12.2 Kapitel - Der 18. Edgith
12.2 Kapitel - „Kann ich jetzt aufhören nett zu sein?"
Angelo nickte seinem Leibwächter zu, der noch immer das gewonnene Stofftier in den Händen hielt, und sofort wurden die Menschen für sie geteilt wie ein garstiger Fluss von einem schweren Schiff.
„Zum Glück ist sie weg", hörte Emira Bernhard murmeln. „Sie roch komisch."
Das war ja interessant. Sie überlegte wie sie den Werwolf am besten auf seine Worte ansprechen konnte, da versteifte sich Kaden neben ihr und besorgt sah sie zu ihm.
„Tommaso", sagte er nur, so leise, dass sie ihn über die plappernden Menschen kaum verstand.
Bernhard hatte ihn gehört und drehte sich in die Richtung in die Kaden sah, die Mädchen folgten verwirrt ihrem Blick. Ein älterer Mann mit sich verflüchtigendem, schwarzen Haar und einer großen Brille im breiten Gesicht stand etwas abseits des Menschenstroms und unterhielt sich, sichtlich nervös, mit der Frau vor ihm. Sie war in seinem Alter, schnell redete sie auf ihn ein und Emira konnte bis hierher die mit Freude gemischte Verzweiflung in ihrem Gesicht sehen. Ihr wurde augenblicklich wieder schlecht.
„Mariette ist so ein Flittchen!", knurrte Bernhard böse. „Sie hat doch ihren Gefährten!" Er hatte ziemliches Glück, dass Ariana zu sehr damit beschäftigt war so zu tun, als würde sie Angelos Nähe mögen, aber dafür warf Emira ihm einen vernichtenden Blick zu. Bevor irgendwer etwas sagen konnte, veränderte sich die Szenerie neben ihnen schlagartig. Martha Kraft drückte sich mit wutverzerrtem Gesicht durch die Massen und plötzlich gab es eine riesige, freie Blase zwischen den dreien und allen anderen.
Die Wölfin zerrte die Menschenfrau herum und begann heftig auf sie einzureden. Tommaso wich zurück. Jetzt zog die Auseinandersetzung auch Arianas und Angelos Aufmerksamkeit an und sie blieben stehen.
„Nachdem Mariette mit diesem Werwolf zusammenkam, hat sie mit ihm so bezaubernde Kreaturen wie Martha gemacht." Arianas Stimme klang so vollkommen nüchtern, dass es Emira fast noch mehr Angst machte, als ihre sonst so brennende Wut. „Man seht nur wie er sich da rumdrückt. Was für ein Feigling."
„Tommaso ist kein Feigling!" Selten hörte man Kaden so laut wie jetzt, als er sich für seinen Dozent und Mentor einsetzte. „Was soll er denn gegen einen Werwolf machen?"
Ariana sah stumm zu ihm, ihr Blick enthielt alle Beleidigungen die sie nicht aussprechen durfte.
Martha Kraft drehte sich nun von Mariette weg und ging auf Tommaso los. Abwehren hob er seine Hände, doch schneller als je ein Mensch reagieren könnte, hatte Martha sich seinen Kragen geschnappt. Sie hob ihn hoch, als würde er nicht mehr wiegen wie eine Holzpuppe. Alle anwesenden Menschen zuckten zusammen, ein Raunen ging durch die Menge, die sich um das Spektakel gebildet hatte, aber niemand schien eingreifen zu wollen.
Ariana zuckte zusammen, als hätte man sie gerufen, als der Mann, den sie offensichtlich so verachtete, ein ersticktes Keuchen ausstieß. Strom zuckte über ihre Hände.
„Du sollst dich von meiner Mutter fernhalten! Hat mein Vater dir das nicht klargemacht?!", schrie die Werwölfin außer sich. Sie klang wie ein geiferndes Raubtier, ihre Worte schwer verständlich vor Knurren. All die neutrale Ruhe die sie einstmals ausgestrahlt hatte, war fort, als wäre sie plötzlich jemand ganz anderes.
„Kann ich jetzt aufhören nett zu sein?", fauchte Ariana ihrer erstarrten Schwester zu.
Emira antwortete nicht. Ihr Blut rauschte laut in ihren Ohren. Ja, sie hatte Recht. Ariana hatte Recht. Aber...Kaden...er auch. Sie konnten nichts gegen einen Werwolf machen. Niemand konnte das.
Tommaso würgte, zappelte kraftlos in ihrem Griff wie ein erstickender Fisch an Land.
„Ich zerbeiß dir deine hässliche Visage!" Bewegung kam in die Menge als Martha in ihrer Menschengestallt begann nach Tommasos Gesicht zu schnappen. Die Menschen schrien aufgebracht und forderten verzweifelt, dass sie aufhörte, aber die Werwölfin war weit fort von jeglicher Vernunft.
Die Frau die vortrat war riesig, ihre Ausstrahlung ein stetiger Pol gleichmütiger Ruhe und trotzdem so stark, dass alle ihr sofort Platz machten.
Mariette sah sie erschrocken an und rief ihr panisch zu, dass sie sich von ihrer Tochter fernhalten sollte, aber Mya ging einfach weiter. Als würde sie eine Freundin in einer Kneipe wiederfinden, legte die Händlerin Martha ihre Hand auf die Schulter. Die Werwölfin zuckte zusammen und sah dann mit glühenden Augen, mehr die eines Raubtieres, als die eines Menschen, zu der Störung.
„Was?!", blaffte sie außer sich.
„Ich glaube er bekommt keine Luft mehr." Ihre Stimme war ruhig, aber so durchdringend, dass sie es alle hören konnten. „Du solltest ihn loslassen, du könntest sonst deine Stellung verlieren." Sie hielt inne und betonte ihre nächsten Worte anders. „Und das auch noch wegen jemand so unwürdigem."
Martha Kraft blinzelte und plötzlich schien sie wieder menschlich zu sein. „Misch dich nicht ein!" Die Wildheit die einst ihre Stimme verzerrt hatte, klang nun brüchig.
„Du hast eindeutig gewonnen. Du könntest ihn zermalmen wie eine Fliege. Aber er ist doch gar kein Monster." Der ruhige Blick der Händlerin lag nun auf Tommaso, als würde sie die Qualität von Fleisch bestimmen. „Er ist nur ein Mensch." Ihre Stimme klang gar nicht mehr nach Mya, sondern nach der eines Werwolfs. Und genau das brauchte es, damit Martha sich wieder beruhigte und Tommaso auf den Boden stellte. Der Mann rang nach Luft, taumelte kraftlos, ehe er sich wieder gefangen hatte.
„Verschwinde!", knurrte die Wölfin und er flüchtete sofort in die Massen. Mit funkelnden Augen sah sie auf zu der Händlerin, die gleichmütige Ruhe in Person. „Und wer bist du?"
Mya lächelte ihr beruhigend zu. „Du solltest nach Hause gehen." Ohne ihre Frage beantwortet zu haben, drehte sie sich um und verschwand wieder in dem Meer der Menschen, zu denen sie nicht gehörte.
Emira hatte sich den abgesperrten Bereich, den Angelos Familie reserviert hatte, ganz anders vorgestellt, aber da hatte sie sie wohl unterschätzt. Sie und ihr Geld. Es war wie ein Pavillon, eine große Plane hielt die brennende Sonne fern, es gab mehrere Sitzplätze, die mit gemütlichen Kissen ausgestattet waren und sogar ein kleines Buffet.
Seine Eltern grüßten sie von ihren Stühlen aus. Sie schienen sich gar nicht an Angelos ganzen, neuen Freunden zu stören, und sahen dann wieder interessiert auf die bunte Parade vor ihnen. Menschen mit den wildesten Gesichtsbemalungen, den grellsten Farben und den absurdesten Kostümen liefen die Prachtstraße vor ihnen entlang, tanzten, lachten und sangen lauthals. Riesige Wagen in allen möglichen Verzierungen wurden von Pferden und Menschen gezogen.
Fasziniert traten ihre Freunde an die hüfthohe, metallene Absperrung und blickten dann mit glänzenden Augen zur Parade. Rechts und links von ihnen tummelten sich die Massen, aneinander gequetscht wie ein Schwarm Fische, aber hier war es schon beinahe friedlich.
Mit großer Geste hatte Angelo ihnen allen Getränke und Essen herangeschafft. Ihre Schwester aß missmutig in Sirup eingelegte Früchte und Bimuelos, während der junge Mann grinsend seinen Weißwein hin- und herschwenkte.
Kaden blickte noch etwas unschlüssig zum Alkohol vor ihm, während Bernhard, Maria und Nadine bereits genüsslich schlemmten. Stella hatte indes in Angelos kleinen Geschwistern Freunde gefunden und mit strahlenden Augen sahen sie dem Straßenzug hinterher und fingen immer wieder die kleinen Spielzeuge, die die Feiernden in die Menge warfen.
„Der Zug des Alphas ist bereits am Bahnhof eingetroffen. Sie werden schon bald mit ihrem beeindruckenden Bollwerk hier entlangfahren", sagte Angelo fast schon gönnerhaft, weil er diese Information mit ihnen teilte. Er deutete mit seinen Fingern auf die eingelassenen Schienen in der Straße vor ihnen.
„Aber der Alpha kann die Parade ja gar nicht sehen, die für ihn veranstaltet wird!" sagte Stella da, ehrlich schockiert bei dem Gedanken, dass der Werwolf weder Spielzeug noch Süßigkeiten bekommen würde.
„Die Parade ist nicht für den Alpha von Esparias. Sie wurde veranstaltet, um eines der Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen", erklärte Angelo schließlich.
„Saufen", sagten er und Ariana gleichzeitig und alle Anwesenden sahen überrascht zu ihnen. Die braunen Hundeaugen des jungen Mannes strahlten vor Freude, als er und seine Angebetete den gleichen Gedanken aussprachen, während Emiras Schwester sich wohl wünschte, einfach an den frittierten Teigkugeln zu ersticken.
Kaden beugte sich zu seiner Freundin. „Die passen ja echt beängstigend gut zusammen."
Emira zuckte lächelnd mit ihren Schultern. Die Straße vor ihnen wurde in dunkle Schatten gehüllt als ein Wagen an ihnen vorbeifuhr auf dem ein riesiger Peryton von fünf massigen Hunden niedergerungen wurde. Das blaugrüne Fell des Monstrums war durchsickert mit Blut, die Farbe war beeindruckend gut getroffen worden, sein Geweih bohrte sich in den Bauch eines der Caniden, der sich dafür fest in einen der weißen Flügel verbissen hatte. Die Vogelartigen Hinterbeine des Peryton wurden von den Hunden hinabgedrückt. Eine beeindruckende Jagdszene für immer gebannt in Pappmaschee und Farbe. Die Menschen hatten sich wirklich Mühe fürs ‚Saufen' gegeben.
„Mein Vater hatte schon Sorge, dass das ganze Alpha- Gefolge nicht genug Platz im Kristallpalast haben würde." Angelo lachte. Emira konnte sehen wie nervös er wurde, als Ariana diesmal keinen einzigen Muskel verzog. Er sah zu Kaden. „Wir könnten uns ja alle demnächst mal wieder treffen und zusammen essen. Wie das letzte Mal."
Emira trank etwas von ihrem Wein, um ihr Kichern zu verbergen. ‚Das letzte Mal' war ein Abend gewesen, wo ihre und seine Familie zusammen diniert hatten. Es war fröhlich und ausgelassen gewesen - bis Angelo übermütig geworden war und versucht hatte die Kerzen auf dem Tisch mit seiner Magie zu entzünden.
Ariana schien nicht wirklich angetan von der Einladung.
„Ich...ich habe geübt! Dieses Mal treffe ich die Dochte und zünde nicht wieder die Vorhänge an", versprach Angelo verlegend grinsend.
Bevor sie mit einem gequälten Lächeln antworten konnte, drehte sich Stella zu ihnen.
„Aber Ariana ist in Meo verliebt!"
Plötzliche Stille trat ein und alle Anwesenden starrten erst das kleine Mädchen und dann die Beschwörerin an. Ariana war erstarrt in ihrem Schock und Emira hatte ehrliches Mitleid mit ihr. Direkt unter der Belustigung, die sie verzweifelt zu verbergen suchte.
„Was? Das ist doch..."
„Meo Carrasco?", fragte Angelo. „Den Anführer der Shinejey?"
„Du redest mal wieder nur Unsinn, Zecke!" Arianas Stimme war überraschend hoch. „Natürlich ist das Quatsch!"
Kaden sah zu Emira, Emira zu ihm. Sie zuckte belustigt mit ihren Schultern.
Der Takt der Trommeln änderte sich plötzlich. Tief und dröhnend ließen die Schläge ihren Brustkorb erzittern und eine unbestimmte Unruhe ergriff ihr Herz.
Sofort wandten sie sich alle um und pressten sich so nah an die metallene Absperrung wie es nur möglich war. Der Schatten der Plane fiel nicht mehr über sie, aber das störte wohl niemanden. Plötzlich war die Straße vor ihnen leer bis auf das Konfetti, einige vergessene Glücksbringer und Süßigkeiten und den letzten, sirrenden Apparaten, die sich hoch in die Luft erhoben.
Keiner von ihnen wagte es zu sprechen, keiner auch nur laut zu atmen. Selbst die Menschenmengen links und rechts von ihnen und auf der anderen Seite der Prachtstraße, waren verstummt. Die Trommelschläge verklangen, aber das tiefe Dröhnen, das selbst die Getränke zum Vibrieren brachte, verebbte nicht.
„Das ist er", flüsterte Angelo ehrfürchtig.
Die Stille brach wie ein gläserner Kokon und die Schreie, Rufe und der Gesang raubten Emira beinahe den Atem. Die schiere Energie von ungezügelter, roher Freude schwappte über ihr zusammen wie eine riesige Welle. Wehren war zwecklos, also warf sie mit ihnen allen ihre Hände nach oben und rief zusammen mit ihren Freunden und den Menschen von Enrhym ihre Begeisterung heraus. Selbst Kadens Gesicht zierte nun ein Lächeln, obwohl es etwas unsicher aussah.
Anders als die Wagen der Menschen, fuhr das riesige Gefährt auf den in die Straße eingelassenen Schienen. Die vorderen Räder waren fast so groß wie die Schülerin selbst, goldene Speichen schimmerten im Sonnenlicht und zogen den roten Korpus voran, das Wappen der Schwarzbachs war in die Seiten eingelassen. Ganz oben auf dem Vehikel thronte eine riesige, gläserne Kuppel worin eine junge Frau mit der hellen Haut einer Wölfin saß und mit ihren behandschuhten Händen und einem bezaubernden Lächeln den Massen der Menschen zuwinkte. Ihr blaues Kleid, besetzt mit Rüschen und Schleifen, harmonierte perfekt mit ihren hochgesteckten, goldenen Haaren in denen eine aufwendig gearbeitete Spange glänzte.
„Alina vom Schwarzbach ist einfach so wunderschön", hauchte Maria hingerissen. Bernhard umarmte sie von hinten und zog sie bei ihren Worten näher an sich.
Ihrem Wagen voraus zogen die Shinejey, Menschen in blauen Uniformen mit goldenen Verzierungen, welche sich um die matten Steine in der Schulter- und Brustpartie, sowie den Ärmeln ringelten.
Aufgeregt deutete Ariana auf sie. „Die reinsten Talis-Steine von ganz Lupar." Tief in den Bergwerken fand man die weißen Margar-Steine, kleine Speicher purer Energie. Verfeinert zu glühendem Öl tilgten sie den wachsenden Hunger der Menschen und ihrer neuen Technik. Doch tiefer, weit, weit tiefer in der alles verschlingenden Dunkelheit, die nie echtes Sonnenlicht durchschnitten hatte, fand man mit etwas Glück die seltenen, matt glänzenden Talis-Steine. Anders als ihre Brüder sprühten sie nicht vor Energie, sondern sogen sie auf.
Die Shinejey marschierten wie die perfekt ineinandergreifenden Zahnräder einer Maschine. Sie hoben ihre Arme. Das belebende Kribbeln von Magie prasselte über Emiras Körper und ließ sie erschaudern.
Der Wind fachte an und trieb die verlorenen, bunten Papierschnipsel der Menschen erneut in die Höhe, welche dann in einem hellen Funkenstoß verbrannten. Im dröhnenden Gleichklang mit ihrer aller Herzschlag, begann der Boden zu beben. Als der erste Schreck verklungen war, johlten die Menschen ihre Begeisterung heraus. Emira fiel vor Erleichterung mit ein, ihr ganzer Körper schien vor grenzenloser Macht zu erzittern.
„Das sind wirklich mächtige Beschwörer!", sagte Nadine, sie hatte ihre Finger ängstlich um den Absperrungszaun geschlungen, ihre Augen glänzten noch immer voll Nervosität wegen des gleichmäßigen Bebens. Anstatt sie böse anzusehen, nickte Ariana nur in ehrfürchtiger Zustimmung.
Als die Werwölfin den Shinejey ein Zeichen gab, begannen sie golden glänzenden Kleinkram in die Menge zu werfen. Aufgeregt beugten sich Maria, Nadine und Stella über das Geländer, um etwas zu fangen und hatten schließlich die Hände voll mit Bonbons, Ketten, kleinen Kämmen und Glöckchen. Aufgeregt begannen die Mädchen zu quietschen, während Ariana sich noch etwas mehr über den Zaun lehnte, um in der Masse der blauen Uniformen Meo zu erkennen. Emira konnte über sie alle nur belustigt die Augen verdrehen. Während Alina vom Schwarzbach huldvoll winkend an ihnen vorbeifuhr, beugte sich Angelo von hinten über seine Angebetete.
Ariana zuckte zusammen, fuhr herum und schnipste direkt vor seiner Nase mit den Fingern. Ein winziger Sturm an Blitzen, fast schon lächerlich im Angesicht der Kräfte der Shinejey, ließ den jungen Mann zurückweichen.
„Nicht so nah! Du bist vielleicht ein Sacktreter."
Als Angelo daraufhin auf Abstand blieb, warf sie ihrer kleinen Schwester einen kurzen Blick zu. Emira nickte unmerklich. Sie hatte schon gesehen wie Ariana einen Mann, der sie erschreckt hatte zu Boden gebracht hatte. Später hatte sie behauptet nicht Herrin ihres Körpers gewesen zu sein und ihre Mutter hatte ihnen, sichtlich erleichtert darüber gewesen, dass ihre älteste Tochter niemandem etwas gebrochen hatte, vom Muskelgedächtnis erzählt. Diese Reaktion war also ziemlich gemäßigt gewesen.
„Ich wollte nur...", stammelte Angelo verlegen. „Entschuldige..." Er räusperte sich nervös und sah wieder auf den Zug vor ihnen. Nach ein paar Sekunden versuchte er es erneut, er musste seine Stimme erheben, um die jubelnden und feiernden Menschen übertönen zu können. „Ich wollte nur wissen... Also wir könnten uns treffen! Am besten gleich, wenn diese Zeremonie vorbei ist. Wenn die ganze Stadt feiert! Oder zwei Tage später, dann habe ich noch Zeit einen Tisch zu..."
Ariana stöhnte genervt. „Ach Angelo. Du wirst mal ein richtig süßer Freund", sie drehte sich von ihm weg und sah auf die belebte Prachtstraße, „einer anderen Frau." Er sah aus als hätte man ihm unvermittelt einen Eimer eiskalten Wassers direkt ins Gesicht geschüttet. Emira versuchte respektvoll wegzuhören und schmiegte sich etwas enger an Kaden. Ihre Freundinnen und Bernhard waren auf jeden Fall zu abgelenkt, um etwas mitzubekommen, jubelten sie doch noch immer hingerissen der adligen Wölfin zu. Nur sie und ihr Freund bekamen ungewollt mit, wie sich hier ein ganz anderes Schauspiel abspielte. Erschüttert holte Angelo Luft und versuchte seinen Schock in Worte zu fassen, doch Ariana kam ihm zuvor, drehte sich wieder zu ihm und starrte ihn mit energischem Blick nieder. „Wenn du mich wirklich treffen willst, solltest du versuchen etwas interessanter zu werden."
Kaden neben ihr stieß leise seinen Atem aus und auch sie musste an sich halten um nicht ihre Hand an ihren Mund zu heben. Ihre Schwester konnte wirklich grausam sein.
Der junge Mann holte brüskiert Luft. „Aber ich habe dich und deine Freunde hier hereingelassen!"
Arianas Blick wurde hart, trotzdem beugte sie sich nur näher zu ihm und tätschelte seine Schulter. „Ja genau. Bist ein echt netter Kerl." Er war in Schnappatmung verfallen und Emira hatte langsam Sorge, dass sie ihn bald reanimieren musste, wenn er weiter so von ihrer Schwester auseinandergenommen wurde. „Echt nette Kerle wollen keine Liebe, Nähe, Zuneigung und Sex, weil sie nette Sachen gemacht haben. Das wäre ja nicht nett!"
Mit zusammengekniffenen Lippen sah er sie an. Er hatte seine Augenbrauen angestrengt zusammengezogen, sodass sie wie eine einzige Linie aussahen. „Ja...also...ja schon, aber...", er verstummte missmutig. „Ja", endete er dann.
Emira rechnete es ihm hoch an, dass er seit Tagen der erste Mann, in ihrem nicht näheren Umfeld, war, der sich nicht wie ein komplettes Arschloch aufführte und die Abfuhr schließlich mit einem Nicken annahm. Wie ein geschlagener Hund trat er einen halben Schritt zurück und trank von seinem Wein. Er tat ihr leid, also stupste sie ihre Schwester an.
„Hast trotzdem was gut bei mir!" Angelo legte fragend den Kopf schief. „Ich weiß! Ich kenn den Mann der jetzt die unglaublich teure Uhr deiner Mutter besitzt, die dein dämlicher Bruder versetzt hat!" Interessiert kam er wieder näher.
„Was? Wirklich? Woher?"
Ariana kennt Leute.
Während die beiden begannen über fragwürdig erworbenen Schmuck zu sprechen, verließ der Wagen der Schwester des Alphas ihr Sichtfeld. Die Shinejey warfen noch letzte Kleinigkeiten in die Menge und Emiras Freundinnen begannen auszuwerten was sie hatten.
„Die sind so lecker!" Maria hatte einen der goldenen Bonbons in ihren Händen ausgepackt und teilte schließlich mit allen Umstehenden.
Sie waren nicht so aufdringlich süß wie die, die die Menschen verteilt hatten, sondern hatten einen angenehm frischen Geschmack. Unter der harten Außenhülle war ein zartschmelzender, zuckriger Kern versteckt, der wunderbar mit dem Rest harmonierte. Ein Geschmack wie weiche Sonnenstrahlen nach einer regnerischen Nacht. Selbst Emira, die normalerweise nicht übermäßig angetan war von Zucker, nahm sich noch eines und auch Stella konnte nicht genug bekommen.
„Gib mir noch welche!", forderte sie ihre ältere Schwester auf, als sie ihren Anteil aufgegessen hatte. Nadine drehte sich genervt von ihr weg.
„Ich hab auch nichts mehr. Warte doch, gleich kommt der Alpha!"
Emira wollte sich gerade zum Geländer beugen, als ein weiteres Beben ihren Körper erzittern ließ und sie sich erschrocken an Kaden festhalten musste.
„Das sind ja solche Angeber!" Ariana, als jemand der gerne angab, klang aufrichtig wertschätzend.
Kaden hatte seine Freundin aufgefangen und blickte als einer der ersten die Prachtstraße hinauf. Seine Augen wurden groß. „Das waren nicht die Shinejey."
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