Nein. Sie hatte gesungen. Sie konnte nicht einmal singen. Gesungen, damit sie das Lied der Perytone nicht mehr hören musste. Damit sie Ruhe fand.
Jetzt starrte Emira verloren in die Dunkelheit. Ihre Stimme war ihr vor einer ganzen Weile versagt und nun gab es keinen Trost mehr. Keinen Schutz vor ihren dunklen Gedanken. Emira fragte sich, wie lange ihre Familie wohl überleben würde, gejagt von den Werwölfen des Alphas. Ob sie wohl sterben würden oder ob Darian sie wirklich gefangen nehmen würde. Wenn ja, würde sie nicht zulassen, dass er sie hinrichtete. Nein. Sie würde es verhindern. Ihre Haare klebten ihr in dunklen, fettigen Strähnen am Kopf, ihr Kleid war nass vor Schweiß und ihre Stimme nur noch ein lächerliches Krächzen, aber sie wusste genau, dass sie den Alpha davon abhalten würde ihre Familie zu töten, egal wie sie aussah und egal was ihr zustoßen würde. War das das Feuer von dem ihre Schwester ihr mal erzählt hatte? Das, was in ihr brennen sollte? Zurzeit fühlte sie sich nicht sonderlich von Flammen erfüllt. Sie spürte jeden Knochen in ihrem kalten Körper, war unglaublich müde und ihr Magen schmerzte vor Hunger.
Sie hörte die Schritte, aber bewegte sich nicht. Es hatte die ganze Nacht über Schritte gegeben. Doch das Klicken von Schlüsseln war neu. Das Geräusch eines Riegels, der zurückgeschoben wurde. Emira blickte nicht auf, selbst als das Muster auf dem Fußboden verschwand, das kränkliche Licht ihre sanfte Dunkelheit vertrieb und sie spürte, dass jemand zu ihr trat.
Ein zweiter Atem mischte sich zu ihrem.
„Ich bin hier um dich zu befreien, Meine kleine Gefährtin." Ihre eiskalten Finger vergruben sich tief in ihrem Handballen. „Du siehst Mich nicht einmal an?" Seine Stimme wurde zu einem Knurren und ihr brach kalter Schweiß aus. Sie sollte wahrscheinlich nett zu ihm sein. Ihm versuchen zu gefallen. Freundlich lächeln. Aber ihr Stolz verbot ihr aufzusehen. Ihr Trotz verbot ihr ihre Mundwinkel zu heben. Ihre Frustration verbot ihr zu schauspielern. Sie hatte versuchen wollen, um das Leben ihrer Familie zu bitten, aber sie konnte sich nicht rühren. Nicht jetzt. Sie waren aufgestanden und hatten dem Alpha die Stirn geboten und normalerweise war es Emira, die die aggressiven Wege der anderen in Frage stellte, aber nicht jetzt. Nach einer einzigen Nacht in diesem Keller bereits einzuknicken würde sich wie Verrat anfühlen. Ein warmes Etwas berührte ihren Arm und erschrocken wandte sie sich nun doch zu ihm um. Darian vom Schwarzbach hatte sich neben sie gesetzt, auf den dunklen, dreckigen Zellenboden, nah genug damit sie die Hitze seines Körpers spürte, aber weit genug entfernt, dass sie sich nicht sofort unwohl fühlte. Sie hatte nicht gewusst, dass er zu so etwas fähig war. Seine Augen waren nicht auf sie, sondern auf die Dunkelheit gerichtet. „Ich hoffe du weißt, dass Ich das alles aus einem guten Grund getan habe, dass Ich nicht aus Bosheit gehandelt habe." Er drehte seinen Kopf und lächelte sie traurig an. Plötzlich sah er gar nicht mehr aus wie ein brutaler Werwolf, sondern wie ein normaler, junger Mann. Emira wandte den Blick ab. „Ich weiß du weißt nicht wie das ist ein Alpha zu sein. Jeder trachtet nach Meiner Krone. Meinem Leben. Alle wollen sehen wie Ich falle und Ich muss Mich dagegen wehren. Es unterbinden. Niemand darf Meine Macht in Frage stellen, denn dann ..." Er hielt inne. Sie starrte noch immer zu Boden. „Esparias ist nur so stark wie sein Alpha und der Alpha wird nur stark durch seine Gefährtin. Verstehst du? Als gestern dein Gesicht so wurde ... so ... hoffnungsvoll, als würdest du nicht hier sein wollen. Bei Mir sein wollen. Das ist das Schlimmste was einem Alpha wiederfahren kann. Das Schlimmste was Mir wiederfahren kann!" Emira presste ihre Lippen aufeinander. Unsicher hob sie ihren Kopf und ihre Blicke trafen sich. „Und es ist auch das Schlimmste was einem Volk wiederfahren kann. Meinem Volk." Er zögerte. „Unserem Volk." Sie schluckte. Sie wusste, dass er Recht hatte. „Ich bin bereit dir zu ... Ich bin bereit noch einmal von vorne anzufangen. Wir hatten einen schlechten Start, aber wir gehören zusammen. Die Mondgöttin hat es so vorherbestimmt und nur vereint kann Ich Esparias führen." Er reichte ihr die Hand.
Emira sah auf seine Finger hinab und zögerte. Etwas in ihr sträubte sich immer noch dagegen. Gegen ihr neues Leben. Aber sie musste sich damit arrangieren. Plötzlich fühlte sie sich schuldig, weil sie nur an sich gedacht hatte. Hier ging es nicht nur um sie und ihre Familie, sondern um alle Einwohner von Esparias von Enrhym nach Craycarasz, von Maryntrin nach Castriel. Er hatte nicht gewirkt wie jemand, der jemand anderen brauchte. Der sie brauchte. Emira öffnete ihren Mund zu einer Erwiderung, aber nur ein heiseres Krächzen verließ ihren Hals. Sofort faltete sich Darians Gesicht in ein wunderschönes Abbild purer Besorgnis und er erhob sich. „Dir geht es schlecht! Komm! Ich hole dich hier heraus und sorge dafür, dass du ein Frühstück, ein Bad und sehr viel Tee bekommst. Was sagst du dazu?"
Es war erneut ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnte.
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