Kapitel 10-1
Bibi streifte die Decke von seinem Körper und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Wer wusste schon, ob er sie noch einmal brauchen würde? Er verließ sein Bett, worauf sich die tiefe Kuhle, die sein Körper in die Gelmatratze gedrückt hatte, wieder auffüllte. Er warf einen kurzen Blick in den Spiegel und roch unter seinen Achseln, deren Geruch er kaum wahrnahm. Seine Muskulatur fühlte sich steif und schwerfällig an. Er streckte seinen Rücken, der ihm mit einem lauten Knacken ein Lebenszeichen gab und trat zu dem fleckigen Tisch inmitten seines Zimmers. Beim Versuch, eine der gläsernen Flaschen herunterzunehmen, fielen ihm einige weitere zu Boden. Er überlegte sich, sie aufzuheben, winkte dann aber ab und trank in gierigen Zügen. Der Alkohol legte sich rasch wie ein beruhigender Mantel über das kontrollierende Bewusstsein in seinem Kopf.
Auf dem Boden lagen überall verteilt die Einzelteile seines Anzugs. Er las sie eines nach dem anderen auf und fixierte sie an seinem Körper. Der zähe verstärkte Kunststoff fühlte sich an, als wäre er in ein gigantisches Gummibärchen gehüllt. Er machte ein paar ungelenke Bewegungen, bis er sich daran gewöhnt hatte.
Fast hätte er vergessen den Emitter mitzunehmen. Er fand ihn unter dem Flaschenhaufen und steckte ihn in seine Seitentasche. Ein Kontrollblick auf die Uhr verriet ihm, dass er zu früh dran war. Aber es kam nicht selten vor, dass er vor allen anderen im Hangar war. Und heute hatte er keine Lust etwas zu essen.
Bevor er das Zimmer verließ, legte er die schwarze Ebenholzflöte auf dem Tisch ab. Es war das Einzige, was seine Mutter ihm vermacht hatte. Er wollte sie nicht gefährden. Am liebsten hätte er noch einmal darauf gespielt, aber seine Gedanken waren derartig auf das Kommende fokussiert, dass er dazu kaum imstande gewesen wäre.
Er öffnete die Tür und hielt ein letztes Mal inne. Bedauerlich, wie sich alles entwickelt hatte. Als er sich für diese Mission gemeldet hatte, trug er die Hoffnung in sich, hier einmal leben zu können. Das war bevor er die lebensfeindlichen Zustände hier gesehen hatte. Und doch hatte die tägliche Arbeit hier ihn abgelenkt, ihn seine Vergangenheit ein wenig zur Seite legen lassen. Und nun drohte die ganze Sache zu kippen. Jetzt, wo er sich endlich mit seiner Vorgesetzten verstand, wo er dachte, es ginge nur noch bergauf. Wütend schlug er mit der Faust gegen den Türrahmen. Er würde sich das alles hier nicht nehmen lassen. Und erst recht nicht sein Leben.
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