Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinem Essen (Jael)
Und dann waren wir also in dem Geheimgang. Herr Biber erzählte uns im Laufen, dass er ihn zusammen mit Herrn Dachs gegraben hatte, damit sie schneller irgendwohin kamen. Darauf meinte Frau Biber empört: „Du hast mir gesagt, dass er zur Kirche führt!", sie bekam aber keine Antwort, weil wir alle mit Rennen beschäftigt waren. Ja huch.
Seid ihr schonmal durch einen einen Meter hohen Gang gerannt, und dabei gewusst, dass ihr von wütenden Wölfen zerrissen werdet, wenn ihr zu langsam seid? Wenn wir wieder zurückkamen, sollten wir so eine neue Sportart einführen. Falls wir bis dahin nicht sterben.
Also rannten wir weiter, Peter, Nick und Herr Bieber hatten jeweils eine Fackel, die Maus hatte natürlich ihre Taschenlampe, weil Taschenlampen toll sind, vorletzterer lief voraus. So oft hatte er den Gang offensichtlich noch nicht verwendet, denn nach kurzer Zeit landeten wir in einer Sackgasse. Also machten wir eine Kehrtwende und alle hetzten zurück. Wie Nick es dabei noch schaffte, das Star-Wars-Thema auf der Ukulele zu spielen, war mir ein Rätsel.
Der Biber lief vorne, dann kamen Felicitas, Lucy, Johann, Nick und Susan, Frau Bieber lief mit Peter und mir hinten, wir mussten unseren kleinen Geschwistern schließlich Rückendeckung geben, obwohl die Wölfe und so oder so leicht überwältigen konnten; wir hatten ja nur eine Fackel, das Brotmesser und mein Taschenmesser und keiner von uns konnte ordentlich kämpfen. Naja, vielleicht hätte Pete die Wölfe anzünden können, aber abgesehen davon, dass wir dann wahrscheinlich alle verbrannt wären, war mir schon heiß genug.
Endlich kamen wir zum Ausgang; alle stolperten erschöpft heraus. Die Jungs rollten mit Herrn Biber schnell ein Fass vor den Tunnel, das unsere Verfolger hoffentlich wenigstens etwas aufhielt, darum bemerkten sie erst später die ganzen versteinerten Tiere um uns herum.
Einer war zweifellos Herr Dachs, sonst konnte ich noch ein Eichhörnchen, einen Hund, ein Wildschwein und noch mindestens sieben andere Tiere erkennen. Das waren zehn zu viele. Oder elf. Ein Hoch auf die Hele-na-ja-ma-thematik!
Der Platz hatte etwas Trostloses, die kahlen Bäume, die unheimliche Stille und die Ausdrücke purer Angst auf den Gesichtern der Statuen ließen mir es kalt den Rücken herunterlaufen. Die anderen waren genauso entsetzt wie ich; der armen Lucy liefen Tränen die Wangen herab, Felicitas strich den Tieren vorsichtig über die Köpfe und murmelte Entschuldigungen. Nick hatte sogar aufgehört zu spielen, Susan nahm Johann in den Arm (sie sah ihn und Felicitas offensichtlich auch schon als kleine Geschwister an) ich umarmte den nächsten Baum (das mache ich immer, wenn ich traurig bin). Frau Biber legte ihrem Mann mitfühlend die Hand auf den Arm, der fassungslos den Dachs anschaute. „Er war mein bester Freund", sagte er und hielt nur mühsam die Tränen zurück. Peter sagte leise, dass es ihm leidtue.
Inmitten unserer schönen Trauerzeremonie kam etwas Rotes aus dem Gebüsch. Als es uns begrüßte, schauten alle auf und bemerkten den Fuchs, der vollkommen ungerührt vor uns stand. Davon bekam der Biber offensichtlich Aggressionen, denn mit dem Ruf „Du kleiner Verräter" stürzte er sich auf ihn und wollte ihn verprügeln, doch Felicitas ging dazwischen und rief: „Nicht!"
In den nächsten Minuten erklärten wir allen, was der Fuchs eigentlich wollte, und als dieser dann sagte, dass er uns beschützen werde, warnten wir ihn, dass er dann (zumindest im Film) eine Statue wird. Das tapfere Tier ließ sich aber nicht von seinem Entschluss abbringen, woraufhin ich ihm von einem Baum in der Nähe einen Apfel pflückte (obwohl es Winter ist, aber als Herrin der Bäume gelten solche Regeln nicht; der Apfelbaum war mir so dankbar, dass er freiwillig drei Äpfel rausgerückt hat, den einen hatte ja der Fuchs, die anderen beiden aßen grad Nick und Peter, die offensichtlich immer noch Hunger hatten).
Als jetzt also die Formalitäten geregelt waren, kletterte ich auf die nächste Eiche und rief den anderen zu, dass sie hochkommen sollen. Alle bis auf Susan machten das auch und halfen sich gegenseitig hoch, sie fragte noch „Bist du sicher, dass das hier klappt" und die Maus, die schon halb oben war, rief zurück „Im Film schon" , während ich nochmal runter kletterte und die Biber holte, die Bäume lieber fällen als draufzusteigen.
Kaum waren alle in der Krone angekommen, krachte es im Geheimgang. Hechelnd rannte die ganze Wolfsmeute auf die Wiese, obwohl das Graß unter Schnee begraben war. Ich summte im Baum die Feuerwerksmusik (fragt einfach nicht), bis Peter mir den Mund zuhielt. Und ich biss ihn noch nichtmal, weil ich wusste, dass er Recht hat. Wäre schon dumm, wenn wir alle sterben und die weise Hexe gewinnt, nur weil der Baum einen Ohrwurm hatte.
Der Oberwolf entdeckte den Fuchs, der unter unserer Eiche saß, und knurrte seine Brüder an, woraufhin sie den Armen umzingelten. Dann feilschten sie ein bisschen, bis die Wölfe die Geduld (welche Geduld?) verloren und ihn ins Maul nahmen und ihn zwangen, ihnen zu sagen, wo wir waren. Nach einem letzten Blick zu uns sagte er „Nach Norden", worauf die Wölfe ihn fallen ließen und losrannten. Und als wir runter geklettert waren, uns gehörig bedankt hatten und dem Fuchs nochmal einen Apfel gegeben hatten, liefen wir weiter Richtung Steintisch.
Ein paar Stunden später, meine Beine protestierten lauthals und auch Lucy und Johann wurden immer langsamer, während Familie Biber vorneweg läuft und immer wieder „Lauft schneller" sagte, der Biber dumme Sprüche riss (Wie: 'Lauft, solange wir noch jung sind'), Nick spielte mittlerweile Herr-der-Ringe-Filmmusik und ich war traurig, weil wir gerade über einen zu gefrorenen Fluss liefen und es weit und breit keine Bäume gab, weswegen mir die Maus einen Vortrag hielt, warum Bäume nicht in Flüssen wachsen.
Als Herr Biber wieder einmal „Schneller" sagte und Lucy darüber klagte, dass sie müde sei, nahm Peter sie huckepack mit den Worten „Wenn er das noch einmal sagt, werde ich ihn in eine Pelzmütze verwandeln ", da hörten wir von hinten Glockengebimmel. Erschrocken drehten sich alle um, nur um sehen zu müssen, wie der Schlitten der bösen Hexe genau auf uns zu fuhr. Wie auf Kommando drehen wir uns synchron wieder um und rannten weiter, was auch höchste Zeit war, weil das Eis unter den Kufen von Jadis Gefährt immer dünner wurde. Angewandte Physik! Oder Chemie, aber das war mir gerade relativ egal. Reibung erzeugt Wärme und Wärme ist ganz schlecht, wenn man über Eis laufen will.
Obwohl wahrscheinlich keiner außer mir solche wissenschaftlichen Vermutungen aufstellte, strengten wir uns weiter zu Höchstleistungen an und erreichten sogar vor der Schneekönigin die andere Seite. Aber Susan wurde immer langsamer, ich atmete wie ein gehetztes Tier und Nick versuchte nicht mal mehr, „Riding With The King" zu spielen. Zum Glück hatten die Biber eine Idee, sie riefen uns „Hier entlang" zu und rannten durch den Wald (Bäume!), was ein schlauer Zug war, weil die Hexe uns querfeldein nicht folgen konnte.
Nach einem letzten Sprint kam unsere Karawane schließlich an eine kleine Höhle am Straßenrand, in die sich alle atemlos quetschten und versuchten, ihren Puls unter Kontrolle zu bekommen. Der Baum war froh, weil keiner Essen verloren hatte (sogar die Ukulele und die Bücher war noch da, und die Bettdecke hang sicher im Biberhaus), als wir schon wieder Glockengebimmel hörten.
Angsterfüllt drücken wir uns, soweit es ging, in die Höhle und versuchten, leise zu atmen, als der Schlitten anhielt und ein Mensch (oder vielleicht auch Faun oder was weiß ich) einen gespenstigen Schatten auf den Boden vor der Mulde warf. Die Schritte kamen näher und Peter, ganz der große Bruder, wollte rausgehen und sich den Unbekannten stellen, um uns zu beschützen. Und ich glaube, dass mein Gehirn nicht genug Sauerstoff abgekriegt hatte, weil ich so gehetzt war (und die Maus die Stelle nicht mitgeschaut hatte), dass wir die Szene nicht wiedererkannten und folglich keinen spoilern konnten.
Bevor irgendwer anders versuchen konnte, Pete am Rausgehen zu hindern, hielt Herr Biber ihn fest und sagt: „Narnia braucht dich noch. Ich gehe." „Und dich auch!", rief seine Frau ihm noch hinterher, und obwohl er ihr noch mal die Pfote auf die Schulter legte, war er dann schon weg. Dann war es ruhig, abgesehen von Nick, der in seiner Ecke ein paar verzagte Akkorde von „Stille Nacht" spielte, bis Susan ihm die Ukulele wegnahm. Dann herrschte wieder angespannte Stille.
Alle malten sich in Gedanken aus, was jetzt wohl draußen passierte, und nichts zu wissen ist viel schlimmer als die offensichtliche Gefahr. Durch meinen Kopf huschten Bilder von Monstern, wie man sie eher am Ende der Welt finden würde und der Umriss eines Minotauren, der aus irgendeinem Grund meine Bäume fällen wollte, tauchte immer wieder auf. Der komische Zwerg mit der roten Mütze kam ab und zu vorbei und versuchte mit seiner Axt, die Ukulele zu zerhacken (Musikinstrumente zerstört man nicht!). Feli hing am Rand einer Klippe und Johann versuchte vergeblich, sie hochzuziehen. Ich stand in einer Art Schockstarre daneben und konnte nicht helfen.
Mein armes mitteldeutsches Gehirn war ganz offensichtlich überfordert mit der Situation. Soviel dazu "Der Mensch stammt vom Affen ab". Wenn ich ein Affe gewesen wäre, wäre ich durchgedreht und schreiend in den Wald gerannt, hätte mich auf dem nächsten Baum verkrochen oder was auch immer. Hochqualifiertes Gehirn!
Plötzlich tauchte am oberen Höhlenrand Herrn Bibers Kopf auf, verkehrtherum, wahrscheinlich, weil er auf unserer Decke lag und so nach unten schaute. Fröhlich rief er: „Kommt raus, Kinder! Hier ist jemand, der euch sehen möchte. Hoffentlich wart ihr alle brav!" Jetzt kam mein Verstand langsam zurück (Welcher Verstand? Soweit ich mich erinnern kann, hab ich keinen. Ja huch, da haben wir das Problem. EGAAAL)
Naja, jedenfalls ging mir ein Licht auf und ich erinnerte mich wieder. Das war auch gut so, denn alle starrten Maus und mich an, als ob wir wüssten, was los war. (Das stimmte zwar mittlerweile wieder, aber Baum.)
Ich grinste zurück und rief: „Los! Jael wollen ganz viel Essen haben! Außerdem wollte ich schon immer mal den Weih..." Der Rest meines tollen Satzes verlief sich im Wald, weil die Feli mir brutal in die Seite geboxt hatte, ich war aber grad zu aufgedreht, um sie kopfüber in den Schnee zu werfen, ihr Brennnesseln in die Socken zu stecken oder die Batterie in ihrer Taschenlampe umzudrehen. „Ruhe", sagte Peter mit seiner gesammelten großer-Bruder-Würde, „Wer ist da draußen?"
Statt zu antworten drehte ich mich um und lief zur Straße, gefolgt von Feli, und irgendwo hinter uns waren auch noch die anderen. (Zumindest konnte ich hören, wie Nick „Jingle Bells" spielte. Der Depp machte die tolle Überraschung kaputt!) Auf dem Weg war ein Schlitten, gezogen von vier braunen Rentieren, neben dem Bock stand ein rundlicher Mann mit breitem Grinsen und langem, weißen Bart. Es war tatsächlich der Weihnachtsmann!! Und nein, er trug weder einen roten noch einen blauen Mantel.
Er wünschte uns und den anderen, die mittlerweile auch da waren, fröhliche Weihnachten, Peter murmelte: „Der ist also da draußen." und Lucy rief begeistert „Geschenke!" und rannte zum Schlitten. Nachdem sie ihren Dolch und ihren Heiltrank bekommen hatte, kriegte der Knülch eine blaugemusterte Endlos-Verschwindibus-Tasche (wie Hermine im 7. Teil) und ein kleines Wurfbeil mit rot-goldenem Griff, in den natürlich ein Löwenkopf geritzt war. Die Maus erhielt einen Tarnumhang, der, wenn er nicht gerade unsichtbar war (dann ist er unsichtbar), aus einem purpurrotem, fließenden Stoff bestand, und nur unsichtbar machte, wenn sie die Kapuze aufsetzte. Dann bekam Susan ihren Bogen, Nick schenkte der Weihnachtsmann eine Axt (die echt schön war, der Griff war natürlich wieder dunkelrot mit goldenen Fäden, die sich vom Griff über den Hals bis hin zur Schneide locker um den roten Grund wandten, am oberen Ende formten sie sich dann zu einem dreidimensionalen Löwenkopf), ich bekam vom Weihnachtsmann zwei Messer, circa so lang wie mein Unterarm, der Griff war aus weißem Birkenholz und von Wurzeln (NEIN, lass mich mit Mathe in Ruhe, du dummer Kopf!), die am Knauf einen löwenförmigen Baum bildeten, überzogen und Pete kriegte Schwert und Schild. Die Messer fühlten sich in meinen Händen weich an, das glatte Holz schmiegte sich perfekt an meine Haut. Die Klingen strahlten unter den Bäumen in einem hellen Silber, sodass ich überprüfte, ob sie ganz sicher nicht aus Mithril waren. (Sind sie nicht. Eine Runde Mitleid für den Baum).
Alle waren glücklich und bedankten sich, mein Kopf schaltete von 'Affen' auf 'Mensch'-Modus, Feli schrie: „Alte Brote immer in die Toastermaschine!", Nick spielte „Rudolph, The Red-Nosed Reindeer" und der Weihnachtsmann schärfte uns ein, dass wir Werkzeuge und keine Spielzeuge bekommen hatten und brav damit umgehen sollten; gute Idee, ich hatte nämlich keine Lust, mit Johanns Beil im Fuß aufzuwachen.
Und dann bekamen wir noch heißen Tee und Brot, Frau Biber freute sich, dass sie das Brotmesser und die Marmelande mitgenommen hatte und Nick zeigte mir die Akkorde von „Jingle Bell Rock". Dann ging der Weihnachtsmann wieder, nicht ohne dass wir ihm alle frohe Weihnachten gewünscht hatten, Felicitas unbedingt ihren neuen Mantel ausprobieren und „Ich sehe was, was du nicht siehst" spielen wollte und wir den Pevensies „We Wish You A Merry Christmas" beigebracht hatten.
Nachdem der Tee und die Brote restlos verschwunden waren, liefen wir weiter zum Fluss, während es immer wärmer wurde und wir schneller liefen, weil wir keine Lust hatten, über den Fluss zu schwimmen. Als wir unterhalb des Wasserfalls ankamen, sahen wir, dass das Eis mittlerweile aber echt weit geschmolzen war und grad mal vier Zentimeter dick war, weshalb der Biber vorausging (Nick spielte „Ride The River") und mit seinem Schwanz das Eis prüfte.
Zögerlich trat ich hinter ihm auf die glatte Fläche und sprang schnell zurück, weil sich die Platte unter mir bewegt hatte und ich keine Lust hatte, schon wieder nass zu werden. Doch dann hörten wir Wolfsgeheul in der Nähe und sahen oben am Wasserfall den dunklen Schatten zweier Wölfe.
Feli nahm entschlossen Johann und Lucy an den Händen und bat Susan, ihr den Tarnumhang umzuwerfen. Plötzlich waren alle drei weg und man sah nur noch, wie sich die Eisplatten bewegen, wenn sie draufstanden. Dann wagten wir uns auch aufs Eis; zumindest mussten wir die andere Seite erreichen – oder wir würden gefressen werden. Obwohl wir drüben wahrscheinlich auch sterben würden. Ich versuchte zu rennen, was eine schlechte Idee war, weil ich fast auf die Fresse geflogen wäre und nur stehen blieb, weil Nick mich am Arm gepackt hatte.
Die Wölfe waren jetzt drüben angekommen und wir waren gerade mal in der Mitte des Flusses. Susan sah sich panisch um, aber es war keine Rettung in Sicht. Wir waren also auf uns ganz allein gestellt. Hoffentlich hatten die anderen wenigstens sicher das Ufer erreicht. Ich stellte mich wieder aufrecht hin und zog meine Messer, Nick packte die Ukulele weg und nahm seine Axt fester, Susan spannte ihren Bogen und legte einen ihrer rotgefiederten Pfeile ein und Pete hob Schwert und Schild.
Doch Herr Biber war schneller: Er machte einen entschlossenen Satz auf einen unserer Gegner zu, aber die waren mehr und stärker als ein kleiner Biber. Und sie hatten scharfe Zähne. Bald lag das arme Tier am Boden, einer drückte ihn mit dem Maul nach unten. Peter machte einen zögernden Schritt nach vorne und sagte: „Lass ihn gehen", was die Wölfe leider nicht beeindruckte, wahrscheinlich, weil seine Hände zitterten. Mir ging es nicht viel besser, ich dachte nur noch an spitzte Krallen, Zähne und Tod, und bis Susan mir einen verzweifelten Blick zuwarf, fehlten die Wörter „Wissen" und „Film" leider in meinem Wortschatz.
Wenn man bei sich Zuhause sitzt und es warm ist, sind spannende Szenen ja schön und gut, aber wenn man friert und fast stirbt, kann man schlecht denken. Während der Biber und der Oberwolf abwechselnd auf Peter einreden, entweder zu kämpfen oder aufzugeben, suchte ich fieberhaft nach einer Lösung. Endlich kam ich zu einer weltverändernden Erkenntnis (wohl eher eisverändernd, aber egal). Ich kniete mich aufs Eis, steckte ein Messer zurück in die Scheide und bearbeite mit dem anderen den Boden. Ich schnitt Löcher, stampfte Eis kaputt und versuchte, irgendwie eine Platte abzutrennen.
Und gerade rechtzeitig; als der Wolf sagte: „Ich warte nicht ewig. Und der Fluss auch nicht", brach das Wasser durch den Wasserfall. Nick und Susan starrten gebannt nach oben, während ich mein Messer in den Boden rammte, mir Su packe und Peter neben mir das Selbe mit seinem Schwert und Nick machte, sprangen die Biber ins Wasser, dann gab das Eis vollends den Geist auf und schwemmte große Stücke davon (die Wölfe zum Glück auch) und unser kleines "sogenanntes Boot" wurde unter Wasser gedrückt. Es war eisig, eisig kalt und gerade als ich mir dachte, dass Mr. Tumnus seinen Pullover wohl nie mehr wieder kriege und dass alles wirklich sehr traurig sei und ob man Wasser wirklich nicht einatmen könne, kam das Gefährt wieder an die frische Luft.
Wir klammerten uns panisch an den Waffen fest, während wir echt schnell stromabwärts gespült wurden. Bis das Eisschollenboot endlich Richtung Ufer driftete (Sogar die richtige Seite, juhu), waren die Biber wohlbehalten neben uns aufgetaucht und mir war kalt.
Als wir dann an Land waren, tauchte der Rest unseren schönen Karavane wieder auf und nachdem wir alle umarmt hatten, Johann mich ausgelacht hatte, weil mein Pulli schon wieder nass war, Nicks Ukulele noch lebte und Susan „We Are The Champions" zum Besten gegeben hatte, liefen wir den Bibern hinterher zu Aslans Lager und dem Steintisch, während um uns herum die Bäume blühten, Schnee schmolz, neue Triebe aus der Erde schossen und die Luft ihren ganz eigenen Frühlings-Geruch annahm. An einem besonders schönen Kirschbaum ließen die Pevensies ihre Mäntel und ich meinen Pulli zurück und fünf Minuten später waren unsere Klamotten und Haare schon wieder trocken. Dryaden tauchten auf und winkten uns zu, bis wir in einem kleinem Tal das Lager entdeckten.
Zwischen roten und goldenen Zelten wuselten Zentauren, Faune und Tiere aller möglicher Gattungen, Farben, Aussehens und Lieblingsessen umher. An der Kopfseite stand das größte Zelt, und dorthin liefen wir alle. Nick spielte „Shake It Of", Johann erklärte Lucy die ganzen Tiere und ich redete mit Felicitas, Su und Peter über Edmund. Wir machten uns mittlerweile echt Sorgen, was mit ihm passiert war, und obwohl wir den Geschwistern erzählten, was wir wussten, hatten wir keinen Plan, wo er jetzt war.
Als wir über eine sommergrüne Wiese liefen, vorbei an einem klaren Bach, blieben Lu und ich ein Stück zurück, weil wir unbedingt die ganzen Blumen genau anschauen mussten. Als wir gerade eine Osterglocke entdeckt hatten, bildete sich aus einem Kirschbaum, der am Ufer des Flusses stand (ein Genitiv!) eine Blütendryade. Blütendryade deshalb, weil sie nur aus Blüten bestand und keinen festen Körper aus Holz wie eine normale Dryade hatte. Baumisches Gesetzbuch, §2, Absatz6. Sie winkte uns zu, wir winkten zurück und rannten dann schnell weiter, um die Anderen wieder einzuholen.
Im Lager fummelte sich Frau Biber immer im Fell herum und ihr Mann sagte ihr, dass sie toll aussah, Susan fragte, warum uns alle anstarrten und Lucy antwortete ihr: „Vielleicht finden sie, dass du komisch aussiehst." Dann waren wir vor Aslans Zelt angekommen. Wir stellten uns in einer Reihe, nach dem Alter geordnet, auf, Peter zog sein Schwert und sagte: „Wir sind gekommen, um Aslan zu sehen." Der Zentaur neben ihm, Oreios, nickte in Richtung Zelt und als sich der Stoff bewegte, verbeugten sich alle Faune, Geparden, Leoparden, Greife, Zentauren, Einhörner... Kurz gesagt: Alle Nicht-Menschen.
Der rote Zeltvorhang bewegte sich. Eine riesige, im Sonnenlicht goldene Pfote kam durch den entstandenen Spalt. Dann kam der Rest von Aslan durch den Eingang. Im Film ist die Szene echt eindrucksvoll, und ich sage euch, in echt war der Löwe noch viel beeindruckender. Der Wind zerzauste die Mähne und lies ihn wie ein überdimensionales, lebensgefährliches Kuscheltier mit Reiszähnen aussehen. Er schaute uns an, und sofort vergaß ich alles, was ich je über Kuscheltiere gedacht hatte. Aslan war mächtig, uralt. Er war des Sohn des "Emperor over the sea", konnte uns innerhalb von Sekunden in Stücke reisen und würde es trotzdem nie tun. Weil ihm nichtsdestotrotz etwas an uns armen, menschlichen Affen lag. (Bäume dürfen auch mal phylosophisch sein. Ich hab mal eine Dryade getroffen (aus Holz, also eine Edeldryade), die hat mit calormenischen Weisheiten nur so um sich geworfen. Auf Englisch natürlich...)
Wir knieten uns alle hin, Peter und Nick stützten sich wie alte Männer auf ihre Waffen und Johann ließ sein Tierebuch fallen. Als dann wieder alle standen, erklärt Peter ihm, wo Ed war, und dann sagte Aslan, dass am Ende alles gut werde. Meine Rede. Wir hatten ja ihn auf unserer Seite. Und Peter. Und Lucy, Mr. Tumnus und die ganzen anderen Leoparden, Faune, Zentauren und Biber, die für Aslan bis zum Tot kämpfen würden.
Guten Morgen, ein verplanter Baum hier, der das Zeitgefühl verloren hat und darum vergessen hat, dass nach Montagen Dienstage kommen. Und wir haben Weihnachtsferien! Also fast. Die Woche ist noch Homeschooling. Bööse. Wir werden alle sterben. Und überhaupt.
Falls ihr euch fragt, was mit Nick passiert ist: Wir (Feli und ich) versuchen ihn dazu zu bringen, endlich das letzte Kapitel zu schreiben. Wir haben sogar schon tolle Kapfstrategien für den 2. Teil entwickelt, aber Maus will noch net anfangen, bevor das erste Buch fertig ist. Also muss mein ukulelespielender Brunder SCHREIBEN. Was er aber, wie gesagt, nicht tut. Traurig.
Baum vergisst: Beim oberen Bild gehen alle Rechte an der Urheber. Böser Baum.
Und als baumisches Schluss/Gruß/Baumwort:
Baum
Ave!
~Jael
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