Kapitel 3

Die pechschwarzen Rauchschwaden stiegen in der Ferne gen Himmel, das Feuer war noch längst nicht erloschen. Er hatte sich mit Lara den Berg hochgekämpft, bevor er unter Schmerzen zusammengesunken war. Seine Tochter lehnte mit dem Kopf an seiner Schulter, noch immer weinte sie. Die Tränen tropften von ihrem Gesicht in seinen Schoß.

„Papa, was ist passiert?"

„Es wird alles gut, mach dir keine Sorgen", entgegnete er ihr. Gleichzeitig strich er über seinen Oberschenkel, wohlwissend, dass er sie gerade angelogen hatte.

„Waren das böse Menschen?"

„Ja, aber die haben wir hinter uns gelassen." Er strich ihr über die Wange.

„Und wo ist Oma May?", schluchzte sie. Jonathan sah in ihr verweintes Gesicht und wischte ihr die Tränen weg.

„Die hat den bösen Menschen ordentlich den Hintern versohlt."

Und da war es wieder, das Schmunzeln in Laras Gesicht, das ihn so sehr an Cathy erinnerte. Er presste sie an sich und sie wünschte sich, sie nie loslassen zu müssen. Doch waren sie nicht in Sicherheit, dessen war er sich ebenso bewusst wie der Tatsache, dass er nicht mehr weit kommen würde. Sein Blick verschwamm zunehmend und auch das ständige Zusammenkneifen half nicht mehr dabei, diesen aufzuklaren. Er hatte zu viel Blut verloren, so war seine Hose durchtränkt mit dem nach Eisen riechenden Rot.

Plötzlich schreckte er hoch. Das Geräusch von kleinen Steinchen, die unter Schuhsohlen gerieten, ließ seinen Puls in die Höhe schießen. Er versuchte, sich aufzurappeln, doch seine Finger versagten, als er sich hochziehen wollte. Mit Lara im Arm kroch er vorwärts, doch auch das brachte den beiden lediglich Zentimeter. Die Schritte kamen immer näher, er gab nicht auf, krallte sich unermüdlich in den Boden und zog seinen Körper hinterher.

„Da ist er ja." Jonathan drehte sich um, sah die zwei Männer die schelmisch dreinblickten. Ihre weißen Zähne blitzten in den Strahlen der Sonne, während das Gelächter ihre Lippen verließ. „Hast du wirklich geglaubt, wir würden dich verschonen?" Derjenige, der mit ihm sprach, ging auf ihn zu. „Du hast uns direkt hergeführt, weißt du das?", fragte er ihn, während er seinen rechten Schuh in die Wunde presste.

Jonathan wollte Lara keine Angst machen, scheiterte jedoch dabei, den Schmerz nicht hinauszuschreien.

„Papa?", schrie Lara los, während ihre gerade getrockneten Wangen wieder in einem Meer aus Tränen versanken.

„Es wird alles gut, meine Kleine", keuchte er.

Der Mann entriss ihm Lara. Jonathan griff nach ihr, jedoch schmetterte ihn ein harter Tritt gegen sein Kinn zu Boden.

„Weißt du was?", fragte er Lara. „Dein Papa hat dich angelogen. Wenn du ihn jetzt doch bloß sehen könntest", fuhr er fort, „aber leider kannst du das ja nicht."

Mit letzter Kraft hechtete Jonathan nach vorn, doch eine zweite Kugel durchschlug seinen Oberkörper, bevor er nach ihr greifen konnte. Laras Schreie hallten von der Gebirgswand zurück. Der Mann, der sie auf dem Arm trug, entfernte sich langsam von dem am Boden liegenden Jonathan. Jeder Schritt brachte ihn dem Felsvorsprung näher, bis er schließlich in den Abgrund blickte, der sich vor ihm auftat.

Sie spürte den Wind um ihre Ohren wehen, die Haare, die umherflogen. Ihre Hände griffen ins Leere, als sie die Arme ihres Vaters suchte.

„Papa, fängst du mich auf? Du hast es versprochen."


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