16.1 Kapitel - Nicht so, wie es sein sollte


Es stank nach Strom.

Der Untere Lyndrylbezirk war einer der unschöneren Flecken in Enrhym. Noch unschöner als die Gegend, in der er lebte. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne bluteten durch die Silhouetten der Schornsteine der umliegenden Häuser. Es war jetzt mehrere Tage her, seitdem Emira...gegangen war. Wie lange genau, wusste er nicht. Alles um ihn herum war in eine zermürbende Masse zusammengelaufen. Er hatte kaum geschlafen. Unruhig sah Kaden sich nach den Leuten um, die in den Schatten um das Lagerhaus herumlungerten. Sie betrachteten ihn eher belustigt als misstrauisch, spielten mit ihren Muskeln. Genau der Schlag Menschen mit denen Ariana sich abgeben würde.

Als das warme Blut seine Finger benetzte, bemerkte er erst, dass er an seinen Ellenbogen herumgespielt hatte. Mit einem wütenden Schnaufen ließ er sich selbst los. Er hatte gedacht, dass seine Haut sich beruhigen würde, nachdem diese verdammte Parade und die Zeremonie vorbei wären. Aber das...konnte er nun vollkommen vergessen. Er verbat sich alle weiteren Gedanken und trottete einfach weiter auf den komischen Gestank zu.

Strom hatte gar keinen Geruch, das wusste er. Es war eher...elektrisierte Luft. Aufgeladen und wild. Die Andeutung von Gefahr.

Arianas kurze Haare standen wild in alle Richtungen ab. Kleine Blitze knisterten in ihren Locken. Ihr Stand war fest und der laute Knall ließ ihn zusammenzucken. Der brennende, hasserfüllte Ausdruck in ihren Augen, die Waffe in ihren Händen und die Zielscheibe, die sie treffsicher mit Kugeln durchsiebte, ließen ihn beinahe umkehren. Kaden schluckte angespannt und schlich näher.

Er räusperte sich. Das letzte was er gebrauchen konnte, war der Knauf der Pistole in seinem Gesicht. Genervt sah sie zu ihm und lockerte ihre Haltung.

„Was machst du denn hier?", begrüßte sie ihn kalt. Es war regelrecht ungerecht wie angsteinflößend sie selbst mit diesem riesigen, weißen Pflaster im Gesicht aussah.

„D-dein Vater...er hat gesagt du bist hier. Wahrscheinlich", stotterte er sich seine Antwort zusammen. Ariana zog misstrauisch ihre Augenbrauen zusammen und er fühlte sich entlarvt.

Er hatte sich mindestens eine halbe Stunde vor ihrem Haus herumgedrückt, hatte mit sich gehadert und gezögert bis Jannis die Tür aufgerissen und gefragt hatte, was er denn nun wollte. Peinlich berührt, war er in der Bewegung erstarrt und hatte dann nach Ariana gefragt.

„Ach so." Sie drehte sich von ihm weg, wahrscheinlich war er doch nicht interessant genug, und trottete dann zu ihrer Zielscheibe.

Sofort folgte er ihr. „D-deine Eltern machen sich Sorgen! Du sollst nach Hause kommen. So schnell wie möglich."

Sein nicht-mehr-Schwiegervater-in-spe hatte abgespannt und erschöpft ausgesehen, die Ringe unter seinen Augen so ungesund dunkel wie die Blutergüsse in Arianas Gesicht. Beatrice hatte Kaden gar nicht zu Gesicht bekommen, genau wie der Rest von Enrhym. Sie war seitdem ihre Tochter weg...gegangen war nicht mehr auf der Straße gewesen und das Schild, das ihre Tierarztpraxis ‚Wegen familiärer Umstände Geschlossen' erklärte, verhieß auch nichts Gutes.

„Mhh." Ariana war vor ihrer Zielscheibe zum Stehen gekommen, die Arme nachdenklich verschränkt. Er fragte sich ob dieses Geräusch nun ihm galt oder ihren Schießkünsten. Ein Blick auf das Plakat ließ ihn sich vornehmen sie nie ein Bild von ihm in die Hände bekommen zu lassen. Kaden hatte sein Gesicht schon fast wieder vergessen, so ordinär war es gewesen, aber nun blickte ihm Meo Carrasco stumpf entgegen, ein Einschussloch direkt zwischen seinen Augen. Kaden schluckte. „Es ist gut, dass du da bist", sagte Ariana nachdem sie ihre Arbeit inspiziert hatte.

Überrascht versuchte er in ihrem Gesicht ein Anzeichen von Spott zu finden. Ehrlich gesagt hatte er nicht gedacht, dass sie mit so neutraler Stimme mit ihm reden würde. Jemals.

„Ach...ja?"

„Ja!" Sie drehte sich wieder zu ihm. „Wir müssen reden." Kaden hatte schon gedacht, dass genau diese Worte ihm mal Magenschmerzen bereiten würden, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Ariana sie sagen würde. „Ich werde gehen und mich der Schwarzen Asche anschließen. Kommst du mit?"

Kaden blinzelte sie verwirrt an. „W...was?"

Die Beschwörerin verdrehte ihre Augen. „Kommst du mit?" Sie tauschte das Plakat mit Meo Carrasco gegen das des Alphas aus. Er konnte das Bild kaum ansehen, ohne dass ihm schlecht vor Angst wurde. Ariana ignorierte ihn und stolzierte zurück zu ihrem Schießstand. „Komm schon, sonst trifft dich noch ein Querschläger!"

Er erschrak und schloss zu ihr auf. Er meinte das Auffunkeln von Stolz in ihren Augen zu sehen, als sie Meos Plakat auf den Tisch legte. Anscheinend übte sie schon eine Weile. Sie wandte sich der Zielscheibe zu und hob erneut die Waffe.

„Jetzt warte doch mal!", rief er verzweifelt.

„Was ist denn? Weswegen bist du denn sonst hier? Oder willst du", schnurrte sie plötzlich, senkte die Pistole und drehte sich lächelnd zu ihm, „etwa über unsere Beziehung reden?"

Kaden spürte die Hitze in seinen Wangen und das Flattern in seiner Brust, als sie ihn kokett angrinste, genau wie damals, als der Alpha direkt vor ihm gestanden hatte. Wo er wirklich hätte sterben können. Wäre sie nicht gewesen.

„W...was...ich...nein..."

Das Lächeln verschwand von ihren Lippen und ihm war wahrlich lieber, wenn sie normal war. Sie hob ihre Hand und schoss.

Kaden riss seine Hände hoch und presste sie auf seine Ohren, trotzdem klingelten sie vom Knall. Und vom nächsten. Und dem nächsten danach.

Arianas Körper wurde von der Wucht der Waffe geschüttelt, aber sie biss unermüdlich die Zähne zusammen.

„Gut", beschied sie zufrieden, erneut ohne wirklich zu offenbaren was sie nun meinte. „Kommst du jetzt mit, oder nicht?"

Der Chemiker senkte benommen seine Arme, sah vom durchlöcherten Konterfei des Alphas zu ihr und wieder zurück.

„Bist du denn wahnsinnig?" Sie blickte ihn an, der Ausdruck auf ihrem Gesicht sah so aus, als hätte sie jemand in letzter Zeit schon einmal das gleiche gefragt. „D...deine Eltern machen sich unglaubliche Sorgen um dich! Jannis hat gesagt du bist kaum zu Hause! Du kannst sie doch nicht einfach so behandeln. Und...und du hast Emira versprochen...versprochen, dass du nicht gehen würdest." Ariana hob erneut ihre Waffe und Kaden sprang erschrocken einen halben Schritt zurück. „D...das hat sie mir so gesagt...noch damals...auf der Parade." Seine Stimme war zum Ende hin immer höher geworden, aber Ariana zielte nicht auf ihn, sie lud ihren Revolver nach.

Sie blinzelte. „Das ist schon eine gefühlte Ewigkeit her", flüsterte sie zu sich selbst.

„Du hast es ihr versprochen!", beharrte Kaden.

Der Blick, dem sie ihm zuwarf war fast so tödlich wie eine ihrer Kugeln. „Ich hab es ihr versprochen, weil ich dachte sie bleibt hier. Ich hab es ihr versprochen, weil ich dachte es bliebe alles beim Alten! Ich hab es ihr versprochen..."

„Damit sie mit dir auf diese Parade geht", unterbrach Kaden sie. Seine Stimme war immer noch hoch, aber er glaubte fest daran, das richtige zu tun. „Sie ist nur wegen dir mitgegangen und deswegen fühlst du dich jetzt schuldig, aber..."

„Ich!", schrie sie ihn an. „Ich bin nicht daran schuld! Haben dir die Chemiedämpfe dein Hirn vernebelt, du Hohlkopf?!" Mit zackigen Schritten kam sie auf ihn zu, es brauchte ihn alle Kraft nicht zurückzuweichen. „Ich? Ich? Vielleicht ist ja auch das kleine Mädchen daran schuld, schon mal daran gedacht? Wäre Stella nicht gewesen, hätte Emira niemanden retten müssen! Oder vielleicht ist auch unsere Mutter daran schuld, denn sie hat uns rausgehen lassen. Oder vielleicht ist auch der Rat daran schuld, denn der hat diese verdammte Parade zugelassen. Ach nein, das geht natürlich nicht, im Rat sitzen ja größtenteils Männer und die liegen ja nie falsch!"

„Was...", hob Kaden an.

„Weißt du wer daran schuld ist? An dem allen? Dieser verdammte Alpha. Dieser Halbköter und seine ehrlosen Freunde. Sie sind an allem schuld. Sie sollte man dafür verantwortlich machen. Sie sollte man zur Rechenschaft ziehen. Und das. Werde. Ich. Auch tun!" Sie keuchte. Elektrizität sprang von ihr über und schlug in den Boden und die metallenen Beine des Tisches ein.

„Das hätte Emira nicht gewollt."

„Sprich nicht über sie, als wäre sie tot, du elender Feigling!" Sie tat einen weiteren Schritt auf ihn zu und ein kleiner Blitz schlug in ihn ein. Irritiert wich er zurück. Der Schmerz war dumpf und lähmend, aber er biss die Zähne zusammen und tat so als wäre nichts gewesen. Das konnte er gut.

„Du kannst einen Werwolf nicht töten! Nicht mit Kugeln. Nicht mit Stahl. Du kannst das nicht und die Schwarze Asche kann das auch nicht. Es ist aussichtslos."

„Da unterscheiden wir uns. Du siehst nur das, was nicht geht. Du verkriechst dich lieber. Ich dachte du warst ihr Freund. Ich dachte du hättest sie gern gehabt. Aber du bist ein elender Feigling, der wegrennt, wenn es heikel wird. Du hast dich doch noch für niemand anderen eingesetzt, als für dich selbst. Denn du liebst nur dich selbst."

„Ich...hab sie gern gehabt... Aber das was du vorhast, ist sinnlos!"

„Du willst also nicht um deine Liebe kämpfen?"

„Nicht wenn es sinnlos ist! Ein solcher Kampf bringt niemanden etwas! Emira hätte nicht gewollt, dass du stirbst!"

„Ich sterbe nicht. Und selbst wenn, hab ich es zumindest versucht. Euer aller Lethargie macht mich krank."

Er fragte sich ob sie auch ihre Eltern meinte.

„Wie willst du den Alpha denn töten?"

„Silber. Die Schwarze Asche wird sicher einen Weg kennen an so etwas zu kommen." Mit einem Mal begannen ihre Augen manisch zu funkeln. „In deiner kleinen Akademie gibt es doch sowas, oder? Silbersalze und so."

„Was...woher? Mit ein paar Milligramm unreinem Silbersalz, kannst du keinen zwei Meter großen, über einhundert Kilogramm schweren, Werwolf töten!" Sie war doch wahnsinnig.

Mit einem genervten Zischen und einem abwertenden Schulterzucken wandte sie sich ab. „Dann versuche ich eben etwas anderes."

„Wie kann man nur so von Hass zerfressen sein wie du?"

„Du bist so unglaublich dumm. Der verdammte Alpha hat meine kleine Schwester verschleppt!" Sie hatte es gesagt. Das Wort. „Er hat sie entführt, sie gezwungen mit ihm zu kommen! Dir mag das egal sein, was er mit ihr macht. Du magst es einfach hinnehmen, dass es eben einfach so ist, aber ich sehe das nicht ein! Ich weiß, was böse Männer mit kleinen Mädchen machen, einfach weil sie Männer und sie Mädchen sind. Weil sie denken, dass sie es dürfen! Weil sie denken, dass sie ein Anrecht darauf hätten!

Aber ich werde das nicht zulassen! Ich werde ihn büßen lassen und dann werde ich Emira befreien. Und dabei werde ich mich noch für meine verdammte gebrochene Nase rächen! Meine Mutter hat sie mir unter Äthereinfluss wieder gerichtet. Äther! Weißt du was die Nachwirkungen von Äther sind?"

„Ja..."

„Dieser verdammte Sohn einer blutpissenden Hafenhure wird schon sehen, was er davon hat." Sie wandte sich erneut um und versenkte eine Kugel nach der anderen im Abbild des Alphas. „Ich werde ihn finden! Und ich werde Emira befreien! Und dann bring ich ihn um. Wenn es sein muss wieder und wieder und wieder!"

Die Pistolentrommel war leer, aber sie zog immer weiter am Abzug.

Ihre Lippen hatte ihre Farbe verloren, sie sprach, aber sie atmete nicht mehr. Kaden ging alarmiert einen Schritt vor.

„Ariana..."

„Ich werde ihn...", sie warf ihre Waffe weg, verkrallte ihre Finger in dem Tisch, auf den sie fast fiel.

„Ariana", wiederholte er besorgt.

Sie fletschte die Zähne, eindeutig genervt. Mit einem gewaltigen Ruck warf sie das massige Möbelstück um, das scheppernd zu Boden krachte. Die knisternde Elektrizität in ihren Haaren verebbte plötzlich.

Ihre Beine begannen zu zittern. Ariana stürzte auf ihre Knie und lehnte sich dann vollkommen erschöpft gegen die Tischplatte. Kaden sprang erschrocken zu ihr.

„Du musst atmen! Atme!", wiederholte er panisch, aber die Beschwörerin holte bereits geduldig Luft. Sein Herz raste unablässig weiter. Was war, wenn ihr etwas passierte? Was sollte er dann tun? Er konnte doch nicht... Kaden sah auf und blickte sich nach den anderen Menschen um. Keiner rührte sich, obwohl sie immer noch alle in ihre Richtung starrten. „Hilfe! Wir brauchen Hilfe! Holt einen Arzt!" Unbehandelt konnte die Erschöpfung eines Beschwörers zum Tode führen. Das ging nicht. Auf gar keinen Fall. Wenn Ariana starb, auch noch wenn er dabei war, dann...das würde Emira totunglücklich machen. Der Gedanke ließ seinen Magen noch mehr brennen. „Jetzt helft uns doch!"

Unvermittelt krallte sich jemand in seine Schulter und drückte ihn zu Boden. Kaden fiel fast, aber Ariana kam dafür zum Stehen. Ihre Haut war noch immer ungesund gräulich, aber ihre Lippen hatten wieder Farbe und sie atmete gleichmäßig.

Mit eiskalten Augen starrte sie ihn nieder. „Ich brauche deine Hilfe nicht." Diesmal war klar, was sie meinte.



Dunkelgrün. Nach allem was heute passieren konnte, war es auch noch dunkelgrün! Entmutigt starrte Kaden den Schüttelkolben vor sich an. Eigentlich hätte er frustriert und wütend sein sollen, aber er war müde. So unendlich müde. Und das lag nicht an der Uhrzeit.

„Es ist dunkelgrün", stellte Tommaso das Offensichtliche fest. Hatte er ihn wirklich hierher zitiert, um ihm das zu sagen?

Die Beleuchtung in den Kellern der Akademie war unangenehm grell, das Licht stach wahrhaft in den Augen. Die weißen Oberflächen und die ganzen modernen, technischen Apparaturen taten ihr Übriges.

Kaden saß kraftlos auf einem der Stühle und starrte weiterhin ausdruckslos zu der Flüssigkeit. Sie hätte blau sein sollen. Aber sie war...dunkelgrün. Die Farbe erinnerte ihn an Emiras Augen. Sie waren auch dunkelgrün gewesen. Er blinzelte.

Ariana hatte Recht, er sprach wirklich über sie, als wäre sie tot. In allen anderen Dingen irrte sie sich. Und zwar gewaltig. Er war nicht feige. Er hatte einfach nur keine so furchtbare Todessehnsucht wie sie.

Tommaso griff vor, nahm sich den Schwenkkolben und tat das, was der Name implizierte. Als würde das irgendwas ändern. Als würde das Nachweismittel doch plötzlich in seiner Färbung umschlagen.

Kaden sah müde zu ihm auf.

„Ich fange nochmal von vorne an", sagte er.

Sein Ausbilder nickte wohlwollend. „Gute Idee."

Klar empfand er das als eine gute Idee. Er hatte ja auch einfach nochmal von vorne angefangen.

Erschrocken über seinen Gedankengang sah er wieder hinab auf den Tisch.

„Oder ich versuche...etwas zu retten."

„Wenn man nichts retten kann, sollte man es einsehen."

„Aber...vielleicht...vielleicht kann ich ja..." Kaden verstummte.

Tommaso seufzte mitleidig und zog sich ebenfalls einen Stuhl heran. Kaden sah ihm erschöpft dabei zu wie er sich durch sein schütteres, schwarzes Haar fuhr und dann seine schmutzige Brille abnahm. Geduldig wartete er bis sein Mentor die Gläser gereinigt hatte.

Kadens Mutter und seine Schwester lebten nicht in Enrhym und auch seinen Vater hatte er seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen, dass er mit ihm, bis auf den Nachnamen, nichts gemein hatte, machte den Verlust zumindest nicht allzu schwer.

Er führte zwar einige lockere Bekanntschaften, die man jedoch kaum als ‚Freundschaft' bezeichnen konnte. Die einzigen Menschen die ihn nicht in vollkommener Einsamkeit in dieser riesigen Stadt zurückgelassen hatten, waren Tommaso und...Emira. Emira. Zu verdrängen wie sehr er sie vermisste, schmerzte mehr, als er zugeben wollte.

„Kaden", begann sein Mentor, als er seine Brille halbwegs geputzt hatte. „Hör zu. Ich weiß wie schwer es ist jemanden zu verlieren, der einem nahestand. Vor allem...so zu verlieren." Er zweifelte stark daran. War er auch so unglaublich müde gewesen und hatte dabei gleichzeitig nicht schlafen können? „Du solltest jetzt wirklich auf dich selbst achten. Wenn du möchtest, kannst du ein paar Tage zu Hause bleiben."

„Nein!", rief er schneller dazwischen, als er wollte.

Tommaso lächelte traurig. Der alte Mann nickte verstehend. „Ich kann dir auch ein paar – andere Aufgaben geben. Etwas, was nicht so anstrengend ist."

Es war gar nicht anstrengend, an seinem jetzigen Projekt zu arbeiten. Es war auch seit geraumer Zeit nicht mehr frustrierend. Es war einfach...gar nichts.

„Ja", sagte Kaden trotzdem. Er starrte weiter auf die Tischplatte vor ihm. Weder er noch sein Mentor waren Menschen, die gerne über ihre Gefühle und Empfindungen sprachen. Schon das bloße Erwähnen ihres geteilten Schicksals fühlte sich nach mehr Intimität an, als es normal wäre. Unentschlossen öffnete und schloss er seinen Mund. Er hatte niemanden sonst mit dem er reden konnte. Niemanden. „Wird...es jemals leichter?" Was für eine dumme Frage. Emira war nicht einmal drei Jahre mit ihm zusammen gewesen, sie waren nur zwei dumme Heranwachsende gewesen, die ihre Zeit miteinander geteilt hatten. Tommaso und Mariette hingegen waren wirklich verheiratet gewesen. Sie hatten Kinder zusammen! Das konnte man gar nicht vergleichen.

Der Ältere antwortete ihm trotzdem, nachsichtig und sanftmütig, wie er eben war. „Ja. Nach einer Weile. Man muss eben einfach lernen loszulassen. Sich emotional distanzieren. Am Anfang war es schwer. Ich musste mich plötzlich allein um alles kümmern, niemand war mehr da, der gekocht oder geputzt hat. Ich musste mich auch auf einmal um die Kinder kümmern, weil Mariette uns nicht mehr besuchen durfte. Es war hart, aber ich hab es irgendwie geschafft."

Kaden schrumpfte, wenn möglich, noch etwas mehr zusammen. Arianas Worte hallten in seinem Bewusstsein nach. Er hätte nach dem Treffen mit ihr nach Hause gehen sollen und nicht mehr hierher. Er hätte sich vielleicht gar nicht mit ihr treffen sollen. Wahrscheinlich wäre ihm dann nicht mal aufgefallen, dass Tommaso nur von sich selbst sprach.

„Und...und Mariette?"

Sein Ausbilder runzelte nur ganz leicht die Stirn. Kaden fragte sich, ob er zu weit gegangen war.

„Ich versuchte und versuche mich von ihr fernzuhalten. Sie hat schließlich ein ganz neues Leben und sie wiederzusehen tut immer nur weh. Bei dir wird es einfacher zu verarbeiten sein."

Er zweifelte stark daran.

„Aber...wie ging es ihr?"

Tommaso schien ihn gar nicht verstanden zu haben. „Na ja. Sie hat dann auch mit ihm Kinder bekommen."

Kaden blinzelte, seine nächsten Worte bereute er schon, bevor er sie ausgesprochen hatte. „Wie Martha."

Die Wölfin, die ihn auf der Parade fast verprügelt hätte, weil er mit Mariette gesprochen hatte. Oder Mariette mit ihm? Er kannte sie nicht persönlich, aber Ariana sprach ab und zu von ihr, als gefährliche, boshafte Bestie. Andererseits sprach sie so über alle Werwölfe. Jedoch war allgemeinhin bekannt, dass Martha besonders wenig vom ehemaligen Mann ihrer Mutter hielt. Vom Vater ihrer Halbgeschwister.

Tommaso erhob sich. Das Gespräch war beendet.

Kaden betrachtete noch einmal seinen Schwenkkolben mit dem Indikator. Was für eine Verschwendung von Zeit. Das Stativ hielt immer noch die Bürette mit der dunkelgrünen Maßlösung, die sich hätte blau verfärben sollen. Er verstand das nicht. Vorhin war der Nachweis noch in Ordnung gewesen, sonst hätte er ja jetzt nicht versucht eine Konzentrationsbestimmung zu machen.
Dunkelgrün.

Unsicher ging er zurück zu seiner Charge, ohne Farbmittel war sie durchsichtig wie Wasser. Er hatte jetzt mehrere Wochen an diesem Zeug gesessen und jetzt sollte er es einfach so wegkippen und neu anfangen? Sein Leben war gerade wirklich nicht gerecht.

Kaden entschloss sich dazu, es doch noch stehen zu lassen und erst einmal den Rest des Labors mit aufzuräumen. Sachen in Ablagen packen. Glaskolben auswaschen. Hochgiftige Margar-Öle mit Flousserde neutralisieren. Alles sowas. Der junge Mann versuchte sich auf die bloßen Handgriffe zu konzentrieren, sich wirklich gewahr zu werden, was er gerade tat. Bei automatisierten Abläufen hatte er zu viel Zeit, um nachzudenken. Es war so verdammt still hier unten.

Unsicher blickte Kaden sich um und bemerkte dann, dass er und Tommaso die letzten waren. Auch gut. Er fürchtete sich regelrecht davor nach Hause zu gehen. Dort würde ihn nur Stille und Einsamkeit begrüßen. Vielleicht sollte er ausgehen. Der Gedanke sich unter Menschen zu begeben, bereitete ihm fast noch mehr Unbehagen. Er hatte damals Emira beim Tanzen kennengelernt. Sie war so wunderschön gewesen. Sie hatte ihn angelächelt und er war so mutig wie noch nie in seinem Leben gewesen und hatte sie im Outara geführt, als hätte er Ahnung von dem gehabt, was er da tat.

Kaden stellte die verschiedenen Salze zurück in ihr Regal. Bei Silbernitrat hielt er inne. Das Zeug wurde dafür verwendet, um Halogenide nachzuweisen, damit konnte man nie im Leben einen Werwolf töten! Niemals! Kopfschüttelnd stellte er die Flasche in ihren Schrank. Ariana erzählte mal wieder nur Blödsinn. Wie er es gewohnt war.

Die Schwarze Asche... Ob sie das wirklich tun würde? Sie redete immerhin ziemlich viel wenn der Tag lang war.

Kaden legte die sauberen Reagenzgläser zurück an ihren Platz.

Ob Emira auch an ihn dachte?

Er stellte die Bechergläser wieder zurück.

Ob der Alpha ihr wirklich weh tat?

Er erstarrte in der Bewegung.

Der Gedanke war unerträglich.

Er durfte ihr nicht wehtun. Werwölfe taten ihren Gefährtinnen doch nicht weh. Nein. Das sagte man doch so. Es war die wahre Liebe. Es war mehr als wahre Liebe. Mehr als...er ihr je hätte geben können. Kaden schluckte. Er schmeckte das Salz auf seiner Zunge. Es war immer klar gewesen, dass Emira viel zu gut für ihn war. Allen war das klar gewesen, nur ihr nicht. Und nun hatten sie und er und die ganze Welt den Beweis, dass sie nicht zusammengehörten. Sondern sie und dieser...dieser...Mann.

„Zwei Ratten in einem Keller!"

Die tiefe Stimme ließ ihn zusammenzucken und herumwirbeln. Kaden brauchte eine Weile, um das Gesicht zuzuordnen. Als hätte das Reden über sie sie beschworen wie einen bösen Geist stand Martha Kraft in der Tür. Ihr braunes Haar löste sich bereits aus ihrem einstmals streng zurückgebundenen Zopf und auch ihre Uniform mit dem Stadtwappen von Enrhym sah knittrig aus.

Kaden merkte sofort, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Ihre Skleren waren unnatürlich rot, ihre Augen hatten ein boshaftes Funkeln in sich und als sie ihre Finger auf einen der Labortische knallen ließ, sah Kaden, dass sie komisch verfärbt waren.

Sie fletschte ihre Zähne und grinste Tommaso hasserfüllt an. „Ich habe es so unglaublich satt." Mit einem Ruck riss sie einen gefüllten Reagenzglasständer herunter. Es klirrte, als sie am Boden zerbarsten. Tommaso zuckte zurück. „Ständig muss ich dein widerliches Gesicht sehen."

Kadens Mentor schluckte, seine dunklen Augen zuckten und er blickte zur Tür, aber die Wölfin stand viel zu nah dran.

„Martha. Was willst du hi..."

Sie griff nach einem Behälter mit destilliertem Wasser und zerschmetterte ihn mit Leichtigkeit. Erschrocken sah er zu der Flüssigkeit die sich langsam ausbreitete. Auch sie starrte hinab, ein paar Sekunden zu lange, ehe sie sich kichernd zu ihnen umdrehte.

„Ihr seid Abschaum. Ihr beide!" Ein eiskalter Schauer jagte über Kadens Rücken, als ihre blutunterlaufenen Augen ihn anstarrten. Sofort danach visierte sie wieder den älteren Mann an.

„Vielleicht solltest du..."

„Ich habe es so satt, dass du immer noch so verdammt selbstzufrieden durch die Stadt laufen darfst", knurrte sie. „Ich habe es so satt, dass du noch atmest! Du bist nichts. Nichts! Du bist nur ein Mensch, ein alter, schwacher, dummer Mann, den ich jetzt sofort zerreißen könnte!"

„Martha..."

„Sie sollte mich lieben!" Die Wölfin drückte sich an den Tischen vorbei und kam langsam auf sie zu, die Lippen zurückgezogen. Kaden sah sich unbehaglich nach einem Ausweg um. „Mein Vater ist ihr Seelengefährte! Mein Vater und nicht du! Ich bin ihre Tochter! Ich bin das Kind, welches sie haben sollte! Mich und nicht die anderen! Sie sollte mich lieben!" Ihre Stimme sank zu einem Grollen ab. „Aber es gibt immer noch dich. Dich und die anderen. Meinst du ich weiß nicht wie sie dich ansieht? Meinst du ich merke nicht, wenn sie sich davonstiehlt, um bei ihren widerlichen Missgeburten zu sein? Du bist sicher unglaublich froh darum, dass mein Vater dich damals nicht wie in der guten, alten Zeit einfach auf offener Straße zerfleischt hat!" Sie trat noch einen Schritt näher. „Etwas was ich ganz dringend nachholen sollte! Und du!" Ihr Fauchen ließ Kaden zusammenfahren, mit einem bösartigen Funkeln in den Augen starrte sie ihn an. „Du bist genauso schlimm. Es war klar, dass Ariana Sol'Artaire und ihre Eltern dich schützen würden, so verdammt gutherzig wie sie sich um Taugenichtse wie dich kümmern! Diese Verräter. Eines Tages wird sie auch Kinder haben. Emira. Die zukünftigen Herrscher dieses Landes! Große, euch Kriechern überlegende Kreaturen und sie werden sich so fühlen wie ich mich jetzt fühle, weil ihr alle schwach seid. Ihr verachtenswerten, dreckigen Menschen! Wie ihr könnt ihr es nur wagen euch zu weigern! Euch dem Willen der Göttin entziehen zu wollen?

Mein Vater und meine Mutter gehören zusammen! Wahrhaftig zusammen!

Der Alpha von Esparias und Emira gehören zusammen! Die Göttin hat es so bestimmt!"

Ihre Augen glühten, ihr Körper zitterte vor Wut und beim Sprechen hatte sie immer weiter ihre Lippen zurückgezogen. Ihr Zahnfleisch blutete.

„Du...Du solltest gehen. Du bist ja vollkommen betrunken...und berauscht", stotterte Kaden. Er hatte von den Symptomen der Droge gehört, hatte aber nicht damit gerechnet sie einmal wirklich zu sehen. Roter Harz.

Martha warf ihren Kopf zu ihm herum. „Die Göttin ist nicht betrunken!", knurrte sie. Unbehaglich wollte er weiter zurückweichen, doch der Schrank hinderte ihn daran. Es gab kein Entkommen.

„Ich...ich meinte doch nicht..." Sie kam immer näher. Ihr Mund war geöffnet und sie atmete durch ihn ein und aus, wie ein Raubtier auf der Jagd. Ein kleines Blutrinnsal floss ihren Schneidezahn entlang. Sie bemerkte es nicht einmal. Ihr Atem roch merkwürdig.

Tommaso hatte sich derweil klammheimlich von ihnen entfernt. Hoffnungsvoll näherte er sich dem Ausgang. Martha wirbelte herum und packte den Mann an den Schultern. Sie schleuderte ihn herum und er landete keuchend auf der Arbeitsfläche. Sein Körper riss die Apparaturen herunter.

Kaden sprang erschrocken außer Reichweite der splitternden Glaskolben. Bestürzt sah er dabei zu, wie sich seine misslungene, dunkelgrüne Probe mit dem Rest seines Gemisches vermengte. Nun war es vollkommen unbrauchbar. Aber wenn die Wölfin ihre wahnsinnigen Worte wahr machen würde, musste er sich darüber keine Gedanken mehr machen.

Sein Herz schlug ihm im Hals, der kalte Schweiß benetzte seine Hände und zitternd wich er vor der Werwölfin und seinem Mentor zurück.

Tommaso röchelte, als Martha ihre Hände um seinen Hals legte.

„Ich werde mich endlich um dich kümmern!", knurrte sie, ein wahnsinniges Grinsen hatte sich auf ihr Gesicht geschlichen. „Dich endlich loswerden! Und dann wird sie einsehen, dass sie nur uns, ihre richtige Familie, zu lieben hat!"

Der Mensch wehrte sich verzweifelt gegen sie, versuchte ihren eisenharten Griff zu sprengen und strampelte verzweifelt mit seinen Beinen. Aber Martha blieb absolut unbeeindruckt stehen. Sie zuckte nicht einmal zusammen wenn sie getroffen wurde. Hatte Tommaso wirklich so wenig Kraft, oder spürte sie einfach keinen Schmerz mehr?

Die Wölfin drückte noch fester zu, die blutigen Zähne in einem manischem Lächeln gebleckt, die roten Augen aufgerissen.

Aufhören. Sie sollte aufhören.

Es war erstarrt. Wie gelähmt, konnte er keinen einzigen Muskel bewegen, sondern nur stumm dabei zusehen wie alles passierte. Tommasos Körper erschlaffte immer mehr, als die Kraft ihn verließ. Verzweifelt würgte er.

Kaden spürte wie eine heiße Träne seine Wangen hinabrollte. Sie würde ihn ihm wegnehmen. Die Werwölfe nahmen ihm schon wieder einen Menschen weg, den er liebte.

„hör auf..." Seine Stimme war so dünn, dass er sie selbst nicht hörte.

Martha drückte noch heftiger zu. Er sah wie das Blut aus ihrem Mund in Tommasos Gesicht tropfte.

„Hör auf!", rief er. Dass er dieses Mal so fest klang, erschrak ihn. Die Werwölfin ignorierte ihn jedoch.

Bebend vor Furcht sah er dabei zu wie das Leben aus seinem Mentor gepresst wurde. Er musste etwas tun. Er konnte nichts tun.

„Hör auf!" Er sprang vor. Verzweifelte Energie erfüllte seinen Körper und er warf sich mit seiner ganzen Kraft gegen Martha.

Überrascht ließ sie von Tommaso ab und packte Kadens Kragen. Ihr glühender Blick durchbohrte ihn und panisch schlug er nach ihr.

Unbeeindruckt hielt sie ihm stand.

Der Schlag in seine Magengrube war so heftig, dass ihm die Luft wegblieb. Kaden beugte sich atemlos vornüber.

Ein gehässiges Kichern hallte von den Wänden wider und erinnerte ihn daran wie machtlos er war.

Seine Kleidung gab ein lautes, reißendes Geräusch von sich, als Martha ihn packte und ihn in gegen einen der Laborschränke warf, als würde er nichts wiegen.

Bunte Sterne tanzten an den Rändern seines Blickfeldes. Sein Schädel schmerzte. Das war das Ende. Panisch zuckte er zusammen und sah sich nach seiner Kontrahentin um. Martha wurde eingerahmt von einer Armada von schwirrenden Punkten, die er einfach nicht wegblinzeln konnte.

Belustigt starrte sie auf ihn herab.

Eine Bewegung ließ sie zusammenfahren wie ein jagendes Raubtier und sie stürzte erneut auf den fliehenden Tommaso zu. Sein Hemd zerriss, als sie ihn packte und zu Boden schleuderte. Ihre Zähne glänzten rot. Sie beugte sich über ihnen.

Kadens Muskeln zitterten, als er versuchte sich aufzurichten. Martha holte aus.

Sie sollte verschwinden. Sie sollte ihn in Ruhe lassen. Mit letzter, verzweifelter Kraft warf er sich erneut gegen die Wölfin.

Überrascht taumelte sie rückwärts. Nur ein paar Schritte. Sein Stoß war nicht stark genug. Doch sie verlor ihr Gleichgewicht, als sie auf den Scherben und der Flüssigkeit auf dem Boden ausrutschte.

Ihr schwerer Körper kam dumpf auf den Fliesen auf. Glas knirschte.

Erschrocken wich Kaden zurück. Das hatte er nicht gewollt. Plötzlich war es still. Nicht vollkommen still, das Geräusch seines schlagenden Herzens und seines rauschenden Blutes war ohrenbetäubend. Aber Martha gab keinen Laut mehr von sich.

Er keuchte, ignorierte jedoch seine Erschöpfung und half seinem Mentor auf die Beine.

„Kaden. Was hast du getan?"

Was er getan hatte? Er wusste es nicht. Nichts schlimmes, oder?

Wie betäubt starrte er zur Werwölfin.

„Ich...ich hab...", stotterte er.

Was sollten sie jetzt tun? Was sollten sie jetzt machen? Sie war hier unten im Labor der Akademie. In diesen Hallen sollte so etwas nicht passieren. Hier sollte nichts Schlimmes geschehen. Nichts Schlimmes.

Und nun?

Die beiden Männer starrten hilflos hinab zu Martha. Der Feuervogel auf ihrer Brust starrte zurück.

Und so standen sie da. Atemzug um Atemzug. Still und abwartend. Sie drucksten herum. Zögerten dabei, irgendetwas zu tun. Die Zeit war zäh wie Honig.

Unsicher trat Kaden vor. Im Augenwinkel bemerkte er, wie sein Mentor zusammenzuckte. Ängstlich hielt er an.

Er hatte es noch nie gesehen, aber er wusste es. Natürlich wusste er es, so wie alle Menschen es wussten. Sie lernten es schon als kleine Kinder, den himmelweiten Unterschied zwischen den Rassen. Dass die Werwölfe nicht sterben konnten. Dass sie unbesiegbar waren. Und nun sah er hinab auf Martha Kraft. Die sich nicht mehr rührte.

Neben ihrem Schädel lag die eiserne Haltestange, die er vorhin noch das Gefäß mit seinem Indikator gehalten hatte. Sie war nun...dunkelgrün.

Kaden griff vor und schnappte sich die Stange. Marthas Kopf bewegte sich. Erschrocken sprang er zurück. Gleich würde sie aufwachen. Aufwachen...und dann?

Tommaso stand noch immer zitternd hinter ihm herum. Unsicher, ob er jetzt etwas tun sollte. Die senkrechte Falte, die zwischen seinen Augenbrauen auftauchte, ließ Kadens Magen vor Unbehagen schwer werden. Sie brauchten Hilfe. Irgendjemand musste doch wissen was zu tun war. Nicht sie. Jemand, der Ahnung hatte.

Ihm kam eine Idee. Kein Leuchtfeuer, aber ein schroffer Fels in einem stürmischen Meer, an den Kaden sich klammern konnte, um nicht zu ertrinken. Und dann lief er.

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