Kapitel 4-3

Sie verließen den Gleiter und gingen den abschüssigen Weg hinab in die Schlucht. Hinter sich hörten sie Namis Relais auf den Gleiter krachen, aber niemand sah mehr zurück. Es war nun so heiß, dass sie alle paar Minuten wie ferngesteuert zu den Wasservorräten griffen. David und Viktor trugen diese in ihren Rucksäcken, während Nami dem Verletzten Eddie beim Gehen half. Der schwarze, wie geteerte Boden unter ihnen war heiß wie Feuer. Während die anderen schon auffällig schnelle Schritte machten, fühlte es sich für Nami ohne Schuhe an, als klebten ihre brennenden Füße am Boden. Sie traute sich nicht sich deren Unterseite anzusehen, immer weiter gehen, nicht aufgeben.

Die Sonne stach ihnen wie mit Nadeln in den Rücken und bohrte sich wie tückische Stacheln in die verätzten Stellen an Namis Hinterseite. Sie war darauf trainiert, vieles zu ertragen, aber dieser Planet brachte sie an ihre Grenzen. Der erste Schatten war wie Balsam für ihren Körper. Zwar war es immer noch unerträglich heiß, aber hier konnten sie eine Rast einlegen, ohne Gefahr zu laufen zu sterben.

Prof ließ sich erschöpft auf einen Felsen fallen. Sein Atem ging schwer. Das Innere seines Helmes war völlig angelaufen, sodass er kaum noch etwas sehen konnte. Auch Eddie litt übermäßig unter dem Klima. Nami glaubte nicht daran, dass er diese Tortur überleben würde. Aber sie hatte auch nicht vor, unnötig Streit zu erzeugen, indem sie die anderen darauf hinwies.

„Wir sollten hierbleiben. Der Weg zum Gleiter zurück ist nicht so weit und vor der größten Hitze sind wir geschützt", sagte Nami mit Blick zu Prof. Er würde den Weg sicherlich nicht schaffen. Hier waren seine Überlebenschancen größer.

„Es wird noch heißer werden und unsere Wasservorräte gehen zur Neige", erwiderte David, „Da drüben herrscht viel dichterer Schatten aufgrund der Vielzahl der Überhänge. Wir sollten weitergehen."

Da hatte er Recht. Allerdings lag dazwischen eine weite Strecke. Zurzeit spendeten die Wände noch ein wenig Schatten. Dieser Schutz wäre dahin, wenn die Sonne im Zenit stand.

„Das ist Wahnsinn. Wir werden geschmort!", hielt Nami dagegen.

„Es ist Wahnsinn, hier auf den sicheren Tod zu warten!"

„Ich kann dir ja gerne helfen die Zeit zu verkürzen." Sie war nahe dran, ihn an ihr Versprechen zu erinnern, ihn auszuschalten, wenn er Ärger machte.

„Hör mal zu", sagte David wieder merklich bedächtiger, „Wir müssen hier zusammenarbeiten, wenn wir überleben wollen. Ich weiß, du lässt dir nichts sagen. Aber denk doch einmal an deinen Begleiter. In seinem Alter macht er diese Temperaturen einfach nicht mehr mit."

Der Blick seiner braunen Augen war starr auf sie gerichtet. In ihnen lag kein Funke Überheblichkeit oder gar Spott. Nami wandte betreten den Blick ab. Dieser Mann musste versteckte psionische Fähigkeiten haben, redete sie sich ein.

„Also gut, aber beeilen wir uns."

Sie tranken alle noch einmal einen kräftigen Schluck Wasser, dann folgten sie dem Weg, nahe der Schattenseite der Schlucht. Mit jeder Minute die verstrich, schrumpfte der schattige Streifen mehr zusammen. Sie gingen automatisch schneller, flüchteten vor dem Licht.

„Ich bin übrigens überrascht, dass wir nicht mehr per Sie sind", meinte David amüsiert.

„Ein unverzeihlicher Fehler in der Hektik des Gefechts", brummte sie.

„Ich denke Nami ist einfach nicht so zuwider, wie sie versucht zu tun", mischte sich Eddie zum ersten Mal ein. Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Nami wollte sich nicht auf einen Streit einlassen, denn er musste seine Kräfte sparen.

„Konzentrieren wir uns einfach auf den Weg, Jungs."

Nami versuchte Eddie noch mehr Halt zu geben, nachdem dieser stetig weiter in sich zusammensank. Sie sah ihm seine Schmerzen an und hatte Mitleid mit ihm, auch wenn die ihrigen seinen nahe kommen mussten. Sie war froh am Ende des Zuges zu gehen, sodass niemand die blutigen Spuren bemerkte, die sie hinterließ.

„Du solltest auf diesen David aufpassen", sagte Prof halblaut zu ihr.

„Hältst du ihn für gefährlich?"

„Er beeinflusst dich – das gefällt mir nicht."

Nami lachte leise auf. „Ich habe meinen eigenen Willen, keine Sorge."

„Du bist eine Frau und er ein Mann – ein gut aussehender noch dazu. Er erinnert mich an deinen Vater. Bald wird er anfangen, dir Avancen zu machen."

„Ich werde nicht den Fehler meiner Mutter wiederholen", sagte sie mit grimmigem Unterton. Mit einem mahnenden Blick machte sie deutlich, dass dieses Thema damit beendet war.

„Ihre Sorge ist unbegründet", sagte Eddie leise, „Der Mann ist bereits vergeben."

Diese Information überraschte Nami. Hatte er etwa eine Affäre innerhalb seines Teams? Und das nachdem er angeblich erst vor kurzem aus dem Kryoschlaf erwacht war? Eine unverständliche Wut brodelte in ihr auf. Wahrscheinlich war er wie die Gewöhnlichen in ihrer Basis, die es vor lauter Verzweiflung mit jeder tun würden.

„Was für ein reizender Ort für eine kleine Liebschaft", sagte sie bissig.

Eddie schüttelte den Kopf. „Nein, seine Frau wartet auf der Erde auf seine Rückkehr."

Da konnte sie lange warten. Aber Nami hatte von derartigen Partnerschaften gehört. Auch in ihrem Team gab es Gewöhnliche, deren Partner auf der Erde im Kryoschlaf auf ihre Rückkehr warteten. Arme Irre.

Ein Brennen auf dem Kopf erinnerte Nami daran, wie klein der Schattenstreifen schon geworden war. Vor ihr ging man bereits an die Wand gepresst weiter. Schon nach kurzer Zeit brannte es in ihrem Genick. Sie versuchte schneller zu gehen, aber weder war Eddie dazu in der Lage, noch ließen es ihre vor Schmerz tobenden Füße zu.

Dann war es wohl auch für Prof zu viel. Ein Wanken deutete seine zunehmende Schwäche an. Er kämpfte dagegen an, machte ein paar tapsige Schritte und fiel in sich zusammen. Nami sprang nach vorne und bekam gerade noch seinen Kopf zu fassen.

„Prof!"

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